Tessa &' Tod: Ein einziger Tag... [Beendet]

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Tessa

38, Weiblich

FSK 18 Mensch neutral lesbisch homoromantisch Geübter erfunden

Beiträge: 173

Re: Tessa &' Tod: Ein einziger Tag...

von Tessa am 23.01.2024 18:06

Darüber dachte Tessa lange nach. Noch immer war ihr Blick auf ihre verkrampften, zitterten Hände gerichtet. Allerdings löste sich die verkrampfung allmählich, was das Zittern aufgrund des Entzuges jedoch keineswegs besser machte, im Gegenteil. Sie kaute auf den Lippen und versuchte in ihrem dröhnenden, schmerzenden Kopf der nur an Alkohol denken wollte, nachzudenken. Etwas aus seinem Leben zu machen... es klang sinnig, was die Todes-Frau da sagte. Tessa blieb zwar bei ihrem Standpunkt, dass wenn manchen Menschen gar nicht die Zeit oder Möglichkeit gegeben wurde, aus ihrem Leben etwas zu machen (man dachte an Kleinkinder oder sogar Babys, die sterben mussten), was daran sollte bitte fair sein, was daran sollte irgendeine Art von Sinn haben? Aber gleichzeitig ertappte sie sich auch dabei, wie sie sich die Frage selbst stellte: Was habe ich aus meinem Leben gemacht? Was machte ich grade daraus?
Sie hatte sich eine Bar aufgebaut. Oder übernommen, aber wenn man ehrlich war, hatte sie sie im Verlauf der Zeit zu ihrer eigenen gemacht. Ihr ganzer Stolz und - neben Ricky, die immer an erster Stelle stehen würde - ihr Baby. Die Bar bedeutete ihr unendlich viel. Aber was ging das Leben selbst an. Was machte sie daraus??! Im Augenblick... trank sie nur. Sie trank um wachzuwerden und den Kater zu vertreieben. Sie richtete die Bar her und trank mit ihren Gästen, die ihr ohnehin immer wieder mal etwas ausgaben. Sie wischte, sie mixte, sie schenkte aus und abends wartete dann ihr geliebter Absinth auf sie, bis sie irgendwann kaum noch gradeaus gucken, geschweige gehen konnte, irgendwie mehr schlecht als recht die Bar abschloss, um dann auf ihrem Sofa einzupennen, damit am nächsten Tag der Spaß von vorne losging. War das wirklich 'etwas aus seinem Leben machen'?
Nein. Nein, eigentlich nicht. Eigentlich gar nicht.
Tessa versenkte den Kopf in ihren Händen. Ihr Schädel schmerzte so heftig, ihr war nach Weinen zumute, nur dass keinerlei Tränen kamen und am liebsten wollte sie einfach... einfach gar nicht mehr Denken. Gar nicht mehr. Doch selbst jetzt, in dem zustand in dem sie gerade war, war ihr bewusst, dass sich dieser kleine Spruch des Todes-Frau in ihr Hirn festgesetzt hatte und sie nicht mehr loslassen würde. Was man aus seinem Leben macht. Verdammt, das würde sie jetzt verfolgen..
Nur ganz langsam nickte Tessa mit dem Kopf. Es schien, als hätte sie endlich verstanden, was der Tod ihr schon den ganzen Tag hatte mitteilen wollen: wenn jemand sterben sollte, dann starb er. Niemand war daran schuld, und es geschah einfach. So wie bei ihrer Ricky. Ihr Herz war schwer und ihr ganzer Körper, ihre ganze Seele schrie mittlerweile nach Alkohol. Nach Alkohol und Schlaf. Tiefen, festen, langen Schlaf. "Ich verstehe.", sagte sie tonlos in ihrer tiefen, rauchigen Stimme und stand langsam auf. Sie sah zu der Frau. "Ich sollte zurück in meine Bar. Ich... danke, dass du gerade noch kurz geblieben bist. Und danke, dass du es mir ermöglicht hast, mich von Ricky zu verabschieden." Kurze Stille trat ein. Tessa fiel es scher zu denken, schwer vernünftige Worte zu formulieren. "Ich... schätze, eines Tages sehen wir uns dann wieder." Sie lächelte schwach, wandte sich um, und machte sich auf den Weg.
Auf den Weg, raus aus dem Krankenhaus und hin zu ihrer Bar. Hin zu ihrem Absinth, dem Vodka, all den wunderbaren Getränken. Hin zu Rickys Zimmer, zum Sofa, zu den Erinnerungen, zu allem was heute geschehen war. Zurück zu ihrem Leben. Doch es würde nicht mehr der normale Alltag sein. Denn eine Frage blieb.
Was machte sie aus iherm Leben?


---- Cut ---

Antworten Zuletzt bearbeitet am 24.01.2024 09:52.
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