Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18] [BEENDET]

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Sylvia

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Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18] [BEENDET]

von Sylvia am 27.08.2022 13:04




  

Die frisch schwangere Julia De Santis wurde am 16.6.2006 von ihrem festen Freund - welcher sichs päter als Serienkiller herausstellen sollte - brutal ermordet. Seit ihre jüngere Schwester Sylvie De Santis die verunstaltete Leiche ihrer Schwester in der Gefriertruhe ihrer Wohnugn fand, ist nichts mehr wie es vorher war. Die 16-Jährige wird von den grausigen Bildern, Alpträumen und Schuldgefühlen geplagt. Immer mehr rutscht sie in den dunklen Spiralen ihrer Selbst ab- Selbstverletzung ist an der Tagesordnung. Und dabei soll es nicht bleiben. Als sie versucht sich knapp ein Jahr später das Leben zu nehmen, obwohl ihre Zeit noch gar nicht gekommen ist, beschließt Death der verzweifelten, hoffnungslosen Teenagerin einen Besuch abzustatten...

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Sylvia am 27.08.2022 13:51

Es war Mai 2007. Und es war Wochenende. Zum Glück. Sylvia hätte nicht zur Schule gekonnt, selbst wenn sie gewollt hätte. Es war zu schwer. Es war alles zu schwer. Sie wollte und sie konnte es schlichtweg einfach nicht mehr. Die Menschen, die Leute, einfach... einfach alles. Sie wusste sie würde dieses Jahr wiederholen müssen in der Schule. Zumindest hatte sie es gedacht. Zu viele Fehlstunden. Oft genug konnte sie sich nicht dazu aufraffen, aufzustehen udn sich den Blicken der MItschüler und Lehrer auszusetzen. Und selbst wenn sie es mal schaffte die Schulbank zu drücken, dann... konnte sie sich auf nichts konzentrieren. Die Worte der Lehrer gingen in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus. Es spielte keine Rolle.
Sylvias Hand, in welcher sie ihre Schere hielt zitterte. Tränen verklebten mal wieder ihre Wangen. Der Schmerz in ihrer Brust, in ihrem Herzen, war endlos. Julias Gesicht flackerte vor ihr auf. Das Bild wie sie da aus großen starren Augen aus der Tiefkühltruhe zu ihr hinaufstarrte. Der Kopf seltsam zur Seite geneigt, sämtliche Knochen ihres Körpers gebrochen, einfach blindlings irgendwie hineingestopft, sodass der Körper nichts menschliches mehr an sich hatte - bis auf den Kopf, und bis auf dieses rote eingeritzte 'A' auf ihrer Brust. Sie schluchzte kurz auf und mit ordentlichem Druck ratschte die Klinge der Schere nicht nur über ihre Haut, sondern auch durch ihr Fleisch. Die Spannung der Haut wurde genommen als sie auseinanderrass und rotes Blut sofort zutage trat. Unaufhaltsam lief es wie ein kalter Freund über ihren Arm udn tropfte auf das weiße Lacken ihres Bettes, wo es sich sofort dunkel udn groß aufsaugte. Ihre Mutter würde es sehen.
Es war ihr egal.
Die 16-Jährige wusste nicht wie lange sie da saß und auf ihre Verletzung starrte. Ini hrer Faust hielt sie noch immer die Schere. Sie zitterte. Sie dachte an Julia. An ihre große Schwester. Immer pünktlich, immer verantwortungsbewusst. Wie oft hatte Julia auf sie aufgepast. Sie zur Schule begleitet als sie klein war oder sie beaufsichtigt wenn sie sich als sie klein war mit Freunden traf und ihre Eltern nicht konnten. Sie war gerade an einer Schauspiel-Schule angenommen worden. Es war ihr größter Traum gewesen und er war so nahd ran gewesen, sich zu erfüllen.
Sylvia stand auf. Die Schere glitt ihr aus ihren tauben Fingern und fiel zu Boden. Blutstopfen begleiteten sie, die über den Teppich spritzten, ausgehend von ihren herunterhängenden Fingern, von ihrer tiefen pochenden Wunde. Wie in Trance öffnete Sylvia die Schublade ihrer Kommode. Sie alle drie hatten Kästchen voneinander gehabt. Mit Erinnerungen, die sie mitnehmen konnten, wenns ie mal auf Klassenfahrt waren oder andere längere Reisen unternahmen und einander vermissten. Sylvia nahm Julias Box heraus, setzte sich wieder aufs Bett und öffnete sie. Sofort war da das Bild von ihnen unter dem Deckel. Einmal als Kinder, einmal ein noch aktuelles. Es war etwa ein halbes Jahr vor Julias Tod aufgenommen worden. Sie waren... glücklich. In der Box selbst fanden sich selbstgebastelte Armreife und Ketten, Theatertickets, wo sie gemeinsam gewesen waren - und Kinotickets von jenen Filmen, die Julia inspiriert hatten selbst dorthin zu wollen. Ein winziges Büchlein mit den Fotos von Julias Idolen in der Welt der Schauspieler. Angefangen mit Sean Connery. Gott, wie hatte sie für ihn geschwärmt. Langsam glitten Sylvias saubere Finger über all die kleinen Gegenständen, all die kleinen Erinnerungen. Wo immer Julia jetzt war... sie musste einsam sein, nicht wahr?
Die Entscheidung war in einem Sekundenbruchteil gefallen. Sylvias Herzschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken - vor Aufregung. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten empfand sie etwas. Etwas anderes als Schmerz und Schuld. Es war... Hoffnung. Dieses Leben hier... es hielt nichts bereit. Eine solch grausame Welt, wo ihre schwangere Schwester von ihrem Freund ermordet wurde, ein Kerl der noch immer auf freiem Fuß war, noch immer Leute abschlachtete (er war mittlerweile als Buchstabenkiller bekannt)... wieder flackerte das Bild ihrer toten Schwester in der Gefriertruhe vor ihr auf. Sie hätte es sein sollen. Nicht Julia, die doch gerade ihren Weg hatte beginnen wollen. Julia war so viel wertvoller gewesen als sie selbst. Aber wenigstens hatte sylvia sie gefunden. Sie war diejenige gewesen die eingebrochen und den Ort des Geschehens entdeckt hatte. Vielleicht hatte es von Anfang an so sein sollen.
Sie schloss die Box und gab ihr einen langen sanften Kuss auf den Deckel. "Ich komme, Julia.", flüsterte sie. Sie war sich noch nie in etwas so sicher gewesen.
Ihr Arm schmerzte und pochte.
Sie ignorierte das klebrige Blut, dass ihren Arm mittlerweile wie eine zweite Haut bedeckte. Sie platzierte die Box sanft auf ihrem Kopfkissen, dann verließ sie ihr Zimmer. Leise, um nicht ihre Mutter (sie hörte sie leise in der Küche schluchzen, wo sie gerade kochte) oder kleine Schwester (sie war sicher in ihrem Zimmer und malte) aufzuschrecken, schlich sie ins Badezimmer. Drinnen fasste sie den Schlüssel, schloss ab und atmete für einen Moment tief durch.
So schwer konnte es nicht sein, oder? Sie hatte es schon in Filmen gesehen. Es würde sicher funktionieren. Auch wenn sie keinen Alkohol hatte zum Mischen, die Tabletten alleine würden sicher ausreichen. Sie hob die Hände um den Medizinschrank zu öffnen und hielt einen Moment überrascht inne, als sie sah, wie rot ihr Arm war. Er brannte jetzt leicht und pochte noch immer. "Ups...", flüsterte sie leise. Es spielte keine Rolle mehr. Sie musste sich nicht drum kümmern. Bald - ganz bald schon - wäre es ohnehin vorbei. Ein für alle Mal vorbei. Dann könnte sie die Hand ihrer Schwester endlich wieder ergrifen und gemeinsam vielleicht irgendeinen neuen Weg gehen. Gemeinsam.
Sylvias Lächeln war glücklich und traurig zugleich, während sie alle Tabletten und Dosen herausnahm, welche sie im Medizinschrank finden konnte. Dann nahm sie die Zahnbürsten aus dem Glas in welchem sie immer standen und füllte es randvoll mit Wasser. Einen winzigen Moment lang zögerte die Teenagerin. Alles nach und nach... oder auf einmal? Unschlüssig starrte sie die Tablettenpackungen an und entschied sich immer eine ganze Packung gemeinsam. Und so nahm sie die erste (sie achtete nicht darauf worum es sich handelte), drückte die kleinen weißen runden Tabletten heraus und sammelte sie in der Hand. Es waren 8 an der Zahl. Einen kurzen Moment sah sie sich selbst im Spiegel an. Sie war blass, die Wimpern verklebt. Doch schon seit langer Zeit hatte Sylvia sich selbst nicht mehr so zufrieden gesehen.
"Tun wirs...", flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu, und warf sich die Tabletten in ihrer Hand alle auf einmal rein. Sofort trank sie das Glas Wasser halb leer und schaffte es sie alle hinunterzuschlucken. Ihr Herz begann zu rasen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Fast so etwas wie Euphorie erfüllte sie. "Ich komme, Schwesterherz.", flüsterte sie erneut, und begann die nächste Tablettenpackung zu leeren...

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 27.08.2022 20:36

Es war ein sonniger Maitag. Die Stiefel machten in regelmäßigen Abständen ein kräftiges Plonk auf dem Asphalt, der lange Schatten des späten Nachmittags zog sich hinter ihr her, als sie die schmale Straße heraufging. Sie hatte sich auf dem Rummel in der Nähe eine Zuckerwatte gekauft und naschte nun immer wieder kleine Fetzen, die sie sich von der süßen pinken Masse abriss, kaute scheinbar von ihrer Umgebung in Gedanken gezogen immer wieder leicht darum, während es sich schmackhaft zuckrig auf ihrer Zunge auflöste. Mhm.
In der Nähe in einem Baum zwitscherte eine Amsel vor sich hin – sie suchte nach einem Partner, ganz sicher. Und sie hatte auch schon eine Ahnung, dass der erste Bewerber nicht allzu weit weg war; im Geäst eines Baumes in der Nähe hatte nämlich jemand auf das Lied eingestimmt und suchte sich seinen Weg durch die Zweige.
Mit einem Schmunzeln setzte sie ihren Weg fort. Die untergehende Sonne war längst nicht mehr so warm wie es noch am Mittag gewesen war, doch es war bereits ein golden-schimmernder Maiabend – der Sommer nahte in größeren Schritten als man annehmen würde. Ein Umstand, der sie erfreute, denn den Sommer mochte sie. Das Licht war schön und von Dauer, es war warm und die Welt sprühte nur so vor Energie. Der Höhepunkt des Jahres!...ehe sich der Kreis wieder schloss, versteht sich. Doch so lief es bereits seit Jahrmillionen...immerzu. Ein Kreislauf, der sich immer fortsetzte und nur auf dessen Grund die Welt überhaupt so sein konnte wie sie war.
Die Kette um ihren Hals, an der ein auffälliges Ankh sanft hin und her schwang, glitzerte in der abendlichen Sonne. Sie trug ihr Symbol, das Zeichen ihrer Standes, ihrer Existenz, eng an ihrem Herzen. So eng wie ihre Aufgabe selbst – so war das Oval auf einer Spitze mit einer Linie hindurch wohl auch so etwas wie eine Metapher für sie selbst und ihre Beziehung zu allem, was sie mit sich trug.
Wieder ein leichtes Schmunzeln, als sie sich einen letzten Happen Zuckerwatte in den Mund steckte, den Holzstab ließ sie ihm Vorübergehen in einer nahen Mülltonne zurück. Es mochte Holz sein, aber dennoch sollte man ihn nicht einfach in die Natur werfen, war eine Meinung, die sie da vertrat.
Und so setzte sie ihren Weg fort, bog um die nächste Ecke und hatte dabei bereits den nächsten Termin vor Augen. Es würde der letzte für diesen Tag sein. Das wusste – natürlich wusste sie das, immerhin war es ihre Aufgabe. Die anderen Termine hatte sie bereits unternommen – schließlich kam sie zu jedem Menschen, zu jeder Zeit, an jeden Ort. Wann immer ihre Zeit gekommen war, war sie da, um sie zu empfangen. Vollkommen unerheblich war es dabei, aus welchem Grund sie sie dabei aufsuchte – und Im Grunde war es dennoch jedes Mal das gleiche, auch wenn der Mensch ein anderer war...Sie waren nicht bereit, sie wollten sie nicht sehen und sie wollten wieder zurück. Wünsche, die sie nicht zu erfüllen vermochte – die sie nicht erfüllen sollte, denn so funktionierte es nicht, so ging es nicht im Universum...und wohl auch in keinem anderen. Nicht dass sie sich an diese erinnern konnte, doch bei ihr war es doch wohl am wahrscheinlichsten, dass sie bereits andere Universen durchstreift hatte...mit ihrer Aufgabe.
Ihre Aufgabe...Diese war es, die sie jetzt noch einmal hergeführt hatte. Ein weiterer Termin.
Mit den Händen in der Tasche und lockerem Schritt war sie an das Gartentor getreten und sah zu dem Haus nach oben. Sie wurde bereits erwartet, das wusste sie, doch sie kam nie zu spät zu einem Termin – denn erst ihr Erscheinen setzte den Beginn des Termins, wenn man mal ganz ehrlich war. Also öffnete sie das Gartentor und ging den schmalen Weg entlang zur Haustür, betrat das Haus. Keiner nahm Notiz von ihr – nicht die Nachbarn, während sie durch den Vorgarten gegangen war, noch die restlichen Bewohner des Hauses – Gina, ihre Mutter, in der Küche, die schluchzend kochte, hörte weder wie sich die Haustür öffnete und wieder schloss, noch dass jemand durch den Flur ging. Auch Nici, ihre kleine Schwester in ihrem Zimmer, war ungerührt von der Fremden in ihrem Haus und malte einfach weiter. Und genauso wie sich niemand für die interessierte, kümmerte sie sich um sie; nein, sie war aus einem anderen Grund hier und das war auch die einzige Sache, die nun wichtig war. So war es eben, so lag ihre Verantwortung.
Zwischen dem warmen Geruch nach Essen und einem blumigen Duft in einer Wohnung, die sich anderweitig kalt und entlebt anfühlte, trat sie ans Badezimmer. Sie drückte die Klinke und öffnete die Tür und lehnte sich an den Türrahmen. „Sylvia." Ihre Stimme war warm und gemütlich – wohlig und einladend. „Das ist aber nicht der richtige Weg mich zu rufen, Schatz." Ihre Worte von einem Tonfall begleitet, der einer freundlichen, intimen Umarmung gleichkam. Diese Termine waren die schlimmsten – egal wann, egal wer und egal wie alt er war...Diese Treffen waren die unschönste Sache, die sie erleben konnten...Menschen, die ihrem Leben mutwillig ein Ende setzten... Denn auch wenn es ihre Aufgabe sein mochte, die Seelen abzuholen, war das eine, doch wenn sie nicht hatten sterben sollen...Das berührte selbst den Tod.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Sylvia am 01.09.2022 16:15

Sylvia hielt nicht inne. Fast wurde es wie ein Mantra, wie eine sich ständig wiederholende, lieb gewonnene Bewegung. Sie dachte nicht einmal mehr darüber nach, was sie tat. Es war einfach die ganz einfache Abfolge der immer gleichen Bewegungen: Tabletten rausdrücken, in den Mund, trinken, schlucken. Tabletten rausdrücken, in den Mund, trinken, schlucken. Wasser nachfüllen. Tabletten rausdrücken, in den Mund, trinken, schlucken.
Es war ganz einfach. Sylvia freute sich darüber, wie einfach es war. Sie hätte gedacht, dieser Schritt wäre schwieriger. Aber nein. Es war als hätten ihre Gliedmaßen, ihr Geist schon immer vorgehabt, diese Abfolge immer und immer wieder auszuführen. Es war so einfacher, dass sie lachen wollte. Auch wenn sie natürlich wusste, dass es irgendwann mies werden würde. DOch dann wäre es zu spät. Ein kurzer Kampf vielleicht noch und dann... dann wäre sie bei ihrer großen Schwester. Endlich wieder vereint.
Sie lächelte bei dem Gedanken, sah kurz auf in den Spiegel - und schrak zusammen, als sie eine Gestalt hinter sich in der offenen Tür sah. Eine fremde Gestalt. Sylvia wirbelte herum. Ihre Hände waren eiskalt und sie zitterte. Sie fragte sich für einen Moment, wie viele Tabletten sie bis jetzt wohl genommen hatte, ob es reichte und vor allem: wann sie beginnen würden zu wirken. Bereits jetzt glaubte sie erste gleiche Magenkrämpfe zu empfinden - oder war das nur ihre Einbildung, weil sie sich danach sehnte, dass es losging, weil sie jetzt eine Zuschauerin hatte, weil sie es nicht alleine und in Ruhe beenden konnte.
"Wo-Woher kennst du meinen Namen?", flüsterte Sylvia. Ihre Stimme zitterte leicht. Sie hatte Angst ihre Mutter oder Schwester auf den Plan zu rufen, dass ihre Stimme durch die offene Tür wehen und sie alamieren könnte. Dabei war sie sich doch sicher gewesen sie abgeschlossen zu haben!! "Wer bist du?", fügte sie hinzu. Ein seltsamer - noch undefinierbarer Druck schien sich in ihrem Unterleib aufzubauen - von dem Sylvia noch keine Ahnung hatte, wofür das ein Vorbote sein sollte. Für den Moment klammerte sich Sylvia nur an das Waschbecken neben ihr und wünschte sich, die Fremde würde verschwinden. Einfach verschwinden und sie es in Ruhe zu Ende bringen lassen... war das wirklich zu viel verlangt?

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 08.10.2022 00:41

Sie hatte sich unbemerkt ins Haus begeben. Eingeschlichen, könnte man sagen, allerdings...das war das falsche Wort – sie wollte niemandem etwas böses. Sie hatte sich auch nicht mit schlechter Absicht Zugang zum Haus verschafft, hatte sich an seinen Bewohnern vorbei geschlichen, um an Sylvia heranzukommen, nein, sie war dieser lediglich erschienen.
Die Schwarzhaarige hatte ein müdes Lächeln aufgesetzt – es zeugte von Freundlichkeit, aber im Gegensatz zu dem Lächeln und Lachen, dass sie vielen anderen ihrer...Gäste entgegenbrachte, war dieses Lächeln hier jedoch nicht billigend. Wenn jemand überfahren wurde, wenn er im Alter oder an Krankheit starb, war es immer schade, doch es war der Lauf der Dinge – sie gehörten eben in ihren Terminplan. So etwas hier, jedoch, hatte nichts sinnvolles, nichts...unumgängliches. Wenn man so wollte, konnte man es Dummheit nennen – nicht, dass sie mit den Betroffenen kein Mitgefühl hatte, doch...sie sollten einfach noch nicht ihre Kunden sein! Es war...als hätten sie nicht gebucht in einem Hotel, in dem immer nur so viele Zimmer frei waren, wie Gäste eincheckten...Und sie waren diejenigen, die die Nacht im Foyer verbringen mussten.
„Ich kenne die Namen aller Wesen dieser Welt", erklärte sie schließlich, noch immer bedrückt lächelnd. Ihre Worte waren allerdings etwas wärmer.
Sie trat etwas näher zu dem Mädchen am Waschbecken und lehnte sich dort mit dem Rücken an die Wand, die Beine überkreuzt und die Arme hinter dem Rücken stand sie da, ruhig, gelassen, wenn man so wollte. Sie beobachtete Sylvia, doch diese hatte innegehalten; natürlich schuldetet sie ihr eine Erklärung. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und musterte ihre blutverschmierten Arme und die Tablettenschachteln vor ihr – die bunten Pillen in ihrer Hand, die sie eben noch hatte nehmen wollen. „Ich komme zu euch, wenn es Zeit wird, zu gehen", stellte sie es in den Raum. Sie wusste, dass sie es verstehen konnte, aber ob sie es in diesem Moment verstehen wollte und sollte, das wäre das andere. „Aber ich komme auch zu euch, wenn es noch nicht Zeit sein sollte, diese aber dennoch abgelaufen ist..." Den zweiten Satz gab sie etwas trauriger von sich. Die Menschen hatten dieses Geschenk, das Leben, alle lebendigen Wesen hatten es bekommen...und doch warfen so viele es einfach weg. Waren ihre Geschwister nicht gütig zu ihr gewesen? Sicherlich, keiner von ihnen war immer gütig und freundlich zu den Lebenden. Doch jeder von ihnen machte einen integralen Bestandteil jeder Existenz aus – wir existierten für sie und sie existieren für uns. Verzweiflung und Zerstörung gehörten ebenso zum Leben wie es Tod und Träume taten, Delir oder Verlangen. Allerdings war das den meisten Sterblichen nur wenig begreiflich – verhältnismäßig kleine Hürden bedeuteten für sie die Welt...und deshalb bedeuteten sie auch die Welt...aber deshalb ging die Welt nicht immer sofort unter...
„Und ich bin hier, um dich zu abzuholen", schloss sie endlich und legte den Kopf etwas schief.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Sylvia am 10.01.2023 10:45

Die 16-Jährige konnte kaum glauben, was hier grade geschah. Doch langsam begann es ihr zu dämmern. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Ob aufgrund der Einnahme dieser etlichen Pillen, welche sie sich grade eingeworfen hatte oder diesem untrüglichen Erscheinen, diesem Zeichen, dass ihr Vorhaben wirklich funktionierte, vermochte sie grade nicht zu sagen. Und eigentlich spielte es auch keine Rolle, oder? Halb widerwillig aber auch halb bereit ließ Sylvia von ihrer Tätigkeit mit den Tabletten und dem Wasser ab. Ihre Hände zitterten. Ihr war schwindelig. Sie lehnte sich etwas zurück, mit der Schulter gegen die Wand, und betrachtete die dunkelhäutige Frau mit den gekräuselten schwarz glänzenden Haaren nun genauer. Sie hätte gedacht, dass der Tod männlich war. Dass er keine Türen öffnen würde, sondern einfach da war. Aber vielleicht bildete sie sich das ja auch alles nur ein? Vielleicht war die Tür in Wirklichkeit noch geschlossen und ihr Schädel versuchte nur in den letzten Minuten noch irgendeinen Sinn hineinzuinterpretieren? Konnte doch sein, oder?
Ihr Arme pochten dumpf, allerdings nicht schmerzhaft, während die Fremde zu ihr sprach. Ihre Finger waren schwach geworden, die Pillen ins Waschbecken gefallen, ohne dass sie diese wie noch zuvor beabsicht eingenommen hatte. Sie hörte die Traurigkeit in der Stimme des Todes, welche nun gekommen war um sie wohl abzuholen, nicht wahr. Und irgendetwas... irgendetwas veränderte das in Sylvia. Noch immer empfand sie Freude, ja fast Vorfreude darauf ins Jenseits hineinzuschreiten. Ins Jenseits um ihre Schwester wiederzusehen und sie fest in die Arme schließen und ihr sagen zu können, wie unendlich leid es ihr tat. Einfach wieder bei ihr sein zu können. Doch gleichzeitig regte sich etwas anderes in ihr. Etwas, das sie nicht wollte: Zweifel. Der Druck und ziehende Schmerzen in ihrem Unterleib, vor allem ihrem unteren Rücken wurden stärker.
"Ist für mich denn die Zeit gekommen? Oder noch nicht?", fragte sie leise. Ihr Herz schmerzte mit jedem Schlag. Und dann fiel ihr etwas anderes ein. Eine viel wichtigere Frage. Eine riesiger Druck baute sich nun auch auf ihrem Brustkasten auf, als hätte jemand einen lastwagen darauf gesetzt. "War für meine Schwester die Zeit gekommen?" Ihr Tod war nicht fair gewesen. Er war einfach nicht fair gewesen... sie hatte nie jemandem etwas getan... und sie war schwanger gewesen, was erst bei der Autopsie rauskam... es tat noch immer so weh... der Gedanke dass Sylvia fast Tante geworden wäre.. vielleicht würde sie ihre Nichte oder Neffe ja auch im Jenseits sehen? Sie kennenlernen durfen?
Das Mädchen spürte wie ihre Gedanken drohten abzudriften. Dröhnen, fast Kopfschmerzähnlich nahm in ihrem Kopf zu. Oh wow... langsam ging es wohl los..

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 05.03.2023 05:09

Noch immer mit recht bedrücktem Gesicht lehnte sie sich an das Waschbecken neben Sylvia. Sie schien noch etwas zu brauchen, ehe sie das Ganze realisieren und verarbeiten konnte, aber so ging es in der Regel allen Menschen – und ganz besonders solchen, denen es noch nicht bestimmt war, auf Death zu treffen. Und doch war sie hier – das musste man erst einmal sacken lassen.
„Was?", erkundigte sie sich bei ihrem leicht verwirrten Blick. Und das Lächeln auf ihren Lippen war locker, aber dennoch sehr traurig. „Verwundert, dass ich kein alter Knochenmann mit einer schwarzen Kutte bin?" Sie konnte gern so aussehen, wenn die Leute darauf bestanden, doch die meisten Menschen wollten an diesem Punkt in ihrem Leben doch lieber mit einem freundlichen Lächeln und einer sanften warmen Hand begrüßt werden, nicht wahr? Sicher, das Bild, das man von ihr in den Medien suggerierte – von einem Skelett in dunkler Kapuze und mit einer Sense, das durch die Welt zog und die Leute mit sich nahm, aus dem Leben riss, war nicht umsonst ein solches – sie konnte gern so auftreten, sie war auch in alten Zeiten einmal so aufgetreten. Doch solche eindeutigen Endzeitbilder waren nicht das, was die modernen Menschen brauchten, denn auch der Tod war modern geworden! Keine biblischen Fantasien und Monster mehr.
Schließlich nahm sie den Blick für einen Moment von dem Mädchen und sah hinaus in den Flur vor der Tür, die sie geöffnet hatte, um einzutreten. „Das kommt ganz darauf an." Sie konnte die Mutter in der Küche hören, wie sie auf und ab ging, kochte und ansonsten bereits mit dem Aufräumen begonnen hatte. Death wandte sich wieder der jungen Sylvia zu und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Objektiv gesehen, nein, deine Zeit ist noch lange nicht gekommen, subjektiv gesehen...Nun, wir alle mögen ein Schicksal haben – sogar solche wie ich –, doch wir alle haben auch einen freien Willen." Sie zuckte mit den Schultern und beließ es dabei. Sie alle hatten das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen und ihren eigenen Weg zu wählen – und wenn ihrer sie in Deaths Arme führte, dann wäre das so...Doch sie wusste genau, dass es eigentlich noch nicht so sein sollte.
„Auch das kommt ganz auf die Sichtweise an", erwiderte sie auf Sylvias nächste Frage. „Manchmal...da sind uns Dinge einfach vorherbestimmt – so schlimm sie auch sein mögen - , aber manchmal mischen wir uns auch mit unserem freien Willen ein, wie ich bereits gesagt habe. Und am Ende kann nur das Schicksal selbst entscheiden, was es selbst getan hat und was wir selbst entschieden haben, womit wir von unserem Pfad abgekommen sind." Und wenn sie ganz ehrlich war, so wusste selbst sie es nicht immer so genau, warum sie diesen oder jenen Menschen besuchen musste. Hatte der Killer ihrer Schwester aus freien Stücken gehandelt? Oder war es ihrer Schwester vorherbestimmt gewesen, mit ihrem ungeborenen Kind bei einem so grausamen Verbrechen zu sterben, weil sie eine solche Erfahrung machen sollte? Man konnte es jetzt nicht mehr genau sagen. Einzig ihr Bruder, Destiny, wüsste etwas dazu zu sagen...Doch das würde er niemals tun. Einzig er kannte die Geheimnisse dieses Universums – und die teilte er sehr ungern mit anderen, auch nicht mit seinen Geschwistern.
Schließlich blickte sie wieder nachdenklich zur Tür. Mittlerweile hatte sich die Situation eher in ein Spiel auf Zeit entwickelt und sie war die letzte, die sich da einmischen würde. Bald würde ihre Mutter nach oben kommen – und sie finden, noch bevor sie sie mit sich genommen hatte...oder danach. Auch das war nun alles abhängig vom freien Willen...vom freien Willen gleich zweier Personen, deren Wünsche nicht mehr gegeneinanderstehen könnten. Unter anderen Umständen wäre das wohl ein sehr faszinierendes philosophisches Phänomen. Doch in diesem Moment schien es einem Krieg um ein Leben näher zu sein – und entgegen aller Erwartungen war sie nur der Schiedsrichter.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.03.2023 05:12.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Sylvia am 07.03.2023 13:27

Noch immer sah Sylvia den Tod an und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Ja, was hatte sie denn erwartet? Wenn sie ehrlich zusich war, dann... eigentlich gar nichts. Eigentlich hatte sie erwartet, dass sie einfach nur die Tabletten nehmen, sich auf dem Boden zusammenkugeln und sterben würde. Sie hatte nicht mit einer Erscheinung des Todes gerechnet, hatte eigentlich nie gänzlich daran geglaubt, trotz ihrer sonntäglichen Kirchenbesuche. Hier war aber der Beweis, oder? Spätestens jetzt würde sie auf alle Fälle glauben, dass da mehr war.
Das Gespräch, die Worte der jungen Frau, welche sich Sylvia als Tod vorgestellt hatte, brachten Zweifel in der Jugendlichen auf. Aber sie wollte nicht zweifeln. Sie wollte doch zu ihrer Schwester. Sie war sich so sicher gewesen!! Sie spürte, wie zusätzlich zu dem enormen Druck in ihrem Unterleib und den heranpreschenden Bauchkrämpfen nun auch noch Tränen in ihre Augen stiegen und ihren Kopf noch zusätzlich dröhnen und klingeln ließen. Sie dachte an die letzten Wochen, an die letzten Monate. An das Leben in diesem Haus seit Julia gestorben war. An ihr eigenes Leben. Die Nächte in denen sie die Leiche ihrer Schwester wieder und wieder fand. Die Tage im Unterricht wo sie sie sah. Wo jeder sie mit Samthandschuhen anfasste, wodurch sie jedes Mal nur noch mehr an Julias Tod erinnert wurde. An die Kerle die Witze darüber meinten reißen zu müssen. Ihr Ausraster. Schulleitern. Die stillen Stunden in ihrem Zimmer. Die Klinge die so süße kurze Erlösung versprach. "Ich kann das nicht mehr.", whisperte sie der Frau zu und sank nun hier und jetzt zu Boden. Ihre Knie gaben nach. Das Jenseits musste schön sein. Friedlich. Und ihre Schwester wäre da, oder? Sie würde dem ganzen hier entfliehen. "Ich kann das einfach nicht mehr..."
In ihrem Magen rumorte es heftig, Sylvia presste einen Arm auf ihren Magen, ihr Kopf dröhnte, heißes schien plötzlich ihre Hose zu füllen, Gestank breitete sich im Badezimmer aus.
"Alles okay?", rief plötzlich die Stimme ihrer Mutter. Panik durchflutete Sylvia. Kraftlos versuchte sie wegzukriechen, weg von der Tür, aber sie hatte keine Kraft mehr und eigentlich auch keinen Kopf mehr, die ganze Welt drehte sich, ihr war kotzübel. Hatte sie Geräusche gemacht als sie gestürzt war (warte... war sie nicht hinabgesunken?) - hatte die Todes-Erscheinung noch etwas gemacht?
Ihre Mutter war an der Tür. Sylvia konnte es nicht sehen - sie kam sich vor als wäre sie blind - aber die Schritte waren so laut, dass es einfach sein musste. Und dann ein Schrei. Und ein Schatten stürzte sich auf Sylvia. Wenn das jetzt der Tod war, endgültig... dann nahm sie ihn an...

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.07.2023 10:53.

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Death am 14.06.2023 15:49

Es blieb still. Death betrachtete sie ruhig und spürte dennoch deutlich, wie sie zunehmend an Lebenskraft verlor und immer mehr in ihr Reich übertrat. Und doch hatte es noch lange nicht zwölf geschlagen. Niemals war das deutlicher als in der Zeit der heutigen, modernen Medizin; was die Menschen alles erfunden und entwickelt hatten, nur um ihr nur noch ein paar Jahre länger entgehen zu können...Und sie war ihnen da auch gar nicht böse – sie wusste um die Meinung, die die Menschen von ihr hatten...und ein Teil von ihr freute sich für sie, dass sie ihr Leben immer länger genießen konnten, ehe sie sie mit sich nahm. Nicht immer war es auch im Sinne des Betroffenen, ihn noch weiter am Leben zu lassen, doch die meisten Menschen war für eine solche Diskussion nicht bereit. Und sie würde sie nicht mit ihnen führen...
Und selbst waren die Chancen – auch wenn sie immer schlechter wurden – auch hier für Sylvia in diesem Badezimmer immer noch hoch, dass sie Death heute vielleicht nur einmal sehen würde, aber nicht mit ihr kommen musste. Wie es ausging, wusste nur ihr Bruder – und der war auch nicht hier, würde es ihr auch nicht verraten.
Doch dann...sie sank vor ihr im auf den Fliesenboden und umschlang ihren Magen.
Death machte einen Schritt in den Raum und ging selbst auf die Knie, vor ihr und erhob eine Hand, um sie ihr unter das Kinn zu legen und es etwas anzuheben.
„Ich verstehe", sagte sie mit sanfter, weicher Stimme und einen beruhigen Lächeln. Sie urteilte nicht – und besonders verurteilte sie nicht. Wenn es ihre Entscheidung war und es der Weg war, den sie gehen wollte, dann sollte sie diesen Schritt auch machen, sie wollte – und konnte – ihr da nicht im Weg stehen. Die Menschen hatten ihren freien Willen – und der war das wunderbarste Geschenk von allen. Und so sehr sie es auch bedauern würde, eine so junge Seele mit sich nehmen zu müssen, so würde sie es tun. Sie könnte ihre Schwester wiedersehen, hätte dafür jedoch ihr ganzes eigenes Leben gegeben.
Als die Worte ihrer Mutter vernahm, wandte Death schließlich den Kopf etwas und sah über ihre Schulter, als die Frau den Flur entlang ins Bad gestürzt kam.
Death erhob sich und trat wieder in eine Ecke des Bades, als sich die Frau auf ihre Tochter warf, verzweifelt aufschrie.
Sie ließ die beiden allein – sie würde sehr bald wissen, wie das Ganze ausging – und ging den Flur entlang, während sie die Frau telefonieren hörte, verzweifelt einen Rettungswagen rief, um ihre Tochter ins Krankenhaus zu bringen. Sie hatte die Haustür erreicht, als sie einiges Chaos hörte – ihre eigenen Versuche, sie zurück ins Leben zu holen. Und sie trat auf die Straße, die sie entlang sah, bereits auf die Sirenen wartend...

Y O U  L I V E D  W H A T  E V E R Y O N E  G E T S
Y O U  G O T  A  L I F E T I M E
N O  M O R E . N O  L E S S
 
...Anyway: I'm not blessed, or merciful. I'm just ME. I've got a JOB to do, and I do it.
Listen: Even as we're talking, I'm there for old and young, innocent and guilty, those who die together and those who die alone...

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Sylvia

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Re: Death & Sylvia ~ You're Not Ready Yet {2007} | Triggerwarnung [FSK18]

von Sylvia am 07.07.2023 15:15

*** Zeitsprung: September 2008 ***

Viele Monate waren vergangen.
Nach ihrem ersten Versuch hatte es nicht aufgehört. Nachdem Sylvia im Krankenhaus mit ausgepmpten Magen neben ihren verweinten Eltern und ihrer wie eine Leiche aussehenden schwester erwacht war, hatet sie sich tatsächlich an ihre Begegnung mit dem Tod erinnert. So glasklar als wäre es wirklich gewesen. Und eine Weile lang ging sie das Gespräch, welches sie mit der dunklen Frau gesprochen hatte, auch immer und immer wiede rim Kopf durch. Doch schon bald wurde dies durch den Alltag, die Schuld, das Entsetzen und die Alpträume an den Tod ihrer Schwester Julia ersetzt - und die Ungerechtigkeit, mit welcher diese aus der Welt gerissen worden war. Es wurde nicht besser, nein, es wurde wieder schlimmer. So viel schlimmer. Und nachdem etliche neue Wunden den Platz auf ihrem Körper gefundne und sich zu den bereits gebildeten Narben gesellt hatten, war es soweit. Sie konnte, sie wollte nicht mehr. Das Weihnachtsfest das kommen sollte - insbesondere der Gedanke, dass ihre Schwester, würde sie noch leben, jetzt mit Baby bei ihnen säße - war zu viel. Im Dezember 2007 kaufte sich Sylvia ein Seil. Sie kletterte in ihrem Zimmer auf ein Stuhl, schlang das Seil um den stabilen Vosprung von ihrem Schrank und trat den stuhl unter sich weg. Doch bevor sie endgültig das Bewusstsein verlieren konnte, schaffte Nici es - die das Rumpeln  gehört hatte - ihre Tür aufzubrechen und sie herunter zu holen. Dieses Mal war ihr der Tod nicht erschienen. Vielleicht war es zu schnell gegangen. Vielleicht war ihre Atemnot und der Sausertoffmangel und die vor ihr tanzenden dunklen Punkte auch noch nicht genug gewesen. Vielleicht war sie selbst dem Tod einfach noch nicht nah genug gewesen...
Es spiele auch keine Rolle. Familienrat wurde gehalten und einstimmig beschlossen, Sylvia auf geschlossene Station in eine psychatrische Anstalt zu schicken. Mehrere Suizidversuche folgten. Manchmal erschien ihr der Tod. Manchmal nicht. Jedenfalls konnte immer rechtzeitig eingegriffen werden. Nach einem weiteren halben Jahr wurde Sylvia als stabil genug empfunden, Besuch empfangen zu durfen. Stationär war sie noch immer, aber jeden einzelnen Tag kam Nici zu Besuch. Sylvia hatte seitdem keine Suizidversuche mehr unternommen. Sie machte Fortschritte.
Bis zu jenem Tag am 17. September 2008, als das Auto Nici erfasste, weil diese nicht auf die Straße sondern zu Sylvia geblickt und ihr zugewunken hatte. Als Sylvia nach draußen rannte, ihre Schwester in Armen hielt, bis diese genau dort verstarb. Die Rettungskräfte kamen zu spät. Die Rettungskräfte konnten nichts mehr tun.
Dieser Tag war der gestrige gewesen. Jetzt stand Sylvia hier, vor dem Schwimmbecken, in dem sonst einige Wasserübungen mit ihnen gemacht wurden - oder wo unter Aussicht auch mal so geplanscht werden durfte an heißen Sommertagen. Es war wie Vorsehung, dass die Tür nicht abgeschlossen gewesen war. Vielleicht putzte hier noch jemand, vielleicht nicht. Es spielte auch keine Rolle. Eigentlich war Abendessen. Eigentlich sollte Sylvia beim Abendessen sein. Sie war auch auf dem Weg dahin gewesen. Aber...
Sie blickte hinunter, blickte auf das stille Wasser, mit Tränen in den Augen, die fäuste geballt. Dachte an Nici, an all das Blut, die gebrochenen Knochen. Wie das Licht aus ihren Augen erloschen war. Ein dicker Kloß setzte sich in iherer Kehle fest. Nein, die Welt war kein gerechter Ort. Nicht im Mindesten. Wer würde denn bitte in einer solchen Welt leben wollen? Erst Julia.. dann Nici... Nein. Nein es war zu viel.
Und sie wusste was sie tun wollte. Sie wirbelte herum, lief flink behände und leise (vielleicht war derjenige der die Tür offen gelassen hatte ja noch in der Nähe) in das Büro des 'Bademeisters', das aufgrund einfacher Unnötigkeit meistens nie besetzt war. Auch diesmal nicht. Schnell durchsuchte Sylvia alles, zog sich ihr T-Shirt aus, schnitt es in der Hälfte durch. Sie schnappte sich die schwere Geldkassette die sie fand (entweder war die voll nur mit Münzen oder er lagerte irgendwas anderes darin) und eine kleine aber durchaus schwere Musikbox und trug alles zum Pool. Noch immer niemand zu sehen. Ihr Herz raste. Sie durfte keine Zeit verlieren. Sie setzte sich an den Poolrand, band sich mit der einen T-Shirt Hälfte die Kassette, mit der anderen die Musikbox fest an die Knöchel, verzichtete darauf sich nochmal umzuschauen, verzichtete auch darauf nochmal Luft zu holen und ließ sich einfach in das angenehm temperierte Wasser herab, die Augen geschlossen. Blasen stiegen aus ihrem Mund und Nase raus, als sie absichtlich ausatmete, versuchte alle Luft so schnell wie möglich aus ihren Lungen zu lassen. Sie wollte, dass der Tod endlich kam.

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Who is this angel, sent here to change me, sent here to take me where I've never been?

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Long I have wandered, weary and waiting, for something to shake me and laugh to begin.
~aus Sylvias Song "This Angel"

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