Charlie & Sharon ~ Party Named Life
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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 29.09.2021 16:57Ich nickte noch einmal nachhaltig. Wie schön, dass es ihr auch so ging – und allen anderen auch. Wenn auch die meisten, die mich das erste Mal sahen und mir ins Gesicht blickte, etwas irritiert waren, denn Narben würde ich vermutlich behalten und voll und ganz abgeheilt war auch noch nichts, aber es war wenigstens auf dem Weg dahin. Und es war ehrlich gesagt auch gar nicht so schlecht, dass Menschen einmal nicht schockiert über meine tiefen Augenringe oder das ansonsten sehr eingefallene und ausgezehrte Gesicht waren, sondern über etwas, das nach und nach besser wurde und bald kein allzu großes Problem mehr darstellen würde – es hatte etwas beruhigendes, wenn die Dinge ein absehbares Ende hatten. Damit wären zwar die anderen Schwierigkeiten nicht gelöst, die ich in meinem Leben hatte – und die mir anhand der Blicke anderer auch scheinbar direkt ins Gesicht geschrieben standen –, aber an die war ich bereits gewöhnt, auf die eine oder andere Weise, wie man es eben nahm. Immerhin waren sie schon immer da gewesen und ich glaubte schon lang nicht mehr an ihre Lösung. Und am Ende konnte man es auch nicht wissen – vielleicht kam von irgendwo eine Möglichkeit daher, die alles verändern könnte. So unwahrscheinlich es auch erschien, wenn man sich mein Leben bisher so ansah, denn Glück war nicht unbedingt etwas, dass sich mit meinem Leben besonders gut vereinen ließ – oder überhaupt auf der Gästeliste stand.
Dann wurde es etwas still. Schlagartig wurde mir klar, wie eigenartig diese Situation eigentlich war. Nach einer durchgezechten Nacht war ich auf ihrer Couch aufgewacht, unklar, ob ich die Nacht auf der Straße überhaupt überstanden hätte, nach Hause wäre ich nicht mehr gekommen. Dann war ich auf ihrem Sofa auch noch durchgedreht, ehe ich vollkommen überstürzt aufgebrochen war – und dabei auch noch auf weitere Hilfe angewiesen war. Je mehr ich darauf zurückblickte, umso beschämender war es für mich – und es wurde nicht besser, dass sie nun hier war und man sich in Smalltalk versuchte, während sie eigentlich nur ihrem alltäglichen Einkauf nachgehen wollte. Und auch wenn ich mich nicht so fühlte, als hätte ich sie unterbrochen, aufgehalten oder unangenehm aus dem Konzept gebracht, so war mir trotzdem nicht ganz wohl dabei.
Und dennoch fiel mir ihr eigener Verband auf. Ich beließ es bei ihrer Antwort, doch ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich einen Blick darauf warf – ich wusste aus eigener Erfahrung, dass es sich bei einem solchen Verband nur in seltenen Fällen um etwas so banales wie einige „einfache Kratzer" handelte. Doch weiterhin hielt ich den Mund. Vielleicht sollte sie den Einkauf auch schnell beenden, ging es mir kurz durch den Kopf, aber mein Mund hatte andere Pläne, nachdem mir der Gedanke daran in den Kopf gekommen war.
Wirklich? Immerhin drehte sie nicht gleich durch, das beruhigte etwas. Doch ehe ich meine Worte wieder zurückziehen konnte, sie bitten wollte, es einfach zu vergessen, da hatte sie mich bereits darum gebeten, die Zeichnung zu sehen. Ich schluckte. Das war wohl so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich hatte erreichen wollen – auch...wenn ich gar nicht wusste, was ich tatsächlich hatte bezwecken wollen. Es war eigentlich nur, na ja, ich wusste nicht einmal was ich getan hatte, als ich es aussprach. Und so konnte ich nichts weiter tun, als sie anzustarren, ehe es mir dämmerte: Sie wartete noch auf eine Antwort! Ich räusperte mich hastig. „Äh...ja, natürlich!", sagte ich, wusste aber im gleiche Moment gar nicht, ob ich es am Ende wollte. Doch...ich hatte es ihr ja quasi entgegengeworfen – also musste ich jetzt wohl auch damit leben, nicht?
„Ich, ähm..." Ich warf einen Blick auf die Kasse und die Zahlen, die sie anzeigte und ging es noch einmal im Kopf durch. „15...15, 40", erklärte ich dann. Sie hatte mich vollkommen rausgebracht – mit ihrer Antwort auf eine Aussage, von der ich erwartet hatte, dass es sie ganz und gar aus der Bahn werfen könnte, weil sie so verrückt gewesen war, doch ihre Reaktion...war so ganz anders als ich es mir in den zwei Sekunden, nachdem mir die Worte entkommen waren, ausgemalt hatte. Und doch war sie noch hier...Aber...wieso eigentlich? Sie zahlte doch schon und dann...Aber ich hatte so eine Ahnung: Die Zeichnung sehen zu wollen, das war wohl das eine, doch...wann eigentlich genau? „Ich, äh, ich habe noch etwas Schicht", meinte ich schließlich aus diesem Gedanken heraus, ohne sicher zu sein, dass es wirklich der Grund war und sie nicht einfach noch da war, weil sie noch Auf Wiedersehen sagen wollte oder so, ich jedoch nicht aufnahmefähig schien. Gott, meine Gedanken drehten wild. Ich brauchte einen Moment...dann: „Nach der Arbeit kann ich es dir zeigen, wenn du magst – oder...oder man macht es anders." Schon das machte mich vollkommen nervös und ich konnte kaum mehr sprechen. Es war wohl kein Wunder, dass ich im Daten so dermaßen schlecht war – sozial stand mir nicht und war alles andere als ein Talent von mir, geschweige denn Charme oder Charisma. Ich lächelte entschuldigend. Natürlich musste nichts davon sein. Ich mein ja nur: Ich werfe ihr entgegen, dass ich sie gezeichnet habe - wie verrückt konnte man eigentlich sein?! Und wenn sie nun doch nichts damit zu tun haben wollte, war es wirklich nicht schade drum, ehrlich nicht. Es zeigte mir nur einmal mehr, wie ganz und gar daneben ich doch war.
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 03.10.2021 11:32Sämtliche ihrer Einkaufsartikel waren übers Band gezogen worden - in einem sicher bedeutend langsameren Tempo, als Charlie dies in seinem Job eigentlich gewohnt war, aber Sharon störte sich nicht daran. Es war schön gewesen, ihn wiedergesehen zu haben und genauso schön war es gewesen, nochmal ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Sie hatte öfters an ihn gedacht, nachdem sie sich nach dieser ereignisvollen Nacht getrennt und sie ihm im Taxi nach Hause begleitet hatte. Sie hatte sich Sorgen um ihn gemacht, keine Frage und eigentlich früher oder später mit einer Nachricht einer unbekannten Nummer - seiner Nummer - gerechnet. Die allerdings niemals angekommen war. Vielleicht war er auch einfach einer dieser Menschen, welche Probleme lieber mit sich selbst ausmachten, anstatt anderen davon zu berichten oder einfach um Hilfe zu fragen (sei es auch nur für ein Gespräch). Sie konnte es wirklich nicht einschätzen. Aber sie selbst machte ihre Probleme ja auch immer für sich aus und es hatte lange Zeit gebraucht bis zum einen ihre ganzen Gedächtnislücken ans Licht kamen und dann noch einmal etwas, bis sie sich wirklich auf die Therapie, zu welcher sie man dann brachte, einließ und diese annahm. Es war... schwierig gewesen. Über Gefühle zu reden generell. Also falls das bei ihm auch so war... konnte sie ihm da echt keinen Vorwurf machen. Sie verstand es.
Dennoch wäre einfach ein Lebenszeichen schön gewesen. Es war ja nicht so, dass sie ihm wehgetan hätte... zumindest hoffte sie es instädig (wer wusste schon, was vielleicht doch auf der Party mit Ruby usw geschehen war und ob er sich unbewusst weg von den Drogenerinnerungen da nicht doch noch irgendwas mit diesem Körper in welchem Sharon sich befand, verband).
Sharon nickte als Charlie ihr den Preis nannte, kramte ihr Portmonee hervor und reichte ihm kurz darauf einen zwanzig Dollarschein, ehe sie auch schon das Rückgeld von ihm entgegennahm, um dieses wieder in ihre Geldbörse fallen zu lassen. Die Tür hinter ihr öffnete sich automatisch und ein älteres Ehepaar dass sich streitend unterhielt betrat den Laden, gemeinsam mit einem Einkaufskorb der vom Arm der alten Dame baumelte. Sie sah aus, als würde sie ihrem Gefährten damit am liebsten einmal über den Kopf ziehen.
Die Literaturstudentin fokussierte sich wieder auf ihren Bekannten, der offenbart hatte, dass er sie gezeichnet hatte (also hatte er sich wohl doch auch Gedanken um ihr gemeinsames Treffen gemacht irgendwie - oder?) und das interessierte sie! Wirklich, es interessierte sie sogar sehr. Sie war neugierig darauf, was er wohl aus dem Eindruck von ihr (oder ihnen?) gewonnen hatte und auch wie sein Zeichenstil war. Gerade der Zeichenstil interessierte sie. Sharon schrieb ihre Filmkritiken zwar vor allem über Realfilme, aber nicht nur. Sie hatte auch schon so einiges über Zeichentrickfilme verpasst und dabei natürlich auch stets die Zeichenweise mitberücksichtigt. Ein wenig kannte sie sich da also aus.
Rasch schüttelte Sharon den Kopf, als Charlie ihr stotternd mitteilte, dass er noch Schicht hatte. Er schien öfter zu stottern, aber das störte Sharon nicht. Jeder hatte doch mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, oder nicht? Niemand wusste das wohl besser als sie - immerhin lebten mehrere Personen in diesem Körper, die gleich einen ganzen Haufen Dämonen zu bekämpfen hatten - und das mehr oder weniger nur, damit sie hier draußen ein halbwegs normales Leben führen konnte.
"Hey, ist doch kein Problem!", sagte sie also sogleich und lächelte ihn leicht an. "Hast du noch meine Nummer? Dann kannst du mir einfach schreiben, sobald deine Schicht zu Ende bzw. du Zuhause bist und dann komme ich." Hoffte sie zumindest inständig. Sie würde es gleich unbedingt in ihr gemeinsames Buch schreiben müssen - diese Begegnung hier und das Treffen mit Charlie in den Terminkalender, damit die anderen Alters Bescheid wussten. Gott sei Dank konnten die meisten von ihnen sie sehr gut imitieren, sodass ein Switch nicht auffiel - oder dass man mit einer anderen Person sprach (einziger Unterschied war natürlich, dass sie selbst sich später nicht an das Gespräch oder was geschehen war würde erinnern können, aber viele Menschen waren vergesslich und in der Regel konnte man das irgendwie darauf schieben).
Irgendwo weiter hinten im Laden hörte Sharon das ältere Ehepaar rumwerkeln. Sie packte ihre Sachen in die Tasche. "Okay, ich schätze, ich sollte dann auch mal los. Kochen." Sie hob ihre Tasche - genauer gesagt würde natürlich Nick kochen, aber das war nichts, was sie laut aussprechen wollte. Erst recht nicht vor Fremden. "Ich wünsch dir noch einen schönen Tag, Charlie. Bis später." Sie lächelte ihn zum Abschluss freundlich an, ehe sie ihre Tasche dann schulterte und den Laden verließ.
Sie war wirklich, wirklich gespannt, was für ein Bild sie dort wohl erwarten mochte..
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 13.11.2021 16:52Wenn ich ehrlich war, hätte ein Teil von mir das Abscannen ihrer Einkäufe gern noch etwas hinausgezögert. So gern ich hauptsächlich im Boden versunken wäre, um nicht wieder an diesen Abend erinnert zu werden, an dem ich ihre Couch okkupiert hatte, weil ihre Freundin Mitleid mit mir gehabt hatte, so sehr musste ich mir auf der anderen Seite aber auch eingestehen, dass ich weder das eine noch das andere geschenkt bekam. Doch der Zwiespalt in mir irritierte mich – vielleicht sogar glücklicherweise – noch mehr als alles andere. Ich musste gestehen, dass ich solche Kontakte doch...auf meine Weise genoss. Mich mit jemandem zu unterhalten, den ich kannte – wenn auch nur halbwegs am Rande irgendwie etwas mit ihm zu tun hatte –, gab mir das Gefühl, zumindest ein wenig normal zu sein. Immerhin machten andere Menschen das andauernd, nicht? Sie lernten sich irgendwo kennen und wenn sie sich vielleicht mal wieder trafen, wechselten ein paar lockere Worte miteinander. Sie machten nicht aus jeder Situation ein totales Chaos oder einen Moment der absoluten Unannehmlichkeit im Leben aller in meiner Nähe. Das beste Wort, was mir für beinahe jede Situation mit Fremden und mir einfiel, war „cringe".
Aber auch egal. Meine seltsame Stimmungen, die sich in mir regte, mich einmal spontan mit jemandem unterhalten zu können – locker und unabhängig –, wurde gleichzeitig überlagert von der Tatsache, dass dort immerhin noch etwas zwischen uns stand, nicht?
Und so biss ich mir schließlich einen Augenblick lang auf die Unterlippe, zog ihren letzten Artikel über den Scanner und las dann den Preis ab. Das legere Treffen schien sich also dem Ende entgegen zu neigen. Es hatte ja auch schon viel länger gedauert als die normale Situation an der Kasse normalerweise in Anspruch nahm. Doch irgendwann wurde es immer Zeit, auch mal abzukassieren – egal, wie müde ich war oder wie wenig fähig ich war, meinen Körper zu solchen banalen Dingen im Arbeitsalltag zu überreden.
Noch halb im Gespräch bekam ich es mit, wie weitere Kunden den Laden betraten. Kurz warf ich ihnen einen Blick zu. Das sah nach einigem Stress aus – die ältere Dame schien streitsüchtig, ihr Partner resigniert. Manchmal waren Rentner leider die schlimmsten – so ungern ich das auch sagte. Doch die in mir aufsteigende Frustration über den Stress, der möglicherweise so kurz vor Feierabend noch auf mich zuzukommen schien, konnte auch kaum überlagern, welche Panik in mir aufstieg. Ich hatte es ihr aus der irrationalen Empfindung hinterher gerufen, das Gespräch noch nicht beenden zu wollen, doch nun stand ich da; ich wusste nicht wohin mit meinen Händen und konnte ihr nicht mehr in die Augen schauen. Die Schamesröte brannte sacht, aber doch sehr deutlich auf meinem Gesicht.
„Ja...ja", entgegnete ich dann und nickte etwas übertrieben. Ich hatte ihre Nummer noch – wenn ich ehrlich war, hatte ich sogar viel öfter einen verstohlenen Blick darauf geworfen, als es mir lieb war. Denn ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mich bei ihr zu melden, doch ich hatte den Gedanken immer wieder verworfen – vor allem aus der Angst heraus, was das bedeuten konnte. Ich konnte so etwas nicht, solch lockere Kontakte knüpfen...für mich galt nur ganz oder gar nicht. Und ich hatte Angst, dass alles nur noch schlimmer werden könnte, wenn ich mich am Ende doch zu sehr „auf jemanden" stürzte. Und doch...war der Zug nun wohl auch abgefahren.
Ich schluckte. „Ich...ich melde mich." Meine Stimme überwarf sich zum Ende des kurzen Satzes hin – ich hoffte nur, dass sie es nicht mehr allzu sehr gehört hatte. Und für einen Moment sah ich noch nach, ehe ich es nach leichtem Gerangel den Gang herunter scheppern hörte. „Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast", zischte die alte Dame und es schien ein leichtes Handgemenge zu geben. Ich seufzte leicht, schnappte mir schon mal einen Besen und ging dann die Regelreihen herunter zum Unglücksort...
Dank den beiden hatte sich der Dienst am Ende doch noch als länger und schlimmer erwiesen, als ich es gehofft hatte. Denn, zugegeben, es hatte eigentlich entspannt begonnen. Doch am Ende war ich mehr oder weniger ein Teil es keifernden Streitgespräches zwischen den Eheleuten geworden; sie hatte darauf bestanden, dass ihr Mann irgendetwas tat, weil er „mir das Leben so schwer machte". Und so sehr ich abwinkte – immerhin war ich zu dem Zeitpunkt schon fertig gewesen, die zermatschten Weintrauben aufzuwischen –, sie hatte weiterstreiten wollen und sich von einer Kleinigkeit auf die nächste gestürzt. Hatte er ihr im einen Moment nicht die richtigen Bananen ausgesucht, sollte er dann „gefälligst ordentliches Waschmittel" besorgen. Zu gern würde ich einmal Mäuschen spielen, hatte ich zwischendurch bei mir gedacht, wie sie ihr Leben zu Hause wohl auf die Reihe bekamen, wenn sie sich im Grunde nur stritten, doch wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch gar nicht wissen. Der resignierte Gesichtsausdruck, den ihr Göttergatte an den Tag legte, zeigte mir bereits genug, womit er so tagtäglich zu tun hatte. Nicht dass ich auf seiner Seite gewesen war...
Ich war auf jeden Fall froh, endlich zu Hause angekommen zu sein. Meine Beine schmerzten und mein Rücken spürte sich verspannt an – ich hatte sehr unbequem am Boden gehangen, während ich dem Paar gleichzeitig auch noch anderweitig zur Hand hatte gehen müssen. Und so warf ich mich erst einmal auf die Couch, was eine besonders heftige Welle den fischigen Geruch aufwirbelte; ich rümpfte nicht mal mehr die Nase, zu sehr hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt. Louie bekam mich überschwänglich begrüßen und ich streichelte ihr gedankenverloren, während ich auf meinem Handy durch die neusten Nachrichten und soziale Netzwerke scrollte. Zugegeben, mir schrieben nicht viele und ich selbst war auch nicht sonderlich aktiv auf Instagram und Co, aber ich hatte einen Faible für das „Stalking" von Berühmtheiten – ich war der stille Liker, der ein endloses langes Dashboard voller neuer Bilder aus Hollywood und Co hatte, aber auch Künstler, Musiker und so weiter.
Louie hatte sich derweil einen Plätzchen auf meinem Arbeitsplatz gesucht und maunzte mich schief anschauend an, als er sich bewegte, rutschte ein Bild von der Tischplatte...
Stimmt!, schoss es mir durch den Kopf, und ich rutschte von der Couch.
Ich warf einen Blick auf die Uhr, es war schon später Nachmittag, aber vielleicht...Ich hatte das Bild aufgehoben und betrachtete es, während ich mit der anderen Hand durch meine Kontakte wischte. Da war sie! Doch...mein Daumen bewegte sich nicht weiter – er schwebte nur leicht zitternd über den Sprechblasensymbol. Ich zögerte und konnte mich kaum noch rühren. Dabei hatte ich es doch abgemacht...
Ich atmete tief durch und biss mir wieder auf die Unterlippe. Sie hatte es doch sehen wollen, rief ich mir vor Augen. Sie hatte gesagt, sie würde sich sehr darüber freuen. Also...Ehe ich noch einmal bewusst darüber nachdenken konnte, hatte ich auf die kleine Sprechblase, woraufhin sich ein Chatfenster öffnete. Dann mal los...Ich tippte kurz und löschte es dann wieder, schrieb wieder etwas, ehe ich es wieder ausradierte. Am Ende blieb ich bei einem einfachen: „Hey, hier ist Charli. Ich wäre dann fertig." Senden. Oh Mann! Hatte ich etwa meinen eigenen Namen falsch geschrieben?! Ich korrigierte es noch einmal in einer Nachricht... „Chalie" Nein! „Carlie". Maaaan! Am Ende warf ich das Handy frustriert von mir. Ein fünftes Mal wollte ich es wirklich nicht korrigieren. Einmal war schon schlimm genug gewesen!
Ich ließ mich zu Boden sinken und hielt das Bild noch immer fest in der Hand, ehe mir auffiel, dass das Papier bereits Falten hatte. Schnell ließ ich es fallen. Das konnte ja was werden...
Mein Gesicht begann wieder zu glühen und ich vergrub es in meinen schwitzigen Händen...
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 14.11.2021 13:20Schon wieder stotterte Charlie und wirkte nahezu verlegen als sie ihn rasch fragte, ob er denn noch ihre Telefonnummer habe. Aber bejahte. Sie störte sich nicht an seiner Zurückhaltung - und auch nicht an der Röte, welche seinen Hals hinauf auf seine Wangen knoch und dieser irgendwie ein bisschen in sich zusammengesunkenen Haltung, welche sie entfernt an eine Schildkröte erinnerte, die sich am liebsten in ihren Paner zurückziehen wollte. Sie mochte charlie. Er war freundlich, ruhig. Und er tat ihr leid. So wenig sie auch von Gefühlen anderer Verestand, so sehr verstand sie doch Probleme. Sie hatten schließlichs elbst mehra ls genug. Und Charlie ganz offensichtlich auch. Es schien ihr, als habe er mit so einigen inneren Dämonen zu kämpfen. Das verband sie. Vielleicht war das der Grund, weswegen sie ihn einfach mochte - und das obwohl ihr erstes gemeinsames Aufeinandertreffen gewesen war, dass sie ihn aus dem Nichts schlafend auf ihrer Couch vorfand, was ihre Panik ins unermessliche hatte hochschießen lassen.
Aber jetzt war alles in Ordnung. Mit ihren Einkäufen in den Händen verließ sie lächelnd den Laden und als sie sich nochmal umwandte konnte sie sehen, wie Charlie bereits dabei war in einem Gang zu verschwinden- vermutlich den gleichen Gang, in welchem das streitende ältere Ehepaar hineingegangen war. Mit einem leichten Kopfschütteln und noch immer dem seichten Lächeln auf dem Gesicht amchte sich Sharon wieder auf den Weg nach Hause. Sie freute sich auf das abendliche Treffen mit Charlie. Und sie hoffte, dass er sich auch tatsächlich melden würde. Vor allem - fiel ihr grade mit Aufregung ein - hatte sie ja spontan auch die kleine Packung Mini-Muffins zum selbstbacken gekauft! Wenn das kein gutes Mitbringsel für Charlie wäre! So ein paar kleine Schoko-Muffins würden ihm sicher gut tun!
In ihren eigenen vier Wänden angekommen machte sie sich sogleich daran ihren leeren Kühlschrank wieder aufzufüllen. Dabei mit den Gedanken nach wie vor bei Charlie und dem gemeinsamen Abend. Sie hoffte wirklich, dass sie diejenige wäre, welche frontete, wenn sie sich mit ihm traf. Oder wenn er schrieb. Sie wollte sich mit hm unterhalten, ihn näher kennenlernen und auch ihre Zeichnung von sich und ihnen sehen.
Aber so war das eben mit DID. Man konnte es sich nicht aussuchen. Nachdem sie alles nötigte versetaut hatte setzte sie sich an den Tisch und schrieb in ihren Terminkalender den Termin Charlie rein - und dass er sich (mit unbekannter Nummer) melden würde. Das gerade Einkaufen schrieb sie dann auch noch in ihr gemeinsames Notizbuch, damit die anderen von Charlie und dem gefüllten Kühlschrank Bescheid wussten, ehe sie aufstand und sich an das Kochbuch stellte. Auf einen kleinen weißen Zettel schrieb sie rasch noch "Mini-Muffins backen!" Dann atmete die junge Frau tief durch, beugte sich über das Buch und begann zu lesen:
Zutaten:
300 g Bandnudeln
400g Lachs
...
...und schon erhöhte sich der Druck in ihrem Kopf als würde eine Müllpresse von beiden Seiten mit aller Wucht dagegen drücken, ihr leerer Blick starrte auf leere Seiten in einem leeren Raum...
... und schon öffnete Nick die Augen. Erblickte das Gericht, die Überschrift und begann zu grinsen. Kurzerhand steckte er sich die langen Haare hoch, damit sie ihn nicht nervten, zog sich seine Schürzte um...
...und begann zu kochen und zu backen.
Während des Essens frontete Sharon wieder. Was sie sehr freute. Sharon wusste, dass viele der Alters - wenn nicht alle - die Zeit in der Inner World genossen. Für sie war die Inner World genauso real - wenn nicht sogar noch realer - als die Welt hier draußen. Doch Sharon mochte die Inner World nicht. Sie fühlte sich dort wie eingesperrt. So... hilflos. Ihr Zimmer fühlte sich kalt und zugig an und sie selbst sich so dermaßen abgetrennt von der Welt. Es war einfach... es gefiel ihr nicht sonderlich. Sie war froh, wenn sie heir draußen war. Und insbesondere wenn sie so etwas köstliches Essen dürfte wie Lachs in Sahnesauce. Sharon liebte alles was mit Fisch war. Das war einfach... das war einfach ihres. Und Nick war der beste Koch den man sich vorstellen konnte. Sie musste zugeben, in manchen Situationen war es wirklich nützlich, ein Fragment im System zu haben, der allein fürs Kochen zuständig war. Es konnte wirklich praktisch sein.
Und nicht nur dass die Nudeln mega schmeckten - auch die kleinen Schokoladen-Muffins standen fertig auf dem Herd und rochen großartig! Ein Blick ins Buch zeigte ihr, dass Nick sogar Zeit gefunden hatte, ebenfalls reinzuschreiben. Er wünschte dem System viel Spaß mit Charlie und merkte an, dass sie sich das nächste Mal ruhig mal etwas komplexeres zum Essen raussuchen konnte. Er wollte mal eine Herausfoderung.
Unwillkürlich musste Sharon leicht grinsen, ignorierte die pochenden Kopfschmerzen hinter ihrem Schläfen von dem Switchen und stand auf, nachdem sie aufgegessen hatte.
Den Rest des Nachmtitags schrieb sie weiter an ihren Ideen, formulierte sie weiter aus und ging völlig darin auf - nur kurz unterbrochen von Tommy der frontete und über eine Stunde damit zubrachte, mit seinen Autos zu spielen, die danach überall in der Wohnung verteilt lagen und von Sharon erst einmal wieder weggeräumt werden mussten. Wobei ihr Heather dabei co-cinsciouness Gesellschaft leistete. Was sehr lieb von ihr war.
Gerade setzte sich Sharon - nachdem sie das letzte Auto wieder an seinen Platz geräumt hatte - an ihren Laptop setzte um sich wieder in die Welt der Schreiberei zu flüchten, als ihr Handy mit der Nachricht einer unbekannten Nummer aufblinkte. Sofort griff sie danach und las. Unwillkürlich musste sie grinsen, als sie seine verzweifelten Verusche las, seinen Namen endlich richtig zu schreiben.
"🤣🤣", tippte sie rasch und fügte dann hinzu. "Keine Sorge, ich weiß wer du bist. Ich bin unterwegs! Ich freu mich!" Sie stand auf, zog sich an, packte ihre Handtasche, überprüfte ihr Aussehen nochmal im Spiegel (wobei sie feststellte, dass Tommy ziemlich wild gewesen war, sodass sie sich rasch nochmal oberflächlich neu schminkte und sich wieder einen ordentlichen Pferdeschwanz herzauberte) und war dann auch schon - gemeinsam mit den kleinen Muffins - aus der Tür heraus. Sie fuhr wieder mit dem Taxi. Das war zwar teurer, aber so ersparte sie sich wenigstens den Stress des Bahnfahrens. Und das war ihr auch durchaus lieb. Erst recht mit den Muffins.
Eine zwanzig-minütige Fahrt später (während der kurze Zeit Heather frontete und den Taxi-Mann schließlich auch mti Trinkgeld bezahlte), stand nun wieder Sharon mit noch größeren Kopfschmerzen als zuvor vor Charlies Haustür. Sie seufzte. Heute war wiedermal ein Tag mit so einigen Switches. Sie hoffte wirklich, während dem Besuch bei Charlie würde alles halbwegs ruhig sein. Und so klingelte sie und wartete darauf, dass der Summer ertönen würde.
Als er es schließlich tat betrat sie das Treppenhaus und stieg zu ihm hoch. "Hey!", begrüßte sie ihn lächelnd und hielt die Bock in ihren Händen hoch. "Ich habe heute Mittag Muffins gebacken. Ich hoffe also, du hast ein wenig Hunger.", fügte sie hinzu, und betrat bereits vorsichtig seine Wohnung.
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 27.12.2021 23:41Ein Teil von mir hatte schon Angst gehabt, dass ich mich erst viel zu spät gemeldet hatte. Immerhin war ich schon eine ganze Weile zu Hause gewesen, ehe ich überhaupt daran gedacht hatte, ihr noch eine Nachricht zukommen zu lassen, dass ich nun frei war. Vermutlich hatte sie mehr oder weniger eher damit gerechnet, dass ich mich meldete, sobald ich fertig war, oder? Ich wusste es nicht. Ich hatte keine Mädchen, die ich zu meinen Freunden zählen konnte, oder sonderlich viele Menschen überhaupt. Nun, ich hatte Louie und...war ja schon gut. Ich war ganz sicher nicht allein. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich gut in solchen Dingen war. Nichts, was zwischenmenschlicher Natur war, konnte ich zu einer Stärke von mir zählen. Und es war bei meinem besten Freund schon schlimm, schlimmer noch bei Fremden, aber es war die absolute Apokalypse, wenn es um jemanden ging, den ich irgendwie kannte – und dann auch noch auf so furchtbare Weise kennengelernt hatte – und nun wiedergesehen hatte und der sich nun mit mir treffen wollte, weil er das Bild sehen wollte, dessen Existenz ich in die Welt hinausgeschrien hatte, ohne zu wollen dass es jemals jemand zu Gesicht bekam. Zugebeben, das war wohl etwas sehr spezifisch. Es war eben Sharon, bei der ich nach einer berauschten Nacht auf dem Sofa aufgewacht war und die sich um mich gekümmert hatte, bis ich wieder gehen konnte. Gab es da nicht diesen Komplex, wenn sich Kranke in...Nein! Das war absolut nicht dasselbe. Das hier war etwas ganz anderes – schon allein, weil die Umstände unsere Zusammentreffens die Begriffe peinlich und furchtbar weit ausreizten, wenn nicht sogar viel zu weit...
Wie dem allerdings auch sei, nun hatte ich ihr meine Nachricht zukommen lassen und ich hatte das Handy von mir geschleudert. Ich hatte manchmal einfach keine Lust auf all die Technik – denn immerhin behandelte sie mich ja auch nicht sonderlich gut! Doch nun piepste es. Erst einmal und dann noch einmal. Ich hatte eine Antwort bekommen – schlagartig war es noch sehr viel dümmer, dass ich es weggeworfen hatte und ich nun quer durch den (kleinen) Raum gehen musste, um es wieder aufzusammeln...
Nun, immerhin lachte sie über das Spielchen mit meinem Namen. Das lockerte die Lage doch schon etwas auf und machte es weniger angespannt für mich. Allerdings ging die Zeit der Anspannung nun auch gleichzeitig erst so richtig los! Nämlich das Warten auf sie...Sie war ja schon einmal hier gewesen und hatte...das alles gesehen und...gerochen. Oh Gott! Hier konnte ich doch niemanden empfangen. Erschrocken sah ich mich um, nach rechts, nach links und dann wieder in die andere Richtung. Ich schlug die Hände über den Kopf zusammen. Nein, so konnte ich doch niemanden in meine Wohnung lassen! Ich sprang wieder auf und flitzte hin und her...Die schmutzigen Klamotten? Aber damit in den Wäschekorb im Bad! Das schmutzige Geschirr im Wohnzimmer und in der Küche...ab in die Spüle – durfte sie hier eben nicht herein, bis ich irgendwann einmal abgewaschen hatte...wenn ich denn die Kraft und Zeit dazu hatte (also so ungefähr...nie). Und dann noch hier und dort ein paar Sachen...
Ich atmete auf, als ich wieder mitten im Wohnzimmer stand, alles wirkte ordentlich – der Anschein trog, aber für Besuch reichte es erst einmal, solange sie sich nicht eingehender mit meinen Wohnbedingungen befassten. Und kaum war mir das in den Sinn gekommen, klingelte es. Ich richtete mich auf und ging an die Tür und betätigte den Summer, um sie einzulassen. Ich trat wieder zurück. Also nun warten...Ich stand vor dem Spiegel neben der Geradrobe. Scheiße! Ich war ja noch voll im Schlabberlook! Erschrocken sprintete ich ins Schlafzimmer, um mir etwas Besseres überzuwerfen. Diese Jeans...und...dieses Shirt...? Nachdenklich ging ich durch die Sachen, die hier und dort lagen. Zu schmutzig für den Schrank, aber zu sauber für die Wäsche eben. Ja, so passte das, stellte ich schließlich nickend vor dem Spiegel fest und warf die Schlafzimmertür hinter mir ins Schloss, um dann an die Tür zu treten, sie einzulassen. „Hey", begrüßte ich sie, als ich zur Seite trat um sie durchzulassen, und bemühte mich dabei um ein einladendes Lächeln, bei dem ich am Ende vermutlich eher wie ein minderbemitteltes Alpacca aussah. Also ließ ich es. „Oh, schön", sagte ich und nickte, als ich die Box betrachtete. Vermutlich hatte sie die Zutaten dafür heute auch erst im Laden gekauft – ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. „Ich...", setzte ich an, dachte dann jedoch an meinen Saustall von Küche. Nein, bloß nicht! „Ich kümmere mich darum:" Mit einem weiteren idiotischen Lächeln nahm ich ihr die Box ab und ging in die Küche. Ich nahm mir einen großen Teller aus dem Schrank und stellte die Muffins aus der Box darauf. Der Geruch von Schokolade verbreitete sich daraufhin langsam in der Wohnung. Mal etwas ganz anderes, so ein wohltuender Duft! Schließlich trat ich mit dem Teller wieder zurück ins Wohnzimmer und stellte ihn auf dem kleinen Kaffeetisch ab. Er wirkte immerhin nicht mehr so zugerümpelt wie normalerweise.
Dann wurde es still. Joa, ähm, dann blieb ja wohl nur zu tun, weshalb sie gekommen war. Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken daran. Was hatte ich mir da nur eingebrockt?! Und mit schweißigen Handflächen trat ich mit pochendem Herzen an meinen Arbeitstisch und zog das Bild hervor, das ich hastig mit ein paar Büchern und Comics abgedeckt hatte. „Also, äh", begann ich und trat, es dabei verdeckend, langsam zu ihr. „Erwarte bitte nicht zu viel", bat ich und brauchte noch einen Moment, biss mir leicht auf die Unterlippe, ehe ich es umdrehte und ihr entgegen hielt. Ich konnte ihr dabei nicht in die Augen schauen, starrte stattdessen auf das Bild zwischen uns...
Es handelte sich dabei mehr oder weniger um eine Silhouette, einen Schatten aus Linien und Formen. Ich hatte nur eine einzige Farbe verwendet: Gold. Und damit hatte ich ganz besondere Akzente gesetzt. Denn die Figur war nicht allein: Um sie herum tanzten goldene Schemen. Nur aus einer einzigen Linie gefertigt waren zwei Figuren, die rechts und links von der Gestalt im Zentrum wie Büsten aus ihrem Oberkörper erwuchsen. Sie hatten andere Züge als die eigentliche Figur und wirkten ihr doch ähnlich. Sie waren mit ihrem Herzen verbunden – der Punkt auf der Brust der zentralen Gestalt, an dem alle Linien zusammenfanden; ihr Anfang und auch ihr Ende, egal, welchen Weg man zuerst ging. „Es heißt...Spiegel", erklärte ich zögerlich und sah dabei immer noch auf die schwarzen Linien mit der goldenen Verzierung. „Das...habe ich in dir gesehen, bei unserem ersten Treffen." Ich wusste nicht, weshalb ich diesen Satz unbedingt hatte anschließen wollen, doch aus dem Gefühl heraus war es mir wichtig gewesen, ihr das noch zu sagen. Vielleicht konnte man es so leicht als einen Fiebertraum abtun. Doch im Grunde war es mir ausnahmsweise einmal egal, was jemand über meine seltsamen Fantasien und Einbildungen aus fernen Welten dachte. Ich hatte es ihr zeigen wollten – und nun, wo sie es gesehen hatte, fühlte ich mich irgendwie...gut...War das etwa stolz auf meine Leistung? Das fühlte sich...unglaublich an! Wie ein kleiner Rausch. Nur ein wenig gedämpft von der brennenden Erwartung, was sie nun sagen würde. Denn immerhin hatte ich sie abgebildet – ihre Meinung war an dieser Stelle die einzige, die zählte und die etwas wiegen sollte. Und so wartete ich nun, nervös und unsicher. Ich hoffte nur, dass ich sie damit nicht beleidigt hatte. Immerhin waren alle Gestalten auf dem Bild vollkommen natürlich. Also...nackt... Ich schluckte. Langsam verflog mein Stolz doch etwas...Aber nicht vollkommen – denn mir gefiel mein Werk, wenn ich ehrlich war.
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 29.12.2021 16:49Ihre Schritte hallten im Treppenhaus wieder, während sie die Stufen hinaufstieg zu Charlies Tür - welche sie immerhin schon kannte - und die... geschlossen war? Sharon machte sich nichts draus, wartete mit ihrer Muffin-Box einfach. Wobei sie dennoch interessiert. Vorsichtig beugte sie sich vor um den Namen auf dem Klingelschild zu lesen. Allerdings half ihr das auch nicht viel weiter. Sie kannte Charlies Nachnamen gar nicht. War das wirklich die richtige Wohnung? Oder hatte sie sich doch vertan?
In diesem Augenblick jedoch ging die Tür schon auf und da stand Charlie und lud sie lächelnd ein, selbst wenn das Lächeln schnell verschwand. Das störte sie allerdings nicht sonderlich, trat ein und zeigte ihm die kleinen Schokoladenmuffins, welche Nick heute Mittag so wundervoll wie immer gebacken hatte. Auch wenn der Koch unbedingt größere Herausforderungen wollte. Vielleicht würde sie das später nochmal hinkriegen. Am Wochenende oder dergleichen. Aber darüber konnte sie wann anders nachdenken.
Die Luft, welche sie empfing als sie die Wohnung betreten und Charlie die Tür hinter ihr geschlossen hatte, war abgestanden und verbraucht. Hier müsste dringend mal gelüftet werden, allerdings würde Sharon sich hüten das zu erwähnen. Sie wollte Charlie immerhin nicht verscheuchen oder bedrängen oder dass ihm unwohl war - sie wollte ihn kennenlernen, sich mit ihm unterhalten und das Bild sehen, welches er für sie gemalt hatte. Denn... warum nicht? Immerhin waren Heather und Ruby beide von ihm angetan gewesen und auch sie selbst hatte ihn als ruhig aber freundlich empfunden. Generell fühlte sie sich mit ihm verbunden - womöglich weil er offensichtlich ebenso Probleme hatte wie sie. Die Drogen, der Zustand seiner Wohnung beim letzten Mal (auch wenn es heute viel besser war).
"Okay", lächelte sie einfach, als Charlie ihr die Muffin-Box abnahm und damit durch eine Tür verschwand, welche Sharon als Küche mutmaßte. Sollte sie die Schuhe ausziehen? Da er nichts dazu gesagt hatte beschloss sie kurzerhand, sie lieber anzulassen, betrat das Wohnzimmer und sah sich um. Hier war sie bisher nicht gewesen. Es war klein, und abgesehen von der verbrauchten warmen und stickigen Luft eigentlich ganz nett. Mit absolut gerade aufgerichtetem Rücken blieb sie einfach im Wohnzimmer stehen und wartete darauf, dass Charlie zurückkommen würde. Sie wollte sich nicht ohne seine Erlaubnis hinsetzen oder dergleichen. Oder tat man das? Gott, Analysen waren echt so viel einfacher als irgendwelche zwischenmenschlichen Interaktionen. So war es schon immer bei ihr gewesen.
Als Charlie mit einem Teller auf welchem die kleinen Muffins gestapelt waren zurückkamen, trat Sharon einen Schritt beiseite, damit Charlie seine Fracht auf dem kleinen Wohnzimmertisch abstellen konnte. Langsam konnte auch sie den Schokoladenduft, welcher von diesen ausging riechen. Die Nudeln schienen ewig her zu sein, sie spürte wie das Wasser ihr im Mund zusammenlief. Doch jetzt trat Stille ein. Sharons Gedanken rasten, suchten nach einer guten Möglichkeit ein Gespräch zu beginnen doch glücklicherweise kam Charlie ihr zuvor. Von Kopf bis Fuß gespannt wartete Sharon, während Charlie jetzt wohl seine Zeichnung von ihr herausholte. Ihre Spannung und innerliche Begeisterung auf das Bevorstehende wuchs. "Keine Sorge!", lächelte Sharon ehrlich, als er so nervös auf sie zutrat. Irgendwie süß. "Ich bin sicher, es ist großartig!"
Und dann zeigte er ihr es. Langsam griff sie danach und nahm es in die Finger. Sie hatte nicht gewusst, was sie genau erwartete. Aber das war es sicher nicht gewesen. Sie hätte vielleicht gedacht dass es ein Porträt von ihr war. Egal ob mit Bleistift oder Ölgemälde oder was auch immer. Doch dieses Bild hier war nur in Gold gemalt. Es waren wie Shoulouetten, eindeutig ihr Körper aber nicht nur sie. Ihre Lippen öffneten sich leicht, während ihre Augen fassungslos den Linien folgten. Das dort sah fast aus wie Heather.. und der Schatten direkt neben der Hauptgestahlt könnte Simon sein. Und daneben mit dem langen Pferdeschwanz... war das... war das sie selbst?
Die Kopfschmerzen nahem zu, wurden immer heftiger, schlugen wie Hämmer gegen ihre Schädeldecke, schlimmer, dröhenender, alles ausfüllend. Das habe ich in dir gesehen bei unserem ersten Treffen. Charlies Stimme verfolgte sie, wiederholte sich, hallte, echote, weiter, tiefer bis...
Jes öffnete die Augen. Sharons Körperhaltung hätte man als frauenhaft und elegant beschrieben, doch Jes' Körperhaltung war schlichtweg majestätisch. Es war, als würde ihre ganze Präsenz jetzt den Raum ausfüllen. Ihr Blick war noch immer auf das goldene Bild geheftet und Jes wusste genau, welcher Part auf diesem Bild sie selbst war. Sie war die Verbindung. Sie war diese Herzen, die alle verbanden. Gatekeeper. Das war sie.
Langsam hob sie ihren Blick, ein sanftes mysteriöses Blick umspielte ihre Lippen, während sie das Bild in ihrer majestätischen Ruhe Charlie zurückreichte. "Du bist also ein Seher." Ihre Stimme war viel dunkler und rauer als die Sharons. Sie sprach leise, langsam und sehr einprägend. Trotz der geringen Lautstärke verstand man jedes Wort einwandfrei.
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 31.01.2022 13:13Nachdem ich sie endlich eingelassen hatte, konnte dieser Besuch der besonderen Art ja endlich losgehen! Nach einem holprigen Start hoffte ich nun darauf, dass es nur noch besser werden konnte – auch wenn ich das Schicksal an dieser Stelle vermutlich nicht allzu sehr herausfordern sollte...denn wie ich mich kannte, gab es in meinem Leben immer noch ein schlimmer. Ich vermied also jeden direkten Gedanken daran, wie dieser Abend verlaufen sollte. Immerhin ging es hier nur um Bild, das ich von ihr gezeichnet hate und das ich ihr nun – aufgrund meiner großen Klappe – auch zeigen wollte. Mehr nicht. Nichts Besonderes!
Und so schnappte ich mir die Box mit den Muffins, um sie etwas ansehnlicher auf einen Teller zu stapeln – auch ich konnte einladend, wenn ich die Zeit und den Nerv dafür hatte. Ich tat es hastig, um sie nicht allzu lange warten zu lassen, achtete jedoch darauf, dass es nicht allzu schludrig aussah. Ich wollte nicht ganz die Peinlichkeit in meiner Gastfreundschaft sprechen lassen. Sie hatte sicher schon ein ziemlich verrücktes Bild von mir, da war ich mir sehr sicher, aber ich wollte den besten Eindruck hinterlassen und die Sache nicht noch peinlicher machen als sie es mitunter nicht bereits war.
Und so trat ich so bald wie möglich mit einem meiner Meinung ansehnlich gestalteten Teller mit einer Schachtel Muffins darauf wieder ins Wohnzimmer zurück, wo ich erst einmal etwas irritiert innehielt. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich sie. „Ist...alles in Ordnung?", fragte ich ein wenig peinlich berührt. „Willst du dich...setzen oder stehen oder...anlehnen...?" Ich ließ meinen Blick nachdenklich durch den Wohnraum schweifen. Hatte sie die ganze Zeit so gestanden? Kerzengerade und weit entfernt von einer tatsächlich bequemen Position. Oh Gott! Hatte ich ihr keinen Platz angeboten? Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn – ich würde mich vermutlich auch nicht einfach irgendwo hinsetzen, wenn man es mir nicht anbot. Und ich ließ sie einfach mit im Raum stehen mit meinem Kater, der sie ebenso irritiert musterte wie ich auch. Nur dass wir beide dazu vermutlich unterschiedliche Beweggründe hatten. Allerdings kannte er sie ja schon – und schämte sich auch nicht, seine Sympathie zu zeigen; seine Anwesenheit trotz ihres Erscheinens war da bereits Anzeichen genug. Er war nur selten in einer verschmusten Stimmung außer bei mir selbst als seine Bezugsperson.
„Setz dich doch!", sagte ich nun also hastig, weil ich das Schauspiel nicht mehr länger mitansehen konnte. „Du musst nicht stehen. Das ist doch auch nicht bequem..." Ich kicherte nervös auf, ehe ich den Teller auf dem Wohnzimmertisch abstellte. Und nun könnten wir wohl auch zu dem eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit hier kommen, nicht? Ich haderte mit mir und zögerte noch. Es ging mir nicht einmal nur um ihre Meinung zu dem Bild, sondern viel mehr um den Gedanken, wie seltsam das hier doch eigentlich war, nicht? Ich hatte sie gezeichnet, eine Wildfremde, bei der ich im Wohnzimmer aufgewacht war, weil ich mich in der Nacht zuvor viel zu sehr hatte gehen lassen (wenn das nicht schon schräg genug war, aber dann hatte ich nichts besseres zu tun gehabt, mich hinzusetzen und meinen Eindruck von ihr zu Papier zu bringen).
Verlegen kratzte ich mich im Nacken. Hoffentlich erwartete sie nicht allzu viel – da konnte sie nicht oft genug sagen, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, ich konnte in meinem Leben nicht anders als mir Sorgen machte; mein Leben bestand aus Sorgen und ständigem Durchdenken und Zerdenken, weil ich mir schlichtweg immerzu Sorgen machte. Und so brannte mein Gesicht, als ich das Bild auf meinem Schreibtisch hervorkramte und meine Hände zitterten, als ich es ihr endlich hinhielt. Ich konnte ihr dabei nicht in die Augen sehen, wandte mich ab. Vielleicht hätte ich mir einen Muffin genommen, um etwas zu tun zu haben, doch ich konnte in diesem Moment nichts essen, viel zu aufgewühlt war ich dafür. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sie das Bild genau unter die Lupe nahm und es kribbelte in meinem Bauch bei dem Anblick und kaute mir nervös auf der Zunge herum. Die Zeit schien wie stehen geblieben zu sein – endlos lang dauerte der Augenblick an, bis...
Erschrocken wandte ich mich um. Sharon hatte sich verändert – sie wirkte eingesunken und ihre Augen waren geschlossen. Ich trat etwas näher. „Ist...ist alles okay?", flüsterte ich mit geweiteten Augen. Was war geschehen? Ich hatte gar nichts mitbekommen! Für einen Moment hatte ich den Verdacht, sie sei eingeschlafen, doch...das ergab doch überhaupt keinen Sinn! Wieso sollte sie genau in diesem Moment einschlafen...? Wie?
Doch bevor ich ihr noch näher hatte kommen können, um sie zu untersuchen, schlug sie die Augen wieder auf und ich schreckte leicht zurück, betrachtete sie immer noch etwas geschockt über die seltsamen Ereignisse des Moments. Doch auf dem zweiten Blick erkannte ich, dass sie sehr verändert wirkte – sie...saß ganz anders, beinahe...königlich und ihre Stimme...Im ersten Moment verstand ich gar nicht den Sinn ihrer Worte, zu irritiert war ich vom veränderten Klang ihrer Stimme. Und ihr Blick...ich konnte ihn gar nicht beschreiben...Ich wich noch einen Schritt zurück, ehe sie mir mein Bild zurückreichte. Mit zitternden Fingern nahm ich es wieder in meine feucht geschwitzten Hände, während ich sie weiterhin musterte. Das war...das war nicht mehr Sharon, ich konnte es spüren, diese Person sah zwar aus wie sie und ich konnte es mir nicht erklären, aber es handelte sich bei ihr um jemand komplett anderen. Sie schien den ganzen Raum auszufüllen und wirkte dabei alles andere als menschlich – wie auch immer das funktionieren sollte, doch ich hatte einen seltsamen Druck auf den Ohren und meine Körper fühlte sich schwer und träge an, seit sie aufgetaucht war.
„Was?", ungläubig wiederholte ich ihre Worte und legte die Stirn kraus. Ich brauchte noch einen Moment, um mehr dazu sagen zu können. „Nein, ich..." Es gab wohl nichts auf der Welt, womit ich weniger zu tun hatte als mit psychisch-übernatürlichen Kräften. Einen Moment später schüttelte ich meinen Kopf noch einmal, um meine Worte zu bekräftigen. Nein, ich hatte mit so etwas nichts am Hut. Es gab wohl niemanden, der banaler und gewöhnlicher war als ich!
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 16.02.2022 14:09Ihr Blick schweifte durch das mehr oder minder aufgeräumte Wohnzimmer Charlies. Abgesehen von der abgestanden Luft war es eigentlich sogar ganz heimelig. An irgendetwas erinnerte sie der Eindruck, den sie bekam, auch wenn sie noch nicht genau zu fassen bekam, was es war. Wahrscheinlich verwirrte sie sich eifnach nur mal wieder selbst mit ihrer Eigenart, emotionale Situationen oder Gegebenheiten mit einer eher analytischen Sichtweise zu durchforsten - was meistens mehr schlecht als recht funktionierte. Aber nein, es gefiel ihr wirklich, auch wenn sie selbst noch ordentlicher aufräumen würde. Was das anging konnte sie einfach perfektionistisch sein. Letztendlich war sie ja auch immer diejenige (außer Heather frontete mal) die hinter all ihren Alters hinterherräumen musste. Am besten war immer Simon, der - wenn er wusste, dass Hausputz anstand - alles nur schnell in irgendwelche nicht so einsehbare Ecken stopfte und tada: schon wirkte es sauber. Der Blitz zuckte durch sie hindurch. Ja! Genau das! Genau das war es, was ihr hier so bekannt vorkam! Womöglich hatte ja-
Doch bevor sie den Gedanken zu Ende führen konnte kam Charlie schon mit den Muffins herein und bei seiner nachfragenden Stimme drehte sie sich hastig um. Verdammt! Sie hatte ihn gar nicht bemerkt! "Hm? Was? Ja, natürlich!", sagte sie dann schnell und nickte. Leicht lächelte sie ihn an. "Ich war nur in Gedanken, tut mir leid." Es war eine ganz und gar seltsame Situation. Unangenehm. Sharon hatte das eigentümliche Gefühl, dass sie selbst nicht die einzige war, die sich offenbar in solchen Situationen schwer tat. Womöglich hatten sie beide ja keine großen Erfahrungen im Kontakte knüpfen mit anderen. Erst recht nicht... sowas wie gerade.
Ach, es würde schon werden! Sie versuchte sich ihre Aufgeschmissenheit nicht allzu sehr anmerken zu lassen, blieb in ihrer graden Haltung mit den Händen vor sich verschränkt und nickte erneut. "Ja, nein. Natürlich.", lächelte sie rasch. "Danke!" Und ließ sich auf dem Rand des Sofas nieder, erneut ganz grade sitzend, trotz des weichen Untergrundes, der geradezu dazu einlud, sich nach hinten fallen zu lassen. Ihre Hände bettete sie in ihrem Schoß. "Aber Stehen ist auch nicht unbequem!", meinte sie noch rasch. Es sollte nur eine Information sein, dass es ihr nichts ausgemacht hatte. Hin und wieder mal stehen tat tatsächlich auch gut, vor allem wenn sie den ganzen Tag an ihrem Laptop gesessen und recherchiert, geschrieben oder etwas geguckt hatte. Oder eben Uni gemacht, ja, die gab es ja auch noch.
Wie auch immer! Begrüßung und Hinsetzen hatten sie schonmal. Noch ehe ihr Kopf damit beginnen konnte nach irgendeinem Thema zu suchen bei welchem sie sich nicht völlig seltsam vorkommen würde, nahm Charlie die Initiative in die Hand - wofür sie wirklich dankbar war. Er zeigte ihr sein Bild. Sie nahm es wahr - vollkommen verblüfft. Doch noch ehe sie eine Reaktion dazu abgeben konnte war es soweit. Es kam zu dem, wovon Sharon gehofft hatte, dass es nicht dazu kommen würde, weil sie Charlie doch kennenlernen und ihm womöglich helfen wollte (sie als die Königin der Emotionen): sie switchte.
Jes beobachtete aus ihren weisen wissenden Augen, wie der Junge - Charlie - zurückstolperte. Er zitterte. Er war nervös. Hatte er womöglich sogar Angst? Jes hatte schon oft Leuten gegenüberstehen müssen, die Angst hatten. Angst vor ihrer Erkrankung. Angst vor DID. Den Alters. Sie verstanden es nicht. Doch er hier. Er würde es verstehen. Er verstand es schon. Er wusste es, doch sein Geist hatte sich dem noch nicht geöffnet, widersetzte sich. Sie wollte ihn öffnen. Ausnahmsweise einmal. Denn er war besonders. Dieses Bild... dieses Bild bewies es.
Sie lächelte leicht, erhob sich dann in einer einzigen fließenden Bewegung, die ebenfalls einfach nur mit majestätisch zu beschreiben war. Sie deutete auf das Bild. "Doch, das bist du. Du weißt warum. Du hast es gezeichnet. Du hast gesehen und du hast gezeichnet. Du bist mehr." Sie trat noch einen Schritt auf ihn zu, musterte ihn ruhig. Ohne Gesichtsregung. Ohne Schmunzeln, ohne sonst etwas. "Sprich deine Gedanken aus. Sag was du denkst. Wegen mir. Wegen diesem." Erneut deutete sie in Richtung der Zeichnung in seinen Händen. Sie wollte, dass er von selbst drauf kam. Sich traute es auszusprechen. Sich einzugestehen, dass da mehr war. Sie wollte ihm die Augen dafür öffnen.
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 21.03.2022 22:37Etwas nachdenklich sah ich in den Raum hinein, als ich endlich zurückgekehrt war und die Muffins auf dem Tisch abstellte. Ich wusste unsere Lage nicht besser zu beschreiben als...äußerst seltsam, als ich mich schließlich selbst auf die Couch setzte. Zum einen, dass sie noch so selbstverständlich gestanden hatte, zum anderen allerdings auch der ganze Moment. Ich spürte tief in mir ein eigenartiges Unbehagen - allerdings musste ich gestehen, dass es nicht sonderlich von dem Gefühl unterschied, das ich ganz im Allgemeinen immer verspürte, wenn ich mit anderen Menschen zu tun hatte; es war mir immer unangenehm, was auch immer geschah und was auch immer ich tat - deshalb war ich mir teilweise sicher, dass es nicht so bedenklich sein konnte, wie mein Gefühl es mir klarzumachen versuchte. Ich vermied dabei den Blickkontakt mit ihr - jedenfalls bis sie etwas sagte. Ich setzte ein leichtes Lächeln auf. „Das ist wohl wahr", erklärte ich und nickte leicht. „Aber wenn man schon mal ein Sofa hat..." Ich guckte leicht mit den Schultern. Ich für meinen Teil bemerkte in meinem Alltag kaum einen Unterschied. Ich stand und ich ging auf und ab, ich saß oder lag. Mir war das ganz gleich - allerdings ganz und gar nicht bewusst; viel eher hatte ich nur keinerlei Empfinden für Bequemlichkeit und Anstrengung. Ich Tag, was ich eben so tat - getrieben von Leidenschaft und Langeweile, es gab nichts dazwischen. Ich hatte Lust und Energie für etwas - dann tat ich es, bis ich es endlich geschafft hatte und gab dabei nur noch einen Dreck auf mein Wohlbefinden, denn Wohlbefinden gab es nur, wenn ich es endlich vollbracht hatte. Und die andere Seite war keine Energie oder vollkommene Überforderung mit all den Dingen, die ich mir aufgehalst hatte und die ich alle gleichzeitig sofort umsetzen wollte und es mir nicht einteilen konnte. Doch auch da fand ich keine Ruhe, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich die Aufgaben, die ich mir gegeben hatte, nicht bewältigen zu können schien.
Doch je länger ich darüber nachdachte, umso klarer wurde mir, dass es still geworden war - keiner sagte etwas, wir saßen nur da, in der Stille und nichts geschah...
Auf einmal kam mir die Ruhe vor wie ein entsetzlicher Druck auf meinen Ohren. Es ging soweit, dass ich schließlich aufsprang und durch den Raum trat, um mich endlich darum zu kümmern, weshalb wir hier waren...mein Kunstwerk von eher zweifelhaftem Talent zeugend, wie ich meinte.
Mechanisch streckte ich ihr schließlich das Blatt entgegen und mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, was sie wohl dazu sagen würde, doch...es sollte nicht so kommen wie ich es erwartet hatte...
Sie veränderte sich und ich wich etwas zurück, gleichzeitig darauf bedacht, ihr vielleicht zu helfen, wenn sie, keine Ahnung, eventuell zu stürzen drohen sollte. Doch soweit kam es nicht - wofür ich sehr dankbar war; ich hielt mich noch unbedingt für einen sehr guten Ersthelfer, traute es mir einfach nicht zu.
Aber das, was eigentlich geschehen war - auch wenn ich es nicht beschreiben könnte -, machte mir doch ein wenig mehr Angst als es die Tatsache gemacht hätte, sie „nur" vor dem Tod zu schützen, in dem ich lebensrettende Maßnahmen einleitete. Meine Augen weiteten sich - sie war immer noch Sharon, aber...irgendwie hatte sich ihre ganze Haltung verändert. Sie wirkte...aufrechter und strahlte dabei etwas Majestätisch aus, auch wenn ich nicht mit dem Finger darauf tippen konnte, wie sie das bewerkstelligt hatte.
Im ersten Moment konnte ich kaum etwas zu ihren Worten sagen, nur wenige unzusammenhängende Satzfetzen. Ich hatte sie so lange leicht entsetzt angestarrt, dass ich sogar zu träumen begonnen hatte, mein Blick war seltsam verschwommen geworden - ich hatte schwören können, einen goldenen Schimmer tanzen zu sehen, doch ich musste es mir nur eingebildet haben! Der Sonnenuntergang, das schlechte Licht hier drinnen oder einige Haare, die sich im Lichtschein abgesetzt hatten!
Ich räusperte mich, meine Stimme kam mir seltsam belegt vor. „Ich...nein", sagte ich und runzelte die Stirn. Ich hatte...nichts besonderes. Also nicht in diesem Sinne; meine Minderwertigkeitskomplexe waren schon lange nicht mehr so groß, dass ich mich für wertlos hielt - jedenfalls kämpfte ich immer wieder deutlich gegen jegliche Gedanken dieser Art an -, aber ich...war eben nur ein ganz normaler Angestellter in einem Ramschladen in einer schäbigen Wohnung ohne allzu ausgeprägte Talente und Begabungen...immer nur gerade in einem solchen Rahmen, dass es mir zusagte und ich es mochte, aber immer jemand sehr viel besser als ich wäre (und dieser jemand nicht besonders berühmt war).
„Was...was für Gedanken?", fragte ich dann, als ich wieder zu ihr sah. Ich wusste beim besten Willen nicht, was sie meinte und worauf sie hinauswollte - und weshalb sie sich so verändert hatte. Meine Nackenhaare hatten sich mir aufgestellt und ich hatte eine leichte Gänsehaut bekommen. Ich...hatte schon immer ein gewisses Gespür für gewisse Dinge gehabt, aber...ich war kein - was hatte sie gesagt - Seher! Ich...hatte nur ein Gefühl, eine Intuition, das mich immer irgendwie auf dem rechten Weg hielt, ohne dass ich mir sonderlich bewusst war, wie genau dieser aussah.
Vollkommen in meinen rasenden Gedanken verloren betrachtete ich das Bild, mit dem ich zwischen meinen Fingern spielte und dessen Papier sich durch meine schwitzigen Hände bereits leicht kräuselte. Ich schluckte...mein Blick verschwamm. Ich wusste nicht wieso, aber auf einmal standen mir die Tränen in den Augen. Ich hatte keine Angst, aber ich wusste nicht, in welche Situation ich hier hineingeraten war. Und mein Magen verkrampfte sich, in meiner Kehle ruhte ein unbeweglicher Kloß, den ich nicht beiseite räumen konnte...Aber durch meinen verschwommenen Blick hindurch veränderte sich das Bild...die klagen Umrisse verschwanden und die Linien verschwammen ineinander, zusammen mit dem feinen Gold bildete sich daraus etwas vollkommen neues. Doch ich konnte nicht sagen, was es war...nicht direkt, es löste nur ein Gefühl in mir aus, das ich allerdings auch nicht in Worte fassen konnte.
Schließlich öffnete ich den Mund, ohne aufzusehen. „Nach meinem ersten Treffen mit dir...Sharon..." Ich wusste, dass es seltsam war, ihren Namen hervorzuheben, aber irgendwie fühlte es sich falsch an, ihn nun auf sie anzuwenden...weil ich mir nicht mal sicher war, ob ich es noch mit ihr zu tun hatte oder mit...na ja, jemand anderem. „Da hatte ich einen Traum. Ich erinnere mich mich mehr an alle Einzelheiten und ich war auch noch ziemlich im Rausch, aber...du warst eine Gestalt mit vielen Gesichtern und das alles schimmerte...so seltsam und eigenartig. Wie gesagt, mein Kopf war vermutlich noch ziemlich durcheinander..." Wie bei einem Fiebertraum, bei dem man auch so allerlei verrückte Dinge träumte und nichts davon am Ende irgendeinen Sinn hatte. Doch hier...schien es anders zu sein. Und durch meine feuchten Augen formten die vielen Linien und die goldenen Akzente ein Gesicht, eindeutig und ohne Schnickschnack, wie ich es eigentlich angefertigt hatte. Und ich sah...Sharon. Meine Augen weiteten dich wieder und das erste mal seit einer ganzen Weile sah ich sie an. „Wieso...hat Sharon viele Gesichter oder...wieso sind viele...Sharon...?" Mittlerweile sprach ich von ihr in der dritten Person. Es war das einzige, das sich richtig anfühlte - wie eine eigenartige Entität, die im Raum schwebte, ohne dass man direkt den Finger draufhalten konnte. Und immerhin war das an dieser Stelle wohl mittlerweile der Fall. Ich hatte es hier aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen mit jemandem zu tun, in dem sehr viel mehr Personen steckten, als nur das eine Gesicht, das man von ihr sehen konnte. Ich hatte keine Erklärung dafür, doch...ich hatte so ein seltsames Gefühl...Sharon schien sicher Sharon zu sein, aber...nicht nur. Doch dieser Gedanke stiftete nur noch sehr viel mehr Verwirrung und ich schwieg, starrte sie nur Hilfe suchend an, in der Hoffnung, dass sie mich an die Hand nehmen und aus diesem Durcheinander herausfahren würde...
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 23.03.2022 13:49Jes hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, während sie den Jungen ihr gegenüber nach wie vor musterte. Einfach ganz in Ruhe ansah. Sie beobachtete, wie sich seine Augen entspannten, offensichtlich auf keinen Punkt mehr fokussiert waren sondern durch sie hindurchschienen. Ja, er war ein Seher. Daran bestand keinerlei Zweifel. Nicht aus Jes' Sicht. Kurz darauf schienen sich seine Pupillen ein wenig zusammeniziehen, er blinzelte und war offensichtlich wieder im Hier und jetzt. Noch immer wirkte er verwirrt, ein wenig ängstlich und... entsetzt? Normalrweise verabscheute Jes es, wenn sie diese Wirkung auf Menschen hatten. Doch das hier, das war eine andere Situation. Eine völlig andere und noch nie da gewesene Situation. Und ja, sie würde sie nutzen.
Auf seine noch immer protestierenden Worte sagte Jes nichts. Seine Mauer war wirklich hartnäckig, nicht wahr? Aber sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte. Der Rest lag bei ihm. Und sie wusste, dass er das konnte. Sie wusste es. Ansonsten wäre sie beim Anblick des Bildes ganz sicher nicht gefrontet.
Nachdem er ihren röntgenden Blick scheinbar nicht mehr ertrug, sah er zuzrück auf die Zeichnung. Und dann... damm veränderte er sich. Ein leises Lächeln legte sich kurz auf Jes Lippen, doch so schnell es gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Aufmerksam beobachtete sie einfach weiter, wie seine Mauer der Engstirnigkeit in sich zusammenfel, er sich seiner inneren Intuition zu öffnen begann. Vielleicht mochte er noch nicht gänzlich verstehen, was diese ihm mitteilen wollte, doch sich dieser überhaupt zu öffnen war der erste große und richtige Schritt.
Allerdings haperte er noch, nannte sie Sharon, obgleich Jes spürte, dass es ihm auch schwer über die Lippen kam. Er wusste ganz offenbar, dass an dieser Ausdrucksweise etwas nicht stimmte. Dennoch unterbrach sie ihn nicht. Ließ ihn anfangen zu reden, ließ ihn nach und nach seine Gedanken sortieren, seine Erfahrungen offenbaren. Und sie spürte, wie er sich immer weiter und weiter sich selbst öffnete. Sich und der Gabe, welche er besaß. Mit zur Seite geneigtem Kopf lauschte sie dem Traum. Und endlich war es so weit. Endlich begann er zu verstehen.
"Sharon ist hier drin.", sagte Jes ruhig und tippte sich selbst an den Kopf. "So wie auch viele andere. Mein Name ist Jes. Ich bin der Gatekeeper. Und wir haben DID. Ich muss dir nicht erklären was das ist. Du weißt es bereits." Selbst wenn er noch nie von der Krankheit gehört hätte, er wusste es. Er hatte es gezeichnet. Langsam setzte sie sich wieder auf das Sofa, noch immer in dieser majestätisch einnehmenden Haltung. Einladend duetete sie neben sich. "Ich bin die goldene Linie, die alles verbindet. Auf deiner Zeichnung." Ihre Augen flogen kurz zu dem Stück Papier, dann zurück zu ihm. "Du bist der Erste, der es einfach erkannt hat, auch wenn die Bedeutung dir noch verschlossen blieb."