Elternhaus der Buckleys

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Jennifer
Gelöschter Benutzer

Elternhaus der Buckleys

von Jennifer am 17.04.2022 22:28

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Jennifer
Gelöschter Benutzer

Re: Elternhaus der Buckleys

von Jennifer am 17.04.2022 22:29

Die Hände im Schoß gebettet saß Jennifer auf der Pritsche. Die Blicke des Polizisten der an der Tür stand verfolgten sie. Doch anders als der Blick von Ajuan war er sogar mitfühlend. Er strahlte keine Gefahr aus, sondern fast so etwas wie Geborgenheit. Das war bei Ajuan nie so gewesen. Allein der Gedanke an ihn... allein was er...
Jen schluckte schwer, wandte den Blick ab und starrte aus dem kleinen Fenster, aus welchem sie nur schräg nach oben in den Himmel schauen konnte und so nicht das geringst erkannte. Ihre Gedanken schweiften zu den letzten Stunden. Seit die Polizisten sie gefunden hatten (dank eines anonymen Hinweises, hieß es) und sie befreut hatten, war so unendlich viel passiert. Sie war in ein Krankenhaus gekommen, wo ihre Wunden versorgt worden waren. Ihre Familie war informiert wordne, doch die Polizei hatte sie zur Aussage direkt mit auf das Präsidium genommen und weiter befragt. Sie hatten gefragt was geschehen war - in ganz vorsichtigem Ton, mit mitfühlenden Blicken. Sie hatten sie behandelt, als wäre sie ein fragiles Stück Glas, welches bei der leisesten Berührung zerbrechen könnte. Verstanden sie es nicht? Sie hatte es überstanden. Sie war da raus. Dort war sie auch nicht mit Samthandschuhen angefasst worden... im Gegenteil. Aber sie hatte es überlebt. Warum sollte sie jetzt zerbrechen?
Doch egal was sie gefragt worden war, egal was man ihr ezrählt und erklärt hatte, egal welches weitere Vorgehen man mit ihr hatte besprechen wollen. Jennifer schwieg. Sie konnte die Gedanken aller hören. Die Bestürzung, die Sorge die immer und immer größer wurde, je länger Jen schwieg. Doch sie konnte nicht reden. Sie... hatte Angst davor. Sie konnte nich nichtmal sagen, woraus genau diese Angst bestand, aber sie wollte den Mund nicht aufmachen. Sie... konnte nicht. Sie... wollte nicht.
Gednakenverloren fuhr ihre Zunge über die Zahnlücke die sie vorne hatte, spürte die Risse im Zahnfleisch wo ihr der Zahn ausgeschlagne worden war. Ihre eine Hand - die linke, welcher der kleine Finger fehlte, legte sich auf ihren Bauch. Die Leute im Krankenhaus, welche sie auch auf DNA Spuren als Beweise für eie Vergewaltigung gesammelt hatten, hatten ihr mitgeteilt, dass sie schwanger war. Es war in der 7. Woche. Und.. unter Umständen waren es zwei, auch wenn man sich da noch nicht sicher war. Jennifer atmete tief durch, mit geschlosseneen Augen.
Sie spürte etwas in sich kribbeln, was riesige Freude war. Der Gedanke in ihre Familie zurückzukehren war unglaublich. Sie wollte sie am liebsten in den Arm nehmen und nie mehr loslassen. Sie hatte sie alle so vermisst... und in diesem Augenblick ging endlich die Tür auf. Eine Polizistin erschien, welche sie bereits die ganze Zeit begleitete. "Es ist soweit.", sagte er.
Die Blicke richteten sich erwartungsvoll auf Jennifer. Die blonde 27-Jährige stand auf und folgte ihnen.
Folgte ihnen zurück zu ihren Eltern.
Zu ihrer Familie.

Es war mehrere Tage später. Jen hockte auf ihrem Zimmer, hörte Musik und malte. Es war etwas abstraktes, etwas, was sie fühlte, was einfach aus ihr herauszufließen schien. Die letzten Tage waren chaotisch gewesen. Sie hatte erfahren, dass ihre Wohnung in Los Angeles aufgegeben worden war. Was ihren Job und ihren Doktor, den sie gerade am machen war anging, hatte sie keine Ahnung, was los war. Und... noch hatte sie nicht die Kraft gehabt, sich danach zu erkundigen. Einerseits wollte Jen nichts lieber als nach draußen und wieder Dinge erleben, durch die frische Luft zu laufen. Und gleichzeitig hatte sie vor nichts so sehr Angst.
Ihre Eltern drehten halb durch vor Sorge - aber auch Freude. Das hörte sie durch.. durch was auch immer geschehen war. Sie redeten mit ihr, aber ihre Mutter brach auch ständig in Tränen aus. Vor allem wenn Jen auf nichts reagierte, nicht antwortete, nichts. Aber auch hier... konnte sie es nicht. Nicht immer. Sie umarmte, sie konnte sogar lachen, sie zeigte mit Zeihen was sie wollte, aber... sprechen? Nein. Nein, dafür war es zu früh. Viel zu früh. Das konnte sie nicht. Ebenso wie Schlaf, wie Bett, es... sie konnte es nicht. Aber heute würde ihr Bruder endlich ankommen. Ob Hannah mitkommen würde? Jen schloss kurz die Augen, atmtete tief durch und schlug ihre Augenlider sofor wieder auf. Die Bilder die ihr die Dunkelheit bescherten wollte sie nicht. Lieber tunkte sie den Schwamm erneut in die Farbe und fuhr mit ihrem Bild in größter Konzentration und größtem Frieden fort.

Es klingelte. Mary sprang wie von der Tarantel gestochen von ihrem Sitz am Esstisch auf, wischte sich mit den Fingern über die müde brennenden Augen und ging zur Tür zu - wobei sie zunächst einen Blick durch den Spion warf. Als sie ihren Sohn erkannte, riss sie sofort die Tür auf. Sie sah ihn an. Lächelte. Sie spürte wie ihr Lächeln zittriger wurde. Erst leicht nur, dann immer schlimmer. Oh Gott nein. Sie konnte doch nicht schon wieder weinen!

"Komm rein, mein Liebling.", sagte sie und trat beiseite, um ihren Sohn einzulassen, der gekommen war, um seine seit 9 Monaten verschollene Schwester wiederzusehen...

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Hunter
Gelöschter Benutzer

Re: Elternhaus der Buckleys

von Hunter am 11.06.2022 23:13

9 Monate. Jeden einzelnen Tag hatte Hunter gezählt, seit seine Schwester verschwunden war. Er hätte jedem auf die Minute genau sagen können, wie lange es her war, dass er die Nachricht erhalten hatte. Jeden Tag hatte er an sie gedacht, hatte nächtelang nicht geschlafen, weil er jedes Szenario im Kopf durchgegangen ist, was geschehen sein könnte.
Jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde hatte er sie vermisst, doch es hatte nichts gegeben, was er hätte tun können, das hatte ihm die Polizei deutlich gemacht. Und er hatte sie dafür gehasst. Er wollte alles hinschmeißen, seine Wohnung, sein Job in LA nur um nach ihr zu suchen. Aber das war "Aufgabe der Polizei" und er sollte seine Nase aus diesen Angelegenheiten heraushalten, wenn er keine Hinweise hätte.
Doch dann kam der Tag. Der Tag, an dem Hunter erneut einen Anruf erhielt - und die Nachricht, dass seine Schwester zu Hause war. Sofort hatte Hunter einen Flug von Los Angeles nach Colorado gebucht und Bescheid gegeben, dass er ein paar Tage frei haben musste.
Er hatte es kaum abwarten können, Jennifer wiederzusehen. Und nun stand er vor der Haustür seiner Eltern und klingelte. Sein Herz raste, als Mary die Tür öffnete. Sie war den Tränen nahe, das konnte er deutlich sehen. Kurz nahm er sie in den Arm, ehe er fragte: "Wo ist sie?"
seine Mutter deutete in die Richtung des Zimmers, in dem Jen war und sofort ging Hunter zu ihr. Als er seine Schwester erblickte blieb er kurz stehen, er wollte nichts überstürzen oder sie überfordern, er wollte ihr ihren Freiraum geben und sie nicht erdrücken.  
"Jen...", kam es nur aus seinem Mund. Er wollte ihr so viel sagen, ihr sagen, dass es ihm Leid tat, dass er nicht für sie da war, dass er sie nicht beschützt hatte, aber er brachte es nicht über die Lippen. Er näherte sich ihr langsam und ging vor ihr auf die Knie und sah ihr direkt in die Augen.
"Es tut mir so leid", sagte er, flüsterte schon fast. Er würde niemals zulassen, dass seiner Schwester etwas derartiges noch einmal zustoßen würde. 

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Jennifer
Gelöschter Benutzer

Re: Elternhaus der Buckleys

von Jennifer am 12.06.2022 17:29

"Sie ist in ihrem Zimmer", antwortete Mary mit zitternder Stimme und schaffte es ein Schluchzen gerade noch so durch ein heftiges Einatmen zurückzuhalten. "Aber Hunter...", doch da hatte er sich bereits von ihr gelöst und war in großen Schritten die Treppe hinauf in Richtung Jens Zimmer. Sie schluckte schwer, zögerte einen Moment und folgte ihm dann hinauf, wo sie ihn gerade an der Tür noch abfangen konnte. "Schatz...", murmelte sie, eine Hand an seinen Arm. Ihre Augen schwammen noch immer in unterdrückten Tränen. "Wunder dich nicht, sie... redet nicht mehr." Sie biss sich heftig auf die Lippen, um Weinen zu unterdrücken. Dann ließ sie ihren Sohn los und ging leise die Treppe wieder hinunter - um den Geschwistern ihr ruhiges Wiedersehen zu ermöglichen.

Jen saß noch immer an ihrem Bild. Sie hatte das Klingeln gehört. Ihr Herz hatte einen heftigen, aufgeregten Satz gemacht. Sie war nervös - unendlich nervös. Aber sie freute sich auch riesig. Riesig auf ihren Bruder. Vorsichtig legte sie den Schwamm zum Tupfen beiseite, wandte sich zu ihrer Zimmertür, die Hände in ihrem Schoß gebettet. Ihre Zunge spielte erneut mit ihren Zahnlücken, wo ihr Zähne ausgeschlagen worden waren, ihr fehlender Finger war nicht zu sehen, da sie ihre Hände zwischen ihren Beinen verbarg. Ihr Rücken der nur noch eine Landschaft aus dicken wulstigen Narben war und nichts mehr mit einem Rücken zu tun hatte, war durch ihre Kleidung ebenfalls nicht zu sehen. Ihre Haut war nach wie vor unnatürlich bleich und blass - praktisch weiß - aber abgesehen davon... sah man ihr die Torturen doch kaum an. Abgesehen von ihren gebrochenen Augen vielleicht... oder?
Die Tür öffnete sich, Jen schreckte aus ihren Gedannken auf - und da war er. Da war er. Hunter. Ihr Bruder.
Sie schluchzte auf, fiel ihm um den Hals und weinte. Sie weinte, sie schluchzte, ihr Körper bebte, während sie sich einfach nur an ihren großen Bruder klammerte und ihn nie, nie-nie-nie wieder loslassen wollte. "Du... du musst dich für nichts e-entschuldigen", brachte sie schließlich flüsternd heraus. "Du nicht..." Ihre Stimme verebbte, wie ihre Tränen, und sie hielt ihn einfach nur.
Sie hatte ihn so vermisst. Sie hatte ihn so unendlich sehr vermisst..


~ Thread frei (Selena)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.07.2022 14:05.

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