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Sylvia

34, Weiblich

FSK 18 Mensch gut pansexuell panromantisch Geübter erfunden Apokalypse

Beiträge: 339

Re: Briefkasten von Vivian

von Sylvia am 04.10.2021 18:55

Abs.: Sylvia De Santis, Via Angelo Mai 2, 00168 Roma, Italien

Vivian Rocher
189 Riverforest
Leixlip, Co.Kildare
Irland



Liebe Vivian,

Ach hey, ist doch kein Problem. Wir freuen uns, dass es überhaupt gesehen wird und noch mehr freut es uns, dass es dir bzw. euch gefällt! Da ist es doch völlig egal, wann genau es gesehen wurde, hauptsache, es macht Freude.

Das Video soll ja auch eher kritisch sein zu dem Thema Stalking, übermäßige Besessenheit gegenüber dem Liebhaber und eben auch ein wenig der häuslichen Gewalt. Das hat ja nichts mit unserer Meinung oder wie wir sind zu tun (keine Sorge, wir sind wirklich nicht gewalttätig!), sondern soll eben eher darauf aufmerksam machen, dass es solche toxischen Beziehungen auch gibt, dass sie ungesund sind und... naja. Das alles eben. Einfach ein wenig zum Nachdenken anregen, wenn man so will.
Und vielen lieben Dank für dein Kompliment, dass wir so durchgeknallt sind! Das nehmen wir doch gerne an!

Oh wow! Vielen lieben Dank auch für die Werbung. Da freuen wir uns natürlich sehr. Wir hätten nie damit gerechnet, dass man uns eines Tages auch so international hören würde. Das bedeutet uns wirklich viel.

Ein Konzert in Irland? Puuuh, da fragst du was. Bisher geben wir eher kleine Konezrte in unserer Umgebung in Rom eben. In kleineren Pubs oder Kneipen oder sonstigen musikalischen Veransaltunten. Größere Auftritte hatten wir bisher eher bei Musik-Events. Und für uns alle ist die Musik eher eine Art Hobby nebenbei - wir haben alle auch noch "richtige" Jobs (du weißt schon was ich meine) - ich selbst arbeite als Krankenschwester.
Aber ich werde mal mit meiner Band reden und auch mit meinem Vater. Er ist ein weltberühmter Dirigent der mit seinen Orchestern ganze Welttourneen unternimmt. Er kennt sich da aus. Wer weiß, vielleicht können wir euren Wunsch ja irgendwann erfüllen. Versprechen kann ich es dir allerdings leider nicht - tut mir leid!

Ich wünsche dir und deinen Freunden auf jeden Fall weiterhin alles Gute. Bleibt so stark wir ihr seid (ich finde das wunderbar) und haltet weiter so zusammen. Das ist wirklich, wirklich schön zu lesen, dass ihr euch da so habt. Und sich gemeinsam zu helfen - ob nun für seine innere Welt oder wie die äußere reagiert - ist niemals etwas schlechtes.



Ganz liebe Grüße aus Rom

Sylvia

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~aus Sylvias Song "This Angel"

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Sylvia

34, Weiblich

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Re: Sylvia &' Quentin: The last person I want to see right now...

von Sylvia am 13.09.2021 18:21

Sylvia gab sich alle Mühe, sich wie immer zu geben - auch wenn natürlich absolut nichts wie immer war. Das wusste sie. Das Schweißband, unter welchem ihre verkrusteten Verletzungen juckten, erinnerten sie daran, ebenso der feste Verband, welchen sie nach wie vor trug. Und - selbstverständlich, das enorme Schuldbewusstsein, welches sie beim Anblick von Quentin sofort wieder einholte. Allein schon die Tatsache seiner warmen Kleidung, trotz des ungewöhnlich heißen Tages, selbst für Rom-Verhältnisse. Wie hatte sie all die eindeutigen Anzeichen dafür nur so lange übersehen können? Wie hatte sie ihm eine solch miserable Freundin sein können? Sie dachte sie kenne ihre Bandkollegen, sie dachte, sie alle seien immer füreinander da, doch jetzt wurde ihr gewahr...
... dass dem ganz und gar nicht so war.
Noch nicht einmal im Ansatz.
Aber trotzdem: sie musste so wie immer sein! Fröhlich, freundlich, unbesorgt, zuvorkommend. Das Gespräch, welches sie mit Quentin führte - das Gespräch, dass sie ihm beistehen und für ihn da sein und ihm so gut sie konnte helfen würde, das würde kommen. Nach der Probe. Niemand sollte etwas mitbekommen.
Als er anbot zu helfen, schüttelte Sylvia rasch den Kopf, winkte ab und lächelte Quentin an. Sie erwartete halb schon die Nachfragen. Nachfragen bezüglich des Verbandes, Nachfragen bezüglich des Schweißbandes. Sie würden kommen, oder? Früher oder später. Und sie hatte ihre Antworten bereit. Allerdings... ob man ihr die auch abkaufen würde... naja, egal. Ihre Kollegen im Krankenhaus hatten Gott sei Dank nicht weiter nachgefragt (wobei Sylvia die ehrliche Angst hatte, dass das nicht mehr lange auf sich warten lassen würde und sie fürchtete auch die Konsequenzen) und sie hoffte einfach, dass sie hier somit auch dadurch kommen würde. Ihr ging es gut! Es war ja nichts großes, nicht wie damals es war nur...
... es tat eben einfach gut... Und außerdem hatte sie es im Augenblick nicht anders verdient.
"Hey, ich bin doch fast fertig, mach dir keine Mühe.", lächelte sie also, während sie an Quentin vorbeiging und die Becken holte, um diese noch zum Schlagzeug aufzustellen. Und sich gleichzeitig bemühte, ihre enorme Müdigkeit beiseite zu schieben. In letzter Zeit schlief sie alles andere als gut. Oder durch. Sie träumte von dem Mädchen. Von dem toten Mädchen. Die Polizei hatte sie nicht nochmal kontaktiert. Ob sie schon irgendwelche Hinweise gefunden hatten? "Ist denn alles okay bei dir?", fragte sie und sah auf, um ihm bei seiner Antwort in die Augen schauen zu können, während sie gleichzeitig die Becken festdrehte. Sie wollte wissen, wie er sich bei der Frage verhielt, obwohl sie praktisch schon vor sich sehen konnte, wie er versuchen würde dieser Frage auszuweichen. Aber nein, das hatte sie lange genug hingenommen. Nach der Probe...
...nach der Probe würde sie ihm endlich eine Freundin sein.. eine richtige Freundin.
Fast spürte sie den Schnitt, der Quentin gegolten hatte unter dem Verband pochen und das verursachte ein kurzes kleines Lächeln, das auf ihren Lippen zuckte. Ja. Sie würden das schon hinbekommen.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 25.10.2021 22:50.

Sylvia

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Re: Sylvia &' Quentin: The last person I want to see right now...

von Sylvia am 28.07.2021 12:49

"Ich weiß", antwortete Sylvia ruhig, wie aus weiter Ferne, und gemeinsam mit den Worten entkam der Rauch erneut ihren Lippen. Es war ungewohnt, es direkt vor ihren Augen aufsteigen zu sehen. Sie kannte es sonst nur vom Winter, in England, wenn es richtig arschkalt früh morgens war und der Atem zu einem weißen Dunst wurde bei jedem Mal, wenn man ausatmete. Das war hier nicht der Fall und sie hatte es auch wirklich lange nicht mehr gehabt. Der Dunst roch auch nicht, die Zigarette schon. Obwohl sie es grade inhalierte, als wäre sie süchtig, sie den ungewohnten Rauch auf der Zunge schmeckte und in der Kehle noch immer leicht kratzen spürte (auch wenns mit jedem Zug etwas weniger wurde), so konnte ihre Nase doch noch den Rauchgeruch als etwas Fremdes identifizieren. Das würde definitiv ihre einzige bleiben, musste. Sie würde hierdurch jetzt nicht zur Raucherin abrutschen, nein. Nein.
Dagegensprach, wie schnell die Zigarette zwischen ihren Fingern plötzlich aufgeraucht war. Sie starrte den kleinen verbliebenden Glimmstängel an, ohne ihn richtig zu sehen. Jäh überkamen sie wietere Schuldgefühle, ihre Finger begannen zu zittern. Jetzt hatte sie eine Grenze überschritten, welche sie nicht mehr zurückgehen konnte. Das wusste sie. Selbst wenn das hier jetzt nur einmal gewesen war... der Gedanke daran würde wiederkommen. Wenn sie feiern war. Wenn sie gestresst war oder sonst irgendwas. Die Gedanken würden da sein. Sie hatte es einmal getan. Was schadete es ein zweites Mal? Gelegentlich. War doch nicht viel.
"Scheiße", murmelte Sylvia, ganz leise, nur für sich, stand auf und ging wenige Schritte bis zu einem metallenen Mülleimer, wo sie das Ding ausmachte und dann reinschmiss. Das Schuldgefühl und die Angst, was sie mit der idiotischen Aktion jetzt vielleicht losgetreten haben könnte, sickerten in ihr Herz, setzten sich dort als schwarze Nebelschlieren fest und begannen sich von dort aus durch ihre Arterien und Venen im gesamten Körper zu verteilen. Das Verlangen, sich zu bestrafen dafür, das Verlangen, dieses Schwarze aus sich rauszulassen, es irgendwie zu verarbeiten - den Anblick der Leiche, die Realisation von Quentins Zustand, was für eine schlechte Freundin und Bandkollegin sie war und jetzt auch noch das Rauchen. Verdammt, sie konnte das einfach nicht mehr, sie... sie shit. Das Verlangen war übermächtig. Sie wusste, sie sollte es nicht. Theoretisch hatte sie auch all die kleinen Tricks gelernt, dagegen vorzugehen, doch es spielte keine Rolle. Es war vollkommen gleichgültig. Alles was sie jetzt noch wollte, war die Klinge. Denn nichts anderes hatte sie verdient, nichts anderes würde jetzt helfen.
Quentin stimmte sogleich zu, zu gehen. Seine Stimme war rauchiger als zuvor und sie fragte sich, ob ihre eigene das jetzt auch war. Der Gedanke, dass es vermutlich so war verursachte nur, dass ihr Selbsthass sich noch intensivierte. Scheiße verdammt..
Und so machten sie sich auf den Weg zurück zur U-Bahn. Es gab nichts zu reden, nichts zu sagen. Sie fuhren die paar Stationen, gingen die Treppe wieder hoch und wann immer Quentin eine kurze Pause brauchte um Luft zu schnappen, wartete Sylvia ohne Urteil auf ihn. Obgleich sich jedes Mal - jetzt wo sie die Anzeichen las - ihr schlechtes Gewissen nochmal verstärkte, jedes Mal der kurze gefürchtete Gedankenfetzen kam, vielleicht doch noch eine Zigarette zu rauchen (nur eine), der aber dann von der deutlich lauteren Stimme verdrängt wurde. Ihre Finger zitterten. Es kribbelte in ihnen und sie war voller Ungeduld. Fast schon hibbelig. Sie wollte nach Hause, sie musste endlich nach Hause!
Dann waren sie nedlich an Quentins Haustür angekommen. "Danke fürs Begleiten", sagte Sylvia ehrlich und umarmte ihn kurz. "Und tut mir leid, dich damit so überfallen zu haben." Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln (sie hatte keine Ahnung wo sie das herholte, doch es war da), wandte sich dann um und ging im bedeutend schnelleren Schritt los. In ihrem Kopf nur noch ein einziges Thema...

!Triggerwarnung!
Als sie endlich bei sich Zuhause angekommen war, verlor sie keine Zeit. Rasch war sie in ihre Küche getreten und hatte das kleine scharfe Messer aus der Schublade gezogen. Auf dem Weg hierhin war sie es unendlich oft in Gedanken durchgegangen. Wo. Mit was. Wie oft. Früher hatte sie es immer im Badezimmer getan - oder eingeschlossen in ihrem Zimmer. Und immer mit einer Rasierklinge. Das war einfachsten und schärften und unaufälligsten gewesen. Sie war geschickt darin geworden den Rasierer ihres Vaters schnell ab und aufzubauen. Aber das war jetzt nicht mehr nötig. Sie wohnte alleine hier. Niemand würde sie sehen. Es war nur sie vorhanden.
Sie wusste, eigentlich sollte sie das Messer vorher desinfizieren, aber das war ihr grade egal. Sollte es sich doch entzünden, falls es dreckig war. Dann wären die Schmerzen schlimmer. Mehr gerechtfertigt. Sie ging zum Waschbecken, zog ihre schwarze kurze Lederjacke aus und legte sie einfach neben sich auf die Küchentheke. Sie rutschte runter und viel schwer auf dem Boden. Sylvia beachtete sie nicht, sondern legte ihren Arm gebeugt auf der Kante des Waschbeckens ab. Sie betrachtete all die vielen feinen weißen Narben ihrer Vergangenheit. So viele, dass wirklich niemand sie wohl zählen wollte. Sie atmete nochmal tief durch und lege das Messer an ihren Unterarm an. Sie ließ es sich nicht nochmal durch den Kopf gehen. Wozu? Sie wollte, sie brauchte es jetzt.
Und mit leichtem schnellen Druck zog sie die Klinge über ihren Unterarm. Kurz zuckte sie bei dem begleitenden stechenden Schmerz zusammen. Sie hatte den Schmerz, diesen stechenden alten Freund fast vergessen. Nicht vergessen hatte sie das Gefühl,wie es war, zu beobachten, wie das Blut aus dem Schnitt zu Tage trat und begann, sich seinen Weg über die Haut zu suchen. Es war so unendlich beruhigend. Es war richtig. Es war eine Wohltat für ihre Seele. "Für die Fremde", flüsterte sie und legte das Messer etwas weiter darunter nochmal an. Sie war wie im Rausch. Sie nahm absolut nichts mehr von ihrer Umgebung auf, noch nicht einmal wo sie sich grade befand. Es war alles egal. Sie wiederholte die Bewegung. Schnell. Mit Druck. Präzise. "Für Quentin." Ihr Herz stach schmerzhaft, doch zu beobachten, wie sich das Blut aus dem zweiten Schnitt nun auch nach oben drückte, half. Sie würde ihm helfen, schien der Schnitt ihr zu versprechen. Jetzt wusste sie was los war, und sie würde nicht weiter wegschauen. Sie würde ihm helfen. Sie setzte das Messer erneut an. "Für das Rauchen." Der tat am meisten weh, vermutlich tiefer als die anderen, sie wusste es nicht. Einen Moment lang betrachtete sie ihr Werk. Fragte sich, ob sie nicht auch einen Schnitt auf den rechten Arm hätte setzen sollen, aber nein. Es war schon okay so. Das konnten die nächsten...
Leicht schüttelte sie den Kopf über sich selbst. So sollte sie nicht denken. Das wusste sie. In der Theorie.
Vorsichtig legte sie das Messer beiseite, machte das kalte Wasser am Waschbecken an, in welchem sich bereits dicke Bluttropfen gesammelt hatten und hielt ihren Arm nun unter den kalten Strahl. Sie beobachtete wie das Wasser, welche sihren Arm umfließ, orange wurde, ehe es anschließend im Abschluss verschwand und wie es ihren Arm dabei säuberte. Die Schnitte waren etwas breiter als damals. Das musste daran liegen, dass sie jetzt ein Messer verwendet hatte. Sie fragte sich ob sie nicht - vor allem der eine - genäht werden mussten. In der Klinik in der sie damals gewesen war, hatte das öfters gemacht werden müssen. Aber sie enschied sich dagegen. Sie hatte nie gelernt sich selbst zu nähen (auch wenn sie glaubte, es velleicht hinzukriegen), aber sicher war das nicht nötig. Sie holte sich aus ihrem Medikamentenschrank eine Salbe für die Wundheilung und die Entzündungen vorbeugen sollte und verteilte sie großzügig auf den Stellen. Es brannte wie die Hölle. Es folgte ein komplettes großes Pflaster, welches sie sich gar nicht in Form schneiden musste - so wie es war, passte es von der Größe, und begann dann, sich ihren Arm sicher zu verbinden. Sie spürte ihre Schnitte pochen, was sie beruhigte und zum Lächeln brachte. Sie waren tief, es hatte geschmerzt, es hatte geblutet. Sie hatte es nicht verlernt.
Sie wusste, dass das nicht gut war. Aber das spielte grade keine Rolle.
Sie kehrte in die Küche zurück um das Messer zu säubern, hob ihre Jacke vom Boden auf und legte sie stattdessen über die Lehne ihrer Couch. Dann machte sie sich endlich bettfertig, legte sich hin und trotz allem was geschehen war, brauchte es nicht lange, bis sie ruhig eingeschlafen war - begleitet von dem Pochen unter dem Verband, welchen sie mit den Fingern ihrer anderen Hand leicht gestreichelt hatte...

Die nächste Bandprobe hatten sie am Dienstagabend. Anders als andere Bands hatten sie keine festen Proben. Die einzige Bedingung bei ihnen war 'mindestens einmal die Woche', aber meist versuchten sie es öfter hinzukriegen. Und meiset waren sie auch rech spontan in ihrer Gruppe ausgemacht, was daran lag, dass Sylvia als Krankenschwester oft auch mal Nachtschichten oder Spätschichten schob, Dawn als Feuerwehrfrau ebenfalls oft Bereitschaft hatte und es bei Quentin je nachdem wann er kellnern musste ebenfalls flexibel war. Bei ihrem vierten im Bunde - Milo - sah es nicht großartig anders aus, dementsprechend war das immer sehr spontan. So wie eigentlich alles in ihrer Band. Lieder machten sie entweder alle gemeinsam wenn sie sich mal an einem Wochenende trafen, oder einer von ihnen hatte einen mega Einfall gehabt, brachte ihn mit und sie begannen gemeinsam daran rumzubasteln. Mal spielten sie Country und Pop, mal Rock, mal was ganz anderes - je nachdem wer sich heute durchsetzte und worauf sie grade Bock hatten. Sie verstanden sich alle soweit gut, waren was die Musik anging alle auf einer Wellenlänge und konnte was das anging echt gut zusammenarbeiten. Das Private blieb dabei... oft auf der Strecke. Eine Tatsache, die Sylvia bis zu dem Vorfall letzter Woche - es war übrigens ein Freitag bzw. Samstag gewesen - gar nicht realisiert hatte.
Sie hatte sich geschworen, Quentin zu helfen. Doch am Wochenende hatte sie arbeiten müssen, hatte keine Zeit gefunden, und nicht die Muße. Und als sie abends ins Bett gegangen war, hatte sie ihr schlechtes Gewissen mit je einem weiteren Schnitt beruhigt. Fast wie eine Strichliste. Die anderen drei bluteten nicht mehr, waren verkrustet. Und ja, die neuen hatte sie nun tatsächlich auf ihrem rechten Arm platziert, auch wenn es mit links schon immer schwieriger gewesen war. Sie waren etwas krumm geworden, nicht so grade, aber es war okay.
Das Problem war, es zu verstecken. Schon auf der Arbeit war sie damit konfrontiert gewesen - die Krankenschwestern trugen dort kurzärmlige Kleidung. An dem einen Arm hatte sie einfach den Verband gelassen mit der Erklärung, dass sie bei einem kleinen Teekesseldesaster sich dort mit heißem Wasser übel verbrüht hatte und über die anderen am rechten (die sie extra dicht nebeneinander machte, kaufte sie sich extra ein Schweißband, um es darüber zu schieben.
Auch heut Vormittag hatte sie Dienst gehabt. Jetzt war gleich die Bandprobe und Sylvia hatte sich fest vorgenommen, heute endlich einen passenden Augeblick abzuwarten, um Quentin anzusprechen. Ihm Hilfe anzubieten. Den Verband brauchte sie eigentlich nicht mehr, dennoch ließ sie ihn dran. Vorsichtshalber. Falls der Ärmel ihrer schwarzen Lederjacke, die sie trug, verrutschen sollte. Das Schweißband deponierte sie rechts an ihrem Unterarm selbstverständlich auch wieder über den Schnitten. Vielleicht sollte sie sich wirklich andere Körperregionen überlegen... aber an den Armen war sie es einfach gewohnt..
Beunruhigend, wie sehr diese alten, schon lange vergangenen Taten einem doch noch hängenblieben. Als würden sie nur darauf warten, wieder abgerufen, wieder gebraucht zu werden. Mittlerweile glaubte Sylvia, es schon immer tief in sich gewusst zu haben. Dass sie eines Tages wieder damit anfangen würde. Und sie wusste aktuell wirklich nicht, ob sie es gut oder schlecht finden sollte. Aber für den Moment erfreute sie sich einfach daran, ihr Bewältigungsmittel von damals wieder zu haben. Es tat einfach so unendlich gut...
Sie war die erste bei der Probe in dem Musikraum, in dem sie immer probten. Dieser Raum war groß, schallgeschützt und besaß alles, was man für ne Band brauchte. Der Raum gehörte Sylvias Dad, der ein berühmter Dirigent und Orchesterleiter war und mit seinen Orchestern ganze Welttourneen machte. Er kam ursprünglich aus Italien und hatte hier in seiner Kindheit wohl auch oft geprobt mit verschiedensten Leuten an verschiedensten Instrumenten und was nicht alles. Als er von Sylvia erfahren hatte, dass sie hier - gemeinsam mit Dawn, die zu ihrer besten Freundin geworden war - eine Band gründete, hatte er sofort hieran gedacht, es gekauft und ihnen zur Verfügung gestellt. Sylvia war ihm unendlich dankbar dafür, nach wie vor.
Es war perfekt für ihre flexiblen Zeiten.
Heute war es besonders warm in Rom. Sylvia hatte grade mal für ein bisschen Ordnung im Raum gesorgt und die ersten Bestandteile von Quentins Schlagzeug angefangen aufzubauen, da lief ihr schon der Schweiß am Nacken hinunter zwischen den Schulterblättern hindurch auf den Rücken. Beim Musikmachen wurde ihr immer nochmal wärmer. Das hatte keinen Zweck. Mit einem Seufzen zog sie ihre schwarze Lederjacke aus, was ihre Arme offenbarte. Der eine mit dem Verband, der andere mit dem Schweißband, welches sie sonst nie trug. Und welches man sicherlich normalerweise auch nicht so weit oben am Arm trug.
Als sie sich umdrehte, konnte sie Quentin in der Tür stehen sehen. "Hey! Hi!", lächelte sie ihn an und begrüßte ihn mit Umarmung. "Ich bin schon dabei dein Schlagzeug aufzubauen, mach in Ruhe." Sie waren noch ne gute Viertelstunde zu früh zur verabredeten Zeit und Dawn verspätete sich auch gerne manchmal. Das hieß sie hatten Zeit. Obwohl sie sich für das entscheidende Gespräch wohl lieber nach der Probe entscheiden würde. Wenn die anderen beiden dann gegangen waren. Mal sehen...
Auf jeden fall war sie entschlossen, es nicht schon wieder einen Tag zu verzögern! Auf gar keinen Fall. Sie würde für ihn da sein, mit 110 %. Das hatte sie sich und ihm versprochen. Und ihre Verletzungen waren die Zeugen.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.08.2021 10:28.

Sylvia

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Re: Sienna Novikova

von Sylvia am 14.07.2021 13:00

Sylvia hätte hier dann gerne ein Plätzchen bei Abneigungen Also von ihrer seite aus auf jeden Fall, dass sie Sienna nicht mag.

Sonst noch etwas?

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Beiträge: 339

Re: Vivian Rocher

von Sylvia am 12.07.2021 19:54

Sylvia hätte hier dann auch gerne einen Platz als (zukünftige) Brieffreunden!

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Re: Briefkasten von Vivian

von Sylvia am 12.07.2021 19:52

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Vivian Rocher

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Liebe Vivian,


zunächst einmal danke ich dir herzlich für den Brief, welchen du mir geschickt hast und insbesondere für deine Offenheit! Ich kann mir nicht vorstellen, was für eine Zeit du durchgemacht haben musst und wie schmerzhaft es sein muss, wenn der Großteil der Familie einen nicht in dem unterstützt, wie man sich fühlt.

Umso mehr freut es mich zu hören, dass zumindest deine Eltern zu dir stehen und du einen großartigen Neustart ohne die Last der internen Ablehnung beginnen konntest! Du scheinst mir eine sehr starke Frau zu sein. Auch freut es mich, dass unsere Lieder dir auf dem Weg - und auch jetzt noch - helfen können. Das ist wohl das schönste Kompliment, dass man als Musiker hören kann und es freut mich wirklich, dass wir auch als eher kleine Band so erreichen können! Nochmals danke für deine Offenheit. Und natürlich für deine Komplimente.


Selbstverständlich schicke ich dir gerne ein Autogramm bei! Ich hoffe, es gefällt dir!



Herzlichste Grüße


Sylvia


P.S.: Tatsächlich verschiedenes. Erst hatten wir Bilder ausprobiert von der vergangenen Beziehung - und festgestellt der Wind am Ende uns einen Strich durch die Rechnung machte, weil die nicht dahinflogen, wo sie sollten. Also haben wir stattdessen Kleinigkeiten die Erinnerungen an eine Beziehung sein könnten hinein getan - ein scheres Herzamulett mit Bild, zwei Ringe und Murmeln und all sowas. Von denen man sich dann in der finalen Szene endgültig trennt und nach vorne blicken kann.


~ Noch mit im Umschlag: ~
Autogramm

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.01.2023 17:25.

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Sylvias Briefkasten

von Sylvia am 09.07.2021 18:10

~ Briefe die an Sylvia geschickt werden, sammeln sich hier ~

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.07.2021 18:10.

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Re: Sylvia &' Quentin: The last person I want to see right now...

von Sylvia am 02.07.2021 18:04

Die ganze Situation war einfach nur aufwühlend. Anstrengend. Die Fragen der Polizei waren nötig, dass wusste Sylvia - vermutlich besser als jeder andere und sie antwortete auf alle wahrheitsgemäßig, sogar ruhig. In gewisser Weise half ihr sogar dieses ganze Verfahren irgendwie ihre äußerliche Fassung und Ruhe wieder zu erlangen. Sie kannte dieses ganze beschissene Prozeredere doch. Wo genau, was genau,wer genau. Und was man selbst getan hatte natürlich. Sylvia ließ nicht das geringste aus, erzählte alles, woran sie sich erinnern konnte im Detail. Was nicht alles war, und doch das meiste. Ihr wurde etwas zu trinken gebracht, was sie praktisch nicht anrührte.
Sie war dankbar dafür, dass Quentin mit ihr hierhergekommen war, obwohl... obwohl es ihm so schlecht ging. Bei dem ganzen Hin und Her, der Befragung, dem Mitschreiben, der Polizisten, der Blicke und Überachungsgeräte und Tonaufnahmen war es Sylvia im Augenblick nicht möglich, darüber intensiv nachzudenken, doch unablässig spuckte das Gesehene in ihrem Hinterkopf herum,  belastete und ließ ihre Schuldgefühle zusätzlich wachsen. Und nicht nur die Schuldgefühle bezüglich Quentin, dass sie nie etwas bemerkt hatte, wie schelcht es ihm ging und wie dringend er offenbar Hilfe und einen Freund brauchte und überhaupt, die Schuld wie ignorant und Augen verschließend sie gewesen war - diese Schuld Quentin betreffend weitete sich still und heimlich wie schwarze Ranken die ihre Fangarme ausstreckten um alles helle zu versuchen auch nach dem Leichenfund auf. Wenn sie nur ein wenig früher Luft schnappen gegangen war... vielleicht irgendetwas gesehen hätte, wie zwei verdächtige Gestalten hinausgegangen wären... oder ... einfach nur etwas früher dagewesen wär!! Hätte sie es dann nicht vielleicht verhindern können? Oder wenigstens sich um die Verletzte kümmern können? Verdammt, sie war Krankenschwester und sie war es geworden, um Menschen zu retten, zu helfen. Nicht damit sie weiter einfach so starben!!
Sie war froh, als die Befragung endlich vorbei war und sie hinaus an die kühle Luft treten durfte. Tief atmete sie durch. Es kribbelte in ihren Fingern und kaum sah sie Quentin an, sah sie wieder sein dunkles Zimmer vor sich. Der Geruch. Sein gebrochenes Gesicht, der Blick seiner Augen die völlig fertig ausgesehen hatten und sie hatte ihn so überfallen und sie hatte nie etwas bemerkt und...
Ihre Finger kribbelten. Sie kribbelten in dem Wunsch ES zu tun. Nach hause zu fahren und ES zu tun. Sie musste sich ablenken. Irgendwie. Langsam ging sie zu ihrem Freund (war sie das überhaupt? Eine Freundin von ihm, wenn sie noch nichtmal merkte, wie schlecht es ihm ging? Ihm nicht half? Ja, ihn stattdessen sogar zusätzlich belastete?) und Bandkollegen und ließ sich langsam neben ihm auf die Bank nieder. Bat ihm um eine Zigarette. Sie musste sich ablenken. Wollte nicht an ES denken. Ansonsten kribbelte die Scuhld und das schlechte Gewissen nur noch stärker in ihr und... fuck. Sie wollte nicht dran denken, wollte es sich nicht vorstellen. Und so griff sie nach der einzigen Ablenkung, die ihr grade in den Sinn kam.
Sie fragte Quentin nach einer Zigarette.
Bei seiner Aussage zuckte sie nur mit den Schultern. Es war ihr egal. Es war ihr in diesem Augenblick so egal. Sie brauchte einfach... einfach IRGENDWAS um sich abzulenken, irgendwas...
"Danke", sagte sie, als er ihr dann schließlich doch die Schachtel hinhielt und sich eine Kippe herauszog. Es war seltsam sie zwischen den Fingern zu halten. Unwirklich. Aber fuck, alles in dieser Nacht wirkte unwirklich, wie in einem nichte nden wollenden Alptraum. Sie kannte das Gefühl. Diese Surrealität. Sie hatte gehofft es nie wieder erleben zu müssen, das hatte sie wirklich gehofft...
Quentin hatte ihre Zigarette angezündet, ohne dass sie es wirklich gemerkt hatte. Sie sog daran, spürte wie der Rauch unnatürlich in ihre Kehle drang und den Hustenreiz erweckte. Sie hustete ein, zweimal trocken, was stoßweite den Rauch aus ihren Lippen entließ, doch sie nahm sogleich noch einen Zug, mit geschlossenen Augen. Diesmal hustete sie nicht, atmete einfach nur durch den Mund aus und versuchte das seichte Zittern ihrer Hände zu beruhigen. NIcht an Daheim zu denken. Es herrschte Stille. Das mochte Sylvia nicht, aber sie wusste auch nichts zu sagen. Bis Quentin sie dankenswerterweise unterbrach.
"Ja. Ich hab ihnen alles erzählt", antwortete Sylvia zugleich und nahm noch einen Zug. Sie war bereits halb aufgeraucht. Wann war das passiert? Leicht verzog sie das Gesicht als sie daran dachte, wie sehr ihre Klamotten jetzt danach stinken würden. Gleich noch was, für das sie sich würde bestrafen können... was sie mit dem Schmerz würde verarbeiten können...
Sie seufzte. Sie konnte es nicht länger Aufschieben. Eigentlich hatte sie sich auf der Polizeistation ein Taxi rufen wollen, aber dann dachte sie an Quentin. Vorhin sein kurzes Atemholen. Seine Wohnung. Den Ausdruck in seinem Blick...
Sie konnte ihn doch nicht nachts allein nach Hause lassen, erst recht nicht, wenn ein Mörder herumlief.
"Wollen wir los?", fragte sie ihn, ihn von der Seite her ansehend und erneut an der Zigarette ziehend. Sie würde ihn zu sich bringen und dann so schnell wie möglich zu sich selbst nach Hause eilen und dann...
Und dann...

...die Erlösung suchen.

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Re: || Louise E. Marquardt ||

von Sylvia am 14.06.2021 10:53

Soooo... Sylvia wollte dann hier ja mal nach einem Plätzchen bei Freunden anfragen, nicht wahr?

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Re: Sylvia &' Quentin: The last person I want to see right now...

von Sylvia am 03.06.2021 00:04

Komplett schweigend gingen sie durch die kalte Nachtluft. Kühl strich sie üebr ihr Haut, doch verursachte sie keinerlei Gänsehaut - im Gegenteil, ihr war warm, nein, nahezu heiß. Fiebrig, als würde sie krank werden. Obgleich sie das nicht wurde - zumindest nicht wörtlichen Sinne. Doch auf gewisse Art und Weise... wurde sie krank. Nicht physischer, aber psychischer Natur. Die Gedanken an die Klinge zu unterdrücken waren ein schlichtes Ding der Unmöglichkeit und bereits jetzt brannten die schuldgefühle in ihr, dass sie auch nur daran dachte, das wieder zu tun. Verdammt, sie hatte diese Hölle doch bereits einmal durchschritten. Wollte sie das wirklich aufs Spiel setzen? Wollte sie diesen Zyklus, diesen langen aufwendigen, notwendigen Zyklus wirklich wieder von neuem beginnen wollte sie wirklich wieder hinein in diesen strudel, diesen Sog der Dunkelheit, bei dem es alle Kraft der Welt brauchte, sich daraus zu befreien, so man es denn überhaupt schaffte? Und selbst das nur mit fremder Hilfe?
Andererseits war Sylvia mehr als nur bewusst... das es bereits zu spät war. Sie spürte, dass dieser dunkle Sog wie mit seinen äußerten Rändern ebreits wieder erfasst hatte. Noch nicht gänzlich, sie war noch gänzlich schutzlos, wurde noch nicht von ihm von einer zur anderen Seite gewirbelt, immer tiefer und tiefer hinein, doch die schwarzen Schlieren spielten bereits mit ihrer Kleidung, strichen wie dieser kühle Wind über ihre Haut, mit ihren blonden Haaren und drangen in sie hinein.
Es war eine teufliche Versuchung. Und eine Veruschung... fuck, der sie nicht würde widerstehen können... Sie wusste es..
Ein lautes, ohrenbetäubendes Dröhnen erfüllte ihre Ohren und blinzelnd sah Sylvia auf, tauchte aus tiefsten Untiefen ihrer eigenen Psyche wieder auf und erblickte eine U-Bahn, welche rasant an ihr vorbeifuhr, mit einem lauten, trommelfellzerreißendem Quietschen verlangsamte und schließlich zum Stillstand kam, die Tür zwei Meter von ihnen entfernt. Wie surreal festzustellen, dass er hier draußen tatsächlich auch noch eine Welt gab. Wie surreal festzustellen, dass sie nichts von dem Weg hierher wahrgenommen hatte, einfach vollkommen blindlings Quentin gefolgt war, wohin auch immer er sie führen mochte. Doch nun verstand sie seinen Plan. Wo sie lang mussten.
Es brauche einen Augenblick, bis ihr einfiel, dass sie einsteigen musste, dass sie ihren Beinen den Befehl geben musste, sich in Bewegung zu setzen. Und so startete sie erst etwas verzögert und betrat nach Quentin das innere der U-Bahn, wo sie sich auf einem kalten harten Sitz niederließ, welcher sich ebenso surreal anfühlte wie alles andere hier. Solch eine Erfahrung hatte sie bisher nur selten gemacht. Sehr selten. Dieses Entkörperungsgefühl. Doch grade war es allumfassend. Sylvia blinzelte, atmete. Sie musste einfach hier bleiben. Sich darauf fokussieren, was sie zu tun hatte. Sie senkte den Kopf, presste ihre schweißnassen Hände aneinander, presste die Lippen leicht zusammen. Sie würde zur Polizei gehen und ihnen alles beschreiben. So wie damals. Alles kein Problem. Damals waren es ihre Schwestern gewesen, dieses Mal würde es einfacher werden. Es war nur eine Fremde, eine Frau die sie nicht kannte.
Nur eine Fremde. Allein der Gedanke ließ ein Stechen durch ihr Herz fahren. Ein Stechen, welches ihre Gedanken sofort wieder auf die Rasierklinge lenkte - nein. Nicht Rasierklinge. Messer. Küchenmesser. Sie wusste genau wo es lag in ihrer Küche. Sie würde es aus dem Block ziehen und sich in der Küche niederlassen, oder auf ihrem Bett. Nein, wahrscheinlich machte sie es gleich. Am Waschbecken. Über dem Waschbecken, damit das Blut...
Ihr wurde schlecht, sie presste ihre Finger gegen ihre Schläfen. Polizei. Sie sollte daran denken. An ihre Aussage. Das war doch das Wichtige. Das war doch das Wichtige!! An das andere sollte sie noch nicht einmal denken!!
Quentins Hand auf ihrer Schulter nahm sie kaum wahr. Zu durch den Wind war sie, zu sehr damit beschäftigt mit ihrer Psyche zwischen ihrem Innenleben und der Außenwelt hin und her zu pendeln. Doch als die Hand verschwand und er aufstand bemerkte sie es, erhob sich ebenfalls und folgte ihm schweigend wieder nach draußen. Es tat gut, sich zu bewegen. Treppenstufen zu gehen. Und schließlich die Nachtluft wieder auf ihrer Haut zus püren. Unbeschreiblich gut. Riss sie ein wenig aus ihrem endlosen paradoxen Gedankenstrudel heraus. Erinnerte sie daran, wo sie war, was sie zu tun hatte. Bald wäre sie auch auf der Polizeistation und dann würde sie endlich ihre Aussage machen können. Und dann...
In diesem Augenblick bemerkte sie, dass Quentin nicht mehr neben ihr ging. Sie wandte sich um, konnte sehen, wie er vollkommen erschöpft an einer Straßenlaterne lehnte. Er sah wirklich nicht gut aus. Überhaupt nicht gut. Entschieden drückte sie ihre eigenen Sorgen beiseite, obgleich sich ein festsitzender Stein in ihren Magen legte und sämtliche ihrer Organe zerdrücken zu wollen schien. Die Bilder seiner Wohnung kamen ihr wieder in den Kopf.
Warum hatte sie nie etwas bemerkt??!
Ihre Schuldgefühle verstärkten sich, doch auch die packte sie jetzt weit, weit weg. Er - und niemand anderes - sollte davon erfahren. Das war ihr eigener Kampf. "Klar, kein Problem", sagte sie also sogleich auf seine Worte, stellte sich neben ihn, die Hände in ihren Hosentaschen vergraben. Weißlicher Nebel bildete sich vor ihrem Mund, wann immer sie ausatmete. Sie versuchte einen neuen Trick: nämlich einfach an nichts zu denken. Fokussierte sich rein auf das Hier und Jetzt. Die Häuser, die Straße, das organe Licht der Straßenlaternen - die fernen Motorengeräsuche eines Autos... das funktionierte ganz gut. "Alles okay?", fragte Sylvia nochmal besorgt nach, als Quentin sich aufgerichtet hatte.
Dann gingen sie weiter. Nach zwei weiteren unglaublich kurzen und gleichzeitig endlos langen Minuten hatten sie dann endlich das Polizeipräsidium erreicht. Unter dem Blick der Wache hinter der Glasscheibe bei der Tür traten sie in den schmalen Gang ein und schließlich in den Empfang, wo ein Polizist am Schreibtisch saß und irgendetwas auf seinem Computer eintippte. Erst nach einer kleinen Weile blickte er dann auf, um Sylvia direkt anzusehen.
"So, bitte. Was kann ich für Sie tun?", fragte er freundlich und sah sie aus blaugrauen Augen an.
Sylvias ganzer Körper fühlte sich vollkommen taub an, als sie die Lippen öffnete. Auf den Weg hierher hatte sie über so viele Worte nachgedacht, sich so viele Sätze zurecht gelegt, wie sie beschreiben könnte, was geschehen war, ihren Weg auf der Party nach draußen, ihre Beobachtungen - und alles was jetzt herauskam war: "Ich hab eine Leiche gefunden."
Der Polizist blinzelte sie eine gefühlte Ewigkeit nur an - in Wahrheit schaltete er nahezu direkt um. Er öffnete ein neues Aktenfile auf seinem Computer, sein Blick und ganzer Gesichtsausdruck nun viel ernster. Ein Diktiergerät wurde angeschaltet. "Erzählen Sie mir genau, was passiert ist."
Und Sylvia erzählte. Die Worte überkamen sie einfach. Tonlos erzählte sie, schildete eine Begebenheit nach der anderen. Den genauen Ort. Das Aussehen der Frau. Was sie getan hatte und wohin sie gegangen war. Alles. Detailgetreu erzählte sie es so, wie sie sich erinnerte - und sie war froh, dass Quentin da war. Ihr wurde eine Flasche Wasser gebracht, zur Beruhigung. Eine andere Polizistin kümmerte sich um sie, doch später würde sich Sylvia an das alles nur wie in einem Rausch erinnern. Nebengeräusche, die nichts mit der eigentlichen Melodie zu tun hatten. Und die eigentliche Melodie war das, was in ihr schlummerte, war das, was im Augenblick noch piano spielte, doch bald zu einem Forte anschwellen würde, aus ihr herausbrechen würde und dann wäre schlussendlich alles vorbei.
Immer wieder beschrieb sie die Sachverhalte. Quentin entschuldigte sich und Sylvia schenkte ihm ein kleines dankbares Lächeln, als er hinausging. Er sah fürchterlich aus. Es tat ihr wirklich leid, ihn in das alles mithineingezogen zu haben. Erst recht, da er wirklich ohnehin schon genügend eigentliche Probleme zu haben schien. Etwas, wofür sie sich würde bestrafen müssen...
Oh fuck. Sie tat es schon wieder...
Doch die Polizei schien endlich alles zu haben. Schon während des Gespräches war eine Mordkommision vor Ort und hatte den Tatort abgesperrt. Ihre Zeugenaussage und Kontaktdaten waren aufgenommen worden, ihr wurde versichert, dass alles getan würde, um den Mörder zu finden und gleichzeitig wurde sie gebeten sich unverzüglich zu meldne, sollte ihr etwas weiteres einfallen. Sylvia nahm die Karte des ermittelnden Kommisars entgegen, die ihr gereicht wurde und die sich viel zu rau zwischen ihren Fingern anfühlte und steckte sie ein. Sie bedankte sich, wünschte allen eine gute Nacht (falls eine solche Nacht auch nur ansatzweise gut sein konnte) und lehnte das freundliche Angebot ab, ob sie nach Hause gefahren werden sollte.
Nein. Das würde ihr Schuldgefühl nur noch vergrößern. Denn nun ging der Weg nach Hause. Etwas, was sich den Knoten in ihrem Magen nur noch fester zusammenzurren ließ, etwas, was diese fürchterliche andersartige und so unendlich vertraute Melodie in ihr allmählich lauter werden ließ....
Draußen traf sie auf Quentin, der eine Zigarette zwischen den Fingern hielt. Es kribbelte in ihren Fingern. Und zwar fürchterlich. Sie wollte sich ablenken. Sie wollte nicht an das tun, was geschehen würde, wenn sie in ihren eigenen vier Wänden war, wenn sie die Tür hinter sich geschlossen hätte. Sie musste sich ablenken, irgendwie...
"Alles in Ordnung?", fragte sie und trat zu Quentin. Ihre Stimme hatte sich gefangen. Sie wirkte wieder ruhiger. Stabiler. Ihre Emotionen waren wieder in ihr verschlossen, während ihrer Aussage im Präsidium hatte sie Zeit gehabt, sich wieder zu berappeln. Außerlich zumindest. Innerlich herrschte merh Chaos denn je. Sie nickte zu seiner Zigarette. "Darf ich auch eine?" Sie war Nichtraucherin. Aber gerade war es ihr egal. Sie brauchte etwas. Irgendetwas. Auch wenn sie es wahrscheinlich bereuen würde...

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Who is this angel, sent here to change me, sent here to take me where I've never been?

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Long I have wandered, weary and waiting, for something to shake me and laugh to begin.
~aus Sylvias Song "This Angel"

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