Tessa &' Tod: Ein einziger Tag... [Beendet]

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Tessa

38, Weiblich

FSK 18 Mensch neutral lesbisch homoromantisch Geübter erfunden

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 12.01.2023 11:29

Tessa atmete tief den Duft Rickys sein. Leicht nach Wald, leicht nach Blumen. Wild. Frei. Sie hätte nie geglaubt diesen Duft nochmal in solcher Intensivität riechen zu können. Selten mal hatte sie sich eines von Rickys Kleidern genommen um daran zu riechen, doch das war nicht das Gleiche. Es war nicht das Gleiche ihre Tochter in den Armen zu halten, sie an sich drücken zu können. Die Wärme ihres Körpers spürten zu können. Und nun das Funkeln in ihren blauen Augen, die glitzerten, weil Tränen der 13-Jährigen übers Gesicht liefen.
"Oh Ricky... oh Gott... oh meine Kleine...", flüsterte Tessa, wobei ihr alkoholisierter heißer Atem dem Mädchen ins Gesicht schlagen musste, welche jedoch nicht zurückzuckte. Tessa hob zittrige Finger, um ihrer Tochter die Tränenspuren aus dem Gesicht zu streichen, deren Lippen dabei sich zu einem zittrigen Lächeln verzogen. Sofort schloss die Mutter ihre Tochter erneut in die Arme. "Oh meine Süße... ich lasse dich nie mehr los. Ich werde dich nie mehr los lassen...", flüsterte sie. Wenn dies hier ein Traum war, dann wollte sie, dass er niemals endete. Und gleichzeitig war sie sich durchaus im Klaren, dass das genau das Gegenteil von dem war, was das andere Mädchen eben die ganze Zeit gepredigt hatte. Aber was spielte es für eine Rolle? Ricky war da. Ihre Tochter war zurück...
"Mum...", hörte sie die vertraute Stimme ihrer Tochter, welche ungewöhnlich rau für ein mädchen ihres Alters war. Eine Besonderheit die Tessa immer geliebt hatte.
"Ja, mein Schatz?", erwiderte sie leise, nahm Ricky sanft an der Hand und zog sie zum Sofa, wobei sie hier und da gegen eine Flasche trat, die dabei leise scheppernd ein paar Centimeter weiterkullerte. Es scherte sie nicht. Sie setzte sich, ihre Tochter direkt neben ihr, welche sie nun ansah.
"Ich hab dich vermisst. Ich vermisse dich. Und das Leben. Ich will nicht tot sein." Hilfloser Trotz, der Tessa entfernt an Ricky als Kleinkind erinnerte, spiegelte sich in Tessas Augen und wieder zog sie ihre Tochter an sich.
"Oh Süße, ich weiß... ich weiß...", flüsterte sie und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. "Ich will auch nicht dass du tot bist. Ich vermisse dich jeden Tag. Ich denk an dich jeden Tag, jede Sekunde. Ich wünschte du wärst noch hier."
Jetzt richtete sich Ricky etwas auf, entzog sich dem Griff ihrer Mutter und strich sich selsbt die Tränen von den Wangen. "Ich bin hier, Mum. Jeden Tag bin ich hier. Und es... ich... ich hasse es dass du so leidest. Und ich einfach... einfach... einfach nichts tun kann. Ich bin gefangen. Manchmal ist es wie so ein Zerren in mir, wie so ein Ziehen, aber..." Schweigen hüllte die beiden ein. Wieder zog Tessa ihre Tochter an sich. "Warum hast du meine Stelle nie vergeben? Warum machst du den ganzen Laden ganz alleine?", fragte Ricky schließlich.
Tessa seufzte und starrte kurz an die Decke, ehe sie wieder auf die bonden Locken ihrer Tochter sah und sanft begann ihren Arm zu streicheln.
"Weil es dein Posten war.", sagte sie leise. "Weil ich... dich einfach nicht ersetzen kann. Du bist meine Tochter. Wie könnte ich irgendetwas von dir mit etwas oder jemand anderem ersetzen?" Wieder kurzes Schweigen. Dann seufzte Ricky schließlich. Es war ein schweres und trauriges Seufzen. Viel zu schwer und traurig für eine 13-Jährige.
"Besetz sie neu, Mum.", bat sie und stützte sich auf, sodass sie sich wieder in die Augen sehen konnten. "Ich... ich... ich kann nicht ins Leben zurückkehren, so gern ich auch würde. Nicht so dauerhaft. Es zieht und es schmerzt. Und auch drüben ist es als... ich weiß nicht. Als würde immer mehr Druck auf mir lasten das mich ersticken will. Ich hasse es. Ich hasse es!!" Ihre Tochter legte sich hin, legte ihren Kopf auf den Schoß ihrer Mutter. "Ich hasse es tot zu sein. Ich will es nicht!"
"Ich weiß...", sagte Tessa leise, traurig. Etwas in ihr brach. "Ich weiß...", wiederholte sie leise. Stille trat ein. Stille in der Mutter und Tochter einfach zusammen waren. Einfach zusammen.
Ein letztes Mal zusammen.

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 15.02.2023 17:05

Death im Körper des Mädchens war aus dem Raum getreten und war zurück nach vorn in die Bar gegangen, um den beiden etwas Raum zu geben.
Im Schankraum setzte sie sich auf einen Hocker und warf ihren Blick durch das etwas heruntergekommene und dennoch rustikal-anregende Etablissement. Es hat etwas...sehr menschliches, heimisches. Auch wenn es nur noch einen gewissen Funken davon zu geben schien, wenn sie sich nun einmal so richtig umsah – und es war nicht schwer zu erraten, weshalb dem so war. Und doch...noch nie hatte sie sich ihrer Aufgabe geschämt, auch wenn es Momente gegeben haben mochte, in denen es ihr sehr schwer gefallen war, sich dazu aufzuraffen ihre Position aufzufüllen...Denn durch alle Jahrhunderte hinweg hatte sie immer wieder gesehen, was sie den Menschen damit antat, was sie ihnen brachte – und wie Leben sich so sehr verkehrten wie dieses hier. Und es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der wollte sie ihre Stelle im Universum aufgeben und hinter sich lassen, einfach gehen und nicht mehr zurückkehren, ihren eigenen Weg gehen..so wie es ihr Bruder getan hatte, Destruction, der einst einfach verschwunden war. So lange hatte sie gedacht, dass sie den Menschen nur schlechtes brachte, nur Elend und Verzweiflung. Und doch...es war ein wichtiger Tag zum Leben. Und ohne sie konnte Death nicht sein. Die Menschen konnten nicht ohne den Tod sein, nicht ohne ein Ende und einen Wandel, um etwas Neues hervorbringen zu können; es wären keine Transformation, keine Veränderung möglich, man würde auf der Stelle traben und am Ende...würde alles vergehen, ohne Ende und ohne Anfang, gefangen im Nichts.
Es war der Moment gewesen, in dem sie erkannt hatte, wie wichtig diese Aufgabe eigentlich war, welche Gabe sie den Menschen tatsächlich brachte, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erschien – und wie dringend sie die Menschen benötigte, um sein zu können, wer sie war, um zu existieren und um zu leben...Wenn sie am Ende eines jeden Lebens kam, um die Seele mit sich zu nehmen, so nahm sie ihre Hand...aber sie nahmen auch die Ihre – und es war wichtig für sie beide.
Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, trotz der Umstände, in denen sie sich bei diesem sehr sonderbaren Besuch hier befand. Sie hasste sich lange nicht mehr dafür, dass sie war, wer sie eben war und dass sie den Menschen ihr Geschenk brachte – so ungern sie es auch empfangen mochten. Und früher oder später verstanden sie es dann alle, spätestens wenn sie dort angelangt waren, wo es ihnen nach ihrem Ableben bestimmt war, um ihren weiteren Weg gehen zu können.
Und so saß sie auf dem Barhocker und wartete geduldig, dass die beiden ihr Gespräch beendeten. Im Grunde war sie sich sicher, dass Tessa sie verstanden hatte und wusste, worum es eigentlich ging – und den schwierigen Abschied wagen konnte, denn sie wusste, dass es Ricky war, die einzige, die sie überzeugen könnte, sie wirklich loszulassen. Sie sollten noch einmal ihre Zeit bekommen.
Und vergingen Minuten um Minuten. Sie zählte nicht mit. Doch irgendwann, da war es ihr ein inneres Verlangen, nun doch wieder zur Tat zu schreiten; sie erhob sich vom Hocker und trat wieder um die Ecke auf die Tür zur Wohnung zu - und klopfte sachte. Sie würden sie nicht aussperren können - öffneten sie nicht, dann würde sie einfach eintreten. Doch sie wollte ihnen den Raum geben, sich auf das einzustellen, was nun geschehen würde...
Und siehe da, die Tür wurde geöffnet - und Death trat wieder über die Schwelle...Wie es in dieser kleinen Familie nicht das erste Mal tat. Sie trug ein sanftes Lächeln im Gesicht und betrachtete die beiden; teils ernst, teils erwartungsvoll. Sie alle wussten, was nun geschehen musste - und sie hoffte, dass sie nun alle bereit waren. Sollte das nicht der Fall sein, so würde es keine Ausnahmen mehr geben - diese Chance war sehr viel mehr gewesen als sie meisten sie bekamen. Und sie war sich sicher, dass Tessa das genau wusste. "Nun", sagte sie mit ruhiger Stimme und hob den Arm in Rickys Richtung. "Es ist Zeit." Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Dieses Mal wirklich."

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...Anyway: I'm not blessed, or merciful. I'm just ME. I've got a JOB to do, and I do it.
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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 05.03.2023 17:12

Tessa konnte unmöglich benennen wie lange sie ihre Tochter in Amrn gehalten hatte. Wie lange sie in einträchtigem Schweigen nebeneinander gesessen hatten, sich hielte, und gegenseitig ihrem ruhigen Atem lauschten. Tessa wollte sie nicht gehen lassen. Nicht im Geringsten. Am liebsten wollte sie sie für immer hier behalten, für immer ihren warmen, atmenden, lebenden Körper neben sich spüren. Sie war ihre Tochter, das größte Geschenk das man ihr in ihrem Leben je gemacht hatte. und das aus etwas so Negativem entstanden war. Sie wusste nicht ob sie sie wirklich gehen lassen konnte, wenn der Zeitpunkt gekommen war.
Und dann war er gekommen. Es klopfte. Ricky atmete tief und zitternd ein. Es klang als würde sie weinen. Oder als hätte sie Angst oder Schmerzen. Doch als sich das blonde Mädchen in ihren Armen aufrichtete, waren in ihren wundervollen blauen Augen keine Tränen zu sehen. Es war so etwas wie... Sehnsucht. Doch Sehnsucht nach was. Sehnsucht nach dem Leben? ODer war es tatsächlich die Sehnsucht, weiterzugehen? Tessa konnte kaum glauben, dass die diese Gedankengänge gerade tatsächlich hatte.
Sie schluckte schwer. "Ich will nicht dass du gehst.", flüsterte sie leise und kam sich dabei wie ein törichtes kleines Kind vor, dass an der Schultür die Hand seiner Mutter festhielt, weil diese nicht fahren sollte. Dabei war sie hier doch die Mutter. Sie sollte diejenige sein, die ihr Kind gehen ließ. Doch wie konnte sie?
"Du musst.", antwortete Ricky leise. Traurig, aber mit fester Stimme. "Ich würde gerne hier bleiben, aber das kann ich nicht. Und diese Zwischenwelt tut weh, ich... ich muss... ich muss weiterziehen..."
Tessa presste die Lippen aufeinander und nickte. Eine ungewollte Träne löste sich ohne Vorwarnung, und noch während sie sich stockend den Weg ihre Wange hinuntersuchte, wischte sie sie beiseite. In diesem Augenblick ging die Tür aus. Sie nahm die Hand ihrer Tochter und gemeinsam standen sie auf, als die junge Frau die sich ihr als der Tod höchstselbst vorgestellt hatte, den Raum betrat.
Der Barbesitzerin kam es vor, als würde man ihr das Herz ein zweites Mal herausreißen. Es ein zweites Mal zerfetzen. Sie meinste das Schimmern in der Luft bereits ausmachen zu können, dieses Flimmern aus welchem sich Ricky materialisiert hatte, und in welchem sie mit Sicherheit auch wieder verschwinden würde. Sie sank vor ihrer Tochter auf die Knie und schloss sie fest in die Arme. "Ich werd dich vermissen.", flüsterte sie mit gebrochener Stimme. Diesmal hielt sie die Tränen nicht auf. Sie rollten über ihre Wangen und tropften an ihrem Kinn hinab auf den vom Alkohol klebrigen Fußboden. "Ich vermisse dich so sehr."
Sie spürte an den Haaren an ihrer Wange, wie Ricky nickte. "Ich dich auch. Aber du musst weitermachen.", sie löste sie Umarmung und lächelte ihre Mutter traurig an. "Vergiss nicht was du mir versprochen hast. Such dir Hilfe. Vergib meine Stelle hier. Ja?"
Tessa nickte. "Ich versprechs." Mehr als ein raues Whispern brachte sie grade nicht zustande. Hilflos sah sie zu, wie Ricky sich nun wieder an den Tod wandte. Sie schien an Entschlosenheit gewonnen zu haben. Sie nickte. "Ich bin bereit.", erklärte sie der Mädchengestalt. Und in diesem Augenblick war Tessa ganz kurz davor zu sagen, dass sie mitkommen wolle. Dass der Tod sie gerne mit ins Totenreich ziehen konnte. Dass sie das Leben mehr als nur bereitwillig aufgeben würde.
Dass sie einfach nur sterben und mit ihrer Tochter mitgehen wollte...

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 14.06.2023 16:46

Lange genug hatte sie gewartet – sie hatten ihre Zeit gehabt, auch wenn sie kurz gewesen war. Dieser Moment an sich war bereits eine unglaubliche Kostbarkeit, nun musste er leider zu Ende gehen.
Und so meldete sie sich zunächst vorsichtig an, ehe sie dann wieder in den Raum trat, wo Mutter und Tochter noch im Abschied steckten.
Sie blieb noch in der Tür stehen und wartete auf die beiden.
Doch schließlich streckte sie Hand aus, um sie Ricky zu reichen, um sie wieder mit sich zu nehmen, ihr den richtigen Weg zu zeigen, damit sie endlich weitergehen konnte. Und auch trat Ricky auch auf das Mädchen zu, erklärte sich bereit für den weitere Schritt. Aber...es flimmerte nur wieder leicht in der Luft, als sie wieder auf die andere Seite übertrat. Einen Augenblick später klingelte es leicht als Zeichen, dass jemand die Bar betreten hatte und die Schritte schwere Stiefel auf alten Holzdielen waren zu hören – ehe sich die Tür ein weiteres Mal öffnete.
Eine Frau mit dunkler Haut betrat den Raum, ihr lockiges schwarzes Haar umspielte ihr Gesicht und das Leder ihrer schwarzen Hose glänzte im fahlen Licht.
Es war Death, der Tod höchstselbst.
Langsam trat sie durch den Raum und strich dabei dem Mädchen mit den grünen Haaren sanft über die Schulter, begegnete ihr mit einem Lächeln, wohl wissend, dass in ihr ihr eigenes Selbst steckte, als eine weitere Persönlichkeit eines Mädchens, das bereits so viele Persönlichkeiten in sich vereinte. Und sie ging weiter durch den Raum, ergriff Rickys Hand mit einem freundlichen Lächeln. „Dann können wir ja los."
Und dann wandte sie sich wieder um, Ricky bei der Hand haltend, die noch immer in einem leichten, schimmernden Licht erstrahlte, Death wandte sich noch einmal mit einen freundlichen und sanften Lächeln zu Tessa um – dann traten sie durch die Tür zurück in die Bar und waren verschwunden.
Das Mädchen war für einem Moment verwirrt. Sie...hatte sich eben selbst gesehen...nicht? Oder...die wahre Gestalt einer ihrer Persönlichkeiten. Sie bekam Kopfschmerzen und die Ränder ihres Sichtfeldes färbten sich schwarz. Mit einer Hand fasste sie sich an die Stirn, alles verschwamm vor ihren Augen und für einen Augenblick verschwand es einfach alles – keine Geräusche, keine Klänge, keine Gerüche, kein Geschmack...Ihr Kopf war leer.
Und doch fing sie sich schneller als es sonst der Fall war.
Blinzelnd, zitternd und verwirrt sah ich mich im Raum um...Ein Wohnzimmer? Was machte ich in einem Wohnzimmer...? Und es stank so furchtbar nach Alkohol! Noch immer war mein Kopf schwer und ich drehte mich ein wenig stolpernd auf meinen Beinen, die sich noch immer wie Wackelpudding anfühlten. Eine fremde Frau stand mir gegenüber...Nein, nicht fremd – ich hatte sie schon einmal gesehen, in dieser Bar...Warte! In dieser Bar?! Erschrocken sah ich mich nach einer Uhr um – konnte es sein, dass ich wieder...Als mein Blick endlich eine Uhr fanden, brach helle Panik in mir aus; es waren drei Stunden vergangen, seit ich daheim losgegangen war. Die Arbeit...meine Termine!
Für einen Moment starrte ich die Frau an, die mindestens genauso verwirrt aussah wie ich auch. Ich wollte sie etwas fragen...Oh, Gott, was wenn wir sie verletzt hatten...oder irgendjemand von uns?! Doch ehe ich mich dazu durchringen konnte, hatten meine Füße bereits ihre eigene Entscheidung getroffen. „Tut mir leid, was auch immer vorgefallen ist", rief ich, bereits jetzt vor Panik und Entsetzen außer Atem, sprang durch die Tür in den Schankraum, an den ich mich dunkel erinnern konnte, und durch die Tür nach draußen auf die Straße. Ich musste...
Der Schlag kam, ohne dass ich darauf vorbereitet war, zu schnell, um ihn kommen zu sehen und zu heftig, mich dagegen zu wehren. In der Ferne hörte ich das Quietschen von Bremsen und das Schlittern von Reifen auf dem Asphalt, und das Knattern eines enormen Motors...eines Lastwagens.
Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass ich in drei Metern Entfernung wieder auf der Straße aufgeschlagen war. Ich spürte meinen Körper nicht...und dann kam...die Schwärze. Ich versuchte, meine schweren Lieder zu öffnen, mein Kopf hämmerte, etwas warmes, feuchtes breitete sich sich überall um mich herum aus, es kam aus meinem Kopf...Schatten tanzten vor meinen flatternden Lidern...ein kam langsam auf mich zu geschritten...schwarze Punkstiefel kamen genau vor mir zum Stehen, eine glänzende Lederhose knarzte, als die Person sich zu mir hockte und sacht eine Hand nach mir ausstreckte. Ich wollte danach greifen...doch ich...doch ich...alles war so schwer...sogar der Schmerz war bereits vergangen...und dann...kam die Schwärze...alles wurde bedeutungslose, die Welt leer und ich glitt langsam ins Nichts...
Und dann wurde es wieder hell. Vor mir stand eine Frau, in schwarz gekleidet, dunkle Haut, Lockenschopf. Und sie kam mir irgendwie bekannt vor, auch wenn ich nicht mit dem Finger darauf zeigen konnte. Sie strahlte eine sonnige Wärme aus, und ihr Lächeln war einladend und freundlich, einnehmend. Ich ergriff ihre Hand und sie zog mich nach oben auf die Beine. Erst jetzt fiel mir auf, welches Chaos um mich herum herrschte – Menschen über Menschen und ein Krankenwagen stand auch da, die Rettungskräfte allesamt auf dem Boden...um mich herum, nein, um...einen Körper. Meinen Körper! Ich erschrak und sprang panisch einige Schritte zurück, doch die Frau fing mich auf, als ich zu stolpern drohte. „Ist das...ist das...bin ich das?", brachte ich zittrig hervor und sah zwischen ihr und meinem eigenen reglosen Körper auf der Straße hin und her. Sie nickte. Verängstigt musterte ich sie. „Und du bist..." Ich wollte es eigentlich als Frage formulieren, doch ich berichtigte mich zwischenzeitlich selbst, weil es mir auf einmal klar war... „Du bist...der Tod? Du bist hier, um mich zu holen?" Leichte Panik stieg in mir auf. Weil...hatten wir das nicht alle? Angst vor dem Tod? Doch sie lächelte nur sanft und nickte nett. „Aber ich bin nicht gekommen, um dich zu holen, ich bin gekommen, um dich dorthin zu bringen, wo dein Weg nun hinführt." Was meinte sie nur? Ich glaubte nicht an Himmel und Hölle und auch an sonst nichts. Doch in diesem Augenblick hatte ich eine Antwort auf meine Gedanken bekommen – als sie mir nun nämlich freundlich eine Hand entgegenstreckte, die ich mit vollkommener Sicherheit ergriff (meine Ängste auf einmal wie weggeblasen, als ich diese Erscheinung vor mir sah), führte sie mich ein Stück die Straße entlang auf einen warmen Sonnenstrahl zu, ein helles Licht, das angenehm auf meinem Körper prickelte. „Auf Wiedersehen, Alice", sagte sie mit einem weiteren Lächeln. „Es war schön, dich kennenzulernen." Und auch ich lächelte und sie bedeutete mir mit einem Nicken, in den Lichtschein zu treten. Und ich tat es. Mir wurde warm ums Herz und...auf einmal verblasste alles in helles Licht, löste sich in Wohlgefallen auf, in angenehme Wärme und ausgelassene Stimmung. Und ich wusste, dass ich tot war, doch ich hatte keine Angst, denn nun war ich dort, wo es mich hinverschlagen hatte...am Ende meines Lebens. Und es war so schön...Empfangen von meiner Mutter, meiner Großmutter, die mich in ihre Arme schlossen, und neben mir, die Hände liebevoll auf meinen Schultern: Lucas und Jenny. So lange hatten wir in einer WG gelebt und nun waren wir auch hier wieder zusammen. Hatte ich am Anfang Angst gehabt, sie könnten mir böse sein, dass ich vor den Bus gerannt war, so nahmen auch sie mich nun in die Arme, als das Licht mich in sich aufnahm...

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 31.07.2023 17:53

Schritte in der Bar. Tessa zuckte zusammen. Sie hatte doch geschlossen. Hatte sie nicht geschlossen? Doch, das hatet sie. Ganz sciher. Sie versteifte sich. WEr konnte denn... eine Fremde dunkelhäutige Frau trat ein. Sie schien den Tod zu kennen, legte ihr eine Hand auf die Schulter. Und nahm dann Rickys Hand. Unwillkürlich spürte Tessa, wie sie einen Schritt zurückmachte. Das hier war mehr, als ihr doch eigentlich so rationaler Verstand verkraften konnte. Sie beobachtete das erneute Schimmern, beobachtete wie sie Verschwanden und fragte sich ernsthaft, obs ie jetzt bald endlich aus dem Deliurium oder was immer es sein mochte erwachen würde. Ob sie im Krankenhaus oder in ihrer Bar oder wie immer auf ihrem Sofa die Augen aufschlagen würde und feststellte, dass nichts von alledem geschehen war.
Das Mädchen blinzelte und Tessa konnte in ihr die eigene Verwirrung wiedergespielgelt sehen. Die Aura, die das Mädchen zuvor noch als der Tod selbst ausgestrahlt ahtte, war vollkommen verschwunden, der Zauber verblasst. Sie sah schockiert aus. Panisch. Und dann stürzte sie auch schon davon. Die Barfrau hatte keine Chance darauf zu reagieren, keine Chance etwas zu sagen. Sie stand einfach nur da, starrte auf die Stelle wo sie gewesen war und dann auf die Stelle wo Ricky eben verschwunden war. Es hatte sich so real angefühlt. So ungeheuer real.
Und doch stand sie jetzt weider allein in ihrer stickigen Wohnung und das einzige was zu hören war, war das leise Ticken der Uhr. Denn ironischerweise würde die Zeit niemals aufhören zu laufen. Die Zeit..
Quietschen, Krachen, Schreie. Tessa zuckte zusammen. Instinktiv rannte sie los, ihre Schuhsohlten machten leichte quietschende Geräusche auf dem klebrigen Boden, sie lief durch die Bar, durch die Vordertür die aus ominösen Gründen offenstand (die dunkle Frau) auf die Straße. Und erstarrte, die Augen aufgerissen. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Das durfte jetzt echt nicht wahr sein. Dieser Tag war einfach zu viel. Noch ehe Tessa wusste, was sie tat, hatte sie ihr Handy hervorgeholt. Hatte den Krankenwagen gerufen, in erstaunlich nüchterner Stimme, kurz und präzise die Angaben gemacht, die sie brauchten. War zu dem Mädchen gestürmt, das eben noch ihre Welt auf den Kopf gestellt hatte. Und jetzt kniete Tessa neben ihr, presste die Hände auf Wunden und fragte sich, was das sollte. Autfahrer brüllten sich an, der Unfallfahrer entschuldigte sich hundert Mal, Tessa ignorierte sie alle. Es war alles nur noch ein einziger Fluss, sie bekam kaum etwas mit und würde sich später auch kaum an etwas erinnern. Ob es am Alk lag, der in ihrem Blut zirkulierte, ob es einfach ihre eingeschränkte Wahrnehmung war wegen den Traumata, wegen ihres Gemütszustandes, wegen einfach allem... es spielte wohl keine Rolle. Plötzlich stand sie an der Seite, irgendjemand hatte ihr einen Kaffee in die Hand gedrückt, doch er schmeckte widerlich. Sie brauchte Alkohol. Sie brauchte Alkohol. Das Mädchen wurde auf eine Trage geschnallt. Sie trat vor.
"In welches Krankenhaus wird sie gebracht?", hörte sie ihre eigene Stimme fragen. Sie wusste, dass Ricky weitergegangen war, spürte es - dennoch war dieses Mädchen ihre Verbindung zu ihrer Tochter gewesen und Tessa fühlte sich ihr gegenüber verfplichtet, ihr gegenüber schuldig - und vor allem konnte sie diese Verbindung nicht sterben lassen. Nicht auch noch den letzten Rest. Nein. "Wird sie es schaffen?"
Sie musste es einfach wissen.

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 02.09.2023 21:27

Das schrille Heulen von Sirenen, aufgeregte Menschen auf beiden Seiten der Straße, und mitten drinnen ein tobender und am Boden zerstörter LKW-Fahrer. Rettungskräfte und der Notarzt um einen regungslosen Körper am Boden; der Defibrillator, der nichts mehr zu erreichen vermochte, während die anderen ihre Verletzungen erst einmal für den Übergang zu flicken versuchten...
Die schweren Stiefel waren geräuschlos auf dem schwarzen, sonnengewärmten Asphalt. Mühelos wanderte sie zwischen den Menschen entlang, musste sich nicht verbiegen, von ihrem Weg nicht abweichen, als würde sich die Welt ihr selbst beugen, den Weg frei machen, auf dass das Universum seine Arbeit durch sie tun konnte...
Und das wollte sie ja auch.
Als sie das Mädchen erreicht hatte, hockte sie sich einfach zwischen die Gerätschaften, strich ihr über die Wange, als sie auf eine Trage verfrachtete wurde. Noch war sie nicht tot, doch Death wusste, wie das hier ausgehen würde – im Gegensatz zu anderen Situationen war dies hier genau das, worum es an diesem Tag eigentlich ging...neben den anderen Dingen die auf dem Weg bereinigt worden waren.
Als sie alles aufgeräumt hatten und die Rettungskräfte wie auch der Arzt sich wieder in den Wagen geschwungen hatten, sah sie dem davon rauschenden Fahrzeug noch hinterher, auf der Stelle stehend, die Hände in den Taschen. Sie würde Tessa in nicht allzu naher Zukunft wieder sehen...

Einige Stunden waren vergangen. Mehrere sehr kleine OPs hatte Alice über sich ergehen lassen müssen, denn mehr hatten sie ihr nicht antun wollen...sie war bereits mehrmals reanimiert worden. Bis sie sie in Einverständnis mit ihrer Familie endlich gehen ließen. Death war bei allen Dingen immer mit im Raum gewesen, hatte dabei gestanden...bis sie ihr endlich ihre Hand reichte – und Alice ins Licht geleiten konnte, auf das letzte Bisschen ihres Weges. Mit einem Lächeln verabschiedete sie das Mädchen, das sie heute sie selbst gewesen hatte, sah sich selbst dabei in die Augen. Denn auch wenn es anders gekommen war als es sonst üblich war bei dieser Tradition, so war es trotzdem Deaths Tag unter den Lebenden gewesen. Sie hatte sich selbst verabschiedet und auf die andere Seite geschickt. Nun war sie wieder nur sie selbst, im Raum mit der leblosen Hülle des so strahlenden Mädchens.
Und so machte sie sich wieder auf, wanderte durch die Gänge des Krankenhauses, zwischen Schwestern, Pflegern, Ärzten und Patienten, ungesehen, und dennoch genau wissend, dass sie im selben Augenblick den einen oder anderen der hier behandelten Menschen ebenso mit sich nahm. Omnipotent war sie. Denn wo auch immer das Leben war, dort war auch der Tod. Sie war so allgegenwärtig wie das Leben selbst, das sie am Ende auch war. Denn ohne das eine konnte das andere nicht existieren.
Als sie dann den Haupteingang des Hauses, das große Foyer erreicht hatte, fiel ihr allerdings etwas im Augenwinkel auf. Tessa musste erfahren haben, in welches Krankenhaus sie gekommen war, denn sie saß im Wartebereich. Sie wandte sich zur Seite, trat zu ihrem Stuhl, und räusperte sich. Normalerweise zeigte sie sich den Sterblichen nicht, ging ihrer eigenen Dinge nach, doch in diesem Moment fühlte sie sich nach einer Ausnahme. Immerhin war das heute alles sehr viel für diese Frau gewesen – sie war ihr wohl doch so etwas wie eine Entschuldigung schuldig, und wenn nicht das, dann immerhin ein paar aufbauende Worte. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?", fragte sie Tessa und wies dabei mit der Hand auf den leeren Stuhl neben ihr.

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 20.09.2023 12:40

Die letzten Stunden waren in einer einzigen Taubheit vergangen. Und Tessa war so nüchtern wie lange nicht. Ein Gefühl, dass sie überhaupt nicht mochte, aber grade auch nicht ändern konnte. Die Angst, dass Mädchen könnte in genau dieser Zeit sterben, wo sie Tessa gerade am nächsten Kiosk war um sich billigen Alk zu kaufen und die Kehle hinuinterzustürzen war zu beängstigend. Sie würde sich schuldig fühlen. Und sie fühlte sich jetzt schon schuldig genug. An allem. Und so starrte die BArfrau stattdessen auf diesen widerlichen dünnen Krankenhaus-KAffee zwischen ihren fingern und versuchte in dessen nicht vorhandenen Tiefen nach irgendeinem Sinn in dem allen zu suchen. Vergeblich. Natürlich vergeblich. Das Leben ahtte keinen Sinn. Es hatte einfach keinen sinn. Und Tessa wusste nicht mehr, woran sie glauben oder nicht glauben sollte. Sobald sie zurück in ihrer Bar war irgendwann, würde sie sich vollends die Kante geben - udn morgen sähe alles wieder anders aus. Alles wäre wieder anders. Aber erstmal musste das Mädchen durchkommen. Das Mädchen musste durchkommen.
Tessa trank einen Schluck der braunen Brühe, verzog das Gesicht und als sie aufsah, sah sie eine bekannte Gestalt. Es war die dunkelhäutige Frau, die heute auch in ihrer Bar gewesen war. Die... die Ricky mit ins Licht geführt hatte. Es war eindeutig die gleiche Frau. Und nicht nur das war gleich. Auch die Asstrahlung. Aber die Ausstrahlung, die... die war die, die das Mädchen gehabt hatte. Oder nicht..?
So oder so - kaum hatten ihre Blicke sich gekreuzt, wusste Tessa was los war. Sie wusste es. Sie antwortete nicht auf die Frage, wleche die Frau (nein, der Tod) ihr mit tiefer warmer Stimme stellte. Stattdessen sagte sie nur mit tonloser, selbst wie tot wirkender Stimme: "Sie ist tot, richtig? Sie hat es nicht geschafft." Sie hob eine vor Entzug zitternde Hand und fuhr sich übers Gesicht. Sie konnte den Impuls nicht überwinden und warf den halbleeren Pappbecher mit der Kaffeebrühe beiseite, schleuderte ihn vons ich weg, sodass die braune Flüssigkeit in Spritzern auf Boden und Wand verteilt wurde. Tessa war es egal. Atmen fiel ihr schwer. So schwer. Ihre Augen drückten, aber weinen würde sie später. Später, wenn sie endlich etwas richtiges zu trinken in Händen halten würde. "Das Leben spielt nicht fair."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.09.2023 12:40.

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 08.11.2023 14:36

Als es Zeit zum Aufbruch war, Alice verabschiedet war, machte sie sich wieder auf den Weg durch die Gänge, die – auch wenn sie hell erleuchtet waren – für sie doch immer von einem Schatten überlagert waren. Doch das mochte daran liegen, dass sie ein Krankenhaus nur aus zwei Gründen besuchte – um die neuen Gesichter im Leben zu begrüßen, und andere mit wieder mit sich zu nehmen, wenn sie das Ende ihres Weges erreicht hatten, wie lang auch immer dieser gewesen sein mochte. Krankenhäuser waren ein Ort der Hoffnung, aber auch der Verzweiflung, des neuen Lebens, der Schritte zurück in sein Leben...aber ebenso die Hallen der Begleitung auf den letzten Stufen auf die andere Seite, ein Haus des Endes.
Doch so war das Leben wohl – und er Tod. Menschen fürchteten sie...und ihr Auftauchen. Und sie taten alles dafür, sie noch ein wenig länger auf Abstand zu halten, so viel Qual und Leid es auch bringen würde, doch alles war für sie besser als in ihre warme Umarmung zu gleiten...für die meisten jedenfalls, so schien es. Aber bereitete ihnen all das nicht noch mehr Kummer...? Sie kannte keine Antwort darauf, doch sie war sich sicher, dass sie es lieber in Kauf nahmen, um ihre Lieben nur noch ein wenig länger bei sich zu wissen...was es für diese auch bedeuten mochte...
Die Sorgen und Ängste der Menschen machten ihr manchmal doch etwas mehr zu schaffe als sie es gern zugeben mochte. Doch ändern konnte sie es ja ohnehin nicht. Sie wusste, dass sie gebraucht wurde, dass es sie geben musste, dass ihre Aufgabe wichtig war...
Und dann...war da noch Tessa, die sie im Wartesaal nahe des Eingangs fand. Im Normalfall hätte sie sie allein gelassen, wäre ihrer Wege gegangen, auf der anderen Seite jedoch hatte sie einen einfachen Menschen heute ganz schön etwas mitmachen müssen. Also trat Death zu ihr.
Sie machte sich nichts daraus, dass ihre erste Frage ignoriert wurde, konnte sie sie doch auch verstehen, dass sie gleich zum Wesentlichen kommen wollte.
Die Frau in schwarz nahm Platz und schlug die Beine übereinander, sah Tessa nicht an, blickte stattdessen geradeaus, als sie ihr antwortete: „Nein, ich habe sie eben auf die andere Seite gebracht." Und es wurde kurz still, ehe der Becher durch den Raum flog und seinen Inhalt auf Boden und Wände verteilte. Death zuckte nicht mit der Wimper und schwieg. In der Entfernung nahm sie wahr, dass zwei Schwestern, die sich unterhalten, einen wachsamen Blick auf Tessa warfen, ehe sie sich erst einmal wieder ihrem Gespräch zuwandten. Die Dame an der Information auf der anderen Seite der Halle beobachtete Tessa, während sie einige Papiere zusammenräumte, schien einzuschätzen, ob sie den Sicherheitsdienst oder doch lieber einen Seelsorger rufen sollte.
„Das ist es nicht, nein", sagte sie ruhig und betrachtete den Kaffee, der in braunen Striemen die Wand hinunterrann. „Doch gerade das macht es aus. Man weiß nie, wie das Schicksal für einen gewürfelt hat – und nur dann ist es ein Leben, wenn man es zu seinem Leben macht." Das waren weise Sprüche, die an den meisten jedoch abperlten wie Wasser an einer Lotosblüte, am Ende war es aber die Wahrheit und sie war sich sicher, dass Tessa das wusste.
„Doch wenn es dir hilft, Alice' Tod war kein dummer Zufall und auch kein unfairer Schlag des Universums, sondern Schicksal, das etwas mit meiner Beschaffenheit und meiner Aufgabe hier zu tun hat." Sie war sich sicher, dass Tessa das vermutlich gar nicht hören wollte, viel zu angespannt und von Gefühlen geladen war sie, doch wenn sie es hören wollte, wenn es ihr helfen sollte, so könnte sie ihr davon erzählen. Damit würde sie zwar ein paar Regeln brechen, allerdings hatten sie und ihre Geschwister diese Regeln zwischen sich aufgestellt, es waren keine geltenden Gesetze, lediglich Absprachen, damit man sich nicht in die Quere kam, die Arbeit des anderen nicht gefährdete, die Welt sich weiter drehen konnte, ohne irgendwelchen übernatürlichen Kriege und Auseinandersetzungen – doch wenn Desire die an diese Abmachungen nicht halten musste, sie ständig brechen konnte, dann könnte Death das auch!

Y O U  L I V E D  W H A T  E V E R Y O N E  G E T S
Y O U  G O T  A  L I F E T I M E
N O  M O R E . N O  L E S S
 
...Anyway: I'm not blessed, or merciful. I'm just ME. I've got a JOB to do, and I do it.
Listen: Even as we're talking, I'm there for old and young, innocent and guilty, those who die together and those who die alone...

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 14.11.2023 16:27

Nein. Ich habe sie eben auf die andere Seite gebracht. Tessa konnte es vor sich sehen. Konnte die dunkelhäutige Frau wieder mit ihrer Ricky sehen. Wie sie sie ins Licht geführt hatte. Ihre wundervolle Tochter. "Dann ist sie jetzt bei Ricky." Sie merkte gar nicht, dass sie ihre Gedanken aussprach, in einer tonlosen, und doch irgendwie verletzten Stimme. Der Schmerz über den Verlust ihrer Tochter würde niemals aufhören, niemals enden. Die Ungerechtigkeit des Lebens würde niemals enden. Aber zumindest konnte sich tessa nun endlich sicher sein, dass es Ricky auf der anderen Seite gut gehen würde. Sie konnte scih sicher sein, dass es eine andere Seite gab. Und dass sie sie wiedersehen würde. Was... nur die Gedanken, dass  sie es streng genommen selbst in der Hand hatte, wann sie sie wiedersehen würde, ziemlich laut machte.
Nichts für jetzt. Sie bereute ees, die Kaffeebrühe gegen die Wand geschmissen zu haben. Hätte sich gerne den Rest jetzt die Kehle hinuntergestützt in der verzweifelten Hoffnung sich vormachen zu können, es wäre Alkohol. Ihre Hände zitterten vollkommen unkontrolliert, ihr war kalt, ihre Nerven waren nicht nur angespannt, sie waren praktisch schon am Reißen. Es war ein zu langer Tag gewesen, zu viel war passiert, zu viel verwirrendes, zu viel schreckliches. Sie brauchte Alkohol. viel Alkohol und Ruhe. Und doch konnte sie ihren Beinen grade unmöglich befehlen sich zu bewegen. Es ging nicht. Und... ein Teil von ihr war dankbar, dass diese... diese Todes-Frau grade da war und sie nicht gänzlich allein mit ihren Gedankenkreisen alleine ließ.
"Wie soll man etwas aus seinem Leben machen, wenn einem keine Zeit dazu gegeben wird?", fragte sie zurück, und sah endlich auf um in die dunklen Augen ihres Gegenübers zu sehen. Augen die so tief und unergründlich waren, wie das Universum (der Tod) selbst. Ihre Fäußste verkrampften sich jetzt inieinander. So feste, dass in ihren bebenden Fingern die Fingerknöchel weiß hevorstachen.
"Nein, das hilft nicht.", sagte sie bitter, bei dem Versuch vom Tod, sie zu beruhigen. Sie atmete durch - und auch das viel schwer. Es war, als hätte sich ein Felsen auf ihre Brust gelegt und erschwere ihr das Atmen. Sie sah wieder hinunter auf ihre Hände. Dachte nach - was schwierig war mit den Kopfschmerzen, die tief - sehr tief - in ihrem Schädel pochten und hämmerten und nur durch einen guten Schluck Absinth würden gestillt werden können. Oder Vodka. "Also...", begann sie endlich und vrsuchte wieder trotz dieser Schwere in ihrer Brust zu schlucken. "Also hätte ich ihren Tod nicht verhindern können? Selbst wenn ich sie aufgehalten hätte? wenn ich... wenn ich verhindert hätte dass sie einfach nach draußen stürmt?" Wieder sah sie auf. Und in ihrem Blick lag ein vollkommen stummes, aber fast endlos verzweifeltes Flehen, dessen sich Tessa selbst wohl kaum bewusst war.

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 18.01.2024 15:45

Death schwieg. Das war im Moment wohl die beste Haltung gegenüber Tessa, die sie nach allem, was sie heute hatte durchmachen müssen, noch nicht einfach so allein lassen wollte, denn sie war sich sicher, dass Tessa reden würde, wenn sie es brauchte und wenn sie fragen haben sollte...etwas loswerden wollte.
Und eben diese Fragen ließen nicht allzu lang auf sich warten, wie es schien.
Die Frau in ihrem Punkaufzug schmunzelte leicht, ein nachdenkliches und gleichzeitig sehr wissendes Schmunzeln. „Weißt du Tessa, genau das ist der Clou...genau darum geht es im menschlichen Dasein, verstehst du?", begann sie schließlich mit ruhiger Stimme, sah sie dabei weiterhin nicht an, sondern sah gerade aus auf das Treiben der Schwestern und Ärzte in einiger Entfernung. „Das Leben ist eben so beschaffen, dass es nur eine bestimmte Zeit verweilen kann, ehe es transformiert, ich es abhole und neues geboren werden kann. Aber genau darum, um dieses kleine, aber gemeine Detail geht es im Leben. Eure Zeit ist begrenzt – doch genau das gibt euch auch den Anreiz, großartiges zu erschaffen, aus jedem Tag das beste zu machen...euer Leben zu eben eurem Leben zu machen, bevor es endet. Ihr schließt Freundschaften, geht Beziehungen aller Art ein, liebt euch, hasst euch, weint, lacht...All dieser Zauber liegt in diesem kleinen Detail...dass eure Zeit nur begrenzt ist, ihr nur einen bestimmten Zeitraum in der Unendlichkeit des Universums und der Zeit habt, den ihr genau zu eurer Zeit und eurem...Ding machen könnt." Sie lachte einmal kurz auf. „Und das ist genau das, was ich an euch so liebe...Eure Deadline – wenn du dieses schlechte Wortspiel entschuldigst – inspiriert euch, im Großen und Ganzen, besser zu sein, etwas zu bewegen, das beste aus eurem Leben zu machen." Nicht einmal sie vermochte den Sinn des Lebens zu erklären oder zu nennen – er ließ sich schlichtweg nicht in Worte fassen, die ein Mensch oder irgendein sterbliches Wesen verstehen, begreifen oder auch nur erfassen konnte...keine irdische Sprache gab es her, ihn auszudrücken. Doch wenn sie sich kurz fassen müsste, dann wäre er wohl genau das: Aus jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute etwas sinnvolles zu machen und sie bewusst einzusetzen, denn irgendwann einmal, da holte es jedes Lebewesen ein, dass seine Zeit auf Erden nur begrenzt war...und keine Seele wollte ihre Zeit auf der Erde verschwenden. Und auch wenn die Menschen schnell dazu tendierten, für andere zu leben, für größere Dinge wie ihren Beruf oder irgendein System...war dieser Kern doch immer da...Dass man aus seiner Zeit etwas machen wollte, damit sie nicht verschwendet war, wenn einen die Zeit einholte...und sie mit einem warmen Lächeln an die Tür klopfte.
Wieder musste sie leicht schmunzeln, als sie Tessas bittere Antwort hörte, kehrte jedoch schnell wieder in eine ernstere Haltung zurück. Die Menschen standen zu diesem Thema so furchtbar ernst und gleichsam ängstlich und aufgelöst. Nicht, dass sie deshalb nicht bereits in einer schweren Zwickmühle gewesen war, die man unter den Sterblichen wohl mit einem Burnout vergleichen konnte, ihrer Aufgabe und dem Leid, dass sie brachte, überdrüssig, so wie ihr Bruder Destruction. Doch auch Tessa schien sich diesbezüglich etwas überwunden zu haben. Auch wenn das leise Flehen in den Ohren des Todes keinesfalls so still war, wie sie es dort verborgen hatte.
Ruhig schüttelte Death ihren Kopf und das schwarze Haar wackelte dabei etwas umher. „Nein", erwiderte sie sanft. „Und selbst wenn du es geschafft hättest – oder jemand sonst, der Notarzt, die Ärzte hier, irgendjemand –, so hätte es auf lange Sicht keinen Unterschied gemacht. Denn wo der Tod ist, dort wird er auch immer bleiben. Wenn jemand sterben soll, wenn ich jemanden abholen soll, so wird es auch auf kurz oder lange so geschehen. Wäre Alice nicht angefahren worden, wäre sie heute Abend vielleicht an ihrem Toast erstickt, oder wäre über einen heruntergefallenen Stift gestolpert und hätte sich den Kopf am Tisch aufgeschlagen." Sie zuckte kurz mit den Schultern. „So schwer es für euch Menschen auch zu verstehen ist, so fern ich euch doch auch immer erscheine und so befremdlich meine Gabe für euch auch ist, ich bin immer näher als ihr glaubt – zu jeder Zeit, in jedem Moment in eurem Alltag. Denn am Ende ist das eine der wenigen echten Wahrheiten im Leben – wo Leben ist, dort ist auch immer Tod."
Und für einen Moment blieb es wieder still. Nur das bunte Treiben typisch für ein Krankenhaus hier und dort – piepende Monitore aus den unendlichen Fluren, klingelnde Telefone, die Schritte hunderter Menschen.
„Niemand ist daran schuld, dass Alice gegangen ist, nicht die Ärzte, die sie stundenlang operiert haben, nicht der Fahrer, nicht du, keine Schwester, nicht ihre Ernährung. Dinge...passieren. Und wann und wie sie passieren, das liegt nicht in eurer Hand, noch liegt es bei mir. Nicht einmal das Schicksal selbst weiß mehr als sein unendliches Buch ihm zu zeigen vermag." Sie machte eine kurze Pause. „Leben ist leiden und leiden ist Leben. Aber wichtig ist, was dazwischen passiert." Doch immerhin war das Leben ein Leben – die Ewigkeit war simpel, man stagnierte...es wurde schnell langweilig. Nicht umsonst sammelte sie Hüte und ihr Reich glich einer simplen Wohnung. Doch...wenn man alle Zeit der Welt hatte, die Ewigkeit...hatte man im Grunde nichts. Keine Aussichten, keine Veränderung. Man sah Weltreiche aufsteigen und fallen und doch...waren es immer nur die gleichen Szenen, die gleichen Ideen, die gleichen Fehler und am Ende...die gleiche Dummheit, die die Sterblichen ins Unheil stürzten. Und doch...gab es unter ihnen immerhin die Hoffnung, dass sie es das nächste Mal besser machen konnten – ein Neuanfang, mit neuen Ideen und dieses Mal...dieses Mal würde es vielleicht anders laufen. Es war die Perspektive, die das Leben lebenswert machte – und die Ewigkeit schnell zu einer stumpfen Einöde.

Y O U  L I V E D  W H A T  E V E R Y O N E  G E T S
Y O U  G O T  A  L I F E T I M E
N O  M O R E . N O  L E S S
 
...Anyway: I'm not blessed, or merciful. I'm just ME. I've got a JOB to do, and I do it.
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