Charlie & Sharon ~ Party Named Life
Erste Seite | « | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 ... 7 | » | Letzte
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Neueste Beiträge zuerst ]
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 07.12.2020 16:20Mir war schlecht und mein Körper fühlte sich taub an, fremd...als wäre er nicht meiner, als wäre ich kein Teil von ihm. Als hätte man uns achtlos mit einem Seil zusammengebunden, auch wenn wir keine Verbindung zueinander hatten und nicht zusammengehörten. Alles drehte sich und die Momente, die ich totaler, schwarzer Leere verbrachte, wurden immer wieder lichten Augenblicken abgelöst. Zuerst spürte ich nichts, dann warf wieder alles kalt um mich herum und der Lärm des Straßenverkehrs und der nächtlichen Stadt schmerzte in meinen Ohren, während die eisige Kälte meine Nase einfrieren ließ und mein Gesicht schmerzhaft zu prickeln begann. Wie sehr ich mich in diesen Momenten nach dem schwarzen Nichts sehnte, und doch, sobald mich wieder Dunkelheit umfing, konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dort vergessen zu werden...ewig in der Leere zu schweben, niemand kannte mich, niemand erinnerte sich an mich und ich würde nicht einmal sterben...ich war einfach nur allein und blind, taub, stumm, geschmacks- und geruchlos in der Schwärze...ohne Ausweg.
Meine Kehle schnürte sich mir immer wieder zu und mit einem Schreien, wollte ich erwachen, landete aber nur in einem Körper, der mir nicht gehorchte, der mir immer noch nicht zu gehören schien. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nur hilflos mit den Augen blinzeln und die stumpfen, mechanischen Bewegungen meines Körpers verfolgen, der wie von selbst zu handeln schien...als wusste er, was er wollte und musste es unbedingt schaffen...Wenigstens einer von uns wusste etwas und hatte einen Plan.
Um mich aber drehte sich stattdessen alles und während ein tiefer Sog mich immer wieder ins Nichts zog, wurde ich genauso schnell immer wieder ausgespuckt und fand mich am Boden in einer kalten Gasse wieder. Über mir stand die Fremde aus dem Club...die so wunderschöne Frau. Wie ein Engel in Schwarz stand sie da. Ein Licht in ihrem Rücken, der ihren Bewegungen zu folgen schien...wie aufeinander abgestimmt handelten die beiden Gestalten zusammen...Die echte Frau und der goldene Schimmer, der wie ein Heiligenschein mit Flügeln um sie herum anmutete. Und doch trug sie ein schwarzes Kleid...war das das Ende? Würde sie mich holen und ich würde in dieser Gasse sterben? War ich schon so weit weg, dass ich mir Engel einbildete? Aber wieso sah sie dann so aus wie die Frau, mit der ich getanzt hatte? War es eine wunderschöne Fantasie? Und wenn ich sterben sollte, wieso tat mir dann alles weh? Wieso war mir so kalt und wieso nahm ich die Welt so furchtbar eindringlich wahr? Müsste das alles nicht nachlassen...?
Ich stöhnte, als die Frau mich bald auf die Beine zog und mich mit sich nahm. Ich wollte sie fragen, was sie vorhatte, ich wollte wissen, was geschehen würde, was sie da tat, doch kein Wort wollte über meine Lippen. Mein Mund wollte mir nicht gehorchen, meine Zunge meinem Willen nicht folgen und meine Stimmbänder die Töne nicht freigeben. Stattdessen entfuhren mir nur sinnlose Wortfetzen und Laute.
In meinem wechselhaften Zustand konnte ich erst spät erkennen, dass sie mich in Taxi hievte und eine Adresse nannte, die ich nicht kannte. Es war kein Krankenhaus, nicht einmal in meiner Nachbarschaft. Noch einmal wollte ich sie etwas fragen, doch ich konnte nicht einmal meine Augen offen halten. Was hatte ich da nur eingenommen...
Während der Fahrt nahmen die dunkeln Episoden zu und meine Brust krampfte sich mit jedem Mal mehr zusammen und Panik baute sich in meinem Bauch auf, kochte immer höher. Nein, ich wollte nicht allein in der Dunkelheit sein. Nein, ich wollte dort nicht sein! Doch je mehr ich dagegen ankämpfte und je mehr ich mich an die lichten Augenblicke klammerte, umso verlor ich mich und ebenso jede Orientierung. In meinem Kopf schleuderte ich hin und her, die Außenwelt verlor immer mehr an Bedeutung, so sehr ich mich auch auf die konzentrierte...Ich versuchte, mich auf die schöne Frau zu fixieren, als sie mich eine Treppe nach oben schleppte, ich wollte mich auf ihren Atem konzentrieren und auf ihre Muskeln, wie sie sich, zwar fein und zart, anspannten und wieder erschlafften – wie in einem wundervollen Tanz, Hand in Hand ihrer Arbeit nachgingen – und mir dabei in den eigenen Körper drückten, um ihn aufrechtzuhalten. Und ich fokussierte mich auf die Treppe unter meinen schlaffen, wenig mitarbeitenden Füßen, doch am Ende verblasste alles vor mir nur immer mehr...ich bekam von ihrer Wohnung kaum noch etwas mit. Sie legte mich auf das Sofa und verschwand dann erst einmal. Ich versuchte, wach zu bleiben, so wie sie es mir in der Gasse schon aufgetragen hatte, doch es wurde immer schwerer, denn trotz der Panik und trotz meines Willens, nicht einzuschlafen, umfingen mich immer mehr und mehr Müdigkeit und Erschöpfung, denn auch mein Körper gab langsam auf. So sehr ich ihn auch anflehte, es nicht zu tun, doch auch er hatte den Kampf aufgegeben und gab der Erschöpfung nach.
Mit einem leichten Seufzen war kurze Zeit später jede Kraft auf mir entschwunden und ich konnte nicht anders...Da war sie wieder, die Dunkelheit und ich konnte nicht mehr weglaufen...Sie bemühte sich nicht einmal, ich sank einfach in sie hinein und wurde von ihren pechschwarzen Schwingen aufgefangen und umarmt...
Es war eine Ewigkeit, die ich vor mich hin trieb. Ohne Licht, ohne Leben, ohne alles. Keine Zeit; alles war gleichzeitig und gar nicht, dauerte für immer oder nur den Bruchteil eines Wimpernschlags...
Aber...irgendwann spürte ich einen kühlen Hauch und auf dem Nichts wurde ein schwarzer Raum mit einem Licht an seinem Ende. Das war es also...Jetzt war ich gestorben, nicht? Und langsam kam das Licht näher. Ich hatte keine Kontrolle darüber. Ich schwebte darauf zu und es erwartete mich; es wurde immer wohliger und immer wärmer, je näher ich dem goldenen Schein kam, und langsam aber stetig fühlte ich mich besser. Er stach leicht in den Augen und doch wollte man immer ewig anschauen. Und als schließlich alles um mich herum hell wurde, schloss ich für einen Augenblick die Augen, ehe ich das Zwitschern von Vögeln vernahm und ich die Sonne auf meiner Haut spürte. Es roch süßlich mit einer Note von Lavendel und Salbei.
Neugierig öffnete ich die Augen und erkannte, dass ich mich in einem Garten befand. Exotische Pflanzen wuchsen in den Beeten und auf den Stufen. Und es roch blumig. In der Nähe plätscherte ein Bach. Sah so etwa das Jenseits aus...?
Erstaunt entfuhr mir ein leises „Wow". In meiner Nähe brach ein leichtes Summen ab, das die ganze Zeit über einen Klang im Hintergrund ausgemacht hatte und sich mit dem Gesang der Vögel vermischt hatte, ebenso das Zirpen der Grillen und das Rascheln in den Ästen und Baumkronen, wann immer ein sanfter Wind hindurch streichelte. Eine junge Frau hatte sich von einem Beet erhoben und sah sich um, woher das Geräusch gekommen war, und erkannte schließlich mich. Ihr Mund blieb ihr offen stehen und sie zog die Stirn in leichte Falten, was ihrer Schönheit aber keinen Abbruch tat. Der Wind brachte ihr hellbraunes Haar in Bewegung und der Blick ihrer strahlenden grünen Augen lag forschend auf mir. Die Sonne hatte ihrer Haut einen wundervollen Braunton verliehen und ihr langes, tiefblaues Gewand tanzte leicht mit dem Hauch, der uns umfing.
Vorsichtig tat sie einen Schritt auf mich zu und ich wurde etwas nervös. Was hatte sie nur? War ich etwa so verkehrt hier? In diesem Himmel von einem Garten? Ich hatte viele Dinge getan, die nicht gut gewesen waren, die ich hätte anders angehen sollen, aber...war ich so schlimm gewesen?
Doch dann öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen: „Charlie...?", kam es ihr ungläubig und dennoch mit liebevoll großen Augen über die Lippen, die langsam feucht wurden. Sie hatte beide Arme erhoben und trat noch etwas näher. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich selbst eine Hand erhoben hatte und sie war fast bei mir...wir berührten uns fast, als ich einen immer stärker werdenden Sog hinter mir spürte. Ich wehrte mich; ich wollte sie berühren, ihre Hand in meine nehmen und sie nicht mehr loslassen, doch bevor sie mich erreicht hatte, wurde ich rücklings von den Beinen gerissen und die Schwärze zurückgesogen. Ich wollte Schreien und ich sah noch immer ihr Gesicht vor mir. „Charlie!", hatte sie mir hinterher gerufen, ehe ich wir uns aus den Augen verloren hatten.
Und mit einem heftigen Aufschlag landete ich wieder in meinem Körper.
Ich keuchte und ich bekam keine Luft und mein ganzer Körper schmerzte, als hätte man ihn gerade aus einem Graben in Ozean gezogen...tausende Tonnen Druck auf meiner Brust, die mir die Luft zum Atmen nahmen und meinen Körper zerquetschten...
Äh...hallo?, drang es wie durch Watte an meine Ohren und ich schreckte auf; ich riss die Augen auf und saß auf einmal auf dem Sofa, hatte mit einer Hand den Arm der Fremden umklammert, die sich mir genähert hatte, und starrte sie entgeistert an.
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 22.12.2020 14:36Mit weit aufgerissenen Augen, rasendem Herzen, einige Strähnen wirr im Gesicht hängend, starrte sie den Fremden an. Wusste absolut nicht, was sie tun wollte, während die Panik mit jedem einzelnen Herzschlag einmal komplett durch ihren Körper gepült wurde. Sie war unfähig zu denken, unfähig, irgendetwas zu tun. Sie schluckte.
Sie musste sich beruhigen. Unbedingt.
Es war ihr noch nie so schwer gefallen. Bewusst ein und auszuatmen.
Der Mann, der vor ihr auf dem Sofa saß, hatte hängende, matte, fast schon tote Augen ohne Glanz. Er war ungewaschen, sein Bart ungepflegt und an der einen Wange meinte sie, eine Schnittwunde zu erkennen. Wieder schluckte sie und merkte, dass sie (zwar unter Anstrengung, aber dennoch) nicht mehr so hektisch atmetete, als würde sie gleich hyperventilieren. Das war doch ein Fortschritt.
Obgleich ihre Beine aus Wackelpudding bestanden.
In diesem Moment fiel ihr Blick endlich auf den weißen Zettel am Wohnzimmerboden. Ohne den Fremden aus den Augen zu lassen, ging sie vorsichtig hin (sie zitterte am ganzen Leib...verdammt... wann hatte sie das letzte Mal solche Panik in sich gespürt?) und hob ihn vorsichtig hoch. Sie erkannte sofort Heathers große ausladende Schrift.
Ruby hat diesen jungen Herrn beim Feiern getroffen. Ihm ging es nicht gut, deswegen haben wir ihn hergebracht, damit er erstmal nüchtern werden kann. Nicht erschrecken!
Alles Liebe, Heather ♥
Sharons Herzschlag verlangsamte sich minimal. Sie atmete tief ein und aus und wandte sich dann endlich wieder ihrem unfreiwilligen Gast zu. Vorsichtig - zögernd - öffnete sie den Mund. Sie fühlte sich völlig überfordert, hatte keine Ahnung mit der Situation umzugehen. Mann, Leute!
"Ähm...tut mir leid. Ich..." Stopp. Erinnerte er sich an Ruby? Hatte sie ihm ihren Namen genannt? Verdammt! Was sollte sie denn jetzt tun?! Sie beschloss, mit ihrer eigenen Vorstellung zu warten, bis sie herausgefunden hatte, was er wusste. "Ich hab gerade Kaffee aufgesetzt, wenn du möchtest und... Schmerztabletten hab ich auch..."
Warum musste ausgerechnet sie mit dieser Situation konfrontiert sein?! Warum konnte nicht Simon oder Heather oder einfach irgendwer anderes fronten??
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 10.01.2021 00:10Die Frau schrie jäh auf, als ich ihre Hand packte – ein Teil von mir verstand das natürlich –, doch der Rest meines Körpers suchte Halt. Alles wirkte seltsam fern und hatte einen Doppelhall, klang blechern, wie in einer großen Halle, begleitet von einem grausigen Echo, das schmerzhaft im meinem Kopf wider klang. Die Umwelt nahm ich zunächst nur als einen Wirbel aus bunten Farben war, ehe sich alles etwas setzte, aber dennoch wirkte es seltsam verwaschen – irgendwie ausgewaschen und gleichzeitig verlaufen, als hätte man über einem Gemälde Wasser ausgekippt und nun rannen die Farben wild durcheinander und mischten sich zu vollkommen neuen Farben, die es gar nicht gab, die jedoch just und wild vor meinen Augen aufleuchteten, bevor sie sich wieder einmal neu mischten und sich alles wieder drehte und veränderte.
Und als sie schrie, da wollte ich beinahe selbst mit schreien – der Klang so laut und brutal in meinem Kopf. Wie eine Banshee, die ihre schrilles Lied sang und einem die Trommelfelle zu bersten drohten.
Doch stattdessen biss ich die Zähne zusammen und kniff die Augen zu. Zu schmerzhaft und zu viel, all diese Eindrücke...Ich vergaß dabei ganz, ihre Hand freizugeben, auch wenn ich mir bereits den Befehl dazu gegeben hatte, doch irgendwie wollte mir mein Körper nicht ganz gehorchen. Und so riss sie sich bald darauf selbst los; der Ruck, der dabei durch meinen ganzen Körper fuhr, zeigte mir auf, dass nicht nur meine Sinne unter der vergangenen Nacht litten, sondern auch der ganze Rest meines Körpers. Mein Arm schmerzte höllisch und jeder Muskel rebellierte, wenn ich auch nur eine kleine Bewegung tun wollte.
Ich stöhnte auf und konnte nicht an mich halten, ich musste mich rückwärst zurück auf das Sofa sinken lassen, denn alles andere würde in diesem Moment zu viel von mir abverlangen – sehr viel mehr als ich es gerade geben konnte.
Und so lag ich erst einmal da; die Augen geschlossen, die Hände auf den Ohren und mit schmerzenden Gliedern, die mich vorerst zu lähmen schienen. So hörte ich nur das Rascheln des Papiers...oder die Vorhänge bewegten sich? Ich konnte es nur schwer einordnen, alles war so direkt, unmittelbar...so heftig und auf einmal. Es könnte genauso gut die Explosion einer Bombe gewesen sein...
Und dennoch, es musste sie etwas beruhigt haben – jedenfalls handelte sie nun etwas ruhiger, denn sie sprach mit mir und bemühte sich dabei um Ruhe und Freundlichkeit. Nachdenklich hörte ich ihr zu; ich kannte diese Stimme und trotzdem hatte sie eine ganz andere Melodik und Schwingung als diese, die ich darin zu erkennen meinte. In meinem Kopf drehte sich alles, es tat weh, darüber nachzudenken, deshalb wollte ich es lassen, auch wenn das Gefühl bestehen blieb und mich daran hinderte, ihr einfach zuzuhören und auf ihre Worte zu achten, statt auf die Stimme. Doch der Sinn kam jedenfalls halbwegs bei mir an – genug, damit ich verstehen konnte, was sie mir hatte mitteilen wollen. Und ich nickte zum Zeichen des Verständnisses, hielt die Augen jedoch weiterhin geschlossen.
„Ich nehme nur ein Wasser", bat ich schließlich, nach einer gewissen Pause und erschrak über den Klang meiner eigenen Stimme; ich krächzte mehr als dass ich sprach und ich klang, als hätte ich einen dicken, fetten Frosch im Hals. Ich versuchte es mit einem Räuspern, doch es änderte kaum etwas. „Und eine Tablette, wenn es möglich ist." Ich hatte leise gesprochen und dennoch flogen die Worte in meinem Kopf hin und her wie Flummibälle, wenn man sie unbedacht auf die Erde fallen ließ.
Es verging noch eine ganze Zeit, ehe ich mich dazu durchringen konnte, meine Augen wieder zu öffnen. Noch immer blendete mich alles – die hellen Farben, alles –, aber besonders stach mir das Licht in die Augen, das durch das Fenster in den Raum fiel und ich musste mich abwenden, denn ich hatte das Gefühl, dass es mir das Augenlicht nehmen würde, wenn ich es nicht täte. Dabei erhaschte ich kurz einen Blick auf die junge Frau in der Küche. Und wieder regte sich etwas in mir; sie sah doch aus wie...wie die Frau, mit der ich vergangene Nacht getanzt hatte. Oder war es schon länger her? Ich hatte überhaupt kein Zeitempfinden mehr. Aber ich wusste, dass sie es war. Und trotzdem war etwas anders an ihr. Sie sah so anders aus, so verändert. Sicher, sie hatte sich umgezogen und war nicht mehr so geschminkt wie noch auf der Party, doch da war noch mehr...Ihre Körperhaltung und die Art und Weise, wie sie Dinge tat, wie sie sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, wie sie ihre Finger benutzte, ja sogar wie sie ihre Tasse hielt. Ich konnte es mir nicht erklären. Sie war eins zu eins aus wie die junge Frau von der Party und gleichzeitig wirkten sie wie vollkommen unterschiedliche Menschen. Handelte es sich bei den beiden um Zwillinge? Ich konnte es mir nicht genau erklären, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dem nicht so war.
Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Als ob ich nicht schon mit genügend Dingen zu kämpfen hatte, die mir in diesem Moment durch den Kopf ging, jetzt stellte sich auch noch heraus, dass es sich bei der Frau um Cinderella zu handeln schien – auf der Party die allerschönste und herausgeputzt und mit einer Eleganz ohnegleichen, und nun ein Mädchen von nebenan, chillig und unauffällig. Sie war nicht hässlich und doch...so anders.
Mir sachte auf die Unterlippe beißend spürte ich schließlich, dass etwas an meinem Hosenbein vibrierte. Wie ich feststellte, handelte es sich dabei um mein Handy. Ich hatte einige Nachrichten von Sean, der sich Gedanken machte, wo ich nach der Party abgeblieben war. Den Texten konnte ich allerdings entnehmen, dass die Party vergangene Nacht stattgefunden hatte. immerhin ein Lichtblick: Ich hatte wenigstens nicht allzu lange auf einer fremden Couch vor mich hin gekomat. Doch ich blieb ihm eine Antwort schuldig; ich konnte nicht lange auf das Display starren bevor ich Kopfschmerzen bekam und mich ausreichend konzentrieren, um eine Antwort parat zu haben und sie dann auch noch einzutippen, konnte ich ohnehin nicht...
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 15.01.2021 13:47Von Kopf bis Fuß angespannt wartete Sharon. Wartete bang auf eine Antwort von dem fremden Mann, der in ihrer Wohnung auf ihrem Sofa saß! Das hatte sie davon, wenn sie nach dem Aufstehen nicht als erstes in ihr Notizbuch sah! Das musste sie gleich unbedingt nachholen... hoffentlich hatten Ruby und Heather genauer reingeschrieben, was genau passiert war. Sie hasste es, nichts zu wissen, hasste es nicht, zu wissen, was geschehen war, wen sie getroffen und kenengelernt hatte und überhaupt.
Diese großen Lücken, in denen einfach jegliche Erinnerungen weg waren, waren die schlimmsten. in denen man schlichtweg nicht wusste, wie viel Zeit vergangen war und wie viel geschehen war.
Letzte Nacht offensichtlich sehr viel, welches das schlechte Gefühl nur noch intensivierte.
Aber immerhin schien der Fremde ansprechbar zu sein! Das... war doch schonmal etwas. Sharons Herz raste noch immer schnell,d och sie zwang sich tief und ruhig einzuatmen. Das minderte ihre Anspannung zwar nicht im mindesten, hatte aber wenigstens zum Resultat, ruhiger sprechen zu können. "Natürlich. Moment", sagte sie also und ging rasch zurück in die Küche. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie beim Rausholen eines Glases fast sämtliche Gläser im Schrank mit abgeräumt hätte - fast nur. So klirrten sie etwas, wackelte, blieben aber letztlich an ihrem angestammten Platz stehen. Sie fühlte das Glas mir kaltem, sicherlich erfrischenden Leitungswasser und ging ins Wohnzimmer zurück, wo sie dieses dem Fremden auf den niedrigen Wohnzimmertisch stellte.
"Hier schonmal das Wasser", sagte sie und lächelte ihn leicht an, auch wenn seine Augen nur einen weinzigen Spalt geöffnet waren - wenn überhaupt. Binnen Sekunden ging ihr auf, warum wahrscheinlich! Das Licht!!
"Die Schmerztablette hole ich jetzt." Sie richtete sich auf, doch bevor sie in Richtung des Badezimmers verschwand, ging sie zu den Fenstern im Wohnzimmer und zog die Vorhänge kurzerhand zu. Sofort war ihre Wohnung in ein Dämmerlicht getaucht. Noch immer genügend, dass man alles sehen konnte, die Sonnenstrahlen krochen unter den Vorhängen über den Boden, als wollten sie sich nach den Teppichfransen ausstrecken und fressen wollen.
Jetzt erset begab sich Sharon ins Badezimmer, holte aus ihrem Medizinschrank die Schmerztablette hervor. Einen Moment hielt sie inne, um sich selbst im Spiegel zu betrachten. Weit geöffnete Augen mit tiefen Schatten darunter, ein kreidebleiches Gesicht, dem man den Schrecken noch immer viel zu deutlich ansehen konnte. Und dann waren da natürlich die langen braunen, gewellten Haare, welche eigentlich schwarz sein sollten.
Wenigstens im Zopf. Kurzerhand nahm sich Sharon ein Haarband und machte sich einen Pferdeschwanz, ehe sie dann mit der Schmerztablette ins Wohnzimmer zurückkehrte. "Hier", sagte sie und legte diese ebenfalls auf den Tisch.
Dann ging sie in ihr eigenes Zimmer, um dem Fremden kurz seine Ruhe zu lassen und vor allem in ihr Tagebuch zu schauen.
Nichts.
Letzter Eintrag stammte von ihr selbst mit einigen Terminen und was sie noch tun wollte.
Mann, Ruby! Heather!!, fluchte Sharon in Gedanken, doch keiner der beiden antwortete. Sie spürte Simon in der Nähe, doch auch er sagte nichs. Verdammt! Sie nahm sich einen Stift.
15.1.21 10:37 Uhr
Ich bin aufgestanden und habe mir Kaffee gemacht, als ich einen fremden Mann auf unserem Sofa gefunden habe! Ich weiß noch nicht viel, außer, dass Ruby und Heather ihn vergangene Nacht mitgebracht haben. Was war da los?
Wer ist dieser Mann??? ~ Sharon
Sie packte das Buch wieder weg - uuund schon wieder zurück ins Wohnzimmer.
Vorsichtig, mit geradem durchgestreckten Rücken, ließ sie sich auf dem Boden auf der anderen Seite des niedrigen Wohnzimmertisches nieder und betrachtete ihren unfreiwilligen Gast. Sie wollte ihn wirklich nicht überfordern, aber... verdammt.
Sie musste einfach wissen, was er wusste. Und was geschehen war.
"Er...Erinnern Sie sich, wie Sie letzte Nacht hierher kamen?", fragte sie also zaghaft und konnte ehrlich nicht sagen,w elche Antwort ihr besser gefallen würde. Ob ja oder nein. Ein ja würde hr wenigstens Aufschluss darüber geben, was Sache war, sie aber genauso unter Druck setzen, weil wenn er das wusste, dann musste er sich auch an sie erinnern, und wenn er sich an sie erinnerte... was wusste er noch?? Wenn genau hatte er getroffen? Was hatten sie ihm erzähtl?? Wenn er nein sagte, wäre sie keinen einzigen Schritt weiter... aber zumindest würde sie sich dann keine Sorgen darüber machen müssen, dass sie in etwaige Fettnäpfchen oder so treten könnte, weil sie sich and den vergangenen Abend einfach nicht mehr erinnerte.
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 12.02.2021 23:54Der Raum war nur so geladen vor Anspannung; ich musste gegen meinen ganzen Körper halten, der sich weigerte, meinem Willen ordentlich zu folgen, und die Frau, in deren Wohnung ich offenbar vergangene Nacht gelandet war, war vollkommen irritiert und durcheinander von meiner Anwesenheit. Und es bereitete mir noch mehr Sorgen, denn wenn sie gar nicht wusste, was ich hier verloren hatte, wie war ich dann überhaupt hier her gelangt? Ich konnte keine Antwort auf diese Frage finden, zu durcheinander und aufgewühlt waren meine Gedanken, meine Gefühle. Logische Erklärungen wurde ich auf meine eigenen Fragen für diesen Morgen erst einmal nicht liefern können...
In der Küche gab es scheinbar einiges Hin und Her; Gläser klirrten. Das Geräusch hallte unangenehm in meinen Ohren wieder und ich kniff die Augen zusammen, verzog angespannt das Gesicht – in der Hoffnung, den Krach, der eigentlich gar keiner war, halbwegs auszublenden und unterdrücken zu können.
Nach einigen Augenblicken war sie schließlich wieder zurück und hatte mir ein Glas Wasser mitgebracht. Wunderbar! Meine Lippen waren staubtrocken und mein Mund fühlte sich an, als hätte ich die halbe Sahara geschluckt. Sie stellte es auf den niedrigen Kaffeetisch. Mit vorsichtigen Bewegungen stemmte ich mich auf und ergriff das Glas, führte es an die Lippen und nahm einen großen Schluck...Es war, als würde die Flüssigkeit vom meinem Fleisch nur so abperlen; ich verschluckte mich und hustete, spuckte jedoch nichts aus und verschüttete auch nichts (ein Glück!) und als ich hinterher schmeckte, fühlte sich noch immer alles trocken an, auch wenn ich fast das ganze Glas in einem Zug gelehrt hatte. Meine Zunge fühlte sich pelzig an. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich dieses Problem nicht so schnell würde aus der Welt schaffen können – es würde nur langsam gehen und war einmal mehr eine verdiente Strafe für die Ausschweifungen der vergangenen Nacht, auf die ich mich einmal eingelassen hatte...egal wie oft ich mir schon geschworen hatte, es nur noch langsam angehen zu lassen – oder es am besten gleich sein zu lassen.
Ich nickte leicht und versuchte, ihr ein dankbares Lächeln zu schenken. Ich hoffte, dass die Botschaft wenigstens irgendwie ankam, wenn auch nicht so schön, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hätte. Sie verschwand und ließ mich allein – doch, und dafür war ich ihr sogar nach dankbarer (weshalb ich mich auch zu einem kurzen, gekrächzten „Danke" überwunden hatte), machte sie auf ihrem Weg an den Fenstern Halt und schloss die Vorhänge, was den Raum in ein angenehmes Dämmerlicht hüllte...und meine gequälten Augen schonte.
Und für einige Zeit blieb sie verschwunden. Ich beklagte mich nicht, auch wenn es unter meiner Stirn heftige pichte und ich das Gefühl hatte, dass es mir gleich den Schädel spalten könnte. Ich war ihr überhaupt zu dankbar, um mich zu beklagen – ich könnte nur zufrieden mit dem sein, was ich geboten bekam...jemand hatte mich von der Straße gelesen, mich mit zu sich genommen und sich damit mehr oder weniger direkt um mich gekümmert. Und nun, auch wenn es mit einem furchtbaren Schrecken verbunden war, half man mir, wenigstens meine momentane Lage etwas zu verbessern, die ich mich zweifelsfrei (wenn auch mit gewissen Lücken in der Erinnerung) ganz und gar selbst gebracht hatte – über welche unbewussten Prozesse ich mich auch immer schon wieder hatte bestrafen wollen...Sie sollte sich ruhig alle Zeit der Welt lassen. Ich sollte mich allein schon über das freuen, das ich bekam.
Stattdessen lehnte ich mich etwas zurück und betrachtete die Decke, ehe ich wieder die Augen schloss. Auch wenn es nun dunkler im Raum war, hatte ich noch Probleme mit dem Sehen – es war, als wäre das bloße Sehen an sich das Problem und nicht die Tatsache, was ich sah und wie viel Licht ich ertragen musste (auch wenn es, und daran bestand kein Zweifel, die Sache nicht gerade verbesserte). Dabei hatte ich es so ungern, wenn mir etwas entging und ich irgendetwas nicht sehen konnte – dazu behielt ich viel zu gern die Kontrolle über mich und meine Umwelt. Eine Tatsache, die bereits in sich ironisch war, denn ich hatte selten die Kontrolle...nicht einmal über mich selbst. Stattdessen war mir sehr viel öfter so, als wäre alles ferngesteuert und ich hatte keinerlei Einfluss, tappte nur so vor mich hin und war dazu gezwungen, mir dabei zuzusehen...
Es war ein Reflex, dass ich mich leicht aufrichtete und ihr entgegen sah, sobald ich ihre Schritte hörte. „Danke", krähte ich und nahm die Tablette sofort. Natürlich wirkte sie nicht sofort, aber die Viertelstunde hatte ich auch noch Geduld...
In dem Moment, in dem ich die Tablette eingenommen und mich wieder zurückgelehnt hatte, war sie ein weiteres Mal verschwunden gewesen, kam jedoch schon ziemlich früh wieder zurück und setzte sich auf die andere Seite des Tisches auf den Boden.
So ungern ich es tat, doch ich zwang mich, sie anzusehen und mich dabei leicht aufzurichten, um nicht unhöflich zu wirken (immerhin hatte ich als vollkommen Fremder bereits auf ihrer Couch übernachtet, da konnte man durchaus an seinen Manieren arbeiten).
Doch auf ihre Frage wusste ich nicht sofort eine Antwort. Vielleicht lag es daran, dass meine Gedanken so sehr durcheinander flogen und ich deshalb die eigentliche Erinnerung nicht ausmachen konnte, aber ich hatte das Gefühl, dass es auch an etwas anderem lag. Aber ich konnte es nicht einordnen. Ich kniff die Augen etwas zusammen, während ich mich zu konzentrieren versuchte – eine Idee, die meinem Gehirn gar nicht zusagte, doch wie sollte ich sonst auf ihre Frage antworten, wenn ich weder zu dem einen noch zum anderen etwas sagen konnte? Ich zögerte. Meine Augen spielten mir wieder einen Streich...ihre Umrisse waren seltsam verschwommen und ich konnte einen goldenen Schimmer wahrnehmen. Ich blinzelte und musste mich auf einen Punkt hinter ihr konzentrieren, um mich ablenken zu können – mir wurde ganz schlecht von dem seltsamen Anblick.
„Ich...", begann ich dann schließlich. „Ich war auf einer Party und habe dort eine Frau kennengelernt..." Zwischen der Begegnung mit der hübschen Frau und dem Moment auf der Straße lag viel Schwärze, nur durchbrochen von Momenten mit grellen Lichtern, schriller Musik, Hitze und Euphorie. Kaum nötig darüber zu reden, wertlos. „Und dann war ich auf der Straße und mir ging es nicht gut. Die Frau – ich weiß nicht, ob sie mir überhaupt ihren Namen verraten hat oder ob ich ihn einfach vergessen habe – kam noch mal zu mir. Dann sind da nur noch Bruchstücke, einzelne Fetzen. Sie hat mich hochgehoben und mit jemandem gesprochen, aber eigentlich waren da nur wir zwei und dann waren wir in der Stadt unterwegs, dann ist da das Treppenhaus und dann, na ja, nur noch gerade eben, als ich aufgewacht bin." Ganz so richtig war das ja nicht, doch ich musste nicht jedem auf die Nase binden, dass ich in letzter Zeit sehr außergewöhnliche Träume hatte. Das gehörte nicht hierher.
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 20.02.2021 14:44Als sie ihm die Schmerztablette brachte sah sie, dass er das Glas Wasser, welches sie ihm gegeben hatte, bereits geleert war. "Gerne", lächelte sie erstmal auf sein Danke, welches unglaublich schmerzhaft klang (soweit eine Stimme denn schmerzhaft klingen konnte). "Warte, ich fülle es dir rasch auf", bot sie an. Sie bückte sich zu dem Glas, trug es in die Küche und hatte es in kurzer Zeit erneut mit dem kalten Leitungswasser gefüllt. So würde er sich die Tablette immerhin nicht ohne Spucke einen trockenen Hals hinunterwürgen müssen. Oder... so.
Sie fragte sich wirklich, was passiert war, dass dieser Mann so fertig war. Und warum zur Hölle die anderen ihn einfach so mit in ihre Wohnung gebracht ahtten!!! Immerhin achteten sie normalerweise sonst sehr darauf, eher eine gewisse Distanz zu anderen zu bewahren, denn... die Gefahr, dass sie herausfnden, dass etwas nicht stimmte und Sharon gar nicht 24/7 wirklich Sharon war, die bestand. Die meisten konnten sie zwar perfekt imitieren (alle Erwachsenen eigentlich), aber manche wollten es nicht (wie James oder Ruby) und einige konnten es auch nicht (wie die Kinder: Tommy, Leo oder Lily) oder natürlich ihr Tier im System (Snake). Und... sie hatten schon wirklich, wirklich viele Erfahrungen mit schlechten Reaktionen auf die Offenbarung ihrer Krankheit gehabt,d aher... gingen sie normalerweise immer auf Nummer sicher. Erst recht ihr Zuhause, der auch ihr Rückzugsort war, gaben sie nicht so schnell preis. Hier waren sie immerhin sicher.
Was sollte sie denn jetzt davon halten,d ass hier ein fremder Mann war??
Das konnte echt nur von Ruby gekommen sein... Verdammt, James würde austicken. Sharon hoffte wirklich, dass er Ruby nichts allzu ernstes antun würde...
Fürs erste lohnte es sich allerdings so oder so nicht, allzu lange über das alles nachzudenken. Im Augenblick war dieser Mann offenbar einfach mit allem am Ende - und er brauchte Hilfe. Die wollte ihm Sharon nur zu gerne geben,w irklich. Er schien genug durchgemacht zu haben. Und.. einfach rausschmeißen konnte sie ihn jetzt natürlich auch nicht mehr. Also hockte sie sich, nachdem sie in ihrem Notizbuch hatte feststellen müssen, dass Ruby und Heather dort nicht hineingeschreiben hatten (das nervte sie immer noch!!) vorsichtig zu dem Fremden vor das Sofa und... beschloss, erstmal zu versuchen, irgendwelche Informationen aus ihm herauszubekommen.
Sie hoffte wirklich, dass sie nicht so tun müsste, als wäre sie Ruby... das konnte sie nicht, beim besten Willen nicht!!
Auch er richtete sich leicht auf - und es sah wie Schwerstarbeit aus. Sharon hatte Zeit. Es war Wochenende. Geduldig wartete sie, bis er sich gesammelt zu haben schien. Auch hinter ihren Schläfen pochten schon wieder leichte Kopfschmerzen, ihr ständiger Begleiter bei nahezu allem. Abwartend, ruhig und geittet musterte sie ihn, bis er schließlich doch zögerlich begann zu sprechen.
Ausgesprochen aufmerksam, um ja kein Detail zu verpassen, lauschte sie seiner Beschreibung des gestrigen Abends. Sie klang ausgesprochen wirr und so, als wäer er nicht ganz bei der Sache gewesen. Obe r woll high gewesen, Drogen intus gehabt hatte? das... würde zumindest seinen Zustand erklären, oder? Erschöpft seufzte Sharon und fuhr sich mti einer Hand durch ihre brünnetten Haare. Das war ihr einfach zuv iel, das war ihr echt einfach alles zu viel. Aber... er hatte einfach nur von 'einer Frau' gesprochen. Das hieß ja, dass er sie nicht erkannt hatte.
In Handumdrehen hatte Sharon sich eine Geschichte zurechtgelegt. Irgendwann... bekam man da ein kleines Händchen drin, wenn man nur oft genug anderen ein seltsames Verhalten erklären musste, von dem man im Grunde genommen keine Ahnung hatte. "Die Frau, die du beschreibst, wird sicher meine Freundin gewesen sein." Sie dachte an Ruby. Naja, Freundin war wohl übertrieben zu sagen, aber... es passte schon. "Sie hat mir geschrieben, dass sie dich beim Feiern kennengelernt hat und du eine Bleibe brauchst. Und da sie in einer WG wohnt, meinte sie, wäre das bei mir doch besser."
Sie lächelte den jungen Mann leicht an. "Du kannst dich ruhig wieder inlegen und etwas ausruhen, wenn du möchtest. Du siehst... sehr fertig aus." Er brauchte sicher Ruhe. Er könnte noch etwas schlafen und dann... würde sie weitersehen.
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 27.02.2021 22:29Ich konnte ihr immerhin ein halbes, aber dafür umso dankbareres Lächeln schenken. So schnell wie ich gern gesprochen und geantwortet hätte, wollte meine Stimme nicht – und mit ihm auch Mund und Gesicht nicht. Doch sie hatte mein Problem bereits erkannt und schneller aus dem Weg geschafft, als es mir gelungen wäre, sie überhaupt darum zu bitten. Von meiner Scham, darauf überhaupt angewiesen zu sein und nicht einfach so schnell wie möglich zu verschwinden, mal ganz abgesehen.
Genauso wenig konnte ich ihr dabei helfen, sich darauf einen Reim zu machen, weshalb ich hier war – und wie ich hierher gelangt war. Auch wenn über das letztere vor allem ich mich zu wundern schien und sie weniger Fragezeichen dazu ins Gesicht geschrieben hatte. Wenn ich mich nur richtig erinnern könnte...aber ich konnte es einfach nicht. Zu schnell wurde aus meinen Erinnerungen ein bunter Strudel aus nichtssagenden Farben und Gesprächsfetzen. Und so sehr ich sie auch zu ordnen versuchte, so flüchtig war die Ordnung, die Gesittetheit – so verflog sie zu schnell wieder, als dass ich wirklich ein Muster und einen Sinn hätte erkennen können. Es gab nur eins, das immer zu wieder auftauchte – die junge Frau, die ich bereits am Anfang des Abends getroffen hatte und mit der ich getanzt hatte und mit der ich einen Kuss geteilt hatte...allein der Gedanke sendete tausende Stromstöße durch meinen Körper. Es war etwas an diesem Gefühl, das ich nicht vergessen würde können. Nichts Romantisches, nichts Sexuelles. Nur dieses Gefühl und diese Energie zwischen uns. Durch die vorausgegangene Einnahme von was auch immer ich da überhaupt bekommen hatte, konnte das allerdings auch genauso gut alles nur in meinem Kopf sein und es hatte nichts intensives gegeben, nichts abgefahrenes und nichts krasses elektrisierendes. Ich wusste es nicht und diese Frau würde ich sicher auch nicht mehr wieder sehen. Was machte es also schon aus? Und mehr gab es eigentlich nicht. Ich konnte ihr den Abend nur in groben Zügen aufzeigen.
„Es tut mir sehr leid, dass ich nicht mehr habe", musste ich zugeben und zuckte ganz leicht mit den Schultern, machte ein schulbewusstes Gesicht, sah erst einmal weg und vermied Blickkontakt.
Erst bei ihrer Antwort wandte ich mich ihr wieder halb zu. Ihre Freundin ist es gewesen? Irgendetwas passte mir daran nicht, aber wer war ich schon, sie anzuzweifeln? Mein Gefühl hatte mich schon oft getäuscht – auf der anderen Seite hatte ich es eventuell nur falsch interpretiert, aber am Ende kam das auf dasselbe raus: Was ich zu wissen glaubte, entsprach oft nicht der Wahrheit, also sollte ich gar nicht erst versuchen, mir auf dieses ferne Gefühl einen Reim zu machen. Erst recht nicht in meinem Zustand und in diesem Moment!
Ich nickte leicht. „Das...war wirklich sehr nett von ihr", krächzte ich schließlich und kratzte mich leicht am Hinterkopf. „Erst recht, weil ich sie vermutlich vorher gar nicht so freundlich behandelt habe...", fügte ich etwas leiser und mit belegterer Stimme noch hinzu. Auf einer Party konnte man nicht jeden haben, das war klar, doch irgendwie hatte ich sie doch abblitzen lassen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass es jemanden wie sie bei einem Kerl wie mir sonderlich traf, wenn man sie abblitzen ließ. Dafür könnte sie sicher hunderte anderer haben...aber dennoch war sie doch jemand mit Gefühlen und irgendwo traf einen jede Zurückweisung, oder? Ich...machte mir auch schon wieder viel zu viele Gedanken darüber. Und redete mich nun sogar in Gedanken schon um Kopf und Kragen. Wie das eben so war, wenn jeder Gedanke zu viel war und sich alles überschlug...Ich konnte nur hoffen, dass die Tablette nur schnell anschlug, denn hinter meiner Stirn pochte es noch immer sehr heftig.
Ich nickte schließlich leicht; eigentlich hatte ich mir die Situation anders vorgestellt. Wenn ich schon bei jemandem, den ich nicht kannte, auf der Couch aufwachte, weil ich scheinbar dort geschlafen hatte, dann wollte ich dessen Zeit eigentlich auch nicht unnötig stehlen. Kurz gesagt, ich wollte hier eigentlich so schnell wie möglich verschwinden. Da musste ich mich wohl geschlagen geben...
Ich seufzte leicht, als ich mich wieder zurück auf das Kissen sinken ließ. Meine Augen fielen mir zu wie bei einer dieser Puppen, die sogleich die Augen schlossen, wenn sie auf den Rücken gelegt wurden. Ich war so erschöpft. Einfach alles zehrte in letzter Zeit an mir – jeder Augenaufschlag, jeder Schritt, jeder Atemzug. Gerade jetzt konnte ich mich kaum noch wachhalten, wenn ich nun bereit war, mir etwas Ruhe zu gönnen. „Aber ich...", wollte ich noch ansetzen, doch der Rest der Worte wollte mir nicht mehr über die Lippen. Aber...Stille...
Um mich herum war alles dunkel und so leicht; leichter als Luft, leichter als Helium. Und ich schwebte einfach davon, in der düsteren Leere. Ich hatte keine Schmerzen, was für eine Wohltat, und meine Brust war das erste Mal seit langem befreit. Ich war allein in meinem Kopf – ohne Stimme, ohne rasende Gedanken, doch anders als jeder Gedankenentzug, den ich je erlebt hatte. Mir fehlten die Gedanken nicht, es war nicht totenstill. Sie schwiegen nur einfach einmal. Welche Entspannung für die Seele.
Und dann war da wieder dieses Leuchten. Die strahlende Sonne über einem Garten. Ich schwebte darüber hinweg. Er lag inmitten von weißen und silbernen Türmen, die wiederum umgeben und eingebettet von Bäumen, Wald und Wiesen lagen. Eine Symbiose aus Stadtdschungel und Naturwald. Eine grüne Insel in einer so farbenfrohen und lebendigen Welt. Doch das Bild trog, es hatte Risse und Unebenheiten; wie Fransen und Störungen bei einem kaputten Fernseher gab es immer wieder Momente, in denen man kurz die Wahrheit erkennen konnte. Brände, Rauchsäulen. Gebäude, die einstürzten und Tausende unter sich begruben. Der Geruch nach verbranntem Fleisch lag in der Luft und die Nacht war erfüllt von Schreien und dem Knistern des endlosen, grausamen Feuers.
Und alles war überschattet von einem seltsamen, elektrischen Gefühl, das mir durch Mark und Bein ging und mich vollkommen erschütterte. Es ließ mich Farben schmecken, Geräusche sehen und Empfindungen sehen.
„Charlie", drang es verzweifelt durch das Rauschen des Feuers und im Fernen erklang ein pochender Rhythmus, der mir durch die Glieder ging und zur Bewegung animierte. Ich spürte Berührungen und ich konnte ihren Herzschlag fühlen. Sie war ganz dicht.
Doch sie hatte nicht das Gesicht, das ich erwartet hatte. Stattdessen stand ich einer Frau mit vielen Gesichtern gegenüber. Männer, Frauen, Kindern. Wie eine Hydra waberte die Gestalt wie die Glut des Feuers mir gegenüber und bewegte sich anrüchig im Takt der Musik, die gar keine Musik war, sondern die Schreie und das Rufen von tausenden Sterbenden und das Einstürzen der Gebäude, das Ende einer Ära. Und in ihrem Zentrum der fremdartigen Gestalt prangte ein Gesicht: Es gehörte der Fremden, auf deren Sofa ich aufgewacht war. Ich schrie auf und wollte Abstand gewinnen, doch goldene Schleier hatten den Raum erfasst und aus dem Dunst stieg eine weitere Gestalt auf; eine hochaufgeschossene Frau von straffer Statur und im Hintergrund leuchtete ein goldenes Augenpaar auf der anderen Seite des Raumes. „Charlie", sprach die Frau, deren dunkle Silhouette mit dem Rauch verschmolzen war, ihre Stimme klang wie knisterndes Feuer und das Quietschen von sich dem Feuer beugendem Metall. Und doch kam sie näher, umso schneller ich ihr zu entkommen versuchte. Sie hielt erst inne, als sie ihre Hände auf mein Gesicht legen konnte – und sie brannten wie Feuer, verbrannten meine Haut und gaben rohes Fleisch frei, versengten Blutgefäße, auf dass ihr kein roter Strom über die Hände rann. Dann öffnete sie den Mund und...verschlang mich. Noch immer mit der tanzenden Hydra im Hintergrund.
Und ich schrie...
Mit einem heftigen Schrei schreckte ich auf und saß kerzengerade auf dem Sofa. Der Raum war noch immer in Halbdunkel getaucht, ich war allein. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust und ich atmete hastig, heftig, kurz. Ich musste mich beruhigen...
Mit den Händen fasste ich mir ins Gesicht und stellte fest, dass es ganz wund war. Ich unterdrückte einen weiteren, schmerzerfüllten Aufschrei. Meine Wangen waren tränennasse und die Flüssigkeit rann mir in die Fleischwunden und es brannte höllisch. Ich biss mir auf die Faust und schmeckte bald Metall, als mir der warme Saft in den Mund trat. Mein Magen hatte sich verkrampft und ich hatte Schmerzen am ganzen Körper, war wie gerädert und hatte Angst, tierische Angst. Ich wusste nicht, was das gewesen war, doch ich wollte es ganz schnell vergessen...wenn sich doch nicht alles so vollkommen in meine Erinnerung eingebrannt hätte...
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 13.03.2021 14:58Es war eine Situation, in welche wohl niemand einfach reingeworfen werden wollte. Man wachte auf, arglos, wollte sich einen gemütlichen Samstag machen und dann lag da plötzlich einfach so ein fremder Mann im Wohnzimmer. Sharon wünschte sich sie wüsste, was genau passiert wäre. Das wünschte sie sich wirklich oft - und meistens bekam sie ja auch eine Antwort über ihr Notizbuch. Aber dieses Mal nicht. Zumindest noch nicht unmittelbar jetzt, was wirklich nicht hilfreich war! Sie hoffte, Ruby oder Heather - je nachdem, wer als nächstes frontete (was hoffentlich auch nicht allzu lange dauern würde) - würde das dann nachholen. So musste sie sich rein auf die Erinnerung des Mannes vor sich verlassen, um sich erschließen zu können, was er noch wusste und was nicht.
Zum Glück aber hatte sie bereits Erfahrung darin, sich Geschichten auszudenken, welche nicht zu ihrem Verhalten passten. In diesem Fall hatte sie Ruby nun einfach als ihre Freundin hingestellt. Eine Freundin, welche selbst in einer WG wohnte und den Fremden daher bei ihr abgeliefert hatte. Hoffentlich erinnerte er sich nicht allzu gut an das Aussehen ihrer 'Freundin'. Gott sei Dank schminkte sich Ruby für gewöhnlich stark - und anscheinend hatte der junge Mann hier tatsächlich Drogen konsumiert, was seine Erinnerung einschränkte. Was ihr - was das betraf - wirklich zu Gute kam. Denn sie war der Host des Systems. Die anderen konnten größtenteils mühelos sie nachahmen, aber wenn sie jetzt versuchten sollte, Ruby nachzuahmen, oder Heather... das würde niemals funktionieren.
So schüttelte sie bei seiner Entschuldigung sogleich den Kopf. "Hey, mach dir keine Gedanken. Alles in Ordnung!" Dabei fiel ihr ein, dass sie noch immer nicht seinen Namen kannte. Gerade wollte sie den Mund öffnen um zu fragen, als sie seine nächsten Worte hörte.
Warte was?! Er war nicht sonderlich nett zu Ruby gewesen? Was zur Hölle war da passiert?!
Aber dann ließ sie ihn schlafen. Er brauchte die Erholung - es ging ihm ganz offensichtlich nicht gut. Vorsichtig dunkelte sie alles richtig ab, deckte ihn wieder richtig zu und begab sich dann leise in die Küche, wo sie nun endlich ihren Kaffee trank. Sie seufzte und rieb sich leicht über die Stirn. Das konnte ja was werden. Sie hoffte...
...sie hoffte wirklich, noch immer diejenige zu sein, die frontete, wenn der Fremde wieder erwachte. Sie wollte die ganze Situation nicht noch komplizierter haben, als sie ohnehin schon war - und außerdem wollte sie die Anderen vor einem ähnlichen Schreck wie sie ihn bekommen hatte wirklich bewahren.
Nach ihrem Kaffee zog sich Sharon gemeinsam mit ihrem Laptop in ihr Schlafzimmer zurück, setzte sich dort an ihren Schreibtisch und begann, einen Film zu schauen, wobei sie parallel auf ihrem Collegeblock alles mitschrieb, was ihr auffiel. Am Ende las sie sich ihre ganzen Notizen durch und startete den Film nochmal, um all ihre Anmerkungen und Kritikpunkte nochmal zu überprüfen und zu verfeinern. Danach bekam sie Hunger. Als sie vorsichtig das Wohnzimmer betrat, schlief Charlie noch immer. Um ihn nicht zu wecken, schmierte sich Sharon zum Mittagessen nur ein paar Brote, welche sie aß. Dabei frontete für einen Moment Simon, der gähnte, sich streckte und anschließend - ohne Charlie zu bemerken - ins Schlafzimmer ging, sich ein Buch schnappte und über Astronomie zu lesen begann.
Eine knappe halbe Stunde später war Sharon wieder da, mit leichten pochenden Kopfschmerzen, welche sie genervt einfach zu ignorieren suchte. Ein kurzer Blick auf Charlie sagte ihr, dass offensitlich während ihrer Auszeit nichts geschehen war (Gott sei Dank!), also ging sie zurück in ihr Zimmer, klappte den Laptop auf und öffnete ein neues Word-Document. Gerade wollte sie anfangen, zu schreiben, als ein Schrei durch die Wohnung hallte.
Sharon zuckte heftig zusammen, ihr Herz raste. Sie hörte Simons Stimme (Was war das?) und spürte am Rand ihres Bewusstseins auch Lillys Panik beim Schrei. Aber sie wusste direkt, von wem es kam, und wahrscheinlich auch warum. Rasch sprang sie auf, klappte den Laptop zu und begab sich zurück ins Wohnzimmer - wo sie tatsächlich Charlie sah, vornübergebeugt dasitzend und mit den Nerven offensichtlich völlig am Ende. Sofort hockte sie bei ihm.
"Charlie?", fragte sie vorsichtig und sah behutsam zu ihm auf - ohne ihn zu berühren, selbstverständlich. Sie wusste, dass viele Berührungen eher ängstlich gegenüberstanden, erst Recht in einer solchen Situation. Sie selbst hatte Berührungen auch nicht gern, wenn sie gestresst war.
Und dann sah sie seine Wangen. Leicht gerötet, wie erhitzt - aber ... wie durch einen aufgeplatzten Sonnenbrand oder etwas ähnliches. Schmerzhaft. "Was zum...?" Das war ihr heute Morgen gar nicht aufgefallen!! "Warte kurz." Sie sprang auf und rannte ins Bad. Ihre Hände zitterten leicht. Wie konnte das sein? Heut morgen war es sicher noch nicht da gewesen, oder? Das wäre ihr doch aufgefallen!! Ob er vielleicht irgendeine allergische Reaktion hatte?
Aber auf was?!
Schnell hatte sie zwei Waschlappen in eiskaltem Wasser befeuchtet und ausgewrungen und lief bereits zu Charlie zurück. "Hier", sagte sie und reichte hm vorsichtig die nasskalten Waschlappen. "Vielleicht hilft das." Auch wenn sie versuchte, es zu verdrängen, klar zu kommen... sie hatte Angst. Und nicht nur sie. Ich habe echt kein gutes Gefühl.. hörte sie Simons Stimme - und sie konnte ihm nur recht geben...
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Charlie am 05.04.2021 15:45Sie sollte mir nicht böse sein, die andere, ihre Freundin? Das hoffte ich doch sehr, auch wenn ich noch immer das Gefühl hatte, sie vor den Kopf gestoßen zu haben. Ich kannte mich zwar und wusste, dass ich oft übertrieb und in kleine Handlungen, winzige Verzerrungen des Gesichts und sich verändernde Mimik oder Sprache sehr schnell sehr viel hineininterpretieren konnte, aber ebenso schwer war es, sich davon zu lösen und die Welt neutraler zu betrachten; viel zu sehr war ich wie in einem Glaskasten gefangen und beobachtete die anderen, aber ich hatte keine Möglichkeit, mich bewusst in sie hineinzuversetzen und wurde zu schnell Opfer meiner eigenen Interpretation. Und doch wurde mir immer wieder gesagt, ich sei ein sehr empathischer Mensch. Das passte nicht und doch machte es mich aus.
Ich räusperte mich leicht und schloss für einen Augenblick die Augen. Ich war schon wieder viel zu sehr auf Kleinigkeiten fokussiert, was im Moment noch viel zu kraftraubend zu sein schien, denn ich hatte schon wieder ein unangenehmes Drücken hinter den Schläfen – immer wieder, wenn ich meine Konzentration auf ein Ziel ausrichten wollte. „Charlie", stellte ich mich noch vor. Sharon...diesen Namen würde ich mir sicher behalten, er schien so einzigartig im Raum zwischen uns widerzuhallen wie ihr Gesicht zu glühen schien, umrandet von vielen Gesichtern, ganz unterschiedliche Gestalten...Eine Wahrnehmung am Rande, wie von einem anderen Ich in mir, das nicht ganz mein war. Ein weiteres Paar Augen, ein weiteres Herz in meiner Brust, auch wenn ich allein mit mir war...wie ich schon mein ganzes Leben lang allein und auf mich gestellt gewesen war.
Umso dankbarer war ich ihr, dass sie mir die Ruhe gönnte, alles abdunkelte und den Raum verließ. Ich wusste, dass es viel verlangt war, zu viel, immerhin war sie bereits so gastfreundlich gewesen, ohne mich zu kennen, nachdem mich eine Freundin bei ihr abgeladen hatte, und ich forderte immer noch mehr...Allerdings verbrachte ich schließlich nicht mehr allzu lang Zeit damit, über solche und andere Dinge nachzudenken, denn die Dunkelheit wirkte Wunder; meine Augen wurden schwer und meine Glieder seltsam distanziert und ich sank bald in den Schlaf...
Doch leider war mir dabei keine allzu große Ruhe vergönnt, wie ich bald feststellen musste. Und aus einer schönen Vorstellung wurde ein irritierendes und grausiges Durcheinander, das kein Ende finden wollte. Und ich konnte nur erstickt vor mich hin schreien, ohne dass mich jemand hören konnte, ich mich befreien konnte – es war erst zu Ende, als ich bei meinem Ende angelangt war. Und endlich war ich nicht mehr stumm! Ich hatte einen scharfen Schrei ausgestoßen, als ich erwacht war, hatte gespürt, dass ich verletzt worden war, von etwas, das ich nur geträumt hatte – ich musste mir das Gesicht selbst aufgerissen haben, mit den Fingernägeln, es an etwas gerieben haben. Anders konnte es nicht sein. Die Drogen und der Alkohol, sie wirkten noch stark nach, wie mir schien und mein Herz hämmerte wie wild und drohte, mir aus der Brust zu springen...
Sharon war herbeigeeilt, erschrocken und aufgebracht. Was geschehen wäre? Ich wusste es nicht...ich konnte mich nicht klar erinnern, auch wenn alles davon ganz deutlich in mein Gedächtnis eingebrannt worden war – es war ein Durcheinander von Farben und Bildern, nur...dass ich keine Reihenfolge mehr erkennen konnte, auch wenn ich wusste, wie es gewesen war. Doch ich hatte eine tanzende Frau mit vielen Gesichtern vor meinem inneren Auge und eine hohe Gestalt, die mich verschlungen hatte, die etwas seltsam vertrautes an sich gehabt hatte, das ich nicht genauer eingrenzen konnte.
Ich zitterte selbst etwas, als ich ihr den nassen Waschlappen aus der Hand nahm und ihn auf meine Wange legte – erst die eine, dann die andere. Sie war nervös – und das war auch nicht verwunderlich. Ich konnte ja selbst nicht erklären, was eben geschehen war, was es zu bedeuten hatte. Und ich hatte Angst. Im Rausch hatte ich schon viele seltsame Dinge gesehen und gespürt, aber egal, wie realistisch und nah sie sich angefühlt hatten, sie waren doch nur in meinem Kopf gewesen; Träume, Halluzinationen, Visionen, wie man sie auch bezeichnen wollte, dabei war ich niemals wirklich zu Schaden gekommen. Trugbilder eben, was man so sah, wenn man sich abgeschossen hatte. Aber nun...
Die Kälte tat gut und es brannte bald nicht mehr, es betäubte den Schmerz und gleichzeitig konnte ich meine Tränen damit verdecken, die mir noch immer leicht über das Gesicht rollten.
Noch immer atmete ich schwer, doch es besserte sich langsam und ich konnte mich erholen. Mein verkrampfter Magen löste sich, mein Herz nahm bald wieder einen normalen Tonus an. Und doch war da noch immer die Angst, die Panik, in meinem Kopf, weil ich nicht wusste, was mir eben geschehen war und ob es mich nicht noch einmal heimsuchen konnte, wenn ich wieder die Augen schloss. Nur das nicht. Ich wollte das nicht noch einmal.
Ich drehte mich schließlich zu Sharon um. „Ich denke, ich sollte gehen", sagte ich nur. Was auch immer das war und was auch immer daraus noch werden könnte, ich sollte sie dort wohl nicht noch mit hineinziehen. Mein Leben war schon immer seltsam und erschreckend für andere gewesen; es bestand also kein Grund dazu, andere dazu zu zwingen, es mit mir zu teilen, nicht wahr? So sehr ich mich ihr auch irgendwie verbunden fühlte, ich hatte sie sowieso schon zu lange ausgenutzt...Auch wenn mir das Aufstehen, an dem ich mich im nächsten Momment versucchte, alles andere als leicht fiel - das würde schon irgendwie werden; war es doch immer!
Leute fragen mich: "Ist das dein Leben?" Ja! Das ist mein Leben! Mein Leben hat Probleme, aber möchte das nicht einsehen! Es ist ständig besoffen, dauernd schlecht gelaunt. Erst schlagen, dann reden. Mein Leben ist auf Stress aus! Also mach die Tür zu! Pyscho auf dem Pausenhof. Dein Leben geht gut voran, mein Leben geht auf mich los! Ohne irgendeinen Grund, kein Plan warum. Ich schwöre, mein Leben bringt mich irgendwann um! Mein Leben ist nicht cool, mein Leben ist ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Und egal was ich tu, mein Leben bleibt ein Arschloch! Dein Leben läuft gut, mein Leben läuft Amok! Ich beschwer mich gar nicht mehr darüber im Regen zu stehen. Ich hab mein Leben lang versucht, meinem Leben aus dem Weg zu gehen! Ich will keinen Streß, versuch den Ärger zu vermeiden, Doch mein scheiß Leben kann mich eben nicht leiden! Ich hab zu wenig Geld (und der Monat zu viel Tage!) Die Mahnugen im Briefkasten wechseln ihre Farbe. Meine Ex wirft mich aus meiner Wohnung raus. Macht nichts. Es läuft fantastisch! Mein Leben hasst mich!
Sharon
Gelöschter Benutzer
Re: Charlie & Sharon ~ Party Named Life
von Sharon am 02.05.2021 11:27Besorgt betrachtete Sharon ihren Gast. Seine Wangen glühten fömrlich, wirkten wie als hätte er einen starken Sonnenbrand erlitten. Die Tränenspuren unter seinen geröteten Augen glänzten und er wirkte einfach nur am Ende. Komplett mit allem. Und das tat ihr so leid. Sie wünschte, sie könnte ihm irgendwie helfen. Besser helfen, als ihm nur einen Waschlappen in die Hand zu drücken. Sie wünschte es wirklich.
Doch sie gab ihm die Zeit. Sie saß einfach nur da, in gebührendem Abstand, die schmalen Hände in ihrem Schoß gebettet und wartete, dass er sich beruhigen würde. Dass es besser werden würde.
Bis er sie auf einmal anblickte und seine Worte in ihren Ohren klangen. Er wollte... was?
"Bist du sicher?", fragte Sharon besorgt, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden. Ohne das Böse zu meinen sah er doch noch immer einfach erbärmlich aus. Andererseits... konnte sie es auch wirklich nachvollziehen, dass er in seinen eigenen vier Wänden sein wollte. Den Zusammenbruch niemandem sonst aufbürden wollte.
"Wo wohnst du denn? Ich werde dich dorthin bringen.", bot sie dann im gleichen Atemzug an und stand ihm sofort beiseite, als er versuchte aufzustehen - wobei sie sich neben ihm platzierte und ihren Arm anbot. Dann konnte er selbst entschieden, ob er diese wollte oder nicht. "Ich denke nicht, dass du im Augenblick allein umherziehen solltest", fügte Sharon, noch immer besorgt hinzu. Notfalls würde sie ein Taxi rufen oder irgendwas. Auf jeden Fall würde sie sichergehen, dass er gut Zuhause ankam, so viel war sie Ruby & Heather schuldig, die ihn doch extra hierher gebracht hatten. Damit ihm eben nichts zustieß..