Tessa &' Tod: Ein einziger Tag... [Beendet]

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Death

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Tessa &' Tod: Ein einziger Tag... [Beendet]

von Death am 22.11.2021 23:10

 

Wie es ihr selbst gestellter Brauch verlangt: Einmal in jedem Jahrhundert verweilt Tod unter den Sterblichen. Ein Tag, an dem sie ist wie alle anderen, wandelt sie unter den Menschen auf der Erde. Immer und stets mit einem Ziel...zu erleben, was sie den Menschen bringt, wenn sich ihr Leben dem Ende entgegenneigt. An diesem Tag ist sie immerzu einer der Auserwählten, die dem Tod noch vor Ablauf des Tages in die Augen blicken würde...
Und so wandelt auch die 25-jährige Alice durch ihren Tag. Die Hobbyautorin, Barista und Theaterschauspielerin mit einem Faible für das Übernatürliche und einer dissoziativen Identitätsstörung bemerkte schon beim Aufstehen, dass das nicht ihr Tag werden würde, denn etwas war anders gewesen, als sie die Augen aufgeschlagen hatte. Wie ein Schatten war ihr etwas durch ihre kleine Wohnung gefolgt und sie spürte jemanden im Nacken, jemand in ihrem Kopf? Doch sie wollte ihren Montagmorgen wie immer verbringen, bis sie ihre Schritte in eine kleine Bar führten statt ins Theater...
Und was dort auf sie wartet, kann sich auch die vom Schicksal nun schon mehrmals hart getroffene, aber immer wieder auf die Beine kommende Tessa noch nicht ausmalen...



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...Anyway: I'm not blessed, or merciful. I'm just ME. I've got a JOB to do, and I do it.
Listen: Even as we're talking, I'm there for old and young, innocent and guilty, those who die together and those who die alone...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 24.01.2024 10:00.

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 23.11.2021 22:55

Manchmal, da öffnete man seine Augen, und man wusste, dass es wieder einer dieser Tag werden würde.
Auch für mich war heute scheinbar genau dieser Tag. Bereits seit einer halben Stunde starrte ich an die weiße Decke meines kleinen Schlafzimmers. Doch was wollte man schon dagegen tun? Am besten wäre es wohl, wenn man einfach die Beine aus dem Bett schwang und sich aufmachte, nicht? Damit würde man das Gefühl wohl nicht loswerden, aber man hätte wenigstens etwas, das die Hände und die Gedanken beschäftigen konnte...
So warf ich meine Beine aus dem Kopf und kam mit raschem Schwung in die Senkrechte, saß an der Bettkante und konnte durch das Zimmer sehen. Die Anlage auf dem Schreibtisch, der etwas unaufgeräumt daherkam, die bunten Vorhänge dahinter vor dem Fenster, das noch immer offen stand und die kühle Stadtluft nach drinnen wehte. Ein frischer Hauch, der mir auf dem Gesicht gerade recht kam. Und für einen Moment hielt ich die Augen geschlossen, atmete tief durch, ehe ich sie wieder öffnete. Wie oft ich mit diesen Kopfschmerzen aufwachte. Allerdings hatte ich auch die schlechte Angewohnheit, immerzu zu spät ins Bett zu gehen, doch dabei handelte es sich wohl um eine andere Baustelle. Also schüttelte ich leicht den Kopf und stemmte mich hoch, stand auf. Mit einer wogenden Bewegung schaltete ich dabei die Anlage an und sofort erklang die Musik. Mit einem schiefen Lächeln bewegte ich mich erst einige Takte dazu, ehe ich mich umwandte und mich auf der anderen Seite des kleinen Raumes dem Schrank zuwandte. Was es heute sein sollte? Ich blieb doch bei meinem schwarzen Hoodie, der lockeren Blue Jeans und warf dann meine Haare zurück, die in einer grünen Welle wieder auf meinen Schultern zum Liegen kamen. Noch einmal von hier, dann von da herum im Spiegel ansehen. Ja, so passte es. Es war zwar nichts anderes als sonst, doch jeden Morgen überkam mich doch die Lust wieder darauf, einen solchen Look aufzutragen. Ich fiel durch meine Haare und meinen Charakter bereits genug auf, aber an sich bevorzugte ich eher bequeme Kleidung, die auf den ersten Blick wenig hermachen mochte; Bandshirts, Hoodies, lose Jeans, Sneakers, Chucks. Ich war da sehr offen.
Noch immer zur Musik wippend trat ich kurz darauf durch den kurzen Flur und fand mich in der Küche wieder. Etwas Geschirr hatte sich angesammelt und...ein Topf angebackener Makkaroni. Ich konnte mich nicht erinnern, welche gegessen zu haben. Doch das hatte bei mir nicht viel zu bedeuten – mir fehlten öfter mal kleinere Episoden im Tagesverlauf. Und wer sich deshalb Sorgen machte, den konnte ich beruhigen, dass es nur meine Freunde waren, die der Welt dann einen Besuch abstatteten. Psychologisch-psychiatrisch war das sicher nicht der richtige Ausdruck, ging es doch dabei lediglich um „Identitätsausdrücke", aber wenn sie sich doch gerade so mit mir unterhielten, oder ich ihre Gespräche dann und wann verfolgen konnte, traten sie genau in den Zeiträumen irgendwie zu Tage, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Aufarbeiten war da oft angesagt, auch wenn sich nicht alle daran hielten. Und wer auch immer Makkaroni hatte haben wollen, der...Und da stolperte ich gerade über einen gelben Zettel, den jemand auf dem Esstisch angebracht hatte. Eine Entschuldigung? Nun, eher eine Erklärung in drei Worten, weshalb die Küche aussah, als hätten zehn Mann hier gegessen... „Hunger gehabt, Sorry". Es schien sich bei der Fressattacke auch um ein nächtliches Attentat gehandelt zu haben. War die Sauce dort etwa noch frisch...?
Ich schüttelte nur leicht in den Kopf, warf den Topf und die Teller in die Spüle und ließ heißes Wasser ein. So viel Zeit hatte ich noch. Noch etwas Spülmittel dazu...
Kurze Zeit später quietschte der Lappen auf dem Porzellan, um auch noch den letzten Fleck des angebackenen Käse entfernen zu können. Manchmal fand ich es schade, dass sie zwar Unfug anstellen konnten, am Ende aber diesen auch nur einer von uns wieder beheben konnte. Wenn man schon zu mehrt lebte, sollte man sich auch unterstützen – hierbei handelte es schließlich um so etwas wie ein WG, oder nicht? Ich musste schmunzeln und summte dabei die ersten Takte des nächsten Liedes mit. „This Time, Baby, I'll be bulletproof...na na na." Ich schwang leicht mit, trocknete etwas später auch den letzten Teller ab und stellte ihn beiseite und nickte mir selbst zu. Wieder etwas geschafft. Das steigerte die Moral an diesem eigenartigen Tag doch ungemein, oder nicht? Ich nickte wieder, als wollte ich mir antworten, weil es sonst in diesen vier Wänden keiner sonst tun würde. Also...potentiell schon, doch im Moment wohl nicht. Ausnahmsweise, denn das kam seltener vor, war ich wirklich allein. Ich zuckte nur mit den Schultern bei dem Gedanken. Ich machte mir nicht viel daraus. Stattdessen packte ich meine Sachen für das Theater zusammen. Heute hatten wir noch einmal eine große Probe, in paar Tagen würde es nämlich ernst werden und wir hatten unsere ersten Vorstellungen mit dem neuen Stück. Schon allein bei dem Gedanken daran kribbelte es mir in den Fingern. Ich freute mich schon eine halbe Ewigkeit darauf. Und auch jetzt hatte ich wieder ein Prickeln im Bauch, wenn ich nur darüber nachdachte. Uh huhu. Das würde so toll werden!
Ein Blick auf die Uhr verriet mir schließlich, wie spät es tatsächlich schon war und ich musste feststellen, dass ich es schon wieder geschafft hatte. Normalerweise stellte ich mir meinen Wecker immer überfrüh, damit ich noch genug Zeit hatte und pünktlich loskam – so jedenfalls der Gedanke, denn am Ende wurde das doch nie was; immer hatte ich das Talent, dass ich doch zu viel Zeit verbrauchte und wieder mal spät dran war. Leicht verdrehte ich die Augen. Wenn es denn dabei auch immer nur an mir liegen würde. Aber ich sollte nicht immer anderen die Schuld für mein Versagen geben – auf mich traf das wohl gleich auf mehreren Ebenen zu, oder?
Doch ich beeilte mich, in meine Sneaker zu springen und mir eine Jacke überzuwerfen, ehe ich den Rucksack schulterte und die Wohnug hinter mir abschloss, den Schlüssel sicher in meiner Tasche verstaute. Halb hüpfen, halb schlendernd ging ich die Treppen nach unten, ehe mir an der Haustür auffiel...dass ich das Radio angelassen hatte! Und so sprintete ich noch einmal nach oben, riss den Schlüssel im Schloss herum und schloss auf...nach drinnen, Radio aus. Immerhin eine Sache, die noch beheben hatte können. Nun, schneller allerdings als noch beim ersten Anlauf, machte ich mich auf den Weg nach unten. Etwas außer Atem erreichte ich so schließlich auch die Straße. Und doch musste ich noch einiges an Zeit aufholen. Die Bahn hatte ich schon einmal verpasst, aber ich kannte eine kleine Abkürzung, mit der man auch zu Fuß einiges gut machen konnte – wenn ich ehrlich war, nahm ich die sogar öfter als die eigentliche Bahn. Gewusst wie, könnte man also sagen. Also machte ich mich auf...
Doch auch bei meinem schnellen Schritt durch die schmalen Seitenstraßen, bemerkte ich wieder, dass dieser Tag dennoch nicht wie jeder andere war. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich mich immer wieder in den Fenstern zu meinen Seiten, in den Schaufenstern, den Haustüren. Offenkundig war nichts anders. Das war noch immer ich, niemand, den ich beobachtete, niemand, der...mich beobachtete. Und doch lag ein seltsamer Schatten unter meinen Augen, auf meinem Gesicht, auf meinen Schultern ein ungekanntes Gewicht, fast, als hätte ich die ganze Welt geschultert. Erst spät bemerkend, dass ich zum Stehen gekommen war, tat ich noch einen Schritt auf das Schaufenster zu; die Augen leicht zusammenkniffen musterte ich meine eigene Silhouette in der gläsernen Front. Erst einen Augenblick später, bemerkte ich, dass ich durch das Fenster gleichzeitig in eine Bar sah, an der ich täglich vorbeikam – außer, ich nahm eben die Bahn. Doch so richtig bemerkt hatte ich sie eigentlich nie. Aber was war anders an diesem Morgen? Nachdenklich las ich das Schild, den Namen der Bar...
Und dann war sie da... „Geh hinein", bat mich eine Stimme flüsternd. Etwas irritiert warf ich einen Blick über beide Schultern; erst rechts, dann links. Doch ich war allein. Ich hätte es wissen müssen. Aber...diese Stimme war nicht wie die anderen. Sie hatte...etwas weit entferntes. Bisher war sie mir nie aufgefallen, ich hatte sie nie bemerkt. Nicht in meinem Zimmer, meiner Welt, nicht hier draußen. „Los!" Die Stimme klang etwas fordender und ich folgte ihr – meine Beine setzten sich in Bewegung, ehe ich mir dessen bewusst war – und ich konnte sie auch nicht mehr stoppen. Erst als ich vor der Bar neben einem Hocker stand, und mir der dumpfe Geruch nach altem Holz und Alkohol, Frühstück und anderen Menschen die Sinne vernebelt hatte, war mir wieder, als wären sie meine eigenen. Doch es gab mir keinerlei Antwort darauf, weshalb ich eigentlich hier war. Deshalb sah ich mich unschlüssig um...bis sie mit einem Tablett um die Theke getänzelt kam und sich durch den Schankraum bewegte; wie einer eigenen Choreografie folgend, die nur sie kannte, schwang sie sich von einem Tisch zum nächsten. Hier stellte sie in Glas ab, dort zückte sie Block und Stift und schrieb sich schnell etwas auf, begegnete ihrem Gegenüber dabei stets mit einem freundlichen Lächeln. Und auch wenn ihr der Stress auf die Stirn geschrieben zu stehen schien, hatte sie etwas so leichtes, dass man ihr keinen Patzer übel nahm und dennoch gern hier war...
Ich wusste nicht, wieso ich es tat, doch sobald sie wieder hinter der Bar war, trat ich noch etwas näher. „Tessa?" Was? Der Name war mir doch eben in den Mund gelegt worden! Ich kannte keine Tessa und ich kannte sie nicht, doch ein Teil von mir...kannte ihre Züge, ihr Gesicht, ihren Körper und wie sie sich durchs Leben bewegte...Und während ich noch bis eben durch den Raum gesehen hatte, so waren sie mir alle irgendwie bekannt vorgekommen. Da waren Bilder und Gedanken...Befremdet betrachtete ich meine Hand, als ich sie auf die Bar legte und mich auf den Hocker schwang, als würde ich getragen werden und sie nun eindringlich ansah...

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.11.2021 22:56.

Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 27.11.2021 14:06

Tessa wachte auf mit einem dumpfen hämmernden Schmerz in den Tiefen ihres Schädels und einem roten Flimmern hinter ihren geschlossenen Augenlidern. Sie schluckte und spürte dabei, wie rau ihre Kehle war. Ein leises Stöhnen entkam ihrem Mund. Erst zuckte ihre Hand nur, dann spürte sie wie ihre Finger den Boden streiften. Vorsichtig öffnete sie ein Auge und der dumpfe Schmerz in ihrem Schädel explodierte in jenem Moment, da das Licht in ihre Pupillen eindrang.
"Shit...", murmelte sie und richtete sich langsam auf dem Sofa auf, was das kleine Feuerwerk in ihren Hirnwindungen nicht gerade besser werden ließ. Im Gegenteil. Ihr war sogar ein wenig schwindlig. Ein einziger Blick zeigte ihr, dass sie wieder einmal mit einer Flasche in der Hand auf der Couch eingepennt war. Ein Teil des undefinierbaren Korns war über die Nacht in die Dielen gesickert und würde dort auch nie mehr so einfach rauskommn. Eine Pfütze war noch drin. Ohne wirklich intensiv über die Handlung nachzudenken beugte sich Tessa nach unten, nahm die Flasche und trank die letzten zwei drei Schlucke einfach aus. Brennend rann die Flüssigkeit ihre trockene Kehle hinunter und schien zugleich ihre Muskulatur ein wenig daran zu erinnern, dass sie etwas zu tun hatte. Langsam stand sie auf, die leere Flasche zunächst noch in der Hand, dann einfach achtlos fallen lassend, fand sie den Weg in die Küche. Schublade. Tablette. Wasser. Und dann Kaffeemaschine anschalten.
Jeden Morgen dasselbe. Während die Kaffeemaschine begann zu laufen, warf Tessa einen Blick auf die Uhr. Sie hatte etwas zu lang geschlafen. Mal wieder. Sie trat aus der Küche raus und als sie auf dem Weg in Schlafzimmer an Rickys geschlossener Zimmertür vorbeikam, war es, als würde ein unsichtbares Messer wieder und wieder in ihr Herz gerammt werden. Ihre Mundwinkel zuckten. Seit der Nachricht von Rickys Tod war sie dort nicht mehr drin gewesen. Sie... konnte einfach nicht.
Sie betrat das Schlafzimmer. Der einzige Raum in dieser verwahrlosten, zugemüllten Wohnung, der nahezu unbenutzt aussah. Das Bett war frisch und gemacht, seit kleinen Ewigkeiten hatte niemand dort drin geschlafen. Nirgendwo standen oder lagen Flaschen - egal ob leer oder voll. Es war ein normales Schlafzimmer.
Tessa ignorierte das Bett, tauschte stattdessen einfach nur ihre alte, nach Rauch und Alkohol stinkende Kleidung gegen ein dunkelgrünes ärmelloses Oberteil, und eine blaue zerrissene Jeans. Gürtel, noch etwas enger schnallen, dreckige Kleidung in den hoffnungslos überfüllten Wäschekorb (der eher einem Wäscheberg gleich) werfen und dann zurück in die Küche, wo der Kaffee inzwischen durch war. Whiskey in die Tasse, Kaffee drauf und trinken. Im Kühlschrank fand sie noch etwas Brot und eine Scheibe nicht verschimmelten Käses, was sie provisorisch aß und schnell verdrückt hatte. Sie band sich ihre Haare hoch, legte noch ein Tuch drum und Parfüm. Mhm. So würde sie arbeiten können. Wie jeden verdammten einzelnen beschissenen Tag.
Wieder ein Blick auf die Uhr. 8:02. Ein Kloß erschien in Tessas Hals als sie daran dachte, dass Ricky um diese Zeit bereits in der Schule angekommen wäre. Eine halbe Stunde zuvor wäre sie hier losgegangen. Mit dem Rucksack auf dem Rücken, diesem strahlenden breiten Lächeln im Gesicht und winkend, während der Wind von draußen sich in ihren blonden Locken verfing und...
Es klopfte an der Bartür. Tessa atmete tief durch, versteckte den Schmerz zurück irgendwo in sich und ging mit der Kaffeetasse in der Hand ihrem allmorgendlichen Besuch vom Bäcker aufmachen, der die übliche Fuhre an Brötchen für das Buffet brachte, welches um 10 Uhr hier beginnen würde. Es würden noch allerlei andere Sachen gebracht werden. Und sie musste die Bar noch vom vergangenen Abend säubern, alle Tische abwischen, und das Buffet selbstverständlich aufbauen. Ganz zu schweigen davon die Lieferungen anzunehmen, ggf. warm zu halten und einfach alles fertig zu machen.
Kaum einer konnte verstehen warum oder wie Tessa diese Bar ganz alleine und auf eigene Faust führen konnte. Doch zum einen war es einfach etwas, was sie gut konnte und zum anderen war der Gedanke, sich Hilfe zu holen... zu schmerzhaft. So oft hatte Ricky nach der Schule noch hier ausgeholfen. Den Leuten ihre Getränke gebracht oder unter den Augen von ihrer Mutter Cocktails gemacht... Ricky hatte jeden Raum erhellt, sie... sie...
Tessa konnte ihren Platz einfach an niemanden anderen übergeben.
Sie konnte einfach nicht.
Also kümmerte sie sich um alles, fegte und wischte durch, befreite die Tische mit dem Lappen von möglicherweise klebrigen alkoholisierten Stellen, ging nochmal ihren Getränkebestand durch, schob Tische zusammen, deckte, stellte Teller und Besteck raus und nahm die gelieferten Waren entgegen und packte diese aus, sodass sie um Punkt 10 Uhr die Tür öffnete. Schon kamen die üblichen Verdächtigen - die Stammkunden - zum allmorgendlich späten Frühstück herein. Tessa begrüßte sie mit einem Lächeln. Ihr Blick flog zur Uhr, während sie den Kaffee machte (sich selbst auch noch einen). 10:02. Noch sieben Stunden und 58 Minuten. Dann könnte sie ihren ersten Absinth trinken. Vorher erlaubte sie sich solch starken Sachen nicht. Sie durfte nicht zu früh am Tag schon betrunken sein. Dann würde sie nichts mehr auf die Reihe bekommen...
Während sie ihre frühen Gäste bediente, diese aßen und sich unterhielten, betrat eine neue Gestalt den Laden. Tessa bemerkte sie sofort. Sie mochte ein furchtbares Namensgedächtnis haben, aber Gesichter (und Cocktails dazu) konnte sie sich dafür umso besser merken. Sie glaubte nicht, die junge Frau hier schonmal gesehen zu haben. Sie nahm die beiden leeren Tassen des älteren Pärchens vor ihr, kehrte zur Bar zurück, wo sie diese sogleich in die Spüle legte und wandte sich mit ihrem üblichen aufgesetztem distanziert freundlichen Arbeitslächeln der neuen Kundschaft zu, als diese bereits ihren Namen sagte.
Tessa hielt inne. Sie trug hier kein Namensschild. Woher... wie... Ricky? Aber nein, dafür war die andere zu alt... sie konnte nicht in Rickys Klasse gewesen sein. Vielleicht in ihrer Schule. "Entschuldigung", sagte Tessa freundlich, nach einer Pause der Verwirrung. "Kennen wir uns?" Fragend sah sie die junge Frau an, während ihr Kopf noch immer versuchte Möglichkeiten zu finden, woher sie sich kennen könnten. Shit, ein Absinth nur und sie würde sicher besser denken können. Ein schneller Blick zur Uhr. Immer noch sieben Sunden und 36 Minuten. Verdammt.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.11.2021 15:46.

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 14.12.2021 16:08

Zögerlich beobachtete ich die Barfrau. Und je länger ich ihr Gesicht musterte, umso eher wurde mir klar, dass sie nicht echt war. Nicht im Sinne einer Halluzination oder so, doch sie hatte etwas an sich, dass aufgesetzt wirkte – aber ich konnte nicht mit dem Finger darauf zeigen wie ich auf ihre Augenringe deuten könnte, um festzustellen, dass sie im Grunde sehr müde war. Doch am Ende war sie ja doch für ihre Kunden da – und vermutlich sehr viel mehr als sie sich um sich selbst kümmern mochte...
Nachdenklich hatte ich die Stirn gerunzelt; ich hatte Kopfschmerzen und mir war schwindelig, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter von der Stelle, betrachtete sie noch immer. Und dennoch bekam ich nicht mit, dass sie bereits auf meine Worte reagiert hatte; nur langsam drang die Erkenntnis zu mir durch, sickerte mir ins Bewusstsein, wie ein tropfender Wasserhahn schließlich doch das Becken füllte. Nachdem ich mich zunächst entspannt hatte, runzelte ich nun doch wieder leicht die Stirn, konnte mir zunächst keinen Reim auf ihre Antwort machen, aber dann, einige Zeit später...
„Ich...", setzte ich an, doch ich zögerte und brach schließlich. Ich wusste es nicht...Konnte es sein, dass mir der Name durch einen der anderen untergekommen war? Vielleicht waren sie mal hier gewesen? Doch ich kannte diesen Ort nicht und niemand hatte jemals etwas erzählt, erwähnt oder auch nur angeschnitten. Und so schüttelte ich zunächst den Kopf, aber die Bewegung fühlte sich falsch und befremdlich an – als würde ich lügen. Doch woher sollte ich? Dieser Ort war mir vollkommen unbekannt und es gab keinerlei Erkennen, nicht in mir, nicht bei den anderen (andererseits konnten sie die Sache auch nur schweigend verfolgen wie sie es so oft taten).
Doch noch bevor ich noch etwa sagen oder tun konnte, kam mir meine Zunge wie gelähmt vor. Ich spürte sie wieder, diese andere Person. Ich hatte ihre Hände auf meinen Schultern und ich spürte ihren Atem an meinem Ohr, als sie sanft hinein hauchte... „Ricky..." Ich konnte auch mit diesem Namen nicht anfangen, doch wie von selbst kam er mir über die Lippen...so leicht wie die Luft zum Atmen durch meine Kehle drang und so zärtlich von der Zunge getragen wie ein Schluck frischer Limonade an einem heißen Sommertag... „Ricky..." Ich konnte deutlich erkennen, dass der Name etwas in ihr auslöste, doch ich konnte es nicht sofort einordnen...war es bloßes Erkennen? Aber es schien noch so viel mehr zu sein...Etwas flammte in ihren Augen auf, doch noch bevor ich es irgendwohin stecken konnte, war es auch schon wieder verschwunden – sie wollte ganz sicher nicht, dass irgendjemand einen Einblick in diese Welt erhalten konnte. Und doch schien dieser andere Teil von mir ganz genau davon zu wissen und sich damit auszukennen – doch ich wusste nicht, ob er sie nur reizen und ärgern und verletzen wollte oder ob dahinter noch etwas anderes steckte. Doch diese Gestalt, die da aus mir zu erwachsen schien, hatte keinesfalls etwas bedrohliches...sie wirkte jedoch gleichzeitig übermächtig – etwas, das von mir mehr und mehr Besitz zu ergreifen schien.
Als ich das nächste Mal den Blick hob, waren die Ränder meines Blickfeldes verschwommen und erschienen schwarz – ich konnte mich nur noch auf die Bar und auf die Frau dahinter fokussieren, doch es kostete mich unendliche Kraft. Meine Beine zitterten und meine Arme schmerzten, als würden sie gleich abfallen. In meinem Kopf drehte sich alles und alle Gedanken gingen durcheinander – und immer wieder dieser Name...Ricky...Ricky...Ricky. Wer war denn Ricky? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, doch die Fremde in mir kannte ihn nur zu gut – aber sie wollte ihre Geheimnisse nicht mit mir teilen...oder konnte es nicht? Und was hatte es dann mit der Barfrau auf sich, mit...mit Tessa? Und ihre Reaktion...Ich hatte das Gefühl, in eine ganz seltsame Situation hineingerutscht zu sein – und gleichzeitig hatte ich sie auch noch heraufbeschworen! Ich hatte die Bar betreten und ich war an die Bar getreten, hatte sie angesprochen und schleuderte ihr einen Namen um die Ohren, zu dem sie eine sehr eindeutige und sehr emotionale Verbindung zu haben schien – ein so mächtiges Band, dass sie auch als gute Schauspielerin, die sie hier gab, ihre Reaktion kaum verbergen konnte und das Feuer in ihren Augen brannte, als wäre alles auf einmal wieder da und gleichzeitig ein gewisser Zorn...Bewusst hatte sie ich sie nicht lesen können, doch nun schien alles so klar, während ich mich leer fühlte – mein Körper kam mir weit entfernt vor, als wäre er nicht der meine, als wäre ich nur ein Fremder, der mich an der Bar beobachtete, wie es die Gäste taten, die sich immer mal wieder im Schankraum umsahen. Und dort in meinem Nacken, ein seltsamer Schatten, doch war keine groteske farblose Gestalt, es war eine Frau, die von hinten ihre Arme um mich geschlungen hatte, das Kinn auf meiner Schulter und die Lippen an meinen Ohren. Und ich spürte ihre wachsamen Augen, hatte die Lippen auch in meiner Entfernung immer noch ganz dicht an meinem Ohr – als wäre sie überall und doch ganz und gar nicht hier. Ein Wesen aus Schall und Rauch und doch so präsent wie ich und wie Tessa und wie die Bar – ein universelles Gesetz, das nicht gebrochen werden konnte...Und doch war da nur ich...Nur ich und die Frau an der Bar. Ich war allein, für mich, auch wenn wir in meinem Kopf so viele gleichzeitig waren, immer gewesen sind und auch noch immer sein würden. Und in einem hellen Licht stand die Gestalt in einem dunklen Torbogen...dann wurde alles schwarz, ich konnte nichts schmecken, nichts fühlen, nicht riechen, nichts hören, nichts sehen...ich konnte nicht denken...Ich war nicht mehr...

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 15.12.2021 16:57

Gespannt wartete Tessa, den Blick noch immer in die Augen der Fremden gerichtet, die langsam anfangen wollte zu sprechen. In Tessas Gedanken ratterte es derweil immer noch. War es wirklich aus Rickys Schule? Einer ihrer Freunde? Oder irgendwo anders her? Einer AG oder irgendeiner Veranstaltung? Aus dem Waisenhaus früher? Nein, in welche Richtung dachte sie denn jetzt, das machte ja gar keinen Sinn. Dafür war das Mädchen altersmäßig viel zu weit entfernt von Tessas Alter. Aber woher dann?? Woher könnten sie sich kennen, was Tessa vergessen hatte...?
Und dann kam ein Wort nur. Ein einziges Wort nur was nahezu einen Pfeil geradewegs durch ihren Brustkorb in ihr Herz sirren ließ. Ricky. Ihr flacher Atem wurde schneller, ihre Hände klammerten sich einerseits an die Theke, andererseits an die Orangensaft-Flasche, aus der sie eben noch einem Kunden etwas eingeschenkt hatte. Sie hatte Ricky gesagt. Tessa hatte sich nicht verhört. Das wusste Tessa. Niemals würde sie sich bei dem Namen von ihrem kleinen Mädchen verhören. Also kannten sie sich doch über Ricky. Tessa schluckte, ihr Herz stach bei jedem einzelnen Schlag. Als würde jemand Nägel überall verteilt immer und immer wieder reinhämmern. Schlag, Schlag, Schlag. Atmen fiel so schwer, so.. unendlich schwer...
Dennoch bemühte die Barbesitzerin nach Kräften, sich nichts anmerken zu lassen. So zu tun als wäre alles wie immer, alles normal. "Du... du kanntest also Ricky?", fragte Tessa schließlich mit rauer Stimme und hoffte, dass sie nicht so belegt klang, wie sie sich anfühlte. Doch das Mädchen schien sie ohnehin gar nicht wahrzunehemn. Ihr Blick war ganz glasig, irgendwo ins Nirgendwo gerichtet. Jetzt überkam Sorge Tessa. Entschlossen schob sie ihren eigenen inneren Schmerz wie so oft gekonnt beiseite und beugte sich zu dem Mädchen, musterte sie aus ehrlich besorgten Augen. "Hallo? Kannst du mich hören? Hey, ist alles in Ordnung?" Sanft und fragend berührte sie das Mädchen am Oberarm, in der Hoffnung, sie wieder ins Hier und Jetzt zu holen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.02.2022 10:55.

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 17.01.2022 22:17

Langsam und träge ist ihr Bewusstsein. Als müsste sie erst einen steilen Berg erklimmen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Die Welt um sie herum war weit entfernt und nur langsam konnte sie ihr wieder näherkommen, ganz langsam, Schritt für Schritt. Sie hatte einen mächtigen Druck auf den Ohren mit einem seltsamen Pfeifen, das sie begleitete. Mehrmals schluckte sie, noch bevor sie die Welt endlich wieder sehen konnte...Nur noch ein kleines Stück!
Langsam hob sie den Kopf, der sich immer noch dumpf und schwer anfühlte. Der Körper war ihr seltsam fremd, er hatte nicht die schlanke, beinahe knochige Form, die sie kannte, sie war nicht hochgewachsen und eine gewisse Leichtigkeit war ihr abhanden gekommen. Doch das war es nicht, was hier in Frage gestellt werden sollte...Eigentlich sollte sie nicht hier sein, dies war ihr spezieller Tag, der Tag, an dem sie unter den Menschen wandelte, um im Tod wieder zu sich selbst zu finden...
Sie warf einen Blick auf ihre Hände. Doch das hier war am Ende wohl auch nicht sie. Etwas musste passiert sein, als sie sich für diesen Ritus auf die Erde begeben hatte – und es musste etwas mit der außergewöhnlichen Psyche dieses Mädchens zu tun haben...Doch auch das war an dieser Stelle keine wichtige Frage.
Ihr Blick fiel also bald auf die Hand, die ihr jemand an den Oberarm gelegt hatte, ein besonderer Jemand. „Tessa...", sprach sie und ihre Stimme klang eigenartig kratzig und hatte nichts von dem besonderen Hall, den sie gewohnt war. Sie klang...sterblich. Doch diesen Weg war sie gegangen. Und ihr Blick fiel auf die Frau, die Barinhaberin. Sie hatte ihren Weg absichtlich hier her gelenkt, denn einzig so konnte sie der Frau nahekommen, mit der sie im Grunde so viel zu tun hatte.
Sie atmete tief durch und richtete sich auf und auf einmal schien ihr Körper eine vollkommen neue Form zu bekommen – sie strahlte eine gewisse Präsenz aus, die dem Mädchen von zuvor gefehlt hatte. Nicht weil sie weniger war oder nichts ausstrahlte, sondern eher, weil ihr ein bestimmter Hintergrund fehlte, denn nur sie mitbringen konnte. Auch wenn sie einzig als ein Fragment in diesem Körper hauste, das Mädchen allerdings nicht direkt verkörperte.
„Ich höre dich laut und deutlich, mein Kind", erklärte sie und schenkte Tessa ein Lächeln. „Es ist schön, dich mal persönlich zu sehen, immerhin ist unser letztes Treffen einige Zeit her..." Wieder lächelte sie. „Bei mir ist alles okay. Bei dir allerdings nicht, wie es aussieht." Ihre Stirn liegt sorgenvoll in Falten, doch es hat weiterhin einen weichen, beinahe mitfühlenden Ausdruck. „Ich wollte schon lange mal mit dir reden, aber es hatte sich kein richtiger Moment ergeben, bis jetzt." Sie sprach, als kannte sie die Barfrau bereits ein Leben lang – es wusste ja keiner, dass das sehr viel mehr der Wahrheit entsprach, als man meinen sollte. Denn immerhin hatte sie Tessa bereits bei ihrer Geburt besucht. Und seitdem hatte sie sie öfter begleitet als es ihr selbst lieb war, denn es war nicht etwa um ihren Tod oder um den von Angehörigen gegangen, sondern immer nur um den einen. Wann immer sie sich mit ihrer Schwester befasste, rief es auch sie auf eine gewisse Weise auf den Plan. Einen Umstand, den sie nun, in dieser menschlichen Lage, in der sie sich befand, und mit der sie eben jenen Menschen sehr viel näher kommen konnte, zu klären versuchen wollte. Wenn sie auf eine solche Weise unter den Sterblichen wiederfand, sollte es auch einen Sinn haben und den Zweck erfüllen, in welcher Weise dieser auch dahinterstecken mochte. „Ich hoffe, du hast etwas Zeit für mich?" Sie lächelte wieder.

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 02.02.2022 11:24

Noch immer betrachtete Tessa das andere Mädchen mit Sorge. Was mochte mit ihr passiert sein, was sie so dermaßen aus der Bahn geworfen hatte, was sie so starr daistzen ließ. Hatte es etwas mit Ricky zu tun, dass sie hier war? Ging es ihr nicht gut? Oder hatte sie irgendeinen Anfall? Gerade als Tessa das Mädchen loslassen wollte, um ihr rasch ein Glas Wasser zu füllen für den Fall, dass sie etwas würde trinken wollen, sprach sie erneut. Es hatte nichts mit der Stimme des Mädchens von vorher gemein. Sie klang anders. Rauer. Kratziger. Tessa. "Ja, ich bin es.", bestätigte Tessa und nahm rasch die Hand wieder vom Arm des Mädchens. Offenbar konnte sie sie wieder wahrnehmen. Das war schonmal ein Fortschritt. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie erneut. "Möchtest du etwas trinken?" Sorge erfüllte sie, denn das gerade - das war definitiv kein gutes Zeichen gewesen. Gerne wollte sie ihr irgendwie helfen wenn sie konnte - und genauso recht war es ihr, wenn sie das Thema nur irgendwie weglenken konnte von ihrem eigenen Schmerz. Egal wie. Sich dabei um andere zu kümmern war immer eine gute Methode - und einer der Gründe, weswegen Tessa trotz all des Aufwands und der Überlastung nach wie vor diese Bar ganz alleine führte.
Dann jedoch, als das Mädchen - nein die Frau - sich aufrichtete, war wieder etwas anders.  Tessa ließ den Arm endgültig sinken. Sie saß da, wie die Königin des Landes. Nein der Welt. Mit einer Präsenz, welche einfach alles auszufüllen schien, bis in den letzten Winkel. Und sie war nicht die einzige, der es auffiel. Sie hörte nahezu, wie nach und nach die morgendlichen Gespräche in der Bar verstummten.
mein Kind? ... dich mal persönlich zu sehen...? Tessa runzelte die Stirn, öffnete leicht die Lippen und wusste nciht das geringste zu erwidern. Es war zwar wahr, dass Tessa ihre leibliche Mutter niemals herausgefunden oder kennengelernt hatte, doch das Mädchen vor ihr würde es ganz gewiss nicht sein - immerhin war sie ja jünger als Tessa! Hinzu kam dieser seltsame Ausdruck... woher sollten sie isch kennen, wenn nicht persönlich? Obwohl... hatte sie vielleicht mal mit einer Klassenkameradin von Ricky telefoniert, alas diese nicht daheim war? Mochte es dieses Mädchen gewesen sein? Tessa erinnerte sich nicht.
"Ich weiß nicht wovon sie sprechen.", begann Tessa, doch die Autorität und Bestimmtheit, welche Tessa normalerweise an den Tag legte, mit welcher normalerweise sie diejenige war, welche den Raum mit vollkommener Natürlichkeit ausfüllte, fiel neben dieser allumfassenden Präsenz in sich zusammen. Tessa wollte ihr sagen, dass sie nichte infach die Bar zumachen konnte, dass sie sich verdammt nochmal einen anderen Tag aussuchen oder früher, morgens kommen sollte, wenn sie in Ruhe mit ihr sprechen sollte. Doch die Worte 'Ich habe hier eine Bar zu führen!' fielen auf halbem Weg zu ihrem Mund in sich zusammen, ausgelöscht durch den alleinigen Blick dieses Mädchens. Er schien sie auf ganz unangenehme Weise zu röntgen. Und wenn Tessa schloss, könnte sie auch schon trinken, nicht wahr?
Sie spürte, wie sie ohne es sich noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen nickte. Ihr Kopf ruckte in Richtung der Tür hinter dem Thresen - der Tür in ihr eigenes Reich, ihre Wohnung. Die dunkel, zugemüllt und voller leerer Flaschen an allen Ecken und Enden war. Aber Tessa hatte das eigentümliche Gefühl, dass es dieses Mädchen nicht stören würde und dass sie sogar schon wusste, was sie erwartete. Sie führte das Mädchen - dessen Name ihr schon wieder entfallen war (hatte sie ihn überhaupt gesagt), ins Wohnzimmer. Eine Flasche gegen die sie aus Versehen stieß rollte leise klirrend davon. Die Luft war abgestanden, verbraucht und roch nach Alkohol. "Setz dich und warte. Ich komme, wenn ich bereit bin.", sagte Tessa mit ihrer dunklen, wie imme rleicht verruchten Stimme und war froh, das zumindest ein Teil ihres Selbst und ihrer selbstverständlichen Präsenz zurückgekehrt zu sein schien.
Sie verließ das Mädchen und kehrte in die Bar zurück, wo ihre ersten Schritte zur Tür führen und das 'Geschlossen'-Schild nach außen hängte. Dann wandte sie sich ihren Gästen zu. Aller Augen waren auf sie gerichtet. "Sie können alle in Ruhe ihr Frühstück beenden und austrinken.", rief Tessa. "Allerdings muss ich Sie dann leider bitten zu gehen, da mir ein wichtiger Zwischenfall entgegengekommen ist." Wobei sie noch nicht einmal wusste, um was für einen Zwischenfall es sich handeln musste - zudem hatte sie noch nie die Bar geschlossen, nur weil irgendjemand mit ihr reden wollte. Noch dazu jemanden, an den sie sich nichte rinnern konnte sie zu kennen? Aber jetzt war es zu spät. Jetzt zog sie es durch. Und immerhin würde gleich der Absinth auf sie warten...
"Spätestens morgen haben wir dann wieder ganz regulär geöffnet. Ich danke für Ihr Verständnis." Und damit ging sie herum, nahm die allerletzten Bestellungen auf, räumte leere Gläser ab und kassierte die Kunden, ehe sie sie hinaus begleitete. einen nach dem andern. Als das nach einer halben Stunde schließlich keiner mehr da war - und sie potentiellen neuen Kunden bedauerlich wieder hinaus gewiesen ahtte, schloss sie ab, spülte rasch noch das letzte und holte sich ihren Absinth unten aus dem Schrank. Noralerweise trank sie den nur abends in der Bar - und nicht in ihrer Wohnung. Allerdings hauptsächlich, weil sie, wenn sie in ihre Wohnung gelangte - schon weit zu betrunken war, als um sich noch einen Absinth mischen zu können. Sie füllte sich ein Glas mit ein paar Finger breit voll Wasser, schnappte sich die Dose mit den Zuckerwürfeln und betrat ihre Wohnung, wo immer noch das Mädchen saß. Ohne ein Wort setzte sich Tessa, stellte die Sachen ab und füllte das Wasserglas mit bedeutend mehr Absinth auf. "Also... was kann ich für dich tun?", fragte Tessa, ihre normale Fassung wiedergewonnen, warf dem Mädchen einen Blick zu und legte derweil einen Zuckerwürfel auf den Löffel. Dann ließ sie ihr Feuerzeug knipsen und hielt die Flamme direkt unter die Seite des Löffels, um so den Zucker leicht karamellisieren zu lassen. Ihr Blick richtete sich von der Flamme erneut auf das Mädchen. Wartete darauf, was jetzt wohl kommen möge...

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 24.03.2022 22:44

Langsam nickte sie. Sie kannte die Antwort ja bereits, doch sie war es auch noch gewesen, die gefragt hatte, sondern Alice, bevor sie in Erscheinung getreten war. Sie konnte nicht erklären, wie es geschehen war, doch dieses Mädchen musste etwas an sich haben, weshalb der Tod nicht sie geworden war, sondern einen Teil von ihr eingenommen hatte...und immer noch er selbst war und nicht „nur" ein Sterblicher.
„Ging mir nie besser", schob sie dann aber ehrlich mit einem leichten Lächeln nach. Tatsächlich war es immer wieder eine Abwechslung, wenn sie wieder ein sterbliches Leben führte - auch wenn es sich dabei nur um einen Tag handeln mochte. „Ich brauche nichts, danke." Sie winkte ab. Sie wollte nun lieber zum Wesentlichen kommen. Nicht weil sie keine Zeit hatte oder weil sie sich nicht länger als nötig daran aufhalten wollte, sondern eher bezweckte sie damit, es Tessa leichter zu machen. Und auch wenn diese anfangs sehr irritiert schien, wurde ihr nur offenbar zunehmend klarer, dass das hier nicht unbedingt etwas für zwischendurch werden sollte, sondern es seinen gewissen Ernst hatte. Natürlich sollte das kein wirklich ernstes Gespräch werden, doch für die Menschen waren die Themen, die Tod an sie herantrug, nun ja, immer sehr ernst und tiefgründig.
Sie schmunzelte, als sie sich zurücklehnte. Sicher wusste sie vordergründig nicht, worum es ging, doch ihre Präsenz tat ihr Übriges. Und sie spürte, dass Tessa mit sich rang. Sie ließ ihr ihren Raum und wartete geduldig. Selbst wenn es auf diesen Moment und auf den Körper, in dem sie steckte, nicht zutraf, so hatte sie doch Zeit und beließ den anderen deshalb diese, wenn sie sie brauchten. Aber dann...
Geschmeidig rutschte die vom Hocker und folgte Tessa in ihr persönliches Refugium hinter der Bar, ihre Wohnung, wenn man es denn so nennen konnte. Tod verzog keine Miene, als sie den Blick kurz schweifen ließ; es war überfüllt und roch unangenehm, doch sie hatte schon ganz andere Dinge erlebt. Mit einem Lächeln ließ sie sich auf die Couch sinken, wie es erbeten wurde. Als Tessa verschwand, breitete sie sich dann aus - sie lehnte sich zurück und verschränkte die Beine übereinander, ließ einem Arm lässig auf der Rückenlehne ruhen. Und sie sah sich noch einmal um. Es war kein Bedauern, dass in ihr bei diesem Anblick aufstieg, doch...es war dem sehr nah. Es tat ihr ein wenig leid, dass sie so lebte - und dass sie in gewisser Weise einen Teil dazu beigetragen hatte. Es ging ihr dabei ganz und gar nicht darum, dass sie sich das Mädchen geholt hatte...sie hatte gehen sollen und sie hatte sie begrüßt und zur anderen Seite gebracht, es ging ihr eher darum, dass es solche Spuren hinterlassen hatte. Das war nicht untypisch, sicher, und alle Sterblichen gingen damit vollkommen anders um...und wenn die Zeit gekommen war, dann war es eben so und hatte auf jede Weise eine gewisse Form der Rechtfertigung. Doch...wenn sie dann wieder ihren Tag als Mensch bestritt, dann war sie mit einem Mal wieder damit konfrontiert, wie ihr Job sich auf die andere Seite dieser „Geschäftsbeziehung" auswirkte. Doch dafür gab es diesen Tag und diese Tradition ja auch. Um sich zu erden und wieder zu besinnen, was das alles zu bedeuten hatte.
Als Tessa schließlich den Raum betrat, reckte Tod dann das Kinn etwas. Sie beobachtete sie in Ruhe während sie sich noch „versorgte", ehe sie das Wort ergriff. Dann lächelte die leicht schief. „Ich denke, du hast schon ein gewisses Gefühl, weshalb ich hier sein könnte...?", begann sie dann. Sie war sich sicher, dass Tessa bereits so viele Dinge durchgegangen sein könnte, weshalb dieses Treffen zustandekommen war, doch sie war sich sicher, dass sie tief in sich drinnen eine Vermutung hatte, auch wenn sie sich dieser eventuell noch nicht bewusst war. Die Bringerin des Endes legte den Kopf leicht schief, als sie Tessa wieder ansah. „Ich bin...wegen Ricky hier..." Sie hatte mitbekommen, dass Tessa einer der Menschen war, die besonders schlecht loslassen konnten - und bei ihrer Situation war ihr das wohl auch kaum zu verdenken. Doch dafür hatte sie sich diesen Tag ausgesucht, auf eine gewisse Weise - bewusst war diese Entscheidung eigentlich nie gefallen...doch die Verbindung mit dem Mädchen hatte etwas bewegt.
Sie beugte sich wieder vor und stützte sich mit ihren Armen auf ihre Beine und machte ein beruhigendes Gesicht... „Es ist einige Zeit her, dass ich sie...in Empfang genommen habe...", begann sie vorsichtig. „Aber du scheinst noch sehr an ihr zu hängen." Normalerweise gehörte so etwas natürlich nicht zu ihren Aufgaben. Sie war der Tod selbst, keine Trauerbegleiterin, doch die Chance war in greifbarer Nähe gewesen - und immerhin war sie als Endlose, als der Tod, auch eine Kreatur und Schützerin, Ehrerin, des Lebens. Nicht umsonst besuchte sie jedes neugeborene Wesen am Tag seiner Geburt. Und Tessa fiel eindeutige in letztere Kategorie. Doch vorerst ließ sie ihr diesen Moment. Es würde schwer, es zu glauben, doch letztendlich wusste Tessa bereits, dass die Begleiterin des Ende recht hatte. Diese lehnte sich nun wieder etwas zurück und bedachte die Barkeeperin mit einem ruhigen und fürsorglichen Blick.

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 27.03.2022 11:06

Tessas gesamte Muskulatur war angespannt. Es kam ihr noch immer surreal vor, was gerade geschehen war, was sie gerade getan hatte. Noch nie hatte sie die Bar spontan zugesperrt -zumindest noch nie ohne triftigen Grund. Und dieses Mal hatte sie es getan, nur weil ein junges Mädchen sie darum gebeten hatte? Nein nicht nur deswegen. sagte eine leise Stimme in Tessa und sie wusste sofort, dass die Stimme recht hatte. Es gab mehrere Gründe. Im Grunde genommen arbeitete sie doch nur noch, weil es eben ihre Arbeit war. Weil sie sonst nichts meht tun konnte. Sie konnte nichts mehr tun außer zu arbeiten, doch sie empfand keinerlei Freude mehr daran und wenn sich ihr eine Ausrede bot die Arbeit hinzulegen - und ihr das zusätzlich noch frühes Trinken, einen Absinth am frühen morgen bescherte, dann ja, war sie darauf eingegangen. Vor allem der Alkohol war für sie zu einem verführerischen und nicht zu widerstehendem Lockmittel geworden. Sie konnte nicht anders. Jeden Abend war es ein Glücksfall ob sie es noch schaffte die Tür zuzusperren oder nicht. Meistens konnte sie sich noch nicht einmal daran erinnern. Aber es gab noch einen Grund, weswegen sie der Aufforderung des Mädchens gefolgt war und sogar die Bar geschlossen hatte.
Ricky. Und im gleichen Augneblick wo Tessa dies dachte und ihr Herz einen schmerzhaft stechenden Satz machte, hatte auch das Mädchen wieder diesen Namen in den Mund genommen. Tessas Atem wurde sofort schwer, er schien in ihrem Schädel wiederzuhallen, jeder Atemzug wie ein Wirbelsturm. Ihre Kehle war staubtrocken. Der Zucker ankaramelisiert. Mit leicht zitternden Fingern ließ Tessa den Löffel in das grüne Getränk gleiten, rührte um und leerte das ganze Glas mit drei großen Schlucken.
Der Alkohol rann rasend und stark ihre Kehle hinunter. Da sie zum Frühstück nur eine Scheibe Brot gehabt hatte (wie immer) raste der Absinth auch direkt in ihren Kopf. Ein angenehmes Gefühl und ein Gefühl, welches sie gerade unbedingt gebraucht hatte. Sie musste sich gleich direkt noch einen machen. Jetzt jedoch richtete sich ihr Blick erstmal auf das Mädchen. Tessa war klar, was für einen Eindruck sie auf sie machen musste. Allein die Wohnung die wie ein einziger Saustall aussah schrie es ja schon heraus. Aber es spielte doch ohnehin keine Rolle mehr. Alles spielte keine Rolle mehr.
Aber was dann kam... damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre Hand verkrampfte sich um das leere Glas. Ihr Puls raste, jeder Herzschlag schien in ihren Ohren zu dröhnen, während sie dieses Mädchen das abgesehen von dem Aussehen überhaupt nichts mehr von einem Mädchen an sich hatte, anblickte. Es gab so vieles was sie sagen wollte. So vieles was sie aussprechen wollte, so vieles was sie nicht verstand, was sie fragen wollte. Doch nichts von alldem verließ ihre Lippen.
"Sie war meine Tochter.", sagte sie rau und erneut war es, als würde irgendjemand ein Messer in ihr blutzerfetztes Herz schlagen. "Und sie war die beste Tochter, die man sich wünschen konnte. Wie sollte ich nicht an ihr hängen?" Ihre Mundwinkel zitterten. Sie spürte, dass der inneren Schmerz ihre aufgebaute Mauer drohte zu durchbrechen. Das konnte sie nicht zulassen. Ruckartig stand sie auf, ging durch das Zimmer und riss eine der Schranktüren auf. Nichts. Nur leere Flaschen. Sie riss die nächste auf, sah eine volle Flasche Gin und nahm sie sogleich an sich. Der Verschluss war schnell aufgedreht, schnell waren mehrere große Schlucke genommen. Sie musste sich gleich noch Wasser irgendwo reinfüllen. Dann konnte sie den Absinth auch weitertrinken. Immer noch vor dem Schrank stehend in diesem einzigen stickigen Chaos sah sie dann wieder zu dem Mädchen. Die Flasche in der Hand.
Nur langsam näherte sie sich ihr wieder, setzte sich aber nicht sondern blieb stehen. "Wer bist du?", fragte sie, ihre Stimme wieder ruhiger. Der Geschmack des Gins brannte in ihrem gesamten Mundraum. "Warum bist du hier? Was soll das heißen 'du hast sie in Empfang genommen'? Was weißt du über... Ricky?" Der Name kam ihr nur schwer über die Lippen. Wieder war da das Messer. Nur dieses Mal wurde es zusätzlich auch noch in ihrem zerstörten Brustkasten gedreht. Ihre Hand auf der Sofalehne liegend verkrampfte sich leicht, sie nahm einen weiteren schnellen Schluck, doch dann verweilte ihr Blick auf dem Mädchen - wartend auf Antworten.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.05.2022 17:11.

Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 01.05.2022 16:10

Sie ließ Tessa die Zeit, die sie brauchte, während sie auf sie wartete. Wie es in der Wohnung aussah, störte sie dabei nicht im Geringsten. Sie hatte unter den Menschen schon so viele Dinge gesehen – und nicht selten hatten sie etwas mit ihr zu tun und dem, was sie nun eben für die Menschen bedeutete...und besonders für die Hinterbliebenen. Doch bevor nun falsche Gedanken aufkamen...Sie schämte sich nicht für Arbeit und die Menschen taten ihr auch nicht leid. Sie taten sich selbst bereits viel zu sehr leid, nahmen sich zu wichtig – und übersahen dabei oft das große Ganze. Nicht einmal die Endlosen konnten dieses zwar überschauen und verstehen – vermutlich konnte das nicht einmal Schicksal, denn auch erhaschte immer nur einen Blick in sein düsteres Buch, wenn es nötig war, im Bezug auf die Dinge, um die es eben ging. Nein, das Universum ging seiner Wege, die Welt drehte sich weiter. Auch wenn sie bei ihnen gewesen war und wieder etwas an sich genommen hatte. So funktionierte das Universum einfach – und alles andere war unnatürlich. Alles hatte einen Anfang – und ein Ende, das es unweigerlich irgendwann finden musste. So hatte diese Welt, dieses Universum irgendwann einmal ein Ende – und es würde ihr Aufgabe sein, es abzuschließen. Doch das hieß nicht, dass danach nichts mehr kam, nicht? Denn auch wenn Menschen starben, so wurden ja doch immer wieder neue geboren. So war es auch mit dem Universum...Doch das war – verständlicherweise – etwas zu hoch, für jemanden, der als sterbliches Wesen nur ein Rad im Kreislauf der Geschichte war. Auch wenn am Ende auch sie, der Tod, nur ein Zahnrad war, wenn auch mit mehr...Bedeutung. Doch alles hatte nur so viel Bedeutung, wie man ihm beimaß, oder?
Ohne Urteil beobachtete sie schließlich Tessas Ritual und wartete ab, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, anzusprechen, weshalb sie eigentlich gekommen war – auch wenn es nicht geplant war, eine solche Gelegenheit wollte sie nicht verstreichen lassen, wenn sie sich schon einmal bot, auch Gründen, die momentan wohl nicht zu klären waren. Sie konnte durch dieses Mädchen handeln, an dem Tag, an dem sie unter den Menschen wandelte, ohne dabei so direkt als einer zu sein wie es sonst der Fall war.
Schließlich nickte sie leicht. Sie wusste natürlich, wer Ricky gewesen war, aber oft wurde es nicht gut aufgenommen, wenn man die Menschen so direkt überfiel. Natürlich hatte sie an ihr gehangen, da bestand keine Frage – allerdings hatten ihre Worte eher auf eine andere Sache abgezielt: Sie hing nicht auf eine solche Weise noch an Ricky wie es die meisten Menschen taten, wenn sie jemanden verloren, der ihnen sehr nahestand. Tessa trauerte nicht nur, sie war noch regelrecht davon verfolgt. Das konnte sie spüren, wo auch immer sie, der Tod, sich gerade befand. Sie konnte das Band spüren, da scheinbar nicht getrennt worden war – und damit beiden weiterhin schweres Leid zufügte Sie bildete sich nicht ein, es auf einmal lösen zu können, doch auf diese Weise bestand jedenfalls die Chance, es für beide Seiten besser zu machen.
So legte sie den Kopf schief. „Natürlich hängst du noch an. Aber sie hängt auch noch an dir – und genau aus diesem Grund bin ich heute hier", erklärte sie und lächelte dabei leicht, warm und sanft. Sie ließ sie gewähren, als sie sich abwandte und nach Nachschub suchte, um den Moment zu erleichtern. Stattdessen betrachtete sie den unaufgeräumten Sofatisch und hörte das Klimpern einiger Flaschen, als Tessa den Raum absuchte – ehe sie endlich etwas fand.
Tod blickte wieder auf, die Augen des Mädchens, dessen Körper sie trug, auf Tessa gerichtet, bevor sie den Blick noch einmal durch den schmuddeligen und muffigen Raum schweifen ließ und tief Luft holte. Es war immer schwer, es jemandem zu verkünden, doch die meisten waren in diesem Moment auch bereits tot und sie tauchte wahrhaftig vor ihnen auf, um sie weiter zu geleiten, und nicht so, im Körper eines Mädchens, das heute sterben sollte, einen Weg, den sie wie eine Sterbliche unwissend um das Schicksal und ebenso leiblich erleben sollte. Doch...die Pläne sahen an dieser Stelle wohl weiterhin anders aus. Nun, alles hatte seine Gründe.
Dann straffte sie allerdings die Schultern, richtete sich etwas auf, nachdem sie bis eben sehr entspannt auf der Couch gesessen hatte. „Ich bin der Tod", erklärte sie leichthin und lächelte dabei einladend. Die Situation mutete keinesfalls beängstigend an, doch den meisten Sterblichen konnten diese Worte bereits den Schock ihres Lebens versetzen, das wusste sie. „Und jeder, der auf der Welt – in allen Welten – stirbt, dem nehme ich in meine Arme, ehe ich ihn dorthin bringe, wo er seine Ewigkeit verbringen soll, je nachdem, woran er im Leben geglaubt hat." Wieder ein freundliches Lächeln. „So habe ich auch sie aufgenommen und sie weitergebracht. Und das ist auch genau der Grund, aus dem ich hier bin..." Sie räusperte sich kurz und setzte dann ein mitleidiges Gesicht auf. „Ihr seid nicht auseinandergegangen wie es üblich ist, weil...ihr es nicht seid. Ihr seid beide noch so verbunden wie ihr es im Leben wart – und darunter leidet ihr beide..." Der Blick wanderte noch einmal durch den Raum. Als Zeichen, dass ihre Worte nicht mehr Begründung und Untermalung benötigten. "Diese Schwierigkeit würde ich gern aus der Welt schaffen."

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