Charlie & Sharon ~ Party Named Life

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Charlie

27, Männlich

FSK 18 Anderes Wesen flexibel schwul homoromantisch Geübter erfunden

Beiträge: 35

Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Charlie am 23.05.2021 21:59

Nachdenklich zwirbelte ich den Stoff des Waschlappens zwischen den Fingern, während sich die Kälte schleichend auf meinem ganzen Gesicht ausbreitete...wie schön, so beruhigend gegenüber der sengenden Hitze, die mir das Fleisch dort erst verbrannt hatte.
Und ich atmete tief ein und aus, hatte die Augen dabei geschlossen. Was auch immer geschehen war, es war mehr als nur ein Traum gewesen – denn ansonsten konnte ich es mir nicht erklären, dass meinem Gesicht und meinem Körper genau das zugestoßen war, was ich im Traum erlebt hatte. Unmöglich konnte der Zustand meiner Wangen nur daher rühren, dass ich mit den Fingernägeln gekratzt oder mein Gesicht über das Kissen, die Couch oder die Zudecke gerieben hatte. Ich mochte manchmal empfindlich erscheinen – es war einfach meinem ausgeprägten Mangel an Schlaf und der sonstigen Erschöpfung geschuldet, aber ebenso dem Alkohol und all den Dingen, die ich manchmal nahm, einfach damit es mir etwas ging, das Leben mir etwas besser gelang.
Und so holte ich schließlich tief Luft und raffe mich hastig auf, sah sie an. Ich wollte gern, teilte ich ihr mit. Was auch immer in mir vorging, woher meine Wunden kamen, die ich mir scheinbar nicht nur einbildete, denn auch sie hatte sie wahrgenommen und sogleich die Initiative ergriffen, etwas dagegen zu tun, das ging sie alles nichts an und ich wollte sie in nichts mit hineinziehen. Mein Leben war abgefahren und ausgeflippt genug, auch wenn es eigentlich vollkommen durchschnittlich und langweilig erschien – irgendwo drehte es immer ab und ich entsprechend durch. Auf der einen Seite war ich nichts besonderes, auf der anderen Seite war mein Leben allerdings ein furchtbares Chaos. So ließ es sich vermutlich besser beschreiben. Und was auch immer hier vor sich ging, ich wollte sie auf keinen Fall damit belasten – sie hatte mir wahrscheinlich das Leben gerettet, und selbst wenn nicht, hatten sie und ihre Freundinnen wenigstens verhindert, dass mein Arsch ein weiteres Mal auf Grundeis lief.
Auf ihre Frage hin bekam ich allerdings nur wenig Gelegenheit zu antworten, weil sie sich selbst schnell einholte und bereite einen Vorschlag machte, wie ich es anstellen könnte – wir es anstellen könnten. Und auch wenn es mir nicht unbedingt recht war, dass sie mit mir kam, wenn es sie zufrieden stellte, sollte es so gern laufen. Ich musste sie ja nicht in meine Wohnung lassen, sie würde meine Nachbarschaft sehen, doch nicht jeder konnte so eine schöne Wohnung haben, in einem guten Teil der Stadt wohnen...Also weigerte ich mich nicht einmal, versuchte es gar nicht erst, verzog nur für einen Augenblick mein Gesicht, ehe ich es wieder ruhen ließ. Ein Zustand, der der geschundenen Haut ohnehin sehr viel besser tat.
Ich räusperte mich und verriet ihr dann meine Adresse, auch wenn ich sie dem Taxifahrer allein hätte mitteilen können. Schließlich konnte ich auch allein für mich sprechen...auch wenn ich es selten tat, sondern eher kuschte.
„Okay", gab ich schließlich nach, nachdem ich mich eigentlich hatte dagegen wehren wollen, ihre Hand zu nehmen, mich von ihrem Arm stützen zu lassen, doch mir fiel selbst auf, dass meine Arme und Beine noch nicht ganz und gar wieder so wollten wie ich es ihnen befahl. So musste ich mich doch von ihr stützen lassen, um gänzlich hochzukommen und stehen zu bleiben. „Danke", murmelte ich. Es würde nicht das letzte bleiben. Bei Weitem nicht. Ich wusste nicht, wie ich es sonst ausdrücken sollte, auch wenn mir klar war, dass ein einfaches gesprochenes Danke meine Gefühle nicht gänzlich vermitteln konnte.
Doch wie sollte es nun weitergehen? Ich hatte gehofft, dass ich halbwegs aufrecht durch den Raum gehen und zur Wohnungstür gelangen würde, um dann den Raum zu verlassen, um sie nie wieder zu sehen – sie mich auch nie wieder sehen musste, sich höchstens noch ein paar Gedanken über diesen schrägen Kerl machte, den ein paar Freundinnen von ihr angeschleppt hatten, damit er nicht allein auf der Straße schlafen und verkommen musste. Doch nun stand ich da. Meine Beine zitterten und meine Arme klammerten sich an sie, damit ich den Halt nicht verlor. Ich konnte mich mit ihrer Hilfe geradeso auf den Beinen halten.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte keinen Schritt tun, ich hatte Angst, dass ich fallen könnte – oder sie andersherum zu sehr belasten würde, weil ich mich dazu noch mehr auf sie stützen musste. Ich brauchte wohl noch einen Moment.
Mit einem leisen Stöhnen und Ächzen bedeutete ich ihr mit einer Handbewegung, dass ich mich noch einmal setzen wollte, ehe ich mich rückwärts wieder langsam auf das Sofa zurücksinken ließ. „Nur noch...ein Moment", erklärte ich mit entschuldigender Miene. Einige Minuten saß ich schließlich. Mein Kreislauf sollte sich daran gewöhnen und entsprechend auch meine Arme und Beine - damit sie mich tragen konnten. Doch bald darauf meinte ich, dass es soweit war. Wieder machte ich Anstalten aufzustehen, musste auf ihre Hilfe zurückgreifen, doch ich stand sehr viel sicherer. Mit einem siegessicheren Lächeln trat ich schließlich vor - ein Fuß vor den anderen, vorsichtig. Ich würde heute ganz sicher hier heraus und nach Hause kommen...



Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!

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Sharon
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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Sharon am 26.05.2021 15:31

Abwartend blickte sie ihn an, ob er sichw irklich sicher war in seinem Entschluss, sie jetzt schon verlassen. Er hatte sich gerade sein Gesicht bei wer weiß was verbrannt und Stunden damit verbracht, auf ihrem Sofa seinen Rausch von was auch immer auszuschlafen. Er sah alles adnere als fit aus, erst recht nicht, als sollte er sich gerade in diesem Zustand durch die Straßen schleppen. Seine Augen waren müde, von unglaublichenS chatten üebrlagert und matt, seine Bartstoppeln, die Wunde an seinem Kinn und das zerzauste Aussehen tat sein übriges, gemeinsam mit der aschfahlen Haut, die ganz sicher keine gesunde Färbung aufwies. Er wirkte einfach nur fertig mit allem und das... das tat ihr wirklich leid. Wenn möglich würde sie ihm gern irgendwie helfen, allerdings... konnten sie meistens ja nicht einmal sich selbst wirklich helfen.
Aber er war sich sicher. Als er ihr seine Adresse nannte, griff sie schnell nach einem Stift und einen Zettel, um diese aufzuschreiben (dass sie dem Taxifahrer für den Fall der Fälle auch wirklich die richtige Adresse geben konnte, für den Fall, dass Charlie dazu nicht mehr in der Lage wäre), ehe sie scih dann wieder neben ihm gesellte und ihm einen Armanbot, um sich aufzurichten. Im ersten Moment schien er er es alleine probieren zu wollen, ehe man sehen konnte, wie er praktisch zur Seite kippte, sein Kreislauf nicht msitpielte und sofort legte Sharon instinktiv einen Arm um ihn und stabilisierte ihn. Ruhig und schweigend wartete sie ab, bis sie sein stummes Kopfschütteln und seine Handbewegung sah und seiner Bewegung folgte, um ihn erneut auf dem Sofa abzusetzen.
Bei seiner Entscuhldigung schüttelte sie leicht den Kopf. "Lass dir Zeit", sagte sie und wartete, der weil ruhig, bis sie schließlich einen zweiten Versuch starteten, der dieses Mal bedeutend besser funktionierte. Sie stützte ihn, so gut sie konnte, während sie gemeinsam langsam zu ihrer Wohnungstür gehen. "Warte kurz", bat Sharon ihn, ließ ihn vorsichtig los und zog sich ihre Jacke und Schuhe an, steckte sich die Schlüssel in ihre Tasche und holte zuletzt noch ihre Umhängetasche, in der wie immer ihr Notizblock und Terminkalender drinnen waren. Für ihr System fast schon überlebensnotwendige Gegenstände. Ohne sie würde nichts gehen. Zuletzt griff sie noch nach ihrem Handy, um bereits schonmal ein Taxi herzubestellen. "Dann los. Das Taxi braucht nur fünf Minuten", teilte sie Charlie mit einem Lächeln mit und half ihm aus der Wohnung hinaus. Sie schloss ab und Stufe für Stufe gingen sie langsam und gleichmäßig die Treppe hinunter, bis sie schließlich auf der Straße angekommen waren, wo das gerufene Taxi bereits stand. "Alles okay?", fragte sie Charlie noch einmal, ehe sie ihm dann die Taxitür öffnete. In der Wohnung hatte sie noch kurz in ihr Portmonee geschaut. Wenn er nicht zu weit weg wohnte, sollte das Geld hoffentlich für Hin- & Rückfahrt reichen. Wenn nicht musste sie notfalls mit Karte zahlen. Oder einmal schnell zur Bank, wenn der Taxifahrer diese Geduld aufbringen würde.
Aber eins nach dem anderen. Zunächst einmal war es wichtig, Charlie sicher Zuhause abzusetzen. Und für den Fall, dass er kein Geld mehr hatte, war es definitiv besser, vorsichtshalber mitzufahren. Ruby und Heather hatten ihn aufgenommen, etwas was sie sonst nie taten. Hatten es riskiert, dass er ihr Geheimnis herausfand. Also... würde sie auch dafür sorgen, dass er sicher war. Das war sie den beiden und dem ganzen System schuldig.
Sie war ja schon froh, dass sonst alles ohne Zwischenfälle gelaufen war und er ihre Geschichte nicht angewzeifelt hatte. Gott sei Dank.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.05.2021 15:32.

Charlie

27, Männlich

FSK 18 Anderes Wesen flexibel schwul homoromantisch Geübter erfunden

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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Charlie am 29.06.2021 02:19

Mir ging es immer noch nicht gut, das war ganz klar – und ihrem Blick nach zu urteilen, war sie sich ganz und gar nicht sicher, ob sie mich ziehen lassen sollte. Zum einen könnte sie mich nicht aufhalten – sie könnte mich ja nicht gegen meinen Willen hier bei sich festhalten – zum anderen war nicht sicher, ob ich überhaupt zu Hause ankommen würde...oder man mich dort allein lassen könnte.
Doch ich versicherte ihr immer wieder, dass es schon ging. Einmal bei mir daheim angekommen, würde es von ganz allein bergauf gehen.
Gott! Doch es war so eine Qual. Mein Körper wollte mir nicht gehorchen und so sehr ich ihn auch antrieb, irgendwie konnte er sich absolut nicht dazu aufraffen, meinem Bitten und Drängen Folge zu leisten. Meine Beine waren wie Wackelpudding und meine Arme schwer und nutzlos. Mein Kopf lag mir schwankend und schaukelnd auf den Schultern, voll und schmerzend.
Einmal aufgestanden und halbwegs in der Waagerechten dröhnte mir der Schädel. Ich spürte meinen Puls fest und drückend in meinen Ohren und noch schlimmer an meinem Hals.
Poch...Poch...Poch. Mein Blut rauschte.
Ich konnte meine Augen nicht die ganze Zeit offen halten; sie brannten und ich hatte einen schlimmen Druck auf den Lidern.
Doch...man glaubte es kaum, es ging nach und nach voran...wenn auch erst beim zweiten Anlauf. Mit ihrer Hilfe allerdings schaffte ich es innerhalb einiger Zeit zur Tür. Ich konnte mich sogar auf den Beinen halten, als sie noch schnell einige Sachen zusammensuchte. Mit einer Hand hatte ich mich an eine Wand gestützt und bemühte mich um Gleichgewicht. So sehr mir das Handgelenk dabei auch schmerzte, es diente seinem Zweck und als sie wieder zu mir stieß, stand ich noch aufrecht. Doch damit hatte der schlimmste Teil noch nicht einmal begonnen – denn der stand uns erst noch bevor...
Die Treppe.
Mit halb geöffneten Augen sah ich daran herunter. Sie schien endlos lang...eine Ewigkeit, ein Abstieg in die Hölle schon fast...so tief...
Ich seufzte. „Los geht's", bat ich sie und warf ihr von der Seite her einen kurzen Blick zu. Sie schien sich der Sache mittlerweile sicherer zu sein. Es tat mir so leid, sie hierzu zwingen zu müssen. Aber danach, wenn ich erst einmal zu Hause war, würde sie mich nicht mehr sehen müssen, nie wieder, und wir könnten das Ganze endlich vergessen.
Aber am Ende funktionierte es doch besser als erwartet. Vielleicht war ich zwischenzeitlich auch nur zu weggetreten, um wirklich alles mitzuschneiden. Auf jeden Fall erreichten wir den Fuß der Treppe gefühlt relativ schnell – und vor der Tür erwartete uns bereits ein Taxi. Erleichterung machte sich in mir breit. Und es fiel mir noch etwas leichter, die letzten Schritte zurückzulegen und mich ins Fahrzeug zu hieven.
Ich atmete schwer, als ich endlich richtig auf dem Sitz saß und mein Körper fühlte sich seltsam taub und stumpf an, doch in diesem Augenblick brauchte ich ihn auch erst einmal nicht mehr – bis zu meiner Wohnung könnte mein Bewusstsein auch in eigenartiger Leere schweben und durch dieses Taxi gleiten, ohne ein Gefäß, das ihn hielt. Mein Kopf sackte nach hinten und ich schloss die Augen. Ich hörte nur, wie die Tür neben mir noch einmal geöffnet wurde und jemand einstieg. Ich hatte nicht die Kraft, nach der Person zu schauen, doch etwas an ihr kam mir vertraut vor...Hatte Sharon nicht mitkommen wollen? Dabei hatte ich das gar nicht gewollt...oder? Doch ich konnte nichts dagegen sagen – nicht zuletzt, weil das Taxi bereits losgefahren war.
Wieder einmal verging die Zeit wie im Flug und ich wusste nicht, was in der Zwischenzeit geschehen war – ich wusste nur, dass ich erst wieder aufschreckte, als das Taxi anhielt und es Zeit wurde, auszusteigen.
Mühsam kletterte ich wieder aus dem Wagen, stützte mich dabei am Auto ab. Sharon half mir nach drinnen – und ich war ihr sehr dankbar dabei, so schuldig ich mich gleichzeitig auch dafür fühlte. Denn sie hatte das Taxi gezahlt und war mit hier her gekommen und...wegen allem einfach – das das alles überhaupt nötig gewesen war.
Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, schlug mit der allbekannte Geruch nach Fisch entgegen. Ich seufzte – ich könnte gleich hier auf der Schwelle einschlafen. Doch vorerst griff ich in eine Schale auf der Anrichte und nahm etwas Geld heraus, um es Sharon in die Hand zu drücken. „Bitte", erklärte ich und nickte bekräftigend. Mindestens für das Taxi. „Danke", murmelte ich noch einmal. „Danke."
Louie schlich mir gleich um die Beine und maunzte. Kein Wunder – ich wusste gar nicht genau zu sagen, wie lange er jetzt gehungert haben musste. Deshalb schleppte ich mich in die Küche, um seinen Napf zu füllen – er fiel gnadenlos darüber her. Ich hingegen stapfte nur noch zum Sofa. Ich wollte jetzt einfach nur noch schlafen und hoffen, dass alles besser wäre, wenn ich wieder erwachte. Vielleicht wäre es mir ja dieses Mal vergönnt...



Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!

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Sharon
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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Sharon am 01.07.2021 19:18

Der Weg war beschwerlich, doch Sharon beklagte sich nicht. Sie wusste, dass Charlie es bedeutend schlechter gehen musste als ihr - allein schon weil sie sich überhaupt nicht an den vergangenen Abend erinnern konnte. Was nicht am Alkohol lag, sondern einfach, weil sie selbst ihn nicht erlebt hatte. Alles, was sie wusste, war, dass Charlie Hilfe benötigte. Ruby und Heather hatten ihn hergebracht und sich um ihn gekümmert, also war es ihre Pflicht im Sinne des Systems, das weiterhin zu tun. Im Flur angekommen versicherte sie sich kurz, dass er auch wirklich den Stand alleine halten konnte, ehe sie ihre wichtigsten Sachen - inklusive den Zettel mit seiner Adresse - zusammensuchte und schon wieder bei ihm war, um ihn Halt zu geben. Mehrmals befürchtete sie, er könne in ihren Armen zusammensacken, doch sie hielt ihn fest und sie schafften es. Schritt für Schritt manövrierte sie ihn die Treppe hinunter. Sein Keuchen drang laut in ihren Ohren, er roch nach Schweiß und Rauch und sah einfach nur absolut verbraucht aus. Je länger und näher Sharon ihn betrachtete, die dunklen Schatten unter den Augen, den Bart, den Riss in der Wange und nicht zuletzt diese seltsamen leichten Verbrennungen, der Schweiß, der von seinen Schläfen abperlte und die Mattigkeit in seinen Augen, desto mehr Mitleid bekam sie mit ihm. Das Leben mit DID war weiß Gott nicht leicht. Sie hatte schon mehrere Suizidversuche hinter sich, an welche sie sich nicht erinnern konnte - war einfach im Krankenhaus aufgewacht ohne zu wissen, was passiert war, hatte schon oft Verletzungen an ihrer Haut durch Ritzen oder sonstiges gefunden, ohne eine Ahnung zu haben, woher diese stammten. Wachte oft an Orten auf, von denen sie nicht wusste, wie sie dorthin gekommen war oder sprach mit Leuten, die sie offenbar kannten, sie selbst die anderen jedoch nicht. Das war fast schon Normalität für sie und es war nicht einfach. Es war nicht einfach so zu studieren, so ein Leben zu führen, aber sie wusste, dass es nur so ging, sie arbeitete daran, hatte einen Weg, einen Plan. Sie arbeiteten als System zusammen, oder versuchten es zumindest.
Dieser Mann jedoch... er wirkte... einsam. Und einfach nur so fertig und das tat Sharon ehrlich Leid. Sie hoffte, dass er nicht vielleicht doch irgendwo irgendjemanden hatte, der ihm half. Also - richtig half. Mehr als nur ihn auf der Couch schlafen zu lassen und nach Hause zu bringen.
Sie hatten das Taxi erreicht. Sie verfrachtete ihn auf die Rückbank, wo er sofort zur Seite sackte. Er wirkte mehr tot als lebendig. Hätte Sharon nicht gesehen, wie er atmete... egal. Sie schnallte ihn vorsichtig an, ehe sie die Adresse vom Zettel nannte und sich selbst erneut anschnallte. Die Fahrt dauerte gute zwanzig Minuten und war teuer - doch das waren Taxi-Fahrten immer. Nach kurzem Zählen ihres Geldes nach ihrer Ankunft stellte Sharon fest, dass das Geld für die Rückfahrt auch noch reichen sollte, so er denn die gleiche Strecke fuhr. "Warten Sie bitte, ja? Dann können Sie mich gleich wieder heim fahren.", bat sie den Taxifahrer, der mit recht grimmigem Gesichtsausdruck nickte und beobachtete, wie Sharon Charlie half, sich wieder erst in eine sitzende Lage und anschließend in eine stehende außerhalb des Autos zu verfrachten. Wie schon bei ihr Zuhause half sie ihm auch jetzt wieder beim Gehen. Allmählich schien er sich zumindest seiner Füße und Beine wieder ein wenig bewusster zu sein - er brauchte nicht mehr ganz so viel Hilfe - und schon bald waren sie bei seiner Wohnung angelangt.
Er schloss auf. Sie hatten kein Wort gesprochen, seit sie bei ihr aus der Tür gegangen waren. Aber vielleicht war das auch besser so. Kaum schwang die Tür auf, schlug ihr ein muffiger fischiger Geruch entgegen, was sie kurz unangenehm das Gesicht verziehen ließ. Warum...? Und dann hörte sie ein leises Maunzen. Eine Katze. Mit einem Lächeln kniete sich Sharon hinunter und streichelte der Katze sanft übers Fell, die maunzend um die Beine ihres Besitzer schlich. Tiere waren wirklich etwas schönes. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie beruhigte es sie, dass Charlie eine Katze besaß. Wie ein Freund. Ein Familienmitglied. Er war also zumindest nicht gänzlich allein.
Als Charlie sprach richtete sie sich sofort wieder auf und bekam prompt Geld in die Hand gedrückt. Sie lächelte ihn an. "Keine Ursache, wirklich. Ruh dich noch etwas aus, ja? Und falls was sein sollte..." Sie blickte sich um, entdeckte auf dem nahen Schrank einen Block und einen Behälter mit ein paar Billig-Kulis und schrieb in ordentlicher gerader und gut leserlicher Handschrift: Sharon | +1 239-206-6056.
"Sollte irgendetwas sein, ruf mich einfach an, in Ordnung?" Sie lächelte leicht. "Gute Besserung.", verabschiedete sie sich dann noch, ehe sie die Wohnung verließ und die Tür hinter sich zuzog. Vielleicht... hätte sie ihn noch auf seine Couch bringen sollen? Verwirrt schüttelte Sharon den Kopf und trat wieder nach draußen, wo der Taxi-Fahrer wie bestellt wartete. Ob Charlie wohl öfters so etwas hatte? Dass er... mit Drogen übertrieb oder dergleichen? Sie hoffte es wirklich nicht. Wären Ruby & Heather nicht gewesen, wäre er sicher im Krankenhaus gelandet oder...
Sie wollte nicht daran denken. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf den Sitz im Taxi fallen, sagte dem Taxifahrer erneut ihre eigene Adresse und holte das Notizbuch heraus, wo sie sogleich begann den letzten Eintrag zu schreiben, was geschehen war - und vor allem, dass sie Charlie ihre Handynummer gegeben hatte. Niemand ihrer Alters sollte sich wundern, falls plötzlich eine Nachricht von einem Fremden kam... hoffentlich würden es auch alle lesen (abgesehen mal von Snake und Tommy, die beide nicht lesen konnten).
Als sie das fertig hatte sah sie die letzten Minuten noch aus dem Fenster. Es fiel ihr schwer nicht über das Geschehene nachzugrübeln. Ob Charlie sich wohl noch einmal melden würde? Einerseits hoffte sie es, nur um sichergehen zu können, dass es ihm wirklich gut ging, andererseits... hoffte sie es auch nicht. Er hatte ihre Lüge mit der Freundin geschluckt und sollte wirklich lieber nicht herausfinden, was es mit ihr auf sich hatte. Es war besser für ihn und für sie selbst grundsätzlich, wenn sie Freundschaften eher ein wenig aus dem Weg gingen. Eine Lektion, die sie leider leider auf die harte Tour hatten lernen müssen.
Sie waren angekommen. Seufzend richtete Sharon sich auf, bezahlte den Taxifahrer und stieg aus. Es hatte zu regnen begonnen. Schwer klatschten die Tropfen auf den Stein. Entschieden schüttelte Sharon leicht den Kopf. Weg mit Charlie. Es wurde Zeit, sich wieder auf ihre Sachen zu fokussieren. In ihrem Laptop wartete doch noch die Filmkritik darauf, beendet zu werden, nicht wahr? Entschieden, das Ereginis nun abzuhaken, betrat sie ihre Wohnung wieder - kam jedoch nicht umhin vorsichtshalber nochmal nachzusehen, ob nicht doch wieder irgendwo ein Fremder in ihrer Wohnung lag...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.07.2021 17:08.

Charlie

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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Charlie am 21.07.2021 23:11

Die Stille, die im Hausflur herrschte, wurde nur von unseren Schritten und meinem unregelmäßigen Stöhnen und Seufzen durchbrochen. Ich hoffte sehr, dass sie es mir nicht übel nahm, dass ich so abwesend war, doch allein das Laufen und in der Senkrechten zu bleiben, war bereits anstrengend genug für mich – mich noch auf ein Gespräch konzentrieren zu müssen, antworten und selbst fragen müsste, logisch reagieren sollte, das wäre zu viel für meinen Kopf in diesem Moment. Schon allein der Weg vom Taxi zum Haus und im Haus zu meiner Wohnung war kräftezehrend genug.
Doch wenigstens konnte ich auf der anderen Seite behaupten, dass es nun etwas leichter war als noch zuvor bei ihr. Ich konnte besser das Gleichgewicht halten, und meine Beine wollten mich eher tragen als noch vor einiger Zeit auf dem Weg zum Taxi hin.
Das beruhigte mich etwas und kam nicht umhin, bei dem Gedanken daran kurz leicht vor mich hin zu lächeln.
Bis...ich meine Wohnung aufgesperrt hatte und uns sofort der Geruch nach miesem Fisch entgegenschlug. Ich vermied jeden Blickkontakt zu ihr – mir war die ganze Situation schon unangenehm genug, jetzt auch noch das. Aber immerhin konnte Louie sie etwas ablenken, denn es war selbst an mir nicht vorbeigegangen, dass sie sich hingehockt hatte, um ihn zu streicheln. Ich war derweil eigenständig in die Wohnung getrottet, hatte in einer Schale gekramt und ihr schließlich etwas Geld gegeben. Ich wusste, dass ich ihr niemals auszahlen könnte, was sie für mich getan hatte, doch ich konnte wenigstens etwas beisteuern – ein wenig etwas auf eine Weise zurückgeben, von der sie auch etwas hatte, mit der sie etwas anfangen konnte. Ich war zwar auch ein Fan von Gefühlen, von einem ernstgemeinten Danke, doch etwas Handfestes, Materielles...manchmal war es das, was mehr zählte und man sich besser damit fühlen konnte, dass man jemandem auch etwas auf eine andere Weise hatte zurückgeben können.
Nur am Rande hatte ich in meinem aufkommenden Gedankenschwall bei dem mir beinahe der Schädel zu zerspringen drohte, mitbekommen, dass sie etwas aufgeschrieben und auf der Kommode hinterlassen hatte. In diesem Moment konnte ich mir allerdings keinen Reim darauf machen, was sie wohl getan hatte – trotz ihrer Worte, die eigentlich Erklärung genug sein sollten.
„Danke", murmelte ich und sah, wie sie die Tür zu zog. Das war es dann wohl. Eine...reichlich interessante Bekanntschaft – was sie andersherum von mir wohl nicht sagen könnte. Das schlimmste war jedoch, dass es nicht das einzige Mal gewesen war, dass mir so etwas widerfahren war – es war der schlimmste Fall gewesen, aber nicht der einzige. Drogen, Alkohol. Irgendwie flogen sie mir auf Partys am Ende doch wieder zu und ich konnte mich nicht erwehren. Die Welt sah so doch so viel schöner aus – und fühlte sich noch sehr viel besser an. Sicher, das waren keine Ausreden, doch an manchen Tagen waren Drogen...sie waren die einzigen Dinge, die meine kreisenden und rasenden Gedanken wieder auf den Teppich bringen konnte, die das Gefühlschaos in mir in Schach zu halten vermochten – und dafür sorgen konnten, dass ich nicht vollkommen wahnsinnig wurde, mich nicht die kleinste Sache auf die Palme brachte und das nächste mich am Boden zusammenbrechen ließ, tieftodtraurig, am Ende und mit dem Wunsch, einfach nicht mehr zu sein – nichtseiend zu sein, das Leben als hohler Schatten...das musste einfach besser sein als das hier...
Argh! Und sie taten es schon wieder.
Ich war auf die Couch gefallen und hatte auf etwas Schlaf gehofft, aber der sollte mich wohl nicht besuchen dürfen. Stattdessen war da die Wildnis hinter meiner Stirn, die sich wieder in wahren Gewittersturm verwandelt hatte und mich plagte. Wieso war es immer mein Körper, der sich am längsten damit abmühen musste, was ich ihm wieder angetan hatte? Wieso waren die Gedanken immer gleich wieder als erstes wach und da – und so mächtig und ungestüm wie eh und je?
Ich biss die Zähne aufeinander. Wenn mir nicht jeder Knochen schmerzen würde und sich jede Bewegung so anfühlen würde, als wäre ich von einem 50-Tonner überfahren worden, ich wäre vermutlich schon wieder an meinem Versteck gewesen...etwas Kleines wenigstens; eine Tablette nur, die meinen Kopf etwas beruhigte...
Doch ich ließ es bleiben. Ich wollte nicht aufstehen, ich wollte nichts mehr machen – ich wollte einfach nur Ruhe für mich haben in meinen eigenen vier Wänden. Louie war auch schon zu mir gekommen, schnurrend schmierte er meinem Arm entlang, der noch auf den Boden hing.
Ich atmete schwer. Wieso fiel es mir eigentlich immer so furchtbar schwer, mich einfach wieder herunterzufahren? Ich wusste es nicht. Ich hatte noch nie die Möglichkeit gehabt, richtige Ruhe zu kennen – stattdessen hatte immer schon eine gewisse grundsätzliche Unruhe bestanden, die niemals ganz auszuklingen vermochte. Irgendetwas arbeitete auch jetzt schon wieder im Hintergrund und ich konnte es nicht ergründen, weil es sich nicht klar fassbar zeigen wollte. Stattdessen hielt es meine Gedanken an jeder Stelle auf Trab, mit irgendwelchen Dingen, ohne dass ich mir einen Reim darauf machen konnte – es war so laut in meinem Kopf, dass ich nicht mal die Möglichkeit hatte, darüber nachzudenken, was denn dieses Chaos verursachen könnte.
Mein Fuß wippte unruhig. So würde ich garantiert keine Ruhe mehr finden! Und was konnte ich dagegen tun? Neben der Einnahme seltsamer Substanzen hatte ich auch noch andere Methoden, um mich abzulenken, doch dazu müsste ich...
Ich seufzte und richtete mich schließlich langsam wieder auf. Ich könnte irgendetwas machen – Kunst und so. Das brachte mich immer runter. Aber was sollte in meiner momentanen Situation schon dabei herauskommen...? Doch was war schon dabei, es einfach zu probieren...?
Kurze Zeit später hatte ich dann auch schon ein großes Blatt bereit, den Bleistift in der Hand. Meine Finger waren dabei seltsam taub und meine Beine zitterten ein wenig, ich hatte einen Schweißausbruch nach dem anderen, doch nachdem ich einmal aufgestanden war, hatte diese Idee solchen Besitz von mir ergriffen, dass es kein Zurück mehr gegeben hatte. Denn mein Körper mochte in diesem Moment wohl schwach und am Ende aussehen, doch meine Augen glühten vor Aufregung – das wusste ich, denn es prickelte in meinem Bach und mein Herz schlug nicht nur aufgrund meines allgemeinen Zustandes heftig in meiner Brust.
Und dann hatte ich die erste Linie gesetzt...

------>Zeitsprung - zwei Wochen später <-------

Ich hatte den ganze Tag gezeichnet und gar nicht bemerkt, dass es zwischendurch schon wieder dunkel geworden war, die Zeit gerannt war. Erst war es hell gewesen, die Schatten hatten sich bald darauf jedoch immer weiter gezogen. Gedankenverloren hatte ich die Lichter eingeschalten, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Im Endeffekt hatte mich meine fixe Idee in der Umsetzung etwa acht Stunden gekostet – acht Stunden, in denen ich nur gestanden hatte, in denen ich nichts gegessen und nur wenig getrunken hatte. Und dennoch war ich etwa um zehn zufrieden und endlich beruhigt ins Bett gefallen und hatte bis zum Nachmittag des folgenden Tages geschlafen. Durchgehend. Und ich hatte mich damit sehr gut gefühlt. Mein Körper hatte bald wieder mir gehört und er hatte auch nicht mehr geschmerzt, mein Geist war klarer geworden, meine Sinne hatten weniger Leid verursacht. Zugegeben, so richtig gut war es dennoch nicht so schnell geworden, doch mittlerweile waren etwa zwei Wochen vergangen und ich fühlte mich wieder, nun ja, normal. Das war für mich, wer mich kannte, auch kein allzu guter Zustand, aber immerhin das übliche Leben für mich.
Und so war der Alltag wieder da: Ich stand an meiner gewöhnlichen Stelle im Geschäft – an der Kasse oder an den Regalen, räumte Dinge ein oder wieder aus, ließ mich von Kunden beschimpfen und von Kindern ärgern. Ja, es war wirklich alles wieder normal. Nicht einmal bei Sharon hatte ich mich noch einmal gemeldet. So gern ich mich auch bei ihren Freundinnen noch persönlich hatte bedanken wolle, vermutlich war es besser so – die Nacht und der Vormittag waren für mich anstrengend und peinlich genug für ein ganzes Leben gewesen. Ich wollte ihnen definitiv nicht noch mehr zur Last fallen oder noch einmal zu ihnen zurückkehren. Es war nur sehr schade, dass ich mich bei meinen Retterinnen nicht hatte noch einmal selbst bedanken können – Sharon hatte auch viel für mich getan, aber die anderen Mädchen hatten mich von der Straße geholt...im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch leider hatten Dinge immerzu du seltsame Angelegenheit, ausgerechnet dann einen Weg zu mir zurückzufinden, wenn ich es am wenigsten wollte – oder erwartete:
Zwischen den Regalen, ich war gerade dabei, einige Dosen einzusortieren, die etwas zur Neige gegangen waren, sah ich einen Haarschopf, der mir eigenartig bekannt vorkam. Für einen Augenblick hatte ich innegehalten und zwischen den Dosen zu der Frau geschaut, doch sie hatte sich nicht umgedreht. Sie war nur durch die schmalen Gänge gegangen, hatte hier und dort mal eine Pause eingelegt, um sich etwas anzusehen. Ich war derweil wieder an die Kasse getreten. So oder so, einer musste ja abkassieren. Und dann – ich hatte eben noch den Schrank mit den Zigaretten verschlossen, war sie da.
„Sharon", sagte ich. Ich konnte wirklich nicht sagen, ob der seltsame Unterton in meiner Stimme Überraschung war oder doch eher die Panik, dass sie ausgerechnet hier her gekommen war. Wo ich arbeitete – und mir eher niedriges Gehalt für mein weniger als bescheidenes Leben verdiente...
Ich schluckte kurz, ehe ich mich um ein Lächeln bemühte.



Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!

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Sharon
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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Sharon am 22.07.2021 17:54

Es war zwei Wochen später.
Hin und wieder hatte Sharon durchaus noch an Charlie gedacht. Sie ertappte sich selsbt dabei, wie ihre Gedanken immer wieder zu ihm glitten und sich fragen, wie es ihm wohl ging und ob er sich von seiner ausladenden Nacht wieder erholt hatte. Sie fragte sich, was es mit seinen verbrannten Wangen auf sich hatte, und ob sie verheilt waren. Sie hatte keine Nachricht von ihm aufs Handy bekommen - obwohl sie immer wieder mal auf ihrem Handy nachgeschaut hatte. Und sie war sich nicht sicher, ob sie das als gutes oder schlechtes Zeichen werten sollte.
Wie auch immer.
In der zweiten Woche war er allmählich immer mehr in den Hintergrund gerutscht. Ihr eigenes Leben nahm wieder an Überhand. Anfang der Woche hatte James gefrontet (weil sie bei Mitternacht im dunkelsten Wald waren - warum auch immer), hatte gelesen, was geschehen war und dass Sharon diesem Charlie auch noch ihre Handynummer gegeben hatte und war ausgetickt. Er hatte eine ausgepsochen wütende Nachricht im Notizbuch hinterlassen (seine Nachrichten waren meistens wütend) und drei tiefe Schnitte in ihrem Arm. Sharon hatte sie so gut es ging verarztet und verbunden. Sie war nicht ins Krankenhaus. Sie war schon zu oft im Krankenhaus gewesen wegen solcher oder ähnlicher Sachen und wenn möglich versuchte sie es zu vermeiden. Sie wollte nichts riskieren. Außerdem war der Geruch von Desinfektionsmitteln und Kliniken ein Trigger von Juliet und in Krankenhäusern roch es oft ähnlich und... naja. Wenn möglich wollte Sharon dieses Fronten einfach vermeiden. Juliet war - gelinde gesagt - instabil und sie wollte nicht, dass irgendetwas geschah... das war es schon zu oft.
Jetzt war es Mitte der Woche, Sharon trug noch immer ihren Verband am rechten Arm, unter dem sich die tiefen Schnitte befanden. Es war Vormittag - und es waren Semesterferien, was immer noch wirklich ungewohnt,a ber wunderschön war. Sharon nutzte die Zeit viel zum Lesen, Schreiben und natürlich ihre Filmkritiken - ihrem Hobby. Außerdem war sie eifrig dabei ihre Idee für ein eigenes Buch zu planen und auszuformulieren - sie konnte es kaum erwarten, sich ans Schreiben zu setzen. Heute jedoch hatte sie feststellen müssen, dass ihr Kühlschrank bedenklich leer war, also machte sie sich auf den Weg zum Einkaufen - und wurde von geschlossenen Türen begrüßt. Der Laden, in welchem sie sonst immer einkaufte, hatte wegen Renovierungsarbeiten geschlossen - na großartig. Sharon seufzte genervt, wandte sich um und ging zu dem nächsten Laden, etwas weiter die Straße hinunter. Hier war sie nur selten, weswegen sie sich nicht auskannte, aber das sollte jetzt kein Problem darstellen. Langsam schlenderte sie durch die Gänge und suchte sich einerseits die Sachen zusammen, welche sie Daheim auffüllen musste und andererseits jene, die sie für das Mittagessen bräuchte. Sie hatte sich Lachts und Bandnudeln mit Sahnesauce ausgesucht aus dem Kochbuch. Nick würd eihr das sicher fabelhaft zubereiten, aber die Zutaten brauchte er schon. Und weil es sie aus dem Regal heraus bei den Backwaren anlachte, nahm sie kurzerhand auch noch einige Zutaten mit, von denen sie wusste, dass sie für Muffins wichtig waren. Gott, kleine Muffins wären perfekt!
Mit all ihren Sachen ging sie schließlich zum Band zurück wo sie eins nach dem anderen drauf legte (sie hatte nicht warten müssen und war direkt an der Reihe). Erst als sie den Korb wegstellte und aufblickte, bemerkte sie endlich, wer ihr Kassierer war. Der sie offensichtlich ebenfalls erkannt hatte.
"Charlie!", erwiderte sie und lächelte sogleich. Er sah bedeutend besser aus, als an dem abend, an dem sie ihn kennengelernt hatte. Das erleichterte sie, wirklich! "Wie geht es dir? Alles in Ordnung?" Nachfragen konnte nicht schaden. Ihre Fähigkeiten Gefühle von Menschen zu lesen waren nämlich alles andere als optimal, was sich auch bereits öfters bewiesen hatte. Kurz blickte sich Sharon um, um sich zu vergewissern, dass hinter ihr noch andere Kunden standen und warteten - aber niemand. Das war gut, sie wollte den Verkehr nämlich wirklich nicht durch Plauderei aufhalten. So aber gings ja und leicht lächelnd wandte sie sich erneut in ihrer gestreckten graden Körperhaltung und mit ihrem ordentlichen Pferdeschwanz, der hinten zusammen gebunden war, zu Charlie um.

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Charlie

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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Charlie am 11.08.2021 23:06

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet hatte. Als ich wieder an die Kasse getreten war und eine ältere Dame abkassiert hatte, die daraufhin vor sich hin schlurfend den Laden zu verlassen suchte, war ich wieder auf der Arbeit gewesen und alles andere war vergessen – aber wenn ich schon meinte, sie gesehen zu haben...irgendwann musste sie ja an die Kasse kommen, um zu bezahlen, wenn sie etwas kaufen wollte, nicht? Ein sehr deutlich logischer Punkt, würde ich sagen. Und doch hatte ein Teil von mir offenbar damit gerechnet – oder sogar darauf gehofft, dass ich sie nicht sehen würde...dass sie nichts kaufen und gehen würde. Und auch wenn sie dabei hätte zu mir kommen müssen, wäre es etwas anderes gewesen, als...
Das.
Ich hatte geschluckt, doch ich bemühte mich, freundlich zu sein – nicht nur professionell, sondern auch...bekanntschaftlich. Denn immer kannte man sich ja auch eine gewisse Weise schon...Auf eine sehr intime Weise – darüber wollte ich in diesem Moment allerdings gar nicht nachdenken. Und dennoch...automatisch war eine Hand zu meinem Gesicht gezuckt; die Fingerspitzen hatten die raue Haut meiner Wangen kurz gestreift – noch immer sehr empfindlich, etwas gerötet, aber fast nicht mehr zu sehen. Diese Nacht hatte mir noch lange schwer im Magen gelegen und die Verbrennungen auf meinem Gesicht erinnerten immer noch daran, wie seltsam sie gewesen war. Und vermutlich würde es noch lange gewisse Spuren auf meiner Haut lassen bis die eigenartige Narben verblassten.
Ich räusperte mich noch einmal, um meine Gedanken in den Hintergrund zu schieben.
Es gab nun wichtige Dinge ins Auge zu fassen. Genau! Ihr Einkauf. Immerhin arbeitete ich hier – das war das einzige, das ich mit ihr hier tun musste. Ansonsten hatte ich keine Verpflichtung zu nichts. Im Bezug auf alles andere wollte ich sie deshalb gern ignorieren...Wenn das denn so leicht wäre. Ich kam mir schlecht dabei vor, immerzu ihrem Blick auszuweichen, während ich die Sachen über den Scanner hielt. Und jemandes Blick auszuweichen...das war noch etwas ganz anderes als ihm nicht zu antworten. Ich seufzte innerlich, wollte nach außen hin aber noch so freundlich wie möglich wirken.
„Äh, ja", antwortete ich deshalb. So wenig aussagend wie ich nur konnte. Denn wenn ich ehrlich war, ging es mir eigentlich niemals richtig gut – immer, wenn ich glaubte, dass ich das eine Hindernis hinter mir gelassen hatte, tat sich ein neuer Abgrund auf...in meinem Kopf, in meinem Herzen, vor mir, in meinem Leben. Niemals konnte ich es vorhersehen, doch immer kam es mit Sicherheit. Die einzige Gewissheit, die es für mich in meinem Leben zu geben schien, war die Tatsache, dass es immer noch ein tieferes bergab gab – und wenn ich meinte, den Boden der Schlucht erreicht zu haben, bemerkte ich, dass ich nur auf einem Vorsprung gesessen hatte, der sich beim nächsten Erdbeben löste und ich fiel wieder in die undurchdringliche Schwärze.
Ich schüttelte leicht und kaum merklich den Kopf. So konnte ich doch jemanden nicht behandeln, der mir vermutlich das Leben gerettet hatte. Was hieß denn vermutlich. Wäre ich allein auf der kalten Straße geblieben, wäre das sicher mein Ende gewesen. Vielleicht auch mal ein Ende des endlosen Fallens – doch das hatte sich nicht ergeben. In der Dunkelheit hatte sich am Ende doch wieder ein Vorsprung gezeigt, der mich aufgefangen hatte; und mir eine kleine Verschnaufpause gegönnt hatte.
„Na ja, ich hatte noch einige Schwierigkeiten nach dem Abend im Club, aber es hat sich ganz gut wieder gefangen – alles wieder beim Alten." Ich lächelte einen Moment etwas breiter. Wie schwer einem so etwas fallen konnte. Aber immerhin hatte ich nicht gelogen und keine dumme, mehrdeutige Aussage getroffen, mit der man nichts anfangen konnte, sondern ich hatte die Wahrheit gesagt – es war alles wieder beim Alten. Ich hatte nur vielleicht „vergessen" zu erwähnen, dass das Alte bei mir alles andere als gut war.
Aber schließlich war es noch etwas anderes, das meine Aufmerksamkeit auffing. Hatte sie da einen Verband am Arm? „Ist alles okay...?", fragte ich und warf einen Blick darauf, runzelte leicht die Stirn.
Das regelmäßige Piepen der Kassa war mittlerweile verstummt. Wir waren allein im Laden – es eilte nicht, sie abzukassieren. So stand ich da, mit ihrer Packung Muffins in der Hand, ohne sie abzuscannen oder sie wieder beiseite zu legen. Wie seltsam mir diese Frau vorkam, ging es mir kurz durch den Kopf. Ein anderer Gedanken überkam mich dann allerdings....
„Wie geht es denn deinen Freundinnen?", erkundigte ich mich. Immerhin hatten die mich ja bei ihr abgeladen, nicht, ihre Mitbewohnerinnen. Ich hatte mich leider nie bei ihnen bedanken können. Mehrmals hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Sharon zu bitten, mich mit ihnen vertraut zu machen – damit ich auch noch einmal persönlich mit ihnen sprechen konnte. Doch ich hatte die Idee immer wieder verworfen; es war mir seltsam vorgekommen und ich hatte sie nicht nerven wollen. Deshalb war es schließlich unter den Tisch gefallen. Jetzt, wo Sharon vor mir stand, hatte ich wiederum ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht getan hatte. Immerhin sprachen sie doch sicher über solche Dinge – und Sharon wusste, dass ich mich nie bei ihnen bedankt hatte. Was sie wohl dazu sage mochten...?
Doch auch diesen Gedanken schob ich kurz darauf beiseite. Alles nur Ballast, der mich in diesem Augenblick aufhielt und durcheinander brachte...Doch von was mochten sie mich wohl abhalten? Zwischen uns war es still geworden. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte – es war mir unangenehm...wie die ganze Situation mir nicht bequem war. Ich schob die Muffinverpackung über den Scanner. Das Piiiep brach die Stille für einen Augenblick...



Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!

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Sharon
Gelöschter Benutzer

Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Sharon am 17.08.2021 17:57

Menschenkenntnisse hin oder her. Sharon hatte die Bewegung Charlies gesehen. Das Zucken seiner Hand zu seiner Wange und sie wusste genau, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war, denn an genau das Gleiche hatte sie auch gerade gedacht. Die seltsamen Verbrennungen an seinen Wangen, nachdem er schreiend aus seinem Schlaf (oder was auch immer es gewesen sein mochte) aufgeschreckt war. Ob er wusste, woher es gekommen war? Oder es ein Rätsel geblieben war?
Sie hatten an diesem Tag nicht darüber gesprochen, erinnerte sie sich.... sie hatte ihm lediglich kalte Waschlappen gegeben um die Wangen zu kühlen. Ob sie... hätte nachfragen sollen?
Und ganz spontan entschied sie sich, es zu tun. "Wie geht es den Verbrennungen an deinen Wangen? Sie sehen schon besser aus." Sie hoffte es war nicht zu direkt.
Er schien ihrem Blick auszuweichen, aber womöglich bildete sie sich es auch nur ein. Einerlei. Sie konnte es verstehn, wenn es ihm unangenehm war - dass er nach seiner durchzechten Nacht bei ihr hatte schlafen müssen. Dabei war das nicht das geringste Problem. Sie hatten ja (erstaunlicherweise) mal alles hinbekommen! Ruby, Heather und sie. Alles gar kein Problem.
Als er aber sagte, dass es ihm wieder besser ging, lächelte sie leicht, aber ehrlich. "Das freut mich zu hören, wirklich!", meinte sie ehrlich. Und es erleichterte sie vor allem. Denn dass es ihm besser ging bedeutete sicher, dass es nicht nochmal zu einer solchen Nacht gekommen war und das konnte man sicher als positives Zeichen auffassen.
Hoffte sie.
Kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen, als sein Blick zu ihrem Arm zuckte. Und dann auch schon die Frage kam. Unwillkürlich folgte sie seinem Blick zu ihrem Verband. Oh James..., dachte sie missmutig. Wie sie das einfach nur hasste, wirklich. Dank der Therapie hatte sie gelernt, dass es war, weil viele ihrer Alters sehr sehr schlimme Erinnerungen mit sich trugen. Dass ihre Vehraltensweisen alle in etwas - vor allem in den Erinnerungen ihrer Kindheit - ihre Begründung hatten. Doch sie selbst hatte das nicht. Ihre gesamte Kindheit war ein schwarzes Tuch, an welche sie sich absolut nicht mehr erinnern konnte. Und daher fiel es ihr einfach so unglaublich schwer nachzuvollziehen, warum jemand wie James meinte, sich verletzen zu müssen oder warum jemand wie Juliet meinte immer und immer wieder versuchen zu müssen sich umzubringen...
Sie blickte wieder auf zu Charlie und setzte ein Lächeln auf, das hoffentlich überzeugend genug war. "Nur ein paar Kratzer. Nichts Wildes." Es war... ja mehr oder weniger die halbe Wahrheit.
Zu spät fiel ihr ein, dass 'nur ein paar Kratzer' gemeinsam mit den ganzen kreuzen und queren zum Teil genähten oder etwas dickeren oder wulstigeren Narben oder auch ganz feinen auf ihren Armen, ziemlich ausssagekräftig waren. Sie hatte einige Narben an ihren Armen, allerdings nicht die meisten. Die Meisten befanden sich auf den Vorderseiten und den Innenseiten ihrer Oberschenkel. Ein paar auch an ihren Seiten. Es war eindeutig dass die Feinen und Dicken von unterschiedlichen stammten. Sie wusste dass die Dicken aus James Wut geboren waren (tief und zornig mit irgendwas in der Nähe gezogen. Meist fand Sharon irgendwo eine Schere rumliegen oder ein Messer - falls sie direkt danach frontete). Die Feinen wusste sie tatsächlich nicht, wers war. Aber sie vermutete ganz stark Lily. Oder Juliet.
Es war jedes Mal aufs Neue beschissen aufzuwachen mit Verletzungen am Körper, von denen man nicht wusste, woher diese stammten.
Schon kam die nächste Frage Charlies. Sharon brauchte einen Augenblick lang, bis sie sich wieder an ihre Lüge erinnerte, welche sie ihm aufgetischt hatte um ihm zu erklären, warum er bei ihr war und warum sie keine grundlegenden Informationen über ihm wusste. Oder generell was genau geschehen war. "Oh... achso.", sage sie schnell und nickte kurz. "Gut gut. Alles gut, keine Sorge." In Wahrheit hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung wie es Ruby ging. Sie war seit dem Abend nicht mehr gefrontet und Sharon hatte nicht allzu viel mit ihr zu tun.
Nebenbei begann Sharon (um von ihren Lügen abzulenken (gut dass das ganze Gespräch bisher fast nur aus Lügen bestanden hatte)) ihre bereits eingescannten gekaufen Lebensmittel in ihre Stofftasche zu packen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.08.2021 17:16.

Charlie

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Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Charlie am 27.08.2021 23:45

Es war wohl klar gewesen, dass ihr meine kleine Bewegung in Richtung meines Gesichtes nicht entgangen war. Sie war ja auch nicht gerade unauffällig gewesen. Deshalb hatte ich wohl damit rechnen müssen, dass sie danach fragte.
Ich schluckte leicht, kaum merklich wie ich hoffte.
Nach einem leichten Räuspern ergriff ich das Wort: „Eigentlich ganz gut. Sie sehen doch schon wieder ganz gut aus, nicht?" Ich lächelte leicht. Ein Scherz war es gewesen, aber kein guter.
Noch immer tat ich mich schwer damit, sie direkt anzusehen. Sie, hier, in dem Geschäft, in dem ich arbeitete – ackern traf es vermutlich besser – und das den Höhepunkt meines eher unterdurchschnittlichen Lebens bildete. Es hatte mir noch nie gefallen, wenn mich hier Leute sahen, die ich kannte – und, schlimmer, die mich kannten. Es war ein Beruf wie jeder andere, sicher, doch irgendwie...Für mich war mein Leben, das ich im Grunde nur hier verbrachte, aus genau diesem Grund der Inbegriff des Versagens.
Ich schüttelte leicht den Kopf, um den Gedanken abzuschütteln. „Ja, mich freut es auch." Mit einem weiteren Lächeln, kurz und aufgesetzt, aber hoffentlich freundlich genug, um die Lage entspannt zu halten. So ein Exzess war mir nicht mehr untergekommen in letzter Zeit. Nicht unbedingt, weil man behaupten könnte, ich hätte daraus eine Lehre gezogen, sondern eher die Tatsache, dass ich weder Kraft noch Energie und Nerv für solche Dinge mehr gehabt hatte. Es war nicht so, dass ich nicht die Möglichkeit gehabt hatte...aber...Trotzdem ich mich sicher wieder in solche Sachen stürzen würde – ich brauchte es einfach –, wäre dieser Zeitpunkt sicher nicht in allzu naher Zukunft. Und schon gar nicht, wenn Sharon oder ihre Freundinnen wieder in der Nähe sein sollten – einmal großes Drama auf ihrem Sofa war schon einmal zu viel, nicht?
Und dann...war da Stille. Der Strom meiner Gedanken brach ab, verlor sich in der Leere und auf einmal...war es totenstill. Es war, als hätte ich gar keine Gedanken und als wäre ich in meinem Kopf ganz allein – keine Stimme, die etwas in der Schwärze sagte, die einen Hinweis gab, keine Bilder, die die Dunkelheit erleuchteten. Nur ich, in einem dunklen Raum, ein einziger Lichtkegel dicht um meinen Körper...nur...ich. Ohne sein und ohne alles, was sonst da war.
Doch so plötzlich wie das Nichts in meinem Kopf gekommen war, so schnell verging es auch wieder. Ich erinnerte mich daran, dass ich in einem Laden stand, hinter der Kasse, vor mir eine Kundin – keine gewöhnliche Kundin, sondern...Sharon.
Mein Blick war auf ihren Arm gefallen, ohne dass ich ihn ganz gesehen hatte, verstanden hatte, was ich eigentlich gesehen hatte. Doch ein Teil von mir, der hatte es ganz sicher gesehen – und sich schon seine Gedanken gemacht. Was sie da wohl hatte? Kaum war mir die Eingebung gekommen, hatte ich sie auch schon ausgesprochen...und mir gefiel nicht, wie sie darauf reagierte... „nur ein paar Kratzer". Die Worte hallten in meinem Kopf wider. Glauben konnte ich sie trotz des Lächelns nicht. Ich runzelte leicht die Stirn, doch ich schwieg. Doch wegen dieser kleinen Handlung war ich mir bereits sicher, dass sie verstanden hatte, dass ich ihr das nicht glauben konnte. Ich dachte dabei nur an meine eigenen kleinen mal besser und mal schlechter versteckten kleinen und großen Narben überall an meinem Körper. Wenn ich sie doch einmal am Arm gehabt hatte... ‚Was war geschehen?' – ‚Nur meine Katze, die hatte mich gekratzt.' Im Grunde war es einem egal, ob die Leute es einem abnahmen oder sich ihren Teil dazu dachten, man war eigentlich nur froh, wenn das Thema schnell wieder vom Tisch kam und man sich mit anderen Dingen befassen konnte – und besonders...dass man nichts offen aussprechen musste.
Ich blinzelte einige Male und betrachtete dann die Ware, die sie auf dem Tresen ausgebreitet hatte, und machte mich daran, sie wieder abzukassieren. Ich war nicht allzu gut darin, andere Menschen zu lesen, doch sie wirkte etwas überrascht, als ich noch einmal nach ihren Freunden fragte. Oder...war es keine Überraschung? Ich konnte es nicht ganz einordnen – sie wirkte allerdings ein wenig wie aus dem Kalten erwischt. Ich konnte mir das nicht erklären. Allerdings konnte ich mir viele Dinge nicht erklären, die mir in letzter Zeit widerfuhren. Nur...dass es bei Sharon noch einmal auf eine ganz andere Weise zu passieren schien. Als ich auf ihrer Couch aufgewacht war, war es mir nicht gleich klar vor Augen gewesen, doch je öfter ich mich daran zurückerinnerte und darüber nachdachte, was geschehen war – in meinen Träumen oder auch in dieser Zeit an sich –, umso seltsamer erschienen viele Dinge um Sharon. Nicht zuletzt die Tatsache, dass sie ungemein viel von der Frau aus dem Club hatte – mochte es daran liegen, dass ich betrunken gewesen war oder an etwas ganz anderem, doch mir war es Spanisch vorgekommen. Ganz zu schweigen von den seltsamen Visionen, die ich von ihr und von Ruby gehabt hatte...die goldenen Silhouetten, die ihr entsprungen waren und wie eine seltsame Erweiterung ihrer Umrisse erschienen waren.
Ich dachte an meine Zeichnung, die daheim auf meinem Schreibtisch lag.
Mit einer Packung Lachs in der Hand sah ich sie schließlich das erste Mal richtig an seit sie vor die Kasse getreten war. „Ich habe dich gezeichnet." Ich blinzelte. Einen Moment kostete es mich, ehe ich begriffen hatte, dass ich diese Worte tatsächlich laut ausgesprochen hatte. Ich machte große Augen – und sah augenblicklich wieder weg, schob krampfhaft die Packung Lachs über den Scanner. „Vergiss das einfach...", murmelte ich. Natürlich sehr viel leichter gesagt als getan. Wie sollte man so etwas vergessen?! Ich wollte gern im Boden versinken – und nicht mehr zurückkehren bis sicher war, dass ich sie nie mehr wiedersehen musste...



Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!

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Sharon
Gelöschter Benutzer

Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life

von Sharon am 31.08.2021 18:41

Sharon erwiderte Charlies Lächeln leicht, als dieser ihr auf die Frage nach seinen verbrannten Wangen antwortete. "Definitiv besser, ja", bestätigte sie ihm mit einem kleinen Nicken, dennoch ruhten ihre Augen noch einen Moment länger besorgt und verwirrt auf seinen Wangen. "Hast du irgendeine Ahnung, woher das überhaupt gekommen ist?" Wenn sie schon beim Thema waren, dann konnte sie doch auch aufs Ganze gehen, oder nicht? Sie konnte sich nämlich nicht vorstellen, wie er sich so dort hatte verbrennen können - immerhin hatte er doch nur auf ihrer Couch gelegen und nichts weiter... oder? Oder waren die Verbrennungen doch schon da gewesen und sie konnte sich lediglich nicht daran erinnern? Also, wundern würde sie es jetzt im Nachhinen zugegebenermaßen auch nicht... womöglich, weil sie es einfach schon gewohnt war, Dinge und sogar große Abschnitte ihres Lebens zu vergessen bzw. nicht zu wissen. Einfach weil andere Alters diese erlebt und gelebt hatten. Eigentlich sollte ihr eigenes Gedächtnis dabei nicht daran leiden, wenn sie frontete, aber was wusste sie schon?
Immerhin schien Charlie sich nicht nur von diesen seltsamen Verbrennungen, sondern auch von der Exzess-Nacht an sich halbwegs erholt zu haben, was dieser ihr auch bestätigte. Das beruhigte sie, wirklich. Allein schon die Tatsache, dass dies nicht alle paar Tage stattfand, war an für sich doch schonmal ein ganz gutes Zeichen, oder? Jedenfalls hoffte sie es. Was Menschen anging war sie nicht immer so gut, alle Sachen richtig zu interpretieren. Bei Filmen fiel ihr das zugegebenermaßen bedeutend leichter. Oder bei sonstigen Kritiken. Das war ihre Welt, wenn sie mit ganz objektivem Blick alles bewerten, sich nochmal und nochmal anschauen konnte um jede Kleinigkeit aus den jeweiligen Situationen herauszuziehen. Nur im "echten" Leben und direktem Kontakt mit Personen, mitten im Gespräch, war das eben nicht möglich.
Mit einem kaum hörbaren Seufzen versuchte Sharon ihre Gedanken davon wegzulenken.
Wozu Charlie seinen Teil beitrug, indem er den Verband an ihrem Arm ansprach. Gott sei Dank ging er aber nicht näher drauf ein auf ihre ausweichende Antwort, dass es sich 'nur um ein paar Kratzer' handelte. Zu hören war ne kurze Weile nur das Piep, als ein weiteres ihrer ausgewählten Artikel über die Kasse gezogen wurde, welches sie sogleich in ihre Tasche packte. Sie war wirklich froh, dass Charlie auch bei Ruby nicht weiter nachgefragt hatte. Jede Nachfrage könnte bedeuten, dass ihre Lüge aufflog und das... wollte sie wirklich nicht riskieren.
Überrascht blickte sie auf, als Charlie plötzlich etwas ganz anderes ansprach. Kurz blinzelte sie ihn an, dann begann sie zu lächeln. "Wirklich?", fragte sie nach und richtete sich jetzt auf. Das fand sie irgendwie... süß. Und spannend, wirklich! "Ich wusste gar nicht dass du zeichnest. Darf ich das mal sehen? Nicht ums zu beurteilen, keine Sorge - es interessiert mich einfach." Insbesondere wie er sie wahrnahm. Und was sein Stil war. Realistisch? Abstrakt? Nur Skizzenmäßig? So oder so interessierte es sie, wirklich.
Sie nahm das letzte Stück ihres Einkaufs an sich und legte es ebenfalls in ihre Tüte. "Was bekommst du eigentlich von mir?", fügte sie sogleich an. Ihr war immerhin durchaus bewusst, dass sie ihre Einkäufe auch noch bezahlen musste.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.10.2021 11:18.
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