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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 18.01.2024 15:45

Death schwieg. Das war im Moment wohl die beste Haltung gegenüber Tessa, die sie nach allem, was sie heute hatte durchmachen müssen, noch nicht einfach so allein lassen wollte, denn sie war sich sicher, dass Tessa reden würde, wenn sie es brauchte und wenn sie fragen haben sollte...etwas loswerden wollte.
Und eben diese Fragen ließen nicht allzu lang auf sich warten, wie es schien.
Die Frau in ihrem Punkaufzug schmunzelte leicht, ein nachdenkliches und gleichzeitig sehr wissendes Schmunzeln. „Weißt du Tessa, genau das ist der Clou...genau darum geht es im menschlichen Dasein, verstehst du?", begann sie schließlich mit ruhiger Stimme, sah sie dabei weiterhin nicht an, sondern sah gerade aus auf das Treiben der Schwestern und Ärzte in einiger Entfernung. „Das Leben ist eben so beschaffen, dass es nur eine bestimmte Zeit verweilen kann, ehe es transformiert, ich es abhole und neues geboren werden kann. Aber genau darum, um dieses kleine, aber gemeine Detail geht es im Leben. Eure Zeit ist begrenzt – doch genau das gibt euch auch den Anreiz, großartiges zu erschaffen, aus jedem Tag das beste zu machen...euer Leben zu eben eurem Leben zu machen, bevor es endet. Ihr schließt Freundschaften, geht Beziehungen aller Art ein, liebt euch, hasst euch, weint, lacht...All dieser Zauber liegt in diesem kleinen Detail...dass eure Zeit nur begrenzt ist, ihr nur einen bestimmten Zeitraum in der Unendlichkeit des Universums und der Zeit habt, den ihr genau zu eurer Zeit und eurem...Ding machen könnt." Sie lachte einmal kurz auf. „Und das ist genau das, was ich an euch so liebe...Eure Deadline – wenn du dieses schlechte Wortspiel entschuldigst – inspiriert euch, im Großen und Ganzen, besser zu sein, etwas zu bewegen, das beste aus eurem Leben zu machen." Nicht einmal sie vermochte den Sinn des Lebens zu erklären oder zu nennen – er ließ sich schlichtweg nicht in Worte fassen, die ein Mensch oder irgendein sterbliches Wesen verstehen, begreifen oder auch nur erfassen konnte...keine irdische Sprache gab es her, ihn auszudrücken. Doch wenn sie sich kurz fassen müsste, dann wäre er wohl genau das: Aus jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute etwas sinnvolles zu machen und sie bewusst einzusetzen, denn irgendwann einmal, da holte es jedes Lebewesen ein, dass seine Zeit auf Erden nur begrenzt war...und keine Seele wollte ihre Zeit auf der Erde verschwenden. Und auch wenn die Menschen schnell dazu tendierten, für andere zu leben, für größere Dinge wie ihren Beruf oder irgendein System...war dieser Kern doch immer da...Dass man aus seiner Zeit etwas machen wollte, damit sie nicht verschwendet war, wenn einen die Zeit einholte...und sie mit einem warmen Lächeln an die Tür klopfte.
Wieder musste sie leicht schmunzeln, als sie Tessas bittere Antwort hörte, kehrte jedoch schnell wieder in eine ernstere Haltung zurück. Die Menschen standen zu diesem Thema so furchtbar ernst und gleichsam ängstlich und aufgelöst. Nicht, dass sie deshalb nicht bereits in einer schweren Zwickmühle gewesen war, die man unter den Sterblichen wohl mit einem Burnout vergleichen konnte, ihrer Aufgabe und dem Leid, dass sie brachte, überdrüssig, so wie ihr Bruder Destruction. Doch auch Tessa schien sich diesbezüglich etwas überwunden zu haben. Auch wenn das leise Flehen in den Ohren des Todes keinesfalls so still war, wie sie es dort verborgen hatte.
Ruhig schüttelte Death ihren Kopf und das schwarze Haar wackelte dabei etwas umher. „Nein", erwiderte sie sanft. „Und selbst wenn du es geschafft hättest – oder jemand sonst, der Notarzt, die Ärzte hier, irgendjemand –, so hätte es auf lange Sicht keinen Unterschied gemacht. Denn wo der Tod ist, dort wird er auch immer bleiben. Wenn jemand sterben soll, wenn ich jemanden abholen soll, so wird es auch auf kurz oder lange so geschehen. Wäre Alice nicht angefahren worden, wäre sie heute Abend vielleicht an ihrem Toast erstickt, oder wäre über einen heruntergefallenen Stift gestolpert und hätte sich den Kopf am Tisch aufgeschlagen." Sie zuckte kurz mit den Schultern. „So schwer es für euch Menschen auch zu verstehen ist, so fern ich euch doch auch immer erscheine und so befremdlich meine Gabe für euch auch ist, ich bin immer näher als ihr glaubt – zu jeder Zeit, in jedem Moment in eurem Alltag. Denn am Ende ist das eine der wenigen echten Wahrheiten im Leben – wo Leben ist, dort ist auch immer Tod."
Und für einen Moment blieb es wieder still. Nur das bunte Treiben typisch für ein Krankenhaus hier und dort – piepende Monitore aus den unendlichen Fluren, klingelnde Telefone, die Schritte hunderter Menschen.
„Niemand ist daran schuld, dass Alice gegangen ist, nicht die Ärzte, die sie stundenlang operiert haben, nicht der Fahrer, nicht du, keine Schwester, nicht ihre Ernährung. Dinge...passieren. Und wann und wie sie passieren, das liegt nicht in eurer Hand, noch liegt es bei mir. Nicht einmal das Schicksal selbst weiß mehr als sein unendliches Buch ihm zu zeigen vermag." Sie machte eine kurze Pause. „Leben ist leiden und leiden ist Leben. Aber wichtig ist, was dazwischen passiert." Doch immerhin war das Leben ein Leben – die Ewigkeit war simpel, man stagnierte...es wurde schnell langweilig. Nicht umsonst sammelte sie Hüte und ihr Reich glich einer simplen Wohnung. Doch...wenn man alle Zeit der Welt hatte, die Ewigkeit...hatte man im Grunde nichts. Keine Aussichten, keine Veränderung. Man sah Weltreiche aufsteigen und fallen und doch...waren es immer nur die gleichen Szenen, die gleichen Ideen, die gleichen Fehler und am Ende...die gleiche Dummheit, die die Sterblichen ins Unheil stürzten. Und doch...gab es unter ihnen immerhin die Hoffnung, dass sie es das nächste Mal besser machen konnten – ein Neuanfang, mit neuen Ideen und dieses Mal...dieses Mal würde es vielleicht anders laufen. Es war die Perspektive, die das Leben lebenswert machte – und die Ewigkeit schnell zu einer stumpfen Einöde.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 27.11.2023 17:21

Es blieb lange still zwischen den beiden...sehr lange.
Doch Death schwieg. Es gab nichts, was sie sagen konnte. Nichts, was sie nicht bereits Dutzende Male gesagt hatte. Nichts, was an der Sache nun etwas verändern könnte.
Es war immer schwer, wenn Leute für sich nichts mehr am Leben fanden. Und das war der Teil ihrer Aufgabe im Universum, der ihr nicht gefiel. Ja, es war eine schwere Gabe, die sie den Menschen brachte, kein Mensch wollte gern sterben - wenn es nicht gerade in einer schweren psychischen Beeinträchtigung wurzelte - und so war es nie wirklich leicht...mit den Menschen. Und doch...war es etwas anderes als dies hier; ein junges Mädchen, das schon so viel erlebt hatte, und schon so kaputt war, dass sie den Tod als einzigen Ausweg sah.
Doch so sollte es nicht sein.
Auf der anderen Seite jedoch...war sie keine Therapeutin unter den Menschen. Solche Dinge...die mussten sie selbst lösen. Oder es war an sie, hinterher die Scherben zu bereinigen. Mitzunehmen...wer gegangen war.
Sei seufzte.
„Das liegt nicht bei mir", erklärte die Frau in Schwarz und neigte den Kopf etwas beiseite. „Das entscheide ich nicht. Das ist hauptsächlich eine Sache von dir...und des Universums. Ich bin nur hier, um meine Aufgabe zu erfüllen, sollte es soweit sein." Sie seufzte erneut. „Doch im Moment bin ich hier nicht gebraucht."
Sie erhob sich, eine Hand bereits an der Klinke, doch sie hielt inne, als Sylvia weitersprach.
Ihre Schuhe quietschten ganz leicht, als sie sich wieder umwandte.
„Sylvia", sagte sie resigniert und sah sie einen Moment lang enttäuscht an, ehe sie an ihr vorbei zum Fenster in die Nacht hinaus sah. „So funktioniert das nicht..." So funktioniertet das ganz und gar nicht. Der Tod als ihre einzige Freundin zu betrachten...das war ein großes Problem. Sie hatten sich oft gesehen, das war wahr. Zu oft hatte sie Sylvia besuchen müssen. Und sie kannten sich mittlerweile wirklich zu gut. Aber...sie waren keine Freundin, das durfte nicht sein, das konnte nicht sein. So funktionierte das Leben nicht. Der Tod als ein alter Freund...das war im übertragenen Sinne gemeint, wie jemanden, dem man gern entgegen ging, wenn das Leben endete, jemand, zu dem man zurückkehrte, wenn alles zu Ende war. Niemals war das wortwörtlich gemeint, nicht auf diese Weise.
Wieder seufzte sie, und traten durch den Raum, zu Sylvias Bett. Dieses Mal vollkommen still, ohne ein Geräusch zu machen.
Sacht legte sie eine Hand auf ihren Kopf, schenkte ihr ein warmes Lächeln. Eine Geste, mit der sie in der Regel diejenigen empfing, die das Ende ihrer Weges erreicht hatten. Doch dieses Mal, da war es als eine Art Abschied gemeint. Sie wollte sie nicht wiedersehen. Und das war keinesfalls als ein Segen gemeint, dass sie ihr die Unsterblichkeit schenkte, dass sie sie einfach nicht abholen würde und sie damit frei vom Tod wäre, sie meinte es als ein Zeichen, dass sie erst einmal nicht wiederkehren würde.
Sylvia würde weiterhin versuchen, ihr Leben zu beenden, und ebenso...Death wiederzusehen. Doch sie würde nicht kommen. Und Sylvia würde bleiben, wo sie war.
„Wir werden uns nicht mehr wiedersehen", erklärte die Frau aus der Dunkelheit heraus. „Zum Schutze deiner Psyche und deiner Seele."
Und dann zog sie ihre Hand zurück, das Lächeln schwand.
Schweigend und in vollkommener Stille durchquerte sie den Raum und öffnete die Tür, die hinter ihr leise ins Schloss fiel. Sie wusste nicht, wie Sylvia verstehen würde, was sie eben gesagt hatte, doch sie hoffte, dass sie es als eine Art Zeichen sehen würde. Es war nicht so, dass Death sie nicht wiedersehen wollte - doch nicht an dieser Stelle und nicht auf dieser Weise. Anders als bei ihren Schwestern war dies ein Moment, indem es vollkommen an ihr selbst ging wie es weiterging. Doch egal wie sie sich entscheiden würde, Death würde sie nicht mehr begleiten, vorerst nicht, nicht auf diese Weise wie sie es sonst immer mit allen tat. Kurz gesagt...Sylvia wäre nun auf eine gewisse Weise unsterblich, denn selbst wenn sie sich noch einmal etwas antun sollte, so würde Death nicht dort sein, nicht auf sie warten...nicht ihre Hand halten. Nein, sie wäre allein und dann würde sie aufwachen und müsste feststellen, dass sie nicht gestorben war. Die Ärzte würden es für ein Wunder halten, ihre Mutter für einen Segen und ihre Schwestern, wenn sie sie sahen so wie Death sie auch immer sehen konnte, für eine Chance. Wieder eine Chance - und hoffentlich eine, die sie nicht verschwenden würde.
Still durchwanderte sie die Gänge, auf denen es vollkommen ruhig war. Alle schliefen. Und die, die es nicht taten, die gingen ihrer Dinge nach. Keiner wusste von dem Vertrag, den eine kosmischen Entität gerade mit einem ihrer Mitbewohner, Schutzbefohlenen oder Freundin geschlossen hatte. Nicht einmal sie selbst wusste in diesem Moment vielleicht etwas davon. Und hoffentlich würde es sich auch nicht zeigen...nicht allzu schnell. Vielleicht hatten ihre Worte bereits gereicht...endlich einmal? Sie konnte nur hoffen. An Sylvia...und all ihren Versuchen und all den Momenten, in denen es nicht geklappt hatte, dass sie sich das Leben nahm, war...etwas Besonderes. Waren es ihre Schwestern, die schützend ihre Hand über sie hielten...? Sie konnte es selbst nicht sagen. Doch es wäre ein schöner Gedanke - selbst für sie, als der Tod selbst. Doch nun, nun hielt sie selbst eine schützende Hand über sie. Und sie hoffte, dass sie diesen Segen aus der Notlage heraus nicht bereuen musste...

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 08.11.2023 16:18

Sie betrachtete das Mädchen, das sie nun schon so oft besucht hatte.
Mit verschränkten Armen saß sie da und wartete ab – ob sie nun aufwachte oder doch entschlafen würde. Allerdings machte es eher den Anschein, als würde sie wieder aufwachen und nicht zurückbleiben. Und doch war sie hier...und wartete ab. Nicht etwa, weil es sie interessierte, sondern weil es noch immer eine Chance gab, dass es hier enden könnte.
Dann rührte sie sich. Sie war bereit wieder mit den Schatten zu verschmelzen, in die Dunkelheit der Einrichtung zu verschwinden, da sie nicht länger gebraucht war, doch sie blieb.
Du bist da.
Dankbarkeit klang aus ihrer Stimme heraus, so etwas wie Erleichterung. Eine der wenigen Dinge, die sie wirklich verletzen konnte, wenn sie ihrer Aufgabe nachging...solche, die sich so sehr nach ihr sehnten, dass sie für nichts dankbarer waren als endlich ihr Gesicht zu sehen, ihre Umarmung zu spüren, ihr Lächeln zu erblicken, wenn sie sie abholen kam. Es gab Ausnahmen, wenn die Menschen sehr krank gewesen waren, sehr gelitten hatten, sehr gekämpft hatten...endlich Erlösung zu finden. Doch das war an dieser Stelle nicht der Fall.
Deshalb schwieg sie, sagte nichts dazu.
Sie seufzte leicht, als Sylvia weitersprach.
„Ich muss gestehen", begann sie aus der Dunkelheit zu ihr zu sprechen. „Dass mich das sehr freut." Lieber sollte sie schlecht im Sterben sein als einfach ihr Leben wegzuwerfen. Auf der anderen Seite waren das jedoch Sachen, in die sie nicht eingreifen durfte. Es mochte ihre Aufgabe sein, ihre Gabe für die Menschen, doch solch freie Entscheidung darüber, wer sterben und wer leben durfte, hatte sie nicht. Nicht dass sie nicht jemanden auslassen konnte, wenn ihr der Sinn danach stand – sie hatte da so einen bestimmten Mann im Hinterkopf, der immerhin ein guter Freund ihres Bruder geworden war –, aber so einfach war es am Ende eben nicht.
Sie schwieg wieder einen Moment, hörte ihr zu.
Sie könnte nichts sagen, ohne sich nur zu wiederholen. Wie so oft in den letzten Besuchen, die sie Sylvia hatte abstatten müssen. Jedes Mal waren es die gleichen Themen gewesen, die gleichen Gespräche. Doch wenn man selbst gegenüber dem Tod beratungsresistent war...was wollte man dann noch sagen...?
„Du kennst meine Antwort auf diese Frage", sagte sie deshalb nur, leicht resigniert. Wie oft sie sie im Grunde bereits durchgesprochen hatten. „Was auch immer dahinter stecken mag, doch du sollst wohl einfach noch nicht gehen. All die Male, die ich zu dir gekommen bin, die du dann eine Besserung erlebt hast, nur damit ich dann wieder an deinem Bett sitze...Und doch bist du immer noch hier, am Leben. Im Buch meines Bruders muss wirklich wichtiges für dich stehen, dass wir uns beinahe regelmäßig sehen und wir trotzdem immer wieder getrennte Wege gehen." Vielleicht war auch nicht Großes, sondern nur die Tatsache, dass sie nicht sterben sollte. „Eventuell sollst du auch einfach ein erfülltes Leben führen, für deine Schwestern, weil sie es nicht konnten..." So oft hatte sie es versucht und war dennoch hier...Wenn ihr das nicht reichte...
Sie atmete schließlich tief durch. „Nein", erklärte sie. „Daran trägt niemand die Schuld. Dinge passieren und in den meisten Fällen sind sie nur das Zusammentreffen verschiedenster Ereignisse, Umstände und Zufälle, Glück oder Unglück...Der Fahrer hätte besser auf die Straße achten können, aber er ist nicht abgelenkt worden, hatte nur nicht eher bremsen können. Du hättest nicht winken müssen, doch es ist deine Schwester und du hast dich gefreut, sie wiederzusehen. Und sie selbst...sie hätte auf die Fahrzeuge achten müssen, es besser machen können, doch das hat sie nicht. Die Frage, wer am Ende daran schuld ist, dass passiert ist, was eben passiert ist, ist ähnlich sie die Frage mit dem Huhn und dem Ei...was war zuerst da, wer hätte zuerst etwas anderes tun müssen...Fakt ist jedoch, dass man nicht ändern kann, was passiert ist. Und alle beteiligten damit leben müssen. Denn glaub mir, auch der Fahrer hat sein Päckchen zu tragen und ist nicht einfach wieder glücklich in sein Leben zurückgekehrt."
Sie sah zum Fenster, auf die Dunkelheit hinter den Jalousien, nur mit einigen leichten Lichtschimmern, Laternen vor den Fenstern, weißes, ganz sanftes Licht vom Hof.
„Nicht alles im Leben, nichts eigentlich, ist nur schwarz und weiß. Eine Schuldfrage ist in den seltensten Fällen einfach – du hast sie nicht vor das Auto gestoßen, niemand hat ihr ein Messer in den Rücken gerammt..., dann wäre es eindeutig, doch so war es nicht. Die Welt, die wir für uns erleben, ist eine Verkettung von Ereignissen, gute wie schlechte – und das Leben ist, was wir für uns aus diesen Dingen machen."

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 08.11.2023 14:36

Als es Zeit zum Aufbruch war, Alice verabschiedet war, machte sie sich wieder auf den Weg durch die Gänge, die – auch wenn sie hell erleuchtet waren – für sie doch immer von einem Schatten überlagert waren. Doch das mochte daran liegen, dass sie ein Krankenhaus nur aus zwei Gründen besuchte – um die neuen Gesichter im Leben zu begrüßen, und andere mit wieder mit sich zu nehmen, wenn sie das Ende ihres Weges erreicht hatten, wie lang auch immer dieser gewesen sein mochte. Krankenhäuser waren ein Ort der Hoffnung, aber auch der Verzweiflung, des neuen Lebens, der Schritte zurück in sein Leben...aber ebenso die Hallen der Begleitung auf den letzten Stufen auf die andere Seite, ein Haus des Endes.
Doch so war das Leben wohl – und er Tod. Menschen fürchteten sie...und ihr Auftauchen. Und sie taten alles dafür, sie noch ein wenig länger auf Abstand zu halten, so viel Qual und Leid es auch bringen würde, doch alles war für sie besser als in ihre warme Umarmung zu gleiten...für die meisten jedenfalls, so schien es. Aber bereitete ihnen all das nicht noch mehr Kummer...? Sie kannte keine Antwort darauf, doch sie war sich sicher, dass sie es lieber in Kauf nahmen, um ihre Lieben nur noch ein wenig länger bei sich zu wissen...was es für diese auch bedeuten mochte...
Die Sorgen und Ängste der Menschen machten ihr manchmal doch etwas mehr zu schaffe als sie es gern zugeben mochte. Doch ändern konnte sie es ja ohnehin nicht. Sie wusste, dass sie gebraucht wurde, dass es sie geben musste, dass ihre Aufgabe wichtig war...
Und dann...war da noch Tessa, die sie im Wartesaal nahe des Eingangs fand. Im Normalfall hätte sie sie allein gelassen, wäre ihrer Wege gegangen, auf der anderen Seite jedoch hatte sie einen einfachen Menschen heute ganz schön etwas mitmachen müssen. Also trat Death zu ihr.
Sie machte sich nichts daraus, dass ihre erste Frage ignoriert wurde, konnte sie sie doch auch verstehen, dass sie gleich zum Wesentlichen kommen wollte.
Die Frau in schwarz nahm Platz und schlug die Beine übereinander, sah Tessa nicht an, blickte stattdessen geradeaus, als sie ihr antwortete: „Nein, ich habe sie eben auf die andere Seite gebracht." Und es wurde kurz still, ehe der Becher durch den Raum flog und seinen Inhalt auf Boden und Wände verteilte. Death zuckte nicht mit der Wimper und schwieg. In der Entfernung nahm sie wahr, dass zwei Schwestern, die sich unterhalten, einen wachsamen Blick auf Tessa warfen, ehe sie sich erst einmal wieder ihrem Gespräch zuwandten. Die Dame an der Information auf der anderen Seite der Halle beobachtete Tessa, während sie einige Papiere zusammenräumte, schien einzuschätzen, ob sie den Sicherheitsdienst oder doch lieber einen Seelsorger rufen sollte.
„Das ist es nicht, nein", sagte sie ruhig und betrachtete den Kaffee, der in braunen Striemen die Wand hinunterrann. „Doch gerade das macht es aus. Man weiß nie, wie das Schicksal für einen gewürfelt hat – und nur dann ist es ein Leben, wenn man es zu seinem Leben macht." Das waren weise Sprüche, die an den meisten jedoch abperlten wie Wasser an einer Lotosblüte, am Ende war es aber die Wahrheit und sie war sich sicher, dass Tessa das wusste.
„Doch wenn es dir hilft, Alice' Tod war kein dummer Zufall und auch kein unfairer Schlag des Universums, sondern Schicksal, das etwas mit meiner Beschaffenheit und meiner Aufgabe hier zu tun hat." Sie war sich sicher, dass Tessa das vermutlich gar nicht hören wollte, viel zu angespannt und von Gefühlen geladen war sie, doch wenn sie es hören wollte, wenn es ihr helfen sollte, so könnte sie ihr davon erzählen. Damit würde sie zwar ein paar Regeln brechen, allerdings hatten sie und ihre Geschwister diese Regeln zwischen sich aufgestellt, es waren keine geltenden Gesetze, lediglich Absprachen, damit man sich nicht in die Quere kam, die Arbeit des anderen nicht gefährdete, die Welt sich weiter drehen konnte, ohne irgendwelchen übernatürlichen Kriege und Auseinandersetzungen – doch wenn Desire die an diese Abmachungen nicht halten musste, sie ständig brechen konnte, dann könnte Death das auch!

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 02.09.2023 21:27

Das schrille Heulen von Sirenen, aufgeregte Menschen auf beiden Seiten der Straße, und mitten drinnen ein tobender und am Boden zerstörter LKW-Fahrer. Rettungskräfte und der Notarzt um einen regungslosen Körper am Boden; der Defibrillator, der nichts mehr zu erreichen vermochte, während die anderen ihre Verletzungen erst einmal für den Übergang zu flicken versuchten...
Die schweren Stiefel waren geräuschlos auf dem schwarzen, sonnengewärmten Asphalt. Mühelos wanderte sie zwischen den Menschen entlang, musste sich nicht verbiegen, von ihrem Weg nicht abweichen, als würde sich die Welt ihr selbst beugen, den Weg frei machen, auf dass das Universum seine Arbeit durch sie tun konnte...
Und das wollte sie ja auch.
Als sie das Mädchen erreicht hatte, hockte sie sich einfach zwischen die Gerätschaften, strich ihr über die Wange, als sie auf eine Trage verfrachtete wurde. Noch war sie nicht tot, doch Death wusste, wie das hier ausgehen würde – im Gegensatz zu anderen Situationen war dies hier genau das, worum es an diesem Tag eigentlich ging...neben den anderen Dingen die auf dem Weg bereinigt worden waren.
Als sie alles aufgeräumt hatten und die Rettungskräfte wie auch der Arzt sich wieder in den Wagen geschwungen hatten, sah sie dem davon rauschenden Fahrzeug noch hinterher, auf der Stelle stehend, die Hände in den Taschen. Sie würde Tessa in nicht allzu naher Zukunft wieder sehen...

Einige Stunden waren vergangen. Mehrere sehr kleine OPs hatte Alice über sich ergehen lassen müssen, denn mehr hatten sie ihr nicht antun wollen...sie war bereits mehrmals reanimiert worden. Bis sie sie in Einverständnis mit ihrer Familie endlich gehen ließen. Death war bei allen Dingen immer mit im Raum gewesen, hatte dabei gestanden...bis sie ihr endlich ihre Hand reichte – und Alice ins Licht geleiten konnte, auf das letzte Bisschen ihres Weges. Mit einem Lächeln verabschiedete sie das Mädchen, das sie heute sie selbst gewesen hatte, sah sich selbst dabei in die Augen. Denn auch wenn es anders gekommen war als es sonst üblich war bei dieser Tradition, so war es trotzdem Deaths Tag unter den Lebenden gewesen. Sie hatte sich selbst verabschiedet und auf die andere Seite geschickt. Nun war sie wieder nur sie selbst, im Raum mit der leblosen Hülle des so strahlenden Mädchens.
Und so machte sie sich wieder auf, wanderte durch die Gänge des Krankenhauses, zwischen Schwestern, Pflegern, Ärzten und Patienten, ungesehen, und dennoch genau wissend, dass sie im selben Augenblick den einen oder anderen der hier behandelten Menschen ebenso mit sich nahm. Omnipotent war sie. Denn wo auch immer das Leben war, dort war auch der Tod. Sie war so allgegenwärtig wie das Leben selbst, das sie am Ende auch war. Denn ohne das eine konnte das andere nicht existieren.
Als sie dann den Haupteingang des Hauses, das große Foyer erreicht hatte, fiel ihr allerdings etwas im Augenwinkel auf. Tessa musste erfahren haben, in welches Krankenhaus sie gekommen war, denn sie saß im Wartebereich. Sie wandte sich zur Seite, trat zu ihrem Stuhl, und räusperte sich. Normalerweise zeigte sie sich den Sterblichen nicht, ging ihrer eigenen Dinge nach, doch in diesem Moment fühlte sie sich nach einer Ausnahme. Immerhin war das heute alles sehr viel für diese Frau gewesen – sie war ihr wohl doch so etwas wie eine Entschuldigung schuldig, und wenn nicht das, dann immerhin ein paar aufbauende Worte. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?", fragte sie Tessa und wies dabei mit der Hand auf den leeren Stuhl neben ihr.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.09.2023 21:28.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 02.09.2023 19:47

Ganz ruhig schwebte sie in den angenehm wohligen Fluten vor dem Mädchen. Ein seltsames Schauspiel musste es sein – das Leben und der Tod...sich so dicht wie sonst nur in wenigen Momenten in den scheinbar unendlichen Weiten des Wassers, dem Stoff allen Lebens.
Ruhig sah sie dem Mädchen in die Augen, noch immer scheinbar vollkommen unangetastet vom Wasser; trocken, schwebend in der Tiefe. Ihre Berührung sollte ihr Wärme spenden, niemand sollte auf seinem letzten Weg leiden müssen – doch oft lag das nicht am Sterbenden selbst, sondern an den Lebenden.
Und dann waren da Stimmen. Dumpf und weit weit weg konnten die genauen Worte die dunkle Frau nicht erreichen, nur hier und dort war der Klang fast klar genug, um sich denken zu können, was gesagt wurde. Wild und laut war es, ehe die Ruhe des Wasser gestört wurde, weil jemand ins Wasser gesprungen war, um zu dem Mädchen zu tauchen. Die Szene löste sich auf, das Wasser wurde unruhig, das Mädchen aus ihrer Starre gerissen, dem Arm der Frau mit den Locken entrissen, die noch für einen Moment im Schwimmbecken zurückblieb, in der Tiefe, dem Mädchen nachschauend, das gegen das Licht des Abends zur Oberfläche gezogen wurde. In einem anderen Zusammenhang wäre dieses Bild fast spirituell, wenn sie nicht selbst diejenige wäre, die die Seelen dem Licht zutrug, sie aber keinesfalls bewusst und willentlich aus dem Leben riss.
Mit einem einzigen Zug ihrer Arme konnte sie sich zur Oberfläche bringen, wo sie auf den Beckenrand stieg, der Szenerie folgte, die sich nun bot. Das Wasser war vollkommen unberührt, keine einzige Regung. Und sie hinterließ keinen Tropfen als sie den Beckenrand entlang ging und sich auf eine Kante an der Fensterfront setzte. Natürlich war sie noch hier, wo denn auch sonst? Sylvias Leben stand immer noch auf dem Spiel – sie konnte nur wieder warten wie es ausgehen würde, ob die Bemühungen des Pflegers von Erfolg gekrönt wären oder er es nicht schaffte, sie gerade so lange in dieser Welt zu halten, wie es nötig war, ehe sie in einem Krankenhaus war.
Sie lehnte sich gegen das Fenster, das durch die nachmittägliche Sonne aus dem Innenhof und durch die Wärme des Schwimmbades warm an ihrem Rücken war. Sie zog ein Bein heran und legte die Arm darum, betrachtete das Schauspiel.
Und tatsächlich...sie wurde wieder wach. Death konnte spüren, dass ihre Anwesenheit noch immer begründet war, doch nicht mehr so akut wie es noch im Pool der Fall gewesen war. Sie antwortete nicht auf Sylvias Worte – sie konnte nicht bleiben, sie konnte mir ihr nicht über ihre Familie sprechen. Doch als sie sie auf die Krankenstation bringen wollten, erhob sich auch Death. Sie blieb in ihrer Nähe und folgte ihr durch das Gebäude, an Patienten vorbei, an gemütlichen Ruheecken, und interessanten Therapieräumen. Als sie sie in einem Bett abgelegt hatten, setzte sich die dunkle Frau auf einen Stuhl in der Ecke und betrachtete sie. Sie blieb auch noch, als sie schon wieder stabil war; nachdenklich, die Beine ausgestreckt, die Arme vor der Brust verschränkt. Wachsam.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 12.08.2023 12:34

Warm schien ihr die Sonne in den Nacken, als sie von der Bank aufstand, sich noch ein Bonbon in den Mund steckte. Die schweren Stiefel machten tiefe Laute auf dem alten Pflaster, doch niemand außer sie selbst konnte sie wahrnehmen, während sie zwischen den wenigen Menschen in der kleinen Einkaufspassage entlang ging, immer mal hier und dort an einem Stand stehen blieb; hier ein T-Shirt näher betrachtete, den Stoff zwischen ihren dunklen Fingern rieb, ihn näher betrachtete, oder dort mal eine Sonnenbrille aufsetzte. Vom Stand selbst bewegten sich die Gegenstände dabei nicht weg, rührten sich keinen Zentimeter, und doch saßen sie ihr auf der Nase, hingen vor ihrem Körper als sie sich damit vor den Spiegel stellte, um sie sich genauer zu besehen. Nun, sie war wohl auf einer anderen kosmischen Ebene als sie, und doch hinterließ alles auf allen Ebenen seinen eigenen Abdruck – bei Lebewesen würde man dies Seele nennen, bei Gegenständen, nun ja, vielleicht einen Schatten...? Als der Tod höchstselbst handelte es sich bei den Dingen, die sie sich aussuchte, natürlich um genau diese Schatten.
So setzte sie ihren Weg bald fort, eine neue Sonnenbrille in die Haare gesteckt – feine, runde Gläser aus schwarz-blauem Glas, perfekt zu ihrem Style passend. Normalerweise war sie allerdings nicht so für weltlichen Besitz zu haben – anders als ihr Geschwister, Desire – aber das bedeutete ja nicht, dass man sich nicht ab und an mal etwas neues zulegen und aussuchen durfte...ihre Hutsammlung kam ja nicht von ungefähr!
Mit einem feinen Schmunzeln betrachtete sie sich noch einmal in einem der aufgestellten Spiegel, zwinkerte sich selbst zu, ehe sie sich umwandte. Es wurde höchste Zeit – ihr nächster Termin wartete bereits!
Sie verließ die Passage und schritt dafür eine Allee aus Birnen- und Apfelbäumen entlang. Bei diesem kleinen Städtchen handelte es sich wirklich um ein kleines Paradies – eine Kurinsel inmitten des sonst so langweiligen und erdrückenden Alltags. Umso trauriger war es, dass es ausgerechnet sie heute hier her verschlagen hatte. Doch sie konnte es wohl am wenigsten ändern – immerhin tauchte sie nur dort auf, wo sie eben gebraucht wurde...bis auf wenige Ausnahmen. Doch in diesen Momenten interagierte sie normalerweise nicht mit Menschen, war oft genug nicht mal auf der Erde unterwegs, sondern lieber in ihrem eigenen Reich oder in denen ihrer Geschwister oder in ganz anderen Welten. Doch beruflich konnte sie sich das eher weniger aussuchen.
Und so folgte sie der Allee bis ganz zum Ende, ehe sie auf eine alte Villa hin auslief, einen kleinen Vorhof offen legte, der die Besucher schließlich die Treppe hinauf zu einem großen Portal führte. Nun, das war jedenfalls der Hintereingang, auf der anderen Seite befand sich eine schmale Straße. Nicht allzu viel befahren, aber doch befahren genug, um...nun, wem machte sie etwas vor? Gestern war sie doch schon hier gewesen, war die Straße entlang geschlendert und war damit unfreiwillig genau dem Menschen in die Arme gelaufen, den sie so oft schon hatte besuchen müssen. Doch wie in diesen Momenten hatte sie auch in diesem nicht direkt mit ihr den Kontakt gesucht – oder aufbauen brauchen. Nein, hier war es um ihre zweite Schwester gegangen; neben ihr auf dem heißen Asphalt hatte sie gesessen, ehe sie ihre Hand genommen und sie sacht mit sich geführt hatte.
Noch immer in Gedanken wusste sie jedoch genau, wo sie gebraucht wurde. Und so bog sie, noch ehe sie die ausladende Treppe erreicht hatte zur Seite ab. Man kam auch in der Villa bequem zu dem fast gläsernen Anbau, doch natürlich gab es auch von außen Eingang. Auch wenn er oft verschlossen war, machte ihr das nichts aus. Sobald sie die Hand auf die silberne Klinke gelegt hatte, schwang die Tür auf und die feuchte Wärme der kleinen, privaten Schwimmhalle umfing sie. Mit dem Geruch von Chlor in der Nase trat sie um das weite Becken herum, ehe sie sich hinhockte. Dort, eine Silhouette im Wasser, regungslos, starr, nur von der seichten Bewegung des nimmer ruhenden Wassers geführt.
Sie neigte den Kopf leicht zur Seite.
Dann glitt sie vom Beckenrand in das angenehm kühle Nass.
Vollkommen unangetastet vom Druck, vom Wasser, weder von Nässe noch Luftmangel glitt sie bis nach unten auf den Boden. Ihr Gesicht kam genau vor dem ihrigen zum Stehen. Ohne das die Lichtbrechung des Wassers ihr etwas ausmachte, sah sie ihr direkt ins Gesicht; die Augen geschlossen, die Luft ihrer Lunge entweichend, sah sie seelenruhig aus, als wären der tosender Schmerz in ihrer Brust und all die Last des Lebens, der letzten Jahre, besonders des gestrigen Tages, bereits in weite Ferne geglitten, für sich still und einsam ertrunken, von den Tiefen verschlungen, und hätten damit das wehrlose Mädchen mit all seiner Unschuld zurückgelassen...
Die Zeit schien stillzustehen, während die beiden Frauen in der Schwerelosigkeit des klaren Wassers verharrten. Vorsichtig hob die Ältere der beiden ihr Hand, legte sie sanft auf die Wange des Mädchens. Ein Zeichen, dass sie da war, dass sie das nicht allein durchstehen musste, dass sie loslassen konnte, wann immer sie wollte – oder sie doch um ihre Lebensgeister kämpfen, wieder zur Besinnung und Beherrschung kommen lassen sollte...mit all den Sorgen und dem Kummer, die sie an der Luft doch so schwer nach unten zogen wie es die Geldkassette und die Spieluhr hier im Pool taten.
Und wieder ging es um die Zeit, die hier unten so weit entfernt, so unwichtig, so sinnlos erschien. Auch sie selbst wusste erneut nicht, wie das hier ausgehen sollte. In den anderen Momenten, nun, jeder kannte sich die Aussage, dass der Hauch des Todes bereits in der Luft lag, er jedoch noch nicht „zugeschlagen" hatte, nicht? Sie war immer mit im Raum gewesen, mal was sie sich sicher gewesen, dass auch Sylvia sie wahrgenommen hatte, sie gesehen, oder jedenfalls ihre Anwesenheit gespürt hatte, und in anderen Momenten, da wusste sie ganz genau, dass sie sie noch nicht bemerkt hatte, zu schnell war sie dem Leben wieder näher gewesen als ihrer kühlen Umarmung.
Ihr Daumen strich sacht über ihre Wange...

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 14.06.2023 16:46

Lange genug hatte sie gewartet – sie hatten ihre Zeit gehabt, auch wenn sie kurz gewesen war. Dieser Moment an sich war bereits eine unglaubliche Kostbarkeit, nun musste er leider zu Ende gehen.
Und so meldete sie sich zunächst vorsichtig an, ehe sie dann wieder in den Raum trat, wo Mutter und Tochter noch im Abschied steckten.
Sie blieb noch in der Tür stehen und wartete auf die beiden.
Doch schließlich streckte sie Hand aus, um sie Ricky zu reichen, um sie wieder mit sich zu nehmen, ihr den richtigen Weg zu zeigen, damit sie endlich weitergehen konnte. Und auch trat Ricky auch auf das Mädchen zu, erklärte sich bereit für den weitere Schritt. Aber...es flimmerte nur wieder leicht in der Luft, als sie wieder auf die andere Seite übertrat. Einen Augenblick später klingelte es leicht als Zeichen, dass jemand die Bar betreten hatte und die Schritte schwere Stiefel auf alten Holzdielen waren zu hören – ehe sich die Tür ein weiteres Mal öffnete.
Eine Frau mit dunkler Haut betrat den Raum, ihr lockiges schwarzes Haar umspielte ihr Gesicht und das Leder ihrer schwarzen Hose glänzte im fahlen Licht.
Es war Death, der Tod höchstselbst.
Langsam trat sie durch den Raum und strich dabei dem Mädchen mit den grünen Haaren sanft über die Schulter, begegnete ihr mit einem Lächeln, wohl wissend, dass in ihr ihr eigenes Selbst steckte, als eine weitere Persönlichkeit eines Mädchens, das bereits so viele Persönlichkeiten in sich vereinte. Und sie ging weiter durch den Raum, ergriff Rickys Hand mit einem freundlichen Lächeln. „Dann können wir ja los."
Und dann wandte sie sich wieder um, Ricky bei der Hand haltend, die noch immer in einem leichten, schimmernden Licht erstrahlte, Death wandte sich noch einmal mit einen freundlichen und sanften Lächeln zu Tessa um – dann traten sie durch die Tür zurück in die Bar und waren verschwunden.
Das Mädchen war für einem Moment verwirrt. Sie...hatte sich eben selbst gesehen...nicht? Oder...die wahre Gestalt einer ihrer Persönlichkeiten. Sie bekam Kopfschmerzen und die Ränder ihres Sichtfeldes färbten sich schwarz. Mit einer Hand fasste sie sich an die Stirn, alles verschwamm vor ihren Augen und für einen Augenblick verschwand es einfach alles – keine Geräusche, keine Klänge, keine Gerüche, kein Geschmack...Ihr Kopf war leer.
Und doch fing sie sich schneller als es sonst der Fall war.
Blinzelnd, zitternd und verwirrt sah ich mich im Raum um...Ein Wohnzimmer? Was machte ich in einem Wohnzimmer...? Und es stank so furchtbar nach Alkohol! Noch immer war mein Kopf schwer und ich drehte mich ein wenig stolpernd auf meinen Beinen, die sich noch immer wie Wackelpudding anfühlten. Eine fremde Frau stand mir gegenüber...Nein, nicht fremd – ich hatte sie schon einmal gesehen, in dieser Bar...Warte! In dieser Bar?! Erschrocken sah ich mich nach einer Uhr um – konnte es sein, dass ich wieder...Als mein Blick endlich eine Uhr fanden, brach helle Panik in mir aus; es waren drei Stunden vergangen, seit ich daheim losgegangen war. Die Arbeit...meine Termine!
Für einen Moment starrte ich die Frau an, die mindestens genauso verwirrt aussah wie ich auch. Ich wollte sie etwas fragen...Oh, Gott, was wenn wir sie verletzt hatten...oder irgendjemand von uns?! Doch ehe ich mich dazu durchringen konnte, hatten meine Füße bereits ihre eigene Entscheidung getroffen. „Tut mir leid, was auch immer vorgefallen ist", rief ich, bereits jetzt vor Panik und Entsetzen außer Atem, sprang durch die Tür in den Schankraum, an den ich mich dunkel erinnern konnte, und durch die Tür nach draußen auf die Straße. Ich musste...
Der Schlag kam, ohne dass ich darauf vorbereitet war, zu schnell, um ihn kommen zu sehen und zu heftig, mich dagegen zu wehren. In der Ferne hörte ich das Quietschen von Bremsen und das Schlittern von Reifen auf dem Asphalt, und das Knattern eines enormen Motors...eines Lastwagens.
Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass ich in drei Metern Entfernung wieder auf der Straße aufgeschlagen war. Ich spürte meinen Körper nicht...und dann kam...die Schwärze. Ich versuchte, meine schweren Lieder zu öffnen, mein Kopf hämmerte, etwas warmes, feuchtes breitete sich sich überall um mich herum aus, es kam aus meinem Kopf...Schatten tanzten vor meinen flatternden Lidern...ein kam langsam auf mich zu geschritten...schwarze Punkstiefel kamen genau vor mir zum Stehen, eine glänzende Lederhose knarzte, als die Person sich zu mir hockte und sacht eine Hand nach mir ausstreckte. Ich wollte danach greifen...doch ich...doch ich...alles war so schwer...sogar der Schmerz war bereits vergangen...und dann...kam die Schwärze...alles wurde bedeutungslose, die Welt leer und ich glitt langsam ins Nichts...
Und dann wurde es wieder hell. Vor mir stand eine Frau, in schwarz gekleidet, dunkle Haut, Lockenschopf. Und sie kam mir irgendwie bekannt vor, auch wenn ich nicht mit dem Finger darauf zeigen konnte. Sie strahlte eine sonnige Wärme aus, und ihr Lächeln war einladend und freundlich, einnehmend. Ich ergriff ihre Hand und sie zog mich nach oben auf die Beine. Erst jetzt fiel mir auf, welches Chaos um mich herum herrschte – Menschen über Menschen und ein Krankenwagen stand auch da, die Rettungskräfte allesamt auf dem Boden...um mich herum, nein, um...einen Körper. Meinen Körper! Ich erschrak und sprang panisch einige Schritte zurück, doch die Frau fing mich auf, als ich zu stolpern drohte. „Ist das...ist das...bin ich das?", brachte ich zittrig hervor und sah zwischen ihr und meinem eigenen reglosen Körper auf der Straße hin und her. Sie nickte. Verängstigt musterte ich sie. „Und du bist..." Ich wollte es eigentlich als Frage formulieren, doch ich berichtigte mich zwischenzeitlich selbst, weil es mir auf einmal klar war... „Du bist...der Tod? Du bist hier, um mich zu holen?" Leichte Panik stieg in mir auf. Weil...hatten wir das nicht alle? Angst vor dem Tod? Doch sie lächelte nur sanft und nickte nett. „Aber ich bin nicht gekommen, um dich zu holen, ich bin gekommen, um dich dorthin zu bringen, wo dein Weg nun hinführt." Was meinte sie nur? Ich glaubte nicht an Himmel und Hölle und auch an sonst nichts. Doch in diesem Augenblick hatte ich eine Antwort auf meine Gedanken bekommen – als sie mir nun nämlich freundlich eine Hand entgegenstreckte, die ich mit vollkommener Sicherheit ergriff (meine Ängste auf einmal wie weggeblasen, als ich diese Erscheinung vor mir sah), führte sie mich ein Stück die Straße entlang auf einen warmen Sonnenstrahl zu, ein helles Licht, das angenehm auf meinem Körper prickelte. „Auf Wiedersehen, Alice", sagte sie mit einem weiteren Lächeln. „Es war schön, dich kennenzulernen." Und auch ich lächelte und sie bedeutete mir mit einem Nicken, in den Lichtschein zu treten. Und ich tat es. Mir wurde warm ums Herz und...auf einmal verblasste alles in helles Licht, löste sich in Wohlgefallen auf, in angenehme Wärme und ausgelassene Stimmung. Und ich wusste, dass ich tot war, doch ich hatte keine Angst, denn nun war ich dort, wo es mich hinverschlagen hatte...am Ende meines Lebens. Und es war so schön...Empfangen von meiner Mutter, meiner Großmutter, die mich in ihre Arme schlossen, und neben mir, die Hände liebevoll auf meinen Schultern: Lucas und Jenny. So lange hatten wir in einer WG gelebt und nun waren wir auch hier wieder zusammen. Hatte ich am Anfang Angst gehabt, sie könnten mir böse sein, dass ich vor den Bus gerannt war, so nahmen auch sie mich nun in die Arme, als das Licht mich in sich aufnahm...

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 14.06.2023 15:49

Es blieb still. Death betrachtete sie ruhig und spürte dennoch deutlich, wie sie zunehmend an Lebenskraft verlor und immer mehr in ihr Reich übertrat. Und doch hatte es noch lange nicht zwölf geschlagen. Niemals war das deutlicher als in der Zeit der heutigen, modernen Medizin; was die Menschen alles erfunden und entwickelt hatten, nur um ihr nur noch ein paar Jahre länger entgehen zu können...Und sie war ihnen da auch gar nicht böse – sie wusste um die Meinung, die die Menschen von ihr hatten...und ein Teil von ihr freute sich für sie, dass sie ihr Leben immer länger genießen konnten, ehe sie sie mit sich nahm. Nicht immer war es auch im Sinne des Betroffenen, ihn noch weiter am Leben zu lassen, doch die meisten Menschen war für eine solche Diskussion nicht bereit. Und sie würde sie nicht mit ihnen führen...
Und selbst waren die Chancen – auch wenn sie immer schlechter wurden – auch hier für Sylvia in diesem Badezimmer immer noch hoch, dass sie Death heute vielleicht nur einmal sehen würde, aber nicht mit ihr kommen musste. Wie es ausging, wusste nur ihr Bruder – und der war auch nicht hier, würde es ihr auch nicht verraten.
Doch dann...sie sank vor ihr im auf den Fliesenboden und umschlang ihren Magen.
Death machte einen Schritt in den Raum und ging selbst auf die Knie, vor ihr und erhob eine Hand, um sie ihr unter das Kinn zu legen und es etwas anzuheben.
„Ich verstehe", sagte sie mit sanfter, weicher Stimme und einen beruhigen Lächeln. Sie urteilte nicht – und besonders verurteilte sie nicht. Wenn es ihre Entscheidung war und es der Weg war, den sie gehen wollte, dann sollte sie diesen Schritt auch machen, sie wollte – und konnte – ihr da nicht im Weg stehen. Die Menschen hatten ihren freien Willen – und der war das wunderbarste Geschenk von allen. Und so sehr sie es auch bedauern würde, eine so junge Seele mit sich nehmen zu müssen, so würde sie es tun. Sie könnte ihre Schwester wiedersehen, hätte dafür jedoch ihr ganzes eigenes Leben gegeben.
Als die Worte ihrer Mutter vernahm, wandte Death schließlich den Kopf etwas und sah über ihre Schulter, als die Frau den Flur entlang ins Bad gestürzt kam.
Death erhob sich und trat wieder in eine Ecke des Bades, als sich die Frau auf ihre Tochter warf, verzweifelt aufschrie.
Sie ließ die beiden allein – sie würde sehr bald wissen, wie das Ganze ausging – und ging den Flur entlang, während sie die Frau telefonieren hörte, verzweifelt einen Rettungswagen rief, um ihre Tochter ins Krankenhaus zu bringen. Sie hatte die Haustür erreicht, als sie einiges Chaos hörte – ihre eigenen Versuche, sie zurück ins Leben zu holen. Und sie trat auf die Straße, die sie entlang sah, bereits auf die Sirenen wartend...

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 05.03.2023 05:09

Noch immer mit recht bedrücktem Gesicht lehnte sie sich an das Waschbecken neben Sylvia. Sie schien noch etwas zu brauchen, ehe sie das Ganze realisieren und verarbeiten konnte, aber so ging es in der Regel allen Menschen – und ganz besonders solchen, denen es noch nicht bestimmt war, auf Death zu treffen. Und doch war sie hier – das musste man erst einmal sacken lassen.
„Was?", erkundigte sie sich bei ihrem leicht verwirrten Blick. Und das Lächeln auf ihren Lippen war locker, aber dennoch sehr traurig. „Verwundert, dass ich kein alter Knochenmann mit einer schwarzen Kutte bin?" Sie konnte gern so aussehen, wenn die Leute darauf bestanden, doch die meisten Menschen wollten an diesem Punkt in ihrem Leben doch lieber mit einem freundlichen Lächeln und einer sanften warmen Hand begrüßt werden, nicht wahr? Sicher, das Bild, das man von ihr in den Medien suggerierte – von einem Skelett in dunkler Kapuze und mit einer Sense, das durch die Welt zog und die Leute mit sich nahm, aus dem Leben riss, war nicht umsonst ein solches – sie konnte gern so auftreten, sie war auch in alten Zeiten einmal so aufgetreten. Doch solche eindeutigen Endzeitbilder waren nicht das, was die modernen Menschen brauchten, denn auch der Tod war modern geworden! Keine biblischen Fantasien und Monster mehr.
Schließlich nahm sie den Blick für einen Moment von dem Mädchen und sah hinaus in den Flur vor der Tür, die sie geöffnet hatte, um einzutreten. „Das kommt ganz darauf an." Sie konnte die Mutter in der Küche hören, wie sie auf und ab ging, kochte und ansonsten bereits mit dem Aufräumen begonnen hatte. Death wandte sich wieder der jungen Sylvia zu und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Objektiv gesehen, nein, deine Zeit ist noch lange nicht gekommen, subjektiv gesehen...Nun, wir alle mögen ein Schicksal haben – sogar solche wie ich –, doch wir alle haben auch einen freien Willen." Sie zuckte mit den Schultern und beließ es dabei. Sie alle hatten das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen und ihren eigenen Weg zu wählen – und wenn ihrer sie in Deaths Arme führte, dann wäre das so...Doch sie wusste genau, dass es eigentlich noch nicht so sein sollte.
„Auch das kommt ganz auf die Sichtweise an", erwiderte sie auf Sylvias nächste Frage. „Manchmal...da sind uns Dinge einfach vorherbestimmt – so schlimm sie auch sein mögen - , aber manchmal mischen wir uns auch mit unserem freien Willen ein, wie ich bereits gesagt habe. Und am Ende kann nur das Schicksal selbst entscheiden, was es selbst getan hat und was wir selbst entschieden haben, womit wir von unserem Pfad abgekommen sind." Und wenn sie ganz ehrlich war, so wusste selbst sie es nicht immer so genau, warum sie diesen oder jenen Menschen besuchen musste. Hatte der Killer ihrer Schwester aus freien Stücken gehandelt? Oder war es ihrer Schwester vorherbestimmt gewesen, mit ihrem ungeborenen Kind bei einem so grausamen Verbrechen zu sterben, weil sie eine solche Erfahrung machen sollte? Man konnte es jetzt nicht mehr genau sagen. Einzig ihr Bruder, Destiny, wüsste etwas dazu zu sagen...Doch das würde er niemals tun. Einzig er kannte die Geheimnisse dieses Universums – und die teilte er sehr ungern mit anderen, auch nicht mit seinen Geschwistern.
Schließlich blickte sie wieder nachdenklich zur Tür. Mittlerweile hatte sich die Situation eher in ein Spiel auf Zeit entwickelt und sie war die letzte, die sich da einmischen würde. Bald würde ihre Mutter nach oben kommen – und sie finden, noch bevor sie sie mit sich genommen hatte...oder danach. Auch das war nun alles abhängig vom freien Willen...vom freien Willen gleich zweier Personen, deren Wünsche nicht mehr gegeneinanderstehen könnten. Unter anderen Umständen wäre das wohl ein sehr faszinierendes philosophisches Phänomen. Doch in diesem Moment schien es einem Krieg um ein Leben näher zu sein – und entgegen aller Erwartungen war sie nur der Schiedsrichter.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.03.2023 05:12.
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