Tessa &' Tod: Ein einziger Tag... [Beendet]

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Tessa

38, Weiblich

FSK 18 Mensch neutral lesbisch homoromantisch Geübter erfunden

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 09.05.2022 17:30

Natürlich hängst du noch an ihr. Aber sie hängt auch noch an dir.
Tessa schloss die Augen. Diese wenigen Worte hatten ausgereicht, um die Tränen hinter ihren Augenlidern kommen zu lassen. Sie unerwünscht in ihre Augen zu drücken. Mühsam, doch vergeblich versuchte die Barfrau sie noch zurückzuhalten. Als die erste Träne fallen wollte, wischte sie sie sofort weg und atmete tief und zitternd durch, was nur weitere heftige Messerstiche in ihrem Herzen verursachte. Aber sie hängt auch noch an dir. Die Art und Weise wie das Mädchen es gesagt hatte war es, was Tessa derart aus der Fassung brachte. Die Tatsache, dass sie von Ricky in der Gegenwart gesprochen hatte. Dass sie noch lebte. Die Tatsache dass sie etwas über Ricky wusste. Sie anscheinend kannte. Und dass... dass Ricky sie auch vermisste...
Shit, sie vermisste sie so sehr. So sehr, dass sie es nicht einmal in Worte fassen konnte. Jede einzelne Faser in Tessas Körper schrie einfach nur nach ihrer Tochter. ICH WILL RICKY ZURÜCK.
Zitternd atmete Tessa erneut ein, ohne wahrgenommen zu haben, dass sie vorher die Luft angehalten hatte. Sie brauchte einen Drink. Nein - nicht nur einen. Mehrere.
Sie stand auf, holte sich was sie brauchte, fand einen Gin den sie ihre Kehle hinunterstürzen konnte. Ihr Leben lang war sie sehr stolz auf ihre Selbstbeherrschung gewesen, doch seit Rickys Tod spielte das alles keine Rolle mehr, war es ihr alles einfach egal geworden. Nichts war mehr wichtig. Nichts.
Nur langsam kehrte sie zu dem Mädchen zurück und brachte ihre Lippen endlich dazu die Fragen zu formen, die ihr auf der Seele brannten seit die Fremde ihre Bar betreten und den gesamten Tag so dermaßen unerwartet auf den Kopf gestelt hatte. Doch was dann für eine Antwort kam...
...damit hatte Tessa nicht gerechnet.
Sie konnte nichts erwidern. Sie stand einfach da, starrte das Mädchen an und versuchte zu verarbeiten, was diese gerade gesagt hatte. Ich bin der Tod. Aber wie konnte da sein? Wie konnte jemand der Tod sein? Andererseits wusste dieses Mädchen Dinge. Dinge über Ricky, die sie nicht wissen durfte. Oder? Die restlichen Worte des Mädchens - oder des Todes, wenn sie denn die Wahrheit sprach (was Tessa schwer genug fiel zu glauben) - nahm sie kaum war. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, erstickte jegliche anderen Geräsuche. Ihre Hand die nicht die Gin-Flasche umklammerte hatte sich zur Faust geballt, sie zitterte. Der Druck hinter ihren Augen von aufgestauten Tränen war dem Zorn gewichen. Dem reinen brennenden Zorn der Verzweiflung. Der Ungerechtigkeit.
"Wenn du der Tod bist...", flüsterte Tessa, zwang sich mühsam ihre Stimme ruhig zu halten, konnte das Zittern jedoch nicht verbergen. "...warum sie? Warum meine Ricky?? Verdammt, sie war 13!!! Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich!! Sie war so begeisterungsfähig, hat die Welt und das Leben geliebt, sie war so... so... so fucking verflucht einzigartig!!! ALSO WARUM MUSSTE SIE GEHEN UND NICHT IRGENDEIN ANDERER??!" Sie brüllte jetzt, brüllte dieses zierliche Mädchen vor sich an und warf die noch fast volle Ginflasche derart heftig gegen die Wand, dass sie in tausende von Scherben zerfiel und einen dunklen Fleck hinterließ, der in Rinnsalen sich sofort nach unten hin ausweitete und als Pfütze auf dem verdreckten zugemüllten Boden sich ansammelte.
Tessas Beine gaben nach, sie sackte auf dem Sessel zusammen, verbarg ihr Gesicht in ihren zitternden Händen und versuchte die Trauer, die Wut, die pure Verzweiflung in sich irgendwie wieder unter Kontrolle zu kriegen.
Es war nicht fair. Es war verdammt nochmal einfach nicht fair...
Noch nie hatte sie die Fassung so sehr vor einem anderen Menschen verloren..

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.08.2022 17:17.

Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 15.08.2022 13:26

Die Worte des Mädchens auf der Couch hatten eine einschlagende Wirkung gezeigt. Und auch wenn es nicht das gewesen war, was sie gewollt hatte, so stand doch eine angemessene Intensität dahinter.
Tessa waren die Tränen in die Augen gestiegen, doch ihre Besucherin bekam sie kaum zu Gesicht, so schnell hatte sie Tessa dabei beobachten können wie sie sie wieder abgewischt hatte und aufgestanden war.
Sie konnte sich in etwa vorstellen, was in ihr vorgehen mochte, hatte sie doch schon so oft eben solche Szenen durchmachen müssen...es wurde den Menschen nie leichter und wenn sie ehrlich mit sich war, so wurde es auch für sie nicht einfacher...denn der Tod war immer noch der Tod, egal wie viele Selen sie schon im Empfang genommen hatte, diejenigen, denen sie entgegen trat, traf es doch immer zum ersten Mal...wenn auch nur in diesem Leben.
Sie beließ Tessa diesen Moment und vermied direkten Blickkontakt, während die gleichzeitig dem Blick der Barkeeperin standhielt, die mit sich zu ringen schien, als sie ihren Alkohol endlich hatte. Doch trotz allem konnte sie eine folgenschwere Frage herausbringen, die ihr eine folgenschwerere Antwort entgegenbringen sollte. Denn immerhin war sie aus diesem Grund hergekommen, warum sollte sie also lügen und nicht ehrlich sagen? Also sprach sie die Wahrheit. Und diese drei Worte schwebten noch eine Ewigkeit im Raum zwischen den beiden... Ich bin der Tod. Wie oft hörte man so etwas schon? Vermutlich gar nicht. Und wie sollte man das einer Wildfremden glauben? Sollte eine omnipräsente Entität wirklich in meinem Wohnzimmer sitzen können? Was auch immer sie denken und sich fragen mochte, wie sich ihre Gedanken auch drehen und wenden mochten, nach außen gab sie fast nichts davon preis – nicht über ihre Gesichtszüge, nicht über ihr Handeln. Lediglich das Trinken und ihr unruhiges Auftreten konnten Auskunft darüber geben, welches Chaos in ihr herrschen mochte.
Doch dann...Ihr Körper versteifte sich, die freie Hand zur Faust geballt. Zorn quoll ihr aus jeder Pore und sie triefte fast davon. Doch Das fremde Mädchen rührte sich nicht. Der Geist, der von ihr Besitz ergriffen hatte, obwohl er eigentlich hatte sie werden sollen, verspürte keine Angst und war bereit für alles, was da kommen mochte. Sie saß aufrecht und hatte ein neutrales Gesicht aufgesetzt und dann...brach das Gewitter auf sie herein. Es war nicht der Ton ihrer Worte, keine Stimmgewalt, die auf die Fremde einstürzten...nein, es waren Worte, die schwer waren vor Verzweiflung und erfüllt von grausamem Zorn, der sich langsam in die Seele schlich und sich einnistete und einen von innen herauf auffraß, weil es nichts gab, was man dagegen tun konnte, weil es geschehen war und man es nicht hatte verhindern und auch nicht rückgängig machen konnte. Und sie saß da und lauschte nur ihren Worten, die immer heftiger aus ihr vorzudringen schienen, während sie immer lauter wurde. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als die Ginflasche durch den Raum flog und mit einem heftigen Scheppern an die Wand krachte, wo sie zersprang und ihr Inhalt langsam zu Boden sickerte und sofort Flecken auf dem Boden hinterließ. Der beißende Geruch nach scharfem Alkohol breitete sich schnell aus und stieg ihr in die Nase – er mischte sich in den ohnehin schon vorhandenen Gestank aus alten Spirituosen und einer ungepflegten Wohnung.
Dann brach Tessa allerdings schnell vor ihren Augen in sich zusammen. Der Frust, der sich seit Rickys Tod angestaut hatte, hatte den Raum zwischen ihnen ausgefüllt und sie wohl erschöpft und vernichtet zurückgelassen. Sie gönnte ihr einen Moment, einen kurzen Moment der Ruhe und der Pause, ehe sie das Wort ergriff, um sich mit ruhiger Stimme zu erklären. „Ich bin der Tod, doch die Entscheidung, wer stirbt und wer lebt, liegt nicht bei mir", begann sie also. „Um ehrlich zu sein, entscheidet es niemand direkt, wer leben darf und wer gehen muss oder wie das Leben aussieht, das man führt. Es steht geschrieben, es ist vorbestimmt, wenn auch nicht mit eisernen Fesseln. Wir alle gehen unserer Wege – sogar solche wie ich, wie der Tod, die auf eine gewisse Weise vorherbestimmt sind. Wie ein Wanderweg durch den Wald. Wir alle können gern einmal davon abkommen, um die Blumen auf einer Lichtung zu betrachten und eine Pause einzulegen, doch am Ende müssen wir wieder zurück auf den Trampelpfad, denn er ist der Weg, der uns schlussendlich durch den Wald führt – bis wir sein Ende erreichen, an diesem Tag, auf dass wir ihn erneut bestreiten, aber dann sieht er anders aus, an einem anderen Tag. Seelen sind unsterblich, sie kehren zurück, doch dein Ich in diesem Augenblick, das gibt es nur einmal, und wenn du das Ende des Pfades erreicht hast, dein Ziel erreicht hast, wo auch immer es gesetzt war, an dem du ankommen solltest, ist dieses Tag, also dieses Leben, beendet." Sie machte eine Pause, um alles etwas sacken zu lassen. „Alle menschlichen Wesen haben aber dennoch ihren freien Willen – und wenn sie mit diesem eben durch das Leben gehen, führt es immer auch zu unvorhergesehenen Geschehnissen, die nicht geschrieben stehen. Manchmal kann man sie korrigieren, manchmal jedoch nicht und dann muss man den Satz noch einmal umschreiben. Doch an sich...geht es immer weiter, in einem großen Kreislauf, wie es das Schicksal beschreibt. Niemand kann dabei bewusst eingreifen. Wenn ich jemanden am Tag seiner Geburt begrüße und wenn ich ihn an seinem Todestag wieder empfange, so tue ich das, weil geschehen ist, was geschehen ist – Geburt und Tod. Meine Anwesenheit bedeutet den Fortlauf dieses Kreislaufs, nicht aber meine Entscheidung, ob jemand sterben soll." Sie beendete ihre lange Ausführung und betrachtete Tessa wohlwollend. Ihre Worte hatten es ihr sicher nicht leichter gemacht, aber sie musste verstehen, dass das Universum etwas Großes und Ganzes war und alles zusammengehörte und ineinandergriff. Die Entscheidung eines Einzelnen änderte nichts, wenn er nicht die Macht dazu und das Schicksal auf seiner Seite hatte. Und wie viele es bereits versucht hatten, doch am Ende holte das Große und Ganze auch sie wieder ein. Das bedeutete allerdings auch, dass niemand aus purem bösen Willen des Universum starb und der Tod, sie, eine neutrale Gestalt war, der jeden einholte und jeden mit sich nahm, egal wer dieser zu Lebzeiten gewesen war und was er getan oder eben nicht getan hatte. So gab es solche neutralen Konstanten in aller Leben, die jeden beeinflussten und im Leben eines jeden eine Rolle spielten, egal wer diese Person war – die Endlosen. Sie und ihre Geschwister. Deshalb waren sie endlos...

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 18.08.2022 17:56

Tessa atmete ein und aus. Ein und aus. Ihre Arme zitterten. Ihre Finger zitterten. Ihr Atem zitterte. Ihre Kehle fühlte sich rau und dick an, ihre Brust, als würde ein ganzer Gebirgszug auf ihr lasten und es ihrem Herz nahezu unmöglich machen, seine lebenserhaltende Funktion weiter aufrechtzuerhalten. Sie rang wortwörtlich um ihre Fassung. Versuchte verzweifelt ihre Emotionen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollte sich nicht so gehen lassen. Wollte sich nicht so zeigen. Weder ihren vier Wänden, noch sich selbst - und ganz bestimmt irgendeinem anderen Menschen. Niemand sollte sie so sehen. Obwohl jeder es schon immer sah, wahrscheinlich, oder? Jeden einzelnen Abend wenn sie trank und an dem Punkt ankam, da sie nicht mehr fähig war, die Bestellungen aufzuschreiben, da Kopfrechnen nicht mehr funktionierte, ihre Sprache verwaschen und ihre Bewegungen grob wurden...
Und dann sprach diese fremde Stimme. Tessa reagierte nicht. Sie ließ die Worte in sich reinrauschen, während sie sich weiter darauf fokussierte, ein und auszuatmen. Ein und aus. Ein und aus. Ihre Fassade wieder aufzubauen, ihre so wichtige Fassade. Ein und aus. Bedauern überkam sie.
Sie hätte die Flasche nicht gegen die Wand werfen sollen.
Ich bin der Tod, doch die Entscheidung wer stirbt und wer lebt, liegt nicht bei mir. ("Ist mir egal", schoss es Tessa bitter durch den Kopf. Doch regen oder etwas sagen tat sie nicht. Sie atmete ein und aus.) Es machte sie fertig. Es machte sie fertig zu hören, wie der Tod über all diese Dinge sprach. Von Blumen und Wegen und Pfaden und Seelen. Es war ihr egal. Es war ihr alles egal und es spielte auch keine Rolle. Was sollte sie mit irgendwelchen metaphorischen Blumen und Pausen und Wegen anfangen? Sie wollte Ricky. Das war alles was zählte. Und es war nicht fair, dass sie gegangen war. Seelen kehrten zurück? Wie schön. Vielleicht sollte Tessa es dann doch endlich einfach selbst beenden. Dann könnten Ricky und sie gemeinsam ihren ach so wundervollen nächsten Pfad suchen.
Die Verbitterung der Gedanken, die einer nach dem anderen durch ihren Kopf schossen, schmeckte wie Galle in ihrer Kehle. Doch sie sagte nichts. Sie tat nichts. Sie saß da - und atmete ein und aus. Versuchte ihren Zorn, ihre Verbitterung, irgendwie wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sie durfte nicht noch einmal so ausbrechen.
Schließlich herrschte Stille. Das Mädchen schwieg. Offenbar hatte sie gesagt, was sie sagen wollte - und doch hatte sie in Tessas Augen absolut NICHTS gesagt. Nichts was von Bedeutung war, nichts was irgendwie auch nur im Entferntesten half.
"Ich scheiße auf die Wege.", brachte Tessa raus. Ihre Stimme war. Sehr rau. Viel rauer als sonst. Ihre Hände zitterten. Sie schloss die Augen, atmete ein und aus und öffnete sie wieder. "Was willst du von mir?" Jetzt war ihre Stimme ruhiger. Ihr Blick starr in den des Mädchens gerichtet und ihre Emotionen wieder hinter einer ausgesprochen wackeligen Mauer verborgen.

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 20.08.2022 17:19

Während sie sprach, hatte sie Tessa beobachtet. Sie hatte wenig Reaktion gezeigt, doch sie war sich sehr sicher, dass in ihr deutliches Chaos herrschte. Vorerst reagierte sie jedoch nicht darauf, fuhr unbeirrt fort.
Erst als sie geendet hatte, beließ sie der Barfrau ihre Zeit, sich zu sammeln und zu fassen – und vor allem: Zu reagieren, nachdem sie das alles jedenfalls ein wenig verarbeiten konnte.
Und doch...ihre Reaktion war abzusehen gewesen – nicht dass sie sie schon oft bekommen hatte, vermied sie doch den direkten Kontakt zu den Menschen in der Regel, außer in diesen zwei besonderen Momenten ihres Lebens. Allerdings wusste sie, dass die Menschen auf die Themen Tod und Sterben nicht sehr gefasst und selten ruhig reagierten. Sie wurden so voller Leben und Euphorie auf alles Neue geboren, doch je älter sie wurden, umso mehr nahm das ab. Sie wurden hart und distanziert und wenn sie dann vor ihrer Tür stand, wollten sie nichts mehr von ihr wissen...diese Reaktion zog sich annähernd gleich durch alle Altersgruppen. Fast niemand unter den Menschen wollte gern sterben, wann auch immer seine Zeit gekommen war. Und diejenigen, die es wollten...denen war es nicht bestimmt – und dennoch musste sie sie mit sich nehmen.
Ruhig in den Raum sehend, um sie mit ihren Blicken nicht zusätzlich aus der Fassung zu bringen, hatte die Ewige vor sich hin geblickt. Keineswegs unaufmerksam, aber, um sie nicht noch mehr durcheinander zu bringen, direkten Blickkontakt vermeidend. Doch als sie nun ihre Worte hörte, änderte sich das – und zum ersten Mal veränderte sie auch ihre Position. Hatte sie bisher doch so unauffällig und neutral wie möglich zu erscheinen versucht, war mit diesem Spielchen nun wohl Schluss. Sie kniff leicht die Lippen zusammen, reckte das Kinn und erhob sich in einer einzigen schnellen Bewegung.
„Hör mir mal zu", sagte sie und ihre Stimme klang auf einmal sehr viel lebendiger und weniger distanziert und ätherisch wie sie es bis eben getan hatte. „Jeder von uns geht seiner Wege und muss die Aufgaben übernehmen, die ihm übergeben wurden. Ihr, die Menschen, wie auch ich und meine Geschwister. Wir alle sind ein Teil davon und was uns zugetragen wurde, müssen wir tragen. Es muss uns nicht gefallen und wir müssen nicht glücklich damit sein, doch wir müssen versuchen, unser eigenes Leben zu leben – trotz der Umstände...und unseren Weg zu gehen." Sie machte eine Pause, streckte leicht die Brust raus und reckte das Kinn noch etwas weiter. „Du willst wissen, aus welchem Grund ich zu dir gekommen bin? Im Gegensatz zu meinen Geschwistern liegt mir etwas an euch..." Ihre Stimme hatte einen sentimentaleren Tonfall angenommen. „Und weil dir deine Schwester genommen wurde, ich sie abgeholt habe, bedeutet das nicht, dass dein Leben enden muss, Tessa. Du hast immer noch dich und deinen eigenen Weg vor dir. Es wäre Verschwendung, das alles wegzuwerfen. Die Toten sind tot und die Leben sind hier und leben...müssen ihren Weg noch gehen so wie es bestimmt ist." Sie machte eine kurze Pause. Sie hatte sich ein wenig in Rage geredet – und sie hatte nicht gelogen; im Gegensatz zu ihren Geschwistern, besonders Begierde und Verzweiflung, aber auch Traum und Schicksal lag ihr wirklich etwas an den Menschen, denn sie hatte verstanden, dass die Menschen nicht wegen ihnen, den Endlosen existierten, sondern die, die Ewigen, wegen und für die Menschen da waren. Sie waren mindestens genauso abhängig von den Menschen wie es die Menschen von ihnen waren. Wenn nicht sogar mehr. Und sie hatte schon so viele Menschen in allen Jahrhunderten und allen Welten gesehen, die ihr Leben einfach weggeworfen hatten, weil sie nicht mit dem zurechtgekommen waren, was ihnen gegeben worden war. Es war nicht immer fair, das war wahr, doch es war so wie es war. Und war besser, wenn man das akzeptierte und sich auch auf sich konzentrierten konnte, als alles wegzuwerfen und hinzuwerfen, weil man sich vollkommen von etwas abhängig war, das heute vergangen war. Sie holte noch einmal tief Luft.
„Also reiß dich zusammen." Sie hatte mahnenden einen Finger erhoben. „Denn damit schadest du nicht nur dir, sondern auch Ricky – und sie leidet darunter noch sehr viel mehr als du, denn sie kann auf der anderen Seite nie ganz ankommen, wenn du sie so festhälst. Und das zerreißt sie irgendwann. Und deshalb...bin ich hier." Wieder wurde das Kinn gereckt und sich etwas aufrechter hingestellt. Sie mochte die freundlichste unter den Endlosen sein, doch auch sie war eine Entität und niemand führte sie vor oder machte sie lächerlich.

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 27.08.2022 12:40

Tessa saß da, das Gesicht wie eine eiserne Fassade und blickte dieses Mädchen an, welches nun so viel kraftvoller und lebendiger, ja fast schon wütend auftrat und Tessa ein Wort nach dem anderen um die Ohren warf. Dinge über welche Tessa nie auch nur einen Gedanken verschwendet hatte, weil sie niemand war der mit dem Kopf in den Wolken hing, sondern immer im hier und jetzt gelebt hatte. Sie hatte nie viel mit Legenden oder Göttern oder Übernatürlichkeiten anfangen können. Doch hier stand sie nun. Der personifizierte Tod und selbst eine Zynikerin wie Tessa glaubte es. Denn sie wusste zu viel, allein ihr Auftreten.
Noch immer war ihr Gesicht unbewegt - doch die Worte hatten ihr Ziel getroffen. Sie schluckte. Sagte nichts. Stand auf und ging mit langsamen Schritten zur Wand zwischen zwei Fenstern, wobei sie unterwegs - ohne es wirklich zu merken - eine fast leere Weinflasche zur nahm. Sie schwieg noch immer während sie aus dem Fenster starrte. Hinaus auf die Straße wo Menschen ihre Leben lebten und sich vielleicht darüber ärgerten, dass ihre Bar heute geschlossen hatte.
Ihr eigenes Leben war ihr egal geworden. Sie hatte kein Interesse mehr daran ihren Weg zu gehen. Nicht ohne ihre Tochter an ihrer Seite. Ihre Tochter, welche ihr mehr als einmal vermutlich das Leben gerettet hatte. Aber wenn dieses Mädchen, wenn... Tod... Recht hatte... Tessa senkte den Kopf leicht, die Augen geschlossen. "Ich will meine Tochter nicht aufhalten, weiterzuziehen.", sagte sie leise, mit rauer und belegter Stimme. "Sie soll nicht leiden. Sie soll glücklich sein. Sie hat alles Glück der Welt verdient." Ihre Lippen zitterten, und die bröckelig aufgebaute Fassade fiel wieder in sich zusammen. Die erste Träne fiel. Tessa wischte sie weg, den Schluchzer konnte sie gerade noch so unterdrücken, sodass nur ihr Körper für einen Moment erbebte. Sie zwang sich ruhig zu atmen und wandte dann endlich ihren Blick wieder zu dem Mädchen namens Tod, in dieses weise junge Gesicht und in Tessas Augen spiegelten sich Tränen. "Aber wie sollte sie glücklich sein können, wenn sie so früh aus dem Leben gerissen wurde? Wie soll ich sie loslassen, ohne..." Sie brach ab und beendete ihren Satz anders. "...sie bedeutete mir alles."
Ganz langsam, fast wie in Trance setzte sich Tessa wieder, und trank Wein aus der Flasche ohne es wirklich zu merken. Nur ein kalter bekannter Geschmack blieb in ihrer Kehle zurück. "Wie viel weißt du über mich?", fragte Tessa leise. Diesmal ohne das Mädchen anzusehen. "Wie viel weißt du über mein Leben?"

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Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 27.08.2022 21:50

Sie hatte eigentlich nicht aus der Haut fahren wollen – sie hatte das Gespräch doch ruhig und neutral halten wollen, eine Erklärung und hoffentlich eine Verbesserung der Situation, doch auf der anderen Seite hätte sie es wissen müssen, sobald sie sich darauf eingelassen hatte. Die Menschen waren nicht dumm, doch sie verloren ihr Gefühl für das Universum, sobald sie erwachsen wurden, immer mehr. Die Gründe dafür waren klar und lagen auf der Hand, doch es war sehr schade. Es war nicht so, dass die Menschen dumm waren, dass sie egoistisch waren oder nur auf sich selbst bezogen, doch sie lernten, Fremdes abzustoßen und auf der anderen Seite entwickelte sich eine solche Liebe für das Leben in im Grunde allen Menschen (außer sie wurde gebrochen), dass sie den Tod, zu ihrer Geburt noch freudig anblickend, nicht mehr antreffen wollten, unter keinen Umständen. Es gab nur wenige Menschen, die sie freudig empfingen...als einen Segen, als Erlösung. Und sicher war es noch schlimmer, wenn es dann auch noch jemand war, der so jung war...und der einem so wichtig war. Da musste ein Machtwort gesprochen werden!
Als sich die Situation dann allerdings etwas beruhigt hatte, stellte sie fest, dass ihre Wort ihr Ziel nicht verfehlt hatten. Und so sehr es nun wehtat, so sehr hatte sie recht – und sie war sich nun sicher, dass das auch Tessa tief in sich wusste, so schwer es auch sein mochte, es sich einzugestehen...die Botschaft war angekommen. Aber sie setzte sich nicht wieder. Sie blieb noch stehen und beobachtete Tessa, die ihren Weg zu den Fenstern gefunden hatte – mit einer Flache Wein in der Hand.
Death lauschte ihren Worten und trat dann zu ihr ans Fenster – vorsichtig und ruhig. Sie wollte sich ihr nicht aufdrängen, doch sie sah den Sturz ihrer Fassade bereits kommen, bevor die erste Träne ihr über die Wange gerollt war. „Sie wird glücklich sein", erklärte sie Tessa mit sanfter Stimme. „Solange sie nicht mehr krampfhaft an dieser Welt gehalten ist, für die sie nicht mehr geschaffen ist, wo sie nicht mehr hingehört." Ich legte ihr vorsichtig eine Hand an den Oberarm. „Das bedeutet nicht, dass du sie vergessen oder aus deinem Leben streichen musst, doch du musst anfangen, dich auch auf dich selbst zu konzentrieren, deinen eigenen Weg wieder vor Augen zu haben. Denn wenn du an ihrem Tod kaputt gehst, leidet sie nicht nur, weil sie noch an dich gebunden ist, sondern auch, weil sie dich leiden sehen muss. Keiner von euch muss den anderen richtig hinter sich lassen, ihr müsst euch nicht vergessen, doch ihr müsst den Tod akzeptieren, damit er nicht mehr zwischen euch steht." Sie machte eine Pause, damit sich Tessa etwas sammeln konnte. Sie gab ihr nun so viel Stoff zum Nachdenken, sie sollte sich langsam damit auseinandersetzen können.
Zum Schluss musste sie dann allerdings auch etwas lächeln. „Ihr Menschen seht das so streng...bis zum Schluss." Es war doch immer wieder auch ein wenig amüsant für sie, wenn ihr diese Haltung begegnete. „Der Tod ist nicht einfach irgendein Ende – und Freude und Glück sind nicht nur an das Leben gebunden, sondern so viel größer, auf so vielen Ebenen des Bewusstseins, der Existenz...in jedem Zustand." Sie lächelte wieder freundlich und warm. „Ganz sicher hat sie das – und das darf sie auch immer noch. Doch du darfst dich ihretwegen nicht vergessen und verlieren. Sonst seid ihr beide verloren...und müsst grundlos leiden." Sie ließ ihr wieder ihren Freiraum, als Tessa sich zu bewegen begann, ging auf Abstand und gab ihr damit den Weg zum Sofa frei. Sie folgte ihr einen Moment später nach, um sich mit etwas Abstand ebenfalls wieder zu setzen. Ihre Worte trieben wieder ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. „Nun, ich kenne deinen Namen, wann und wie du geboren wurdest und, ja, im Grunde fast alles – außer solcher Dinge, die außerhalb meines Feldes liegen. Doch da es sich dabei um Leben und Tod handelt, kann man sagen, dass ich alles weiß. Wieso fragst du, Schatz?" Sie hatte ehrlich nichts gegen solche Fragen - wenn Tessa doch nun schon einmal die Gelegenheit hatte, da würde wohl jeder in Versuchung kommen, und das war auch gar nicht schlimm. Aber auf der anderen Seite war ihr bewusst, dass die Menschen nicht alles erfahren durften...oder sollten. Denn viele Dinge konnte ihr Geist nicht verkraften - oder es konnte sie verstören. Denn kein Mensch hörte es gern, wenn ihm jemand sagte, dass eine omnipotente Personifikation eines allumfassenden Umstandes dieses Universum (selbstverständlich) alles über einen wusste...und über sein Leben entscheiden, oder es jedenfalls beeinflussen, konnte.

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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 01.09.2022 16:41

Ungefragt trat das Mädchen, das den Tod selbst verkörperte in ihr Blickfeld. Tessa konnte sie nicht ansehen und gleichzeitig konnte sie doch auch nicht wegsehen. Wie bei einem grausamen Unfall, grausigsten Bildern die zu schlimm waren als dass es der Geist ertragen wurde und doch war man unfähig den Blick einfach abzuwenden, als wäre er daran festgebunden. Genauso erging es Tessa gerade. Sie wird glücklich sein. Oh Gott, wie sie es hoffte. Wie sehr Tessa es hoffte. Sie glaubte nciht an ein Leben nach dem Tod, doch sollte so etwas auch nur ansatzweise existieren (und allein die Tatsache dass die Personifikation des Todes gerade vor ihr stand war doch fast ein eindeutiger Beweis dafür, oder nicht?), dann hatte ihre Tochter alles Glück verdient. Sie sollte lachen, so wie sie es im Leben getan hatte, spielen und Erfahrungen machen und... leben. Die Bitterkeit in diesen Gedanken ließen Tessa fast wieder brechen, sich sogar fast erbrechen. Wie konnte man von Leben sprechen oder denken, wenn man tot war? Wie sollte Ricky auch nur irgendwie jemals irgendetwas wieder erfahren können, so wie sie es verdient hatte?
Doch sie sprach diese Gedanken nicht aus, lauschte stattdessem dem, was der Tod wieder zu sagen hatte. Und diesmal... versetand sie. So schwer es ihr auch fiel, sie verstand. Wenn es nur nicht so schwer wäre... wenn es nur nicht so verdammt schwer wäre... Tessa suchte nach etwas anderem. Nach irgendetwas anderem - und ihr fiel etwas auf. Fast schon ein wenig ruckartig, mit einer Intensität, die vorher gefehlt hatte, richtete sich ihr Blick auf das Mädchen vor ihr. "Sie sieht mich leiden?", wiederholte sie die Worte - in ihrer rauen Stimme schwang nun eine andere, jedoch unbenennbare Emotion mit. "Das heißt... sie sieht mich? Beobachtet mich?" Der Gedanke dass Ricky wirklich irgendwie noch da sein könnte... Tessas Herzschlag beschleunigte sich ein wenig. Sie hatte niemals an solche Dinge geglaubt, war dazu immer viel zu pragmatisch gewesen, aber wenn...
"Ich glaube an die Wissenschaft.", sprach Tessa es nun endlich aus. "Ich habe nie wirklich einer Religion angehört und sie geglaubt. Ich glaube nicht an das Leben nach dem Tod oder an Geister oder..." Ruhig richtete sich ihr Blick direkt in die Augen des Mädchens. "...Bis vor einer halben Stunde hätte ich auch nicht geglaubt, dass es etwas wie dich gibt oder geben kann." Leicht schüttelte sie den Kopf und starrte durch ihre verwahrloste Wohnung. "Wer weiß. Vielleicht liege ich ja auch nur im Delirium und habe irgendeinen verrückten Traum." Es war nur mehr ein leises Murmeln. Einerseits hoffte sie das fast, andererseits auch nicht. Sie wollte nicht akzeptieren, dass es mehr gab, wollte nicht akzeptieren, dass es ihrrer Tochter schlecht ging, sie litt, wegen ihr. Doch andererseits war der Gedanke, dass Ricky irgendwie doch noch da war...
Sie presste die Kiefer zusammen. Wem machte sie eigentlich was vor? Übernatürlich oder nicht, sie würde ihre Tochter nie mehr in die Arme schließen können. Und dieses Wissen... tat weh. Tat schrecklich weh.
Sie trank etwas Wein.
Tessa setzte sich wieder. Sie musste es dem Mädchen begreiflich machen - irgendwie. Es war befremdlich, von einem äußerlichen Kind mit 'Schatz' angesprochen zu werden, und doch fühlte es sich nicht so befremdlich an wie es sollte. Tessa starrte auf die Weinflasche in ihren Händen. Und während sie sprach wandte sie den Blick von dieser auch nicht ab. "Wenn du alles über mich weißt..." Die Worte fielen schwer. "...dann weißt du auch, dass Ricky durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde." Sie schluckte. "Ich war an meinem Tiefpunkt. Ich habe mich noch nie so dreckig, schwach und hilflos gefühlt. Mich sogar geschämt. Doch dann wurde mir dieses wundervollste Glück geschenkt. Ich kam wieder auf die Beine, um meinem Kind ein Leben ermöglichen zu können, um ihr eine Mutter zu sein. Und es war das Erfüllendste. Ricky hat mich gerettet." Sie wusste nicht wo sie jetzt wäre, wenn sie bei der Vergewaltigung nicht schwanger geworden wäre.
Ob Delirium-Traum oder nicht, ob alles was das Mädchen sagte real war oder nur ein Glauben, ob es wirklich geschah oder nicht: es konnte nicht schaden zu versuchen, Ricky zu helfen, sollte noch irgendetwas an Hilfe möglich sein. Was machte es für einen Unterschied, wenn sie wahrscheinlich eh im Koma lag? Sie trank noch zwei große Schlucke Wein. "Sie bedeutete mir alles. Und sie ist nicht mehr." Jetzt blickte Tessa wieder auf, aus rot umrandeten Augen. "Ich soll ihren Tod akzeptieren. Das habe ich. Ich weiß dass ich sie nie wieder lachen sehen, sie nie wieder in den Armen halten werde und es zerreißt mich an jedem einzelnen Tag. Also sag mir: wie soll ich mich von diesem Schmerz lösen? Wie mit diesem Schmerz leben?" Wenn nicht mit dem Alkohol. Vielleicht wäre es das Beste, doch einfach aufzugeben und gemeinsam mit ihrer Tochter endlich Seite an Seite weiterzuziehen - sollte so etwas existieren..

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 31.10.2022 17:42

Sie brauchte noch etwas – und das Mädchen ließ sie gewähren. Sie war Tessa näher getreten und achtete dennoch darauf, ihr Freiraum zu gönnen. An ihrem Gesicht war abzulesen, dass sich ihre Gedanken im Kreis drehten.
Tod hatte ihre Worte vorsichtig gewählt, um sie auf einen Gedanken zu bringen, dass Ricky noch dort draußen war...allerdings ohne ihre eigene Ruhe, sondern immer noch an diese Welt gebunden. Es schien Tessa neue Erkenntnisse zu bringen. Vorsichtig nickte sie. „Ja, sie sieht nach dir – leider jedoch mehr als es gut für sie wäre...weil sie nicht gehen kann. Die Verschiedenen sehen immer nach ihren Hinterbliebenen, sie sind nicht vollkommen aus dieser Welt verdammt. Sie können für euch da sein – das sollen sie sogar. Doch manchmal...sind sie noch an diese Welt gefesselt, wenn man sie nicht gehen lässt. Und das ist kein Verbrechen, aber man muss sie auch ziehen lassen." Sie wusste, dass sie sich ein wenig wiederholte. Doch es war die beste Erklärung, weshalb die Art, mit der Ricky sie noch besuchte, keinesfalls gut war...für keine der beiden Seiten.
Einen Moment später war Tod wieder auf Abstand gegangen. Sie lauschte Tessa.
„Nun", sagte sie schließlich, nach einer kurzen Pause, in der ihre Worte noch im Raum geschwebt hatten. „Das eine schließt das andere nicht aus. Und wer weiß, vielleicht liegst du wirklich im Koma – hier auf dem Boden, nachdem du einen über den Durst getrunken hast." Sie zuckte sanft mit den Schultern. „Am Ende des Tages macht es keinen Unterschied. Die Botschaft, die ich dir überbringen wollte, bleibt dieselbe – und der Hintergrund, die Situation mit dir und deiner Tochter...ist deshalb nicht weniger wahr..." Die Welt war nicht in schwarz und weiß geteilt; und es gab nicht immer nur eine Wahrheit. Die Wissenschaft war eine Tatsache – aber das machte andere Kräfte im Universum nicht weniger wahr und existent. Tatsächlich waren Wissenschaft, Magie, Glaube, Religion...alle nur das, was sie eben waren, weil sie zusammen existierten – zwei Seiten einer Medaille. Unterschiedliche Erklärungen für die gleiche Sache. Und wieso sollte sie nicht im Koma liegen – vielleicht träumte sie auch nur...Aber das bedeutete ja nicht, dass das hier nicht weniger real war.
Tod lehnte sich an die Wand. Sie ließ die Worte erst einmal auf Tessa wirken, während sie abwartete. Doch sie schien noch weitere Sorgen zu haben. Und sie ließ sie gewähren, ließ sie sprechen.
Sie nickte sanft, als sie ihren Worten zuhörte.
„Das weiß ich", erklärte sie schließlich und nickte noch einmal. Ricky hatte sie retten sollen – es war Schicksal gewesen, vorherbestimmt, wie es gekommen war. Es wart noch nicht ihre Zeit gewesen und ihr Leben hatte nicht schlimmer werden sollen – es war bestimmt gewesen, sie wieder aufzubauen...Doch ob Rickys Tod nun hatte sein sollen oder nicht – ihr Leben sollte nicht verschwendet gewesen sein. „Es ist schwer und es ist leichter es zu sagen als es in der Umsetzung ist. Doch lass Ricky leben nicht wertlos und verschwendet sein, indem du alles, was sie deinem Leben gebracht hast, einfach wegwirfst...Denk an die guten Zeiten, an all das, was sie dir bedeutet und dir gebracht hat...wie sie dein Leben besser gemacht hat. Der Schmerz mag unendlich sein, doch der Alkohol, dass du dich gehen lässt...Denk daran, wie sich Ricky dabei fühlt, wenn sie dich so sehen muss..." Doch vermutlich würden ihre Worte auch zum Dutzendsten Mal nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Nun, sie hatte noch ein Ass im Ärmel. Und da sie trotz des sterblichen Körpers, den sie angenommen hatte, doch bei diesem Besuch unter den Sterblichen immer noch irgendwie sie war...Sollte sie dieses Ass nun zu Tage fördern.
Sie richtete sich wieder auf und trat an die Tür. „Komm doch hervor, wenn du schon hier bist", erklärte Tod und streckte einladend eine Hand aus – in den scheinbar leeren Raum vor der Tür. Doch nach einigem Zögern trat sie vor – und als sie in das Licht des durchwühlten Wohnzimmers trat, wurde sie sichtbar, als stünde sie noch mitten im Leben.
Ricky.

Y O U  L I V E D  W H A T  E V E R Y O N E  G E T S
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...Anyway: I'm not blessed, or merciful. I'm just ME. I've got a JOB to do, and I do it.
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Tessa

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 04.11.2022 11:25

Tessas Kopf drehte sich, fast schlimmer als wenn sie mal wieder zu viel getrunken hatte und auch beginnende Kopfschmerzen pochten nun deutlich spürbar unter ihrer Schädeldecke - wie bei einem Kater. Was für eine beschissene Kombo. Sie schmeckte den schweren Wein noch auf ihrer Zunge, in ihrer Kehle, während die sich wiederholenden Worte und Botschaften des Mädchens sich wie bei einer defekten Schallplatte in ihrem Kopf immer und immer und immer wieder wiederholen zu schienen - ebenso wie ihre eigenen immer wieder gleichen bitteren Gedanken dabei. Vielleicht liegst du wirklich im Koma (...) ist deshalb nicht weniger wahr... Ja, womöglich war es so. Es wäre die einzige wissenschaftlich plausible Erklärung. Sie befand sich im Koma, im Delirium oder was auch immer, hatte einen Fiebertraum vom Tod die über Ricky sprach. Vielleicht starb Tessa selbst ja auch gerade in diesem Augenblick, vielleicht war dies der Grund für das alles. (...) ist deshalb nicht weniger wahr... War das möglich? Tessas Faust schloss und ballte sich, sie nahm noch einige große Schlucke aus der nun fast leeren Weinflasche, ohne es wirklich zu bemerken.
Der Zorn, der vorübergehend einer dumpfen, schweren Lethargie gewichen war, kehrte nun jedoch mit voller Kraft zurück. Nur mit Mühe konnte Tessa sich davon abhalten, die Flasche in ihrer Hand gegen die Wand zu pfeffern - es hätte nur die letzten kostbaren Tropfen des Weins verschüttet. "Was glaubst du tue ich?", fragte sie, ihre Stimme zitternd vor Wut, sogar eine Zornesträne fand irgendwie ihren Weg die Tessa sofort mit ihrer freien Hand unwirsch wegwischte. "Ich denke jeden Tag, jede Sekunde an Ricky. Ich sehe sie jeden Morgen aus ihrem Zimmer kommen mit dem Rucksack auf den Weg zur Schule, oder wie sie am Nachmittag winkend in die Bar kommt und hilft. Warum stelle ich wohl keine Aushilfekraft für die Bar ein? Weil ich..." Abrupt stoppte sie als ihr auffiel, was sie da gerade sagen wollte. ...weil ich Rickys Stelle nicht vergeben kann. War es nicht genau das was dieses Miststück ihr die ganze Zeit predigte. Dass sie Ricky festhielt, nicht loslassen konnte? Aber WIE sollte sie? Wie KÖNNTE sie? Es war ihre Tochter!!
Und sie hatte keine Kraft mehr. Sie hatte keine Kraft mehr zu schreien, zu denken oder sich mit irgendetwas von allem zu beschäftigen. Ermattet, erschöpft, am Ende ihrer Reserven ließ sie sich auf das Sofa fallen. Der Wein war leer. Wann war das passiert? Sie ließ die Flasche einfach aus ihren schlaffen Fingern fallen und mit einem dumpfen leeren Klonk landete sie auf den Boden zu den ganzen anderen Flaschen, die sie irgendwann ausgetrunken hatte.
Und dann ertönte die Stimme des Mädchens wieder. Worte, die keinen Sinn ergeben. Tessa blickte auf - es war wie ein sanftes Schimmern, wie Luft die über heißem Asphalt zu flirren schien - und dann kristallisierte sich plötzlich ein Mensch daraus hervor. Im ersten Moment nur als Shilouette, doch Tessa erkannte sie im ersten Augenblick.
"RICKY!" Ihre Stimme überschlug sich, sie stolperte fast auf ihre Tochter zu, war innerhalb von Sekundenbruchteilen schon bei ihr und schloss sie fest in die Arme. Ganz fest. Der herbe Duft von Rickys blonden Locken umfing sie wie ein warmes Lagerfeuer. Wen scherte es ob das hier echt war oder nicht? Sie würde Ricky nie wieder loslassen. Nie wieder..

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.01.2023 14:32.

Death

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Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Death am 18.12.2022 00:51

Wieder blieb es lange still. Das Mädchen wartete ab, denn in Tessas Kopf schien mittlerweile offenbar vollkommenes Chaos ausgebrochen zu sein – das war allerdings nichts schlechtes. Sie war vielleicht nicht erste Mensch, aber einer von sehr wenigen, denen sie so begegnet war – und denen sie auch noch eine Botschaft zu überbringen hatte. Und es war kein leichtes Thema – keine Spezies tat sich so schwer damit, den Tod und alles, was damit zu tun hatte, zu akzeptieren. Und auch das war keine Schwäche, kein Makel. Es war nur ein Umstand, mit dem es umzugehen galt – und an dem sie nun schon so langte zu knabbern hatte...seit beinahe schon immer, seit sie die Menschen kannte. Und so mochten die beiden sich für den Moment wohl noch etwas im Kreis drehen, doch die Einsicht würde kommen – irgendwann...so hoffte sie jedenfalls. Natürlich konnte man nicht jeden retten...Doch sie würde es wenigstens versuchen.
Und so schwieg sie auch noch, als Tessa zu schreien begonnen hatte. Sie wartete ab, denn sie wusste, dass sie irgendwann noch an den richtigen Punkt kommen würde...Und es sollte schneller gehen als die Endlose es erwartet hatte. Noch im Satz brach sie ab und schien sich eines besseren zu besinnen. Und Death im Körper des Mädchens schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. Sie beobachtete sie, wie sie erschöpft auf die Couch sank. Und es blieb wieder still. Sie wollte ihr noch einen Moment der Ruhe gönnen – aber sie hatte noch ein Ass im Ärmel, von dem sie hoffte, dass es ihr weiterhelfen würde. Normalerweise sollten die Toten in der Welt verbleiben, in der sie gehörten – was nicht hieß, dass sie die Welt der Lebenden nicht einmal besuchen konnten, um nach ihren Lieben zu sehen, doch sie sollten sich nicht mehr so hier aufhalten wie es leider viele mussten, weil ihre Lieben sie nicht loslassen konnten, weil sie selbst den Tod nicht wahrhaben wollten. Wobei sie letzteren natürlich helfen konnte – immerhin kam sie genau aus diesem Grund zu ihnen.
Doch Tessa und Ricky waren da ein ganz andere Fall – und so bot sie die Besucherin selbstverständlich herein und gewährte ihr für diesen einzigen Augenblick für Möglichkeit, dass Tessa sie noch einmal berühren konnte, ihr nahe sein konnte, sie sehen und wahrnehmen konnte...oder mehr wahrnehmen konnte als nur einen Lufthauch oder einen sanften Stich ins Herz, wenn Ricky bei ihr war.
Die Weinflasche, die sie von ihrem Schoß hatte fallen lassen, rollte noch immer neben den anderen umher, als Tessa sie bereits in die Arme geschlossen hatte – sie hatte eben erst Gestalt angenommen und schon lagen sie sich in den Armen.
Death bedachte die beiden mit einem einfühlsamen und ruhigen Lächeln. Doch die Situation hatte ihren Ernst nicht verloren. Und so erhob sich das Mädchen nun auch und trat zu den beiden und wahrte dabei einen gesunden Abstand, um ihnen nicht dazwischen zu gehen. Sie hatte Ricky nicht willentlich mitgebracht, doch das war ja genau das Problem...Sie war immer hier...auf die eine oder auf die andere Weise und konnte diese Welt nie ganz verlassen.
„Ich lasse euch beide einen Moment allein", gab Death dann vor und sah die beiden eindringlich an. Sie sollten sich ruhig ein letztes Mal austauschen und miteinander sprechen, füreinander da sein, doch Ricky sollte Abschied nehmen...und Tessa ebenso – besonders Tessa. „Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht, aber nicht zu lange, denn umso schwerer wird es." Sie sah bei diesen Worten Tessa eindringlich in die Augen, ehe sie ihr noch einmal ein sanftes Lächeln schenkte, und dann zur Tür trat, sie öffnete und auf den Flur ging. Sie würde nicht lauschen, sie würde nicht unterbrechen. Doch sie würde Ernst machen, selbst wenn sie sich nicht verabschiedet hatten, nichts besprochen hatten.

Y O U  L I V E D  W H A T  E V E R Y O N E  G E T S
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