Essenssaal

Essenssaal

 

Re: Essenssaal

"Arme hoch!"
"Arme runter!"
"Weitergehen, los!"
Riley wurde heftig gegen die Schulter gestoßen und stolperte voran. Ihre schwarze Lederjacke, ihre zerrissene Jeans, alles was sie am Leib getragen hatte, hatte sie ausziehen müssen. Bis sie nackt war. Unter den harten unnachgiebigen, grausamen Blicken der Wachen. Während sie ihre orangene dünne Gefangenenkleidung anzog, klang die Urteilsverkündung noch immer in ihren Ohren.
5 Jahre ohne Chance auf Bewährung.
Ihre Freundinnen waren nicht bei ihrer Anhörung gewesen. Gott sei Dank. Und sie waren auch nicht verhaftet worden. Verhört? Sicherlich. Aber nicht verhaftet. Das war gut. Es war also nicht durchgesickert, dass auch sie für das Kollektiv gearbeitet hatten. Riley hatte erfolgreich alle Schuld auf sich genommen. Und für das, was ihr vorgeworfen wurde, natürlich zurecht. Sie hatte sich in die NSA gehackt. Wurde erwischt. Obwohl sie es auch problemlos geschafft hätte, ohne erwischt zu werden. Fuck, sie hatte sogar das Pentagon mal gehackt! Gut nur, dass die Behörden davon keine Ahnung hatten...
"Hörst du nicht? Weiter!!"
Riley wurde weitergezerrt, sie stolperte. Die Handschellen, die man ihr angelegt hatte, klirrten. Sie fühlte sich wie eine Verbrecherin. Und fuck, das war sie jetzt auch. Ganz offiziell. Ganz offiziell vorbestraft. Ganz offieziell Insassin eines Hochsicherheitsgefängnis. Gemeinsam eingepfercht mit Massenmördern, Psychopathen und wer weiß was alles.
Scheiße.
Sie dachte an ihre Mum. 5 Jahre. Shit, es musste funktioniert haben!
Man hatte sie nicht nur sämtlicher Kleidung und Gegenstände beraubt, sondern auch ihrer Haarklammern. Ihre schwarzen lockigen Haare hingen ihr nun wirr und ungebändigs über Schultern und Rücken. Ungewohnt. Alles, womit man sich irgendwie verletzen ('Augen ausstechen' hatten die Wachen gesagt und Riley hatte sich mit Übelkeit im Magen gefragt, ob das schonmal vorgekommen war und sie deswegen warnten), wurde einem abgenommen. Aber sie war nicht dumm. Die Typen hier brauchten keine Gegenstände, um sich zu verletzen, das war ihr klar.
Riley wurde durch den Aufenthalssaal geführt.
Eine Wand von Frauen. Mörderische Blicke. Manche sahen aus wie Kerle, mit Muskeln wie Hulk, die ihre Knöchel knacken ließen. Andere komplett tätowiert, wieder andere lächelten sie an, so grausam, dass ihr schlecht wurde. Sie wurde an allen vorbei geführt. Sie konnte nicht atmen. Sie merkte es noch nichtmal, dass sie anhielt. Sie versuchte Scheuklappen aufzuhaben, während Frauen von den Wachen beiseite gedrängt und Riley mitten hindurch geführt wurde.
Scheiße. Scheiße. Scheiße!!
Ihr wurde schwindelig. Schwarze Punkte tanzten vor ihrem Sichtfeld.
Atmen, Riley! Atmen!!
Sie holte Luft. Tief. Zitternd. Stolperte weiter, angestoßen von dem Kerl hinter ihr. Fuck. Das sollten ihre neuen Mitbewohner sein? Hier sollte sie fünf Jahre leben?? Scheiße, sie war doch nur eine Hackerin! Sie hatte fucking nichts getan, sie hatte keine Daten gestohlen oder so ein Scheiß!
Für den ersten Tag wurde sie noch in eine isolierte Zelle gebracht. Zur 'Eingewöhnung'. Doch am nächsten Tag würde das schon wieder vorbei sein.
Die ganze Nacht hatte Riley kein Auge zugetan und am nächsten Morgen wurde sie aus ihrem unruhigen Halbschlaf unsanft mit lautem Poltern geweckt. Ohne Rücksicht wurde sie auf die Beine gezerrt, die Handschnellen schnappten um ihre Handgelenke zu und sie wurde in den Essenssaal gebracht.
Mit einem Tablett standen die Frauen in einer Schlange bei der Essensabholung. Die, die das bereits erledigt hatten, hockten an den Tischen. Riley atmete tief und zitternd durch.
"Okay. Ganz ruhig bleiben Riley. Alles cool", flüsterte sie sich selbst zu. Die Wachen nahmen ihr die Handschellen ab und verschwanden. Riley reihte sich in dei Reihe ein, holte sich ihr Frühstück ab, dass originall aussah, als hätte man Pappe aufgeweicht und zu Brei verarbeitet und setzte sich alleine an irgendeinen Tisch. Sie ließ ihren Blick über die Menschen schweifen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
Okay. Bisher doch soweit so gut, oder? Alles cool, Riley. Sie würde das schon hinkriegen.
Sie griff nach ihrem Löffel.

Re: Essenssaal

Nachdenklich aussehend blickte sie auf das leere Bett, wenn man es so bezeichnen wollte, ihr gegenüber. Gestern waren zwei neue Frauen angekommen, eine relativ früh am Morgen, die andere eher später (genau wusste es Baby nicht und das war ihr auch vollkommen egal). Welche davon wohl ihre neue Zellengenossin werden würde? Hoffentlich die jüngere, etwas schüchtern wirkende. Die andere war hässlich gewesen und sie wollte nicht jeden Tag in das Gesicht eines hässlichen Menschen sehen müssen. Nicht hier, in ihrer Zelle. Davon sah sie außerhalb davon schon genug. Mehr als genug! Zur Not würde sie die einfach vertreiben oder ... vielleicht einfach direkt töten? Hm ... Sie kicherte wild, erkannte dabei einen Wärter im Augenwinkel. ESSEN! ''Ohhh, endlich!'', quietschte sie begeistert und hüpfte von ihrem Bett. ''Ich könnte Sie glatt fressen.'', merkte Baby an, als sie fast vor ihm zum stehen gekommen war und deutete dabei an, ihm in die Nase zu beisen. Stattdessen kicherte sie erneut. ''... Spaaaaaß.''
Im Saal angekommen erkannte sie zunächst nur die gleichen, langweiligen, ätzenden Gesichter. Wo waren denn die zwei Neuen? Fröhlich, mit kindlicher Leichtigkeit schwebte sie förmlich durch den Raum. Ihren Körper zierten von Fuß bis Hals fast nur Tattoos. Sie hatte keine Ahnung wieso sie sie alle hat stechen lassen - es war halt einfach nicht viel zu tun!! Es war so langweilig und heute würde endlich, ENDLICH ein neues Spielzeug in ihre Zelle kommen, thihihi HIHIHI!! Und da war eine - die hässliche. Unmittelbar vor dieser blieb sie stehen. Sie sah aus wie eine Kampflesbe, Muskeln bis hinter die Ohren. Baby sah daneben wie eine Barbie aus. Eine coole, tätowierte Barbie!! Mit ihrem Gesicht näherte sie sich immer mehr dem von der Fremden. Sie betrachtete förmlich jede Pore. Einige hatten sich schweigend zu den beiden umgedreht. Baby schwieg, starrte. Sicher eine Minute lang, ehe sie hysterisch anfing zu lachen, sodass der Frischling (und ein paar andere) sich erschreckten. Einige Sekunden lachte sie, lachte laut. Ihr Lachen schien den ganzen Raum zu erfüllen und dann verstummte sie wieder. Stille.
Mit einem Schmunzeln, süßer könnte es kaum sein, legte sie ihren Kopf zur Seite und drehte sich einmal um sich selbst, ehe sie ihren Weg erneut einschlug und ihr Blick erneut durch den Raum wanderte. Da war sie ja! Die Hübsche!! ''HIIIII!'' Begeistert, als würde sie die junge Frau bereits seit vielen Jahren kennen, als wären sie beste Freunde strahlte sie über beide Ohren und setzte sich zu ihr an den Tisch. Noch immer lagen Blicke auf ihr und nun auch auf Riley. ''Darf ich mit dir essen, du Hübsche?''

Re: Essenssaal

Riley hatte noch nichtmal den ersten Bissen des pappigen und nicht sonderlich lecker riechenden Breis in den Mund befördert, als plötzlich ein hohes, fast schon quietschednes, hysterisches Lachen ertönte. Sofort blickte Riley auf, ebenso wie alle anderen und ihr Blick fiel unmittelbar auf eine kleine, dünne blonde Frau mit lanren blonden Lochen, der Körper tätowiert, die absolut verrückt lachte. Sie sah sogar verrückt aus. Und jeder der Umstehenden hielt größzügig ein doer zwei Meter Abstand zu ihr, hatten sogar fast einen Kreis gebildet. Alle, bis auf den Bulldozer einer Kampflesbe, die vor dieser Frau stand.
Rileys Zuversicht schwand rasch.
Sie wurde duch nackte Angst ersetzt.
Sie sollte sich abwenden. Weiter essen. Bloß keine Aufmerksamkeit auf sich lenken...
Und gerade, als sich Riley wieder ihrem Essen zuwenden wollte, traf sich ihr Blick mit dem der blonden Tätowierten.
Fuck.
Ihr Herz sank ihr im Sturzflug in die Hose.
Jäh spürte sie sämtliche Blicke auf sich.
Bildete sie sich das ein oder war in vielen dieser Blicke von Mördern und Kinderschändern und was nicht alles plötzlich so etwas wie Mitleid zu erkennen? Lewa wurde schlecht. Sie glaubte nicht, auch nur einen einzigen Löffel dieser Pampe hinunterwürgen zu können, obgleich sie noch nicht einmal probiert hatte.
Und schon war die Fremde bei ihr. Das breite Strahlen, der Glanz in ihren Augen, diese unpassende, überdimensionierte Freude...
Riley schluckte. "Hey...?", erwiderte sie unsicher. Fragte sich im gleichen Augenblick, was aus der toughen White-Hat-Hackerin geworden war, die mit ihren Freundinnen N3MESIS geschrieben und sogar das Pentagon gehackt hatte.
Verdammt ey... Warum gab es nicht eigentlich so eine Art Einführung ins Gefängnisleben - Fortbildung oder son Scheiß, bevor man hier reingeworfen würde.
"Ähm...klar?", erwiderte Riley unsicher. Ihre Hände zitterten. Rasch ließ sie den Löffel los, der auf der Pampe liegen blieb und versteckte ihre Hände zwischen ihren Beinen. Dass man sich seine Angst nicht anmerken lassen sollte, das war ihr bewusst. Und ihr war auch bewusst, dass sie darin gerade glorreich versagte.
Aber eins wusste sie noch mehr als alles andere:
Diese Frau da, die jetzt vor ihr saß und sie anstrahlte...
Scheiße, die wollte sie nicht als Feindin haben....

Re: Essenssaal

Sicher, im Vergleich zu dieser Kampflesbe oder manchen anderen Frauen sah sie zierlich aus, vielleicht sogar ganz nett (wenn man ihre Art mal außer Acht ließ). Doch so gut wie jeder wusste, dass sie absolut verrückt, skrupellos und brutal sein konnte. Sie hatte scheinbar keine Angst. Man hatte Respekt vor ihr und das wusste sie. Ellen, so, wie die Frau eigentlich hieß, war gar nicht so verrückt wie sie sich gab. Sie übertrieb ihre Rolle einfach unglaublich gern, sie liebte es anderen Angst zu machen. Die Panik in ihren Augen und an ihrem Körper zu sehen. Außerdem war es nicht einmal dumm von ihr gewesen. So hatte sie keine Todesstrafe bekommen (so wollte sie wirklich nicht sterben - viel zu langweilig), sondern einfach nur ein paar Mal lebenslänglich. Nicht so ... wie der Rest von ihr. Daran wollte sie nun nicht denken!
''Hey?'' Bedrohlich kam sie mit ihrem Gesicht näher an ihres. ''So wenig Freude dafür, dass ich dich hier so begrüße? Das macht mich traurig.'' Ihre Stimme war im Vergleich zu vorher ruhig, zu ruhig. Sie setzte sich wieder aufrecht hin, sah zu dem Essen von der Brünetten. ''Schmeckt wie Scheiße, hm?'' Sie hasste dieses Essen hier. Und sie würde es für immer essen müssen. Mit ihren beiden Händen schlug sie wie aus dem Nichts auf den Tisch und richtete sich gleichzeitig auf. ''Wunderbar!'' Ihre Stimme war wieder hoch, schrill. ''Dann hole ich mein Essen.'' Baby umwickelte eine dicke Locke der Fremden mit ihren Fingern, grinste dabei breit und ließ schließlich von ihr ab, um ihr Essen zu holen, summend.
Als sie wenige Minuten später wieder an den Tisch kam, stellte sie das Tablett ab, noch immer summend und setzte sich, als wären die beiden auf einem lustigen Ausflug mit einem Strahlen an den Tisch. ''Wie heißt du denn, Liebchen?'' Ob es wohl irgendetwas langes war? Isabelle vielleicht? Oder doch eher kurz wie Ava? Nein, das passte nicht zu ihr. ''Wie lange bleibst du hier bei uns, hm? Was hast du gemacht? Lass es mich wissen.'' Voller neugier knabberte sie an dem stumpfen Besteck herum.

Re: Essenssaal

Riley fühlte sich vor Angst wie erstarrt. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Unfähig, sich zu bewegen oder auch nur irgendetwas zu sagen, saß sie da und starrte die blonde Gefangene an, deren ganzes Verhalten sich in nur Millisekunden von übertrieben fröhlich verrückt zu hemmungslos bedrohlich gewechselt hatte. Fast an eine Ruhe vor dem Sturm erinnernd.
Scheiße. Sie gehörte hier nicht hin! Sie war eine Hackerin! Sie kannte sich mit Computern aus und wie man Firewalls durchrach und Sicherheitslücken im System von Firmen fand und all sowas... aber sie hatte keine Ahnung, wie sie sich gegenüber von Menschen verhalten sollte, die hier saßen wegen mehrfachen Mordes, Vergewaltigungen, Kinderschändung, Terrorismus und sonst was! Fuck, damit hatte sie doch nie was am Hut gehabt!
"Ich...ähm...", stammelte Riley, ohne auch nur die geringste Idee, wie sie reagieren, was sie sagen oder tun sollte. Was diese Frau vor ihr irgendwie besänftigen könnte.
Fuck ey... hätte sie nur niemals die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Scheiße, warum steckte man sie überhaupt in den Hochsicherheitsknast? Also ja, sie hatte die NSA gehackt, aber sie hatte keine Daten gestohlen! Immerhin hatte sie sich vorher erwischen lassen, also streng genommen hatte sie doch gar keinen Hochverrat begangen!
Und plötzlich war die Fröhlichkeit da. Unwillkürlich zuckte Riley zusammen, als die Frau so unerwartet auf den Tisch schlug und aufsprang. Was tat sie hier nur??
Während die Frau ihr Essen holte, starrte Riley auf ihren Teller - und überwand sich endlich, den ersten Löffel in den Mund zu schieben.
Die Gefangene hatte recht. Es schmeckte wirklich wie Scheiße. Es schmeckte fast komplett nur nach Salz und der undefinierbare Geschmack da drunter könnte einen zum kotzen bringen. Sofort entfachte sich ihr Durst und sie griff zum Wasser, um den Bissen rasch ihre Kehle hinunterzuzwängen. Das sollte also fünf Jahre lang ihr Essen sein?
Großartig. Wirklich großartig.
Und schon war die Fremde wieder da. Nach Rileys Geschmack hätte sie gerne länger wegbleiben können. Sie hatte das Gefühl, dass diese Frau hier Ärger bedeutete und fuck... Ärger war das letzte, was sie hier drin haben wollte. Jeder kannte die Geschichten aus dem Knast. Und sie würde nun hautnah am eigenen Leib erleben, ob diese Geschichten wahr waren.
Und sie hatte da schon so eine Vermutung.
Kurze knappe Antworten. Wär das gut? Ja. Sicher. Ganz bestimmt. Und schon regnete die erste Frage auf sie sie ein. "Riley", erwiderte Riley also nur. Sie wollte echt nicht mehr von diesem Zeug essen, zwang sich aber dennoch, ihren Löffel erneut zu füllen.
Riley blickte auf. Zögerte. War es klug? Plauderte man im Gefängnis aus, weswegen man saß? Oder hielt man besser den Mund? Scheiße, sie hatte doch absolut keine. Ahnung! Doch hatte Riley den bedrohlichen Ausdruck auf dem Gesicht der Fremden nicht vergsesen, den sie eben noch gehabt hatte... auch nicht, wie sämtliche Gefangene von ihr Abstand hielten und wie sie vor dieser einen Kampflesbe gestanden hatte. Das verrückte, hysterische Lachen.
Sie sollte definitiv so lange wie möglich versuchen, dass diese Frau nicht ihre Feindin wurde.
"Fünf Jahre. Ich bin Hackerin.", antwortete Riley also schließlich. So vage wie möglich und doch genau auf die Frage geantwortet. Hoffentlich reichte das zur Zufriedenstellung.
Um nicht mehr sagen zu müssen, zwang Riley sich den zweiten Bissen hinein und bereute es sofort.

Re: Essenssaal

Es war wohl wirklich kaum zu übersehen, dass diese junge Frau hier ein wenig verloren schien. Die meisten hatten entweder das gewisse Aussehen, dass schon alles verriet oder aber das passende Verhalten. Doch sie? Sie war jung, hübsch und wirkte doch sehr zierlich und schüchtern. Zumindest so wie sie da saß, vor ihrem Essen. Irgendwie ja niedlich. Wie eine kleine Maus. ''Lass mich dir mal einen kleinen Tipp geben, Schätzchen.'', entgegnete sie zu ihrem gestammel und legte ihre Hand auf den Arm der noch fremden Gefangenen, wirkte dabei für einen Moment fast schon fürsorglich, was sie definitiv nicht war. ''Mit Ich...ähm... solltest du hier keinen Satz anfangen. Wenn man schon hört, wie unsicher du bist, wird man dich sofort auf die Liste der Schwachen setzen und dort willst du wirklich nicht stehen.'' Ein kurzes, nett wirkendes Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie wieder kicherte und ihre Hand zu sich zog, nur um innerhalb weniger Sekunden ihre Hände auf den Tisch zu schlagen und sich ihr Essen zu holen.
Was nicht sonderlich lange dauerte.
Die Neue war einfach gerade viel zu interessant, um die Zeit mit anderen Dingen als mit ihr zu verschwenden. Eindeutig! Sie wollte unbedingt alles wissen! Alles! Hah, naja, nicht unbedingt alles alles, aber alles was cool war. Gesprächig schien Riley, wie sie sich vorstellte, aber irgendwie nicht, was Baby als ziemlich langweilig empfand. Fast schon beleidigend! ''Du sollst reeeeeeeeeeden und mich nicht zu Tode langweilen ... meine Güte, da dreht sich meine Mutter ja im Grab um.'', überkam es ihre Lippen daher laut und ernst, sodass erneut einige zu den beiden sahen - was Baby schlichtweg egal war. Und dann lachte sie wieder auf. ''Oh, meine Mama. Sie hätte dich geliebt. Allein deine Haare. Hmmmm, daraus könnte man sicher eine tolle Perücke machen ....'', kichernd drehte sie ihre eigenen Locken mit ihrem Finger umher. ''Oh warte ... Hackerin? Das ist ja voll langweilig.'' Sofort blickte sie mitleiderfüllt zu Riley. ''Fünf Jahre für hacken? OH MEIN GOTT!! Ich habe fünf Jahre für einen meiner Morde bekommen, HAHAHAHAH! Das ist wirklich MIES.'' Baby schien aus tiefster Seele darüber zu lachen. Lachte. Lachte. Lachte. Verstummte. Blickte Riley an. Kam näher. Flüsterte. ''Wenn dich das einer der anderen fragen sollte, sag lieber du hast deinen Ex erschlagen oder so. Hihi. Klingt spannender.'' Sie tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Nase von Riley und grinste dabei, als wäre Riley ihre Tochter oder Enkelin. 

Re: Essenssaal

Riley blickte auf. Direkt in das Gesicht von der blonden Frau vor ihr, welche für einen Augenblick vollkommen normal wirkte. Keine irrsinnige Verrücktheit, kein hysterisches Lachen oder aufgedrehte Bewegungen oder leise Drohung. Sie wirkte...wie eine ganz normale Frau. Genau wie Riley selbst es war.
Diese Erkenntnis - und ja, es war tatsächlich eine Erkenntnis - dass all diese Gefangenen um sie her ebenfalls nur Menschen waren, genau wie sie, das ... das beruhigt sie. Ja. Sie spürte, wie sie ein bisschen ruhiger wurde. Den Tipp nahm Riley dankend an. Damit war die Frau ihr gegenüber die allererste, welche ihr wirklich einen Ratschlag gegeben hatte, wie sie sich hier drinnen zu verhalten hatte. Auch wenn sie auf 'lass dir keine Schwäche anmerken' womöglich noch selbst gekommen wäre.
Also... sie hatte einen Tipp bekommen... Gut möglich, dass ihr Welpenbonus hier drinnen damit schon verspielt war. Sie sollte es am Besten sogleich umsetzen. Und so nickte sie, bereits mit bedeutend festerer Stimme. "Danke. Werd ich mir merken."
Die Fremde holte sich etwas zu essen, währenddessen Riley sich auch ihrem eigenen Essen zuwandte - was... wow. Absolut versalzen und unglaublich widerlich war. Was freute sie scih nicht drauf, diesen Rotz fünf Jahre lang essen zu müssen. danach konnte man sie sicher erstmal für eine Darmspiegelung ins Krankenhaus einweisen oder sowas.
Uuund - die Verrücktheit war wieder da. Schweigend lauschte Riley, wie die Fremde fröhlich über ihre tote Mutter lachte. Und gleich darauf drehte sich ihr der Magen um. Einen ihrer Morde?? Scheiße. Saß sie hier tatsächlich vor einer verdammten Serien mörderin???
Mit einem Mal wurde Riley das Ausmaß der Katastrophe unglaublich bewusst. Okay, ganz ruhig bleiben, Riley. Keine Schwäche. Sie richtete sich ein wenig auf. "Ich habe für eine illegale Organisation gearbeitet und für diese verschiedene kleine Dinger gedreht. Dann sollte ich Daten von der NSA stehlen. Also habe ich die NSA gehackt." Sie wollte nicht sagen, dass sie dabei erwischt wurde. Das würde sie wie eine lausige Hackerin dastehen lassen, die nichts konnte. Aber genauso wenig konnte sie sagen,d ass sie sich hatte absichtlich erwischen lassen - dann dann war ihre Mutter unter Umständen schon wieder in Gefahr. Woher sollte sie denn wissen, ob nicht auch irgendwer vom Kollektiv hier einsaß??
Nein, besser, sie war vorsichtig.
Also ließ sie es offen. Sie würde sich ihre Geschichte schon stricken und versuchen, sich hier irgendwie Respekt zu verschaffen.
Sie.
Eine 23-Jährige junge Frau, die ihre Jugend vor dem Computerbildschirm verbracht und nie etwas böses beabsicht hatte. Die nie Kampfsportunterricht oder sonst etwas in der Richtung gehabt hatte. In einem Raum, in denen mit Abstand die meisten ihre Jugend vermutlich damit verbracht hatten, andere Leute zusammenzuschlagen ooder ihnen auf andere Arten und Weisen Leid anzutun, die alle viel älter und viel kräftiger waren als sie.
Scheiße.
Sie fragte sich wirklich, wie zur Hölle sie das machen sollte.

Re: Essenssaal

Baby spürte, wie sich die junge Frau ihr gegenüber etwas entspannte. Gezielt war das nicht, immerhin war es ihr relativ egal wie es den anderen hier ging, dennoch war es interessant zu wissen, dass Baby auch eine beruhigende Wirkung auf sie haben konnte, wenn sie das wollte. Vielleicht ... konnte sie das ja irgendwie noch gebrauchen. Andere waren eher nicht so beruhigt, wenn Baby um die Ecke kam. Im Gegenteil. ''Gut, du solltest dir hier alles merken.'' Und das war ein wirklich guter Tipp, wenn sie ihn umzusetzen wusste. Jetzt aber ... brauchte sie erst einmal etwas zu essen, weshalb sie sich erhob, etwas zu essen holte und kurzerhand wieder bei Riley saß. ''Interessant, interessant. Trotzdem schon krass scheiße, dass du deshalb hier sitzt. Weil ... sind wir mal ehrlich, die Ladys hier sitzen wegen anderen Sachen. Die eine dort-'' Sie deutete auffällig auf eine murrige, ältere Dame mit auffälligem Tattoo am Hals. ''-hat ihre Kinder getötet und angeblich sogar eins gegessen. Schon ekelhaft oder? Wobei ...'' Nachdenklich legte sie ihren Kopf zur Seite, den Blick wieder auf Riley ruhend. ''Jedem das seine, nicht?'', fügte sie dann hinzu, zog ihre Augenbrauen an und funkelte wild mit ihren Augen.
''Aber soll ich dir etwas sagen? Es kann sein, dass du in meine Zelle kommst. Wäre doch toll, oder? Dann können wir uns Nachts gruselige Geschichten erzählen, thihihi! Nein Scherz. Aber entweder du oder diese andere neue da und da bist du mir lieber. Zur Not ... frage ich einfach einen der Wärter, da verstehe ich mich mit dem ein oder anderen ganz gut.'' Sie war früher eine Prostituierte gewesen, wusste ihren Körper daher bestens einzusetzen, wenn sie etwas wollte und sie wusste, dass sie auch nicht so hässlich wie viele andere hier war. Doch neben Riley ... wirkte sie dann auch nicht mehr ganz so hübsch. Vielleicht sollte Baby das ja ändern! Hmmm ... 

Re: Essenssaal

Wieder nickte Riley. Diesmal stumm. Das zumindest konnte sie. Sie war schon immer sehr gut darin gewesen, sich Dinge zu merken, selbst wenn sie ihr nur ein einziges Mal  beigebracht oder gesagt wurden. Die Welt der Computer entwickelte sich unglaublich schnell. Man musste immer auf dem neuesten Stand sein, wenn eine neue Software, Betreiber oder Firewalls sich entwickelten. Neue Programmiersprachen musste man schnell verinnerlichen, Symbole je nach Betriebssystem zu nutzen wissen. Es war nicht Computer gleich Computer, nicht Netz gleich Netz. Man musste sich viele Dinge schnell merken und darin war sie immer gut gewesen. Auch darin, sie herauszufinden. Schließlich hatte sie sich das Hacking selbst beigbebracht. Etwas, was - nebenbei bemerkt - auch nur die wenigsten schaffen. Und mit Artemis97 hatte sie sich in der Welt des DarkNet einen ganz schönen Ruf erarbeitet. Auch wenn sie... eigentlich nie vorhatte, etwas Böses zu tun.
Ihr ursprünglicher Plan - und der ihrer Freundinnen - war stets nur gewesen, Gutes zu tun. Firmen zu helfen ihre Sicherheitslücken zu erkennen und zu schließen. Also hatten sie ihnen die Sicherheitslücken auf die einzige Art und Weise aufgezeigt, auf welche große arrogante Firmen reagierten: indem sie sie... ausnutzten.
Wie auch immer. Jetzt war sie hier, im Knast, kein Computer weit und breit und während sie Firewalls durchbrochen hatte, hatten die anderen Insassen hier vermutlich Menschen durchbrochen. Riley kannte sich vielleicht darin aus, Computersprachen zu entziffern, zu lernen und zu lesen. Aber ganz sicher konnte sie das gleiche nicht so gut bei Menschen. Aber... sie würde ihr Bestes geben. Etwas anderes ... wäre hier drin definitiv nicht gut.
"Stimmt schon. Aber bei Hochverrat kennen die Typen wohl echt keinen Spaß." Und sich in die NSA zu hacken - selbst wenn man keine Daten gestohlen hatte - zählte als Hochverrat. Ganz ehrlich? Riley konnte froh sein, dass die Typen nicht wussten, dass sie sich ins Pentagon gehackt hatte. Denn dann wäre ihre Strafe sicherlich noch viel länger ausgefallen. Fünf Jahre reichten ihr wirklich schon mehr als genug. Und würden hoffentlich auch reichen, damit das Kollektiv nicht misstrauisch wurde und ihre Mum in Ruhe ließ.
Rileys Blick folgte dem Babys zu einer älteren Dame. Auf den ersten Blick sah sie zwar mürrisch aus, aber ganz normal (mal abgesehen von dem offensichtlichen Tattoo). Eine Dame, welche ihr auch beim Einkaufen über die Straße entgegenkommen könnte. Doch was Baby erzählte... "Sie hat... was?!", fragte Riley entsetzt. Fassungslos. Nein. Oh fuck, nein! Baby hatte recht. Was zum Teufel tat eine Hackerin inmitten von Serienmördern und Kindermördern und Kannibalen???
Andererseits... konnten Hacker auch echt richtige Scheiße anrichten. Wenn sie nur die richtigen Daten stahlen. Oder... wenn sie Flugzeuge übernahmen. Satelliten. Autos. Ganz egal. Hacker konnten richtig übel sein. Vielleicht... vielleicht sollte sie irgendwie sowas in ihre Story einbauen, um sich hier Respekt zu verschaffen.
Nur das... solche Scheiße von Leuten, die keine Ahnung davon hatten, gerne als dämliche Lüge hingestellt wurde. Und keiner hier sah aus, als würde er sich großartig mit Technik auskennen. Oh fuck, ey!!
Babys nächste Offenbarung riss Riley dann völlig aus ihren Überlegungen. "Bitte was? Wirklich?!" Riley zögerte. Sie hatte gesehen, wie Baby hier mit anderen umgehen konnte. Ihr hysterisches Lachen, ihre leise Drohung, ihre Verrücktheit. Aber auch... die ganz normale Frau, welche ihr einen Tipp gegeben hatte. Rileys Blick glitt zu der anderen neuen, der Kampflesbe. Baby kannte sie jetzt immerhin schon. Und Baby hatte ihr einen Ratschlag hier gegeben. Was, wenn ihre andere mögliche Zellengenossin eine Kinderschänderin war, eine Psychopathin, die nur schrie und sie an die Wand nageln und essen wollte oder was auch immer? Nein. Dann Baby, auch wenn sie eine Serienmörderin war. Sie kannte sie immerhin schon und bisher war das Gespräch doch.. gar nicht mal so schlecht gelaufen. Auch wenn sie...wirklich irre war. "Okay, ja. Warum nicht? Klingt gut.", stimmte Riley also Babys Plan so mehr oder weniger zu und zwang sich einen weiteren Bissen des versalzenen, ungenießbaren Essens rein.
Sie hatte ja keine Ahnung, wie sehr sie diese Entscheidung, sich mit Baby eine Zelle zu teilen, noch bereuen würde...