Night, Music and Vampire [Louise & Ryder] [ZWANGSCUT]
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Ryder
Gelöschter Benutzer
Night, Music and Vampire [Louise & Ryder] [ZWANGSCUT]
von Ryder am 23.07.2021 00:34Wie so oft auch war Ryder als Bote unterwegs gewesen. Die Sonne ging langsam runter und er setzte sich mit seiner Gitarre auf den Boden am Straßenrand, an einer Hauswand und began auch schon seinen zweiten Job.
Nur einen Moment später, lernt er auch schon eine blonde Frau kennen, die dann doch irgendwie sonderbar scheint. Ob sie auch wirklich mit ihm redet und was sonst noch so an diesen Abend geschieht, das wird sich wohl noch zeigen.
Ryder
Gelöschter Benutzer
Re: Night, Music and Vampire [Louise & Ryder]
von Ryder am 23.07.2021 00:35Die Sonne ging langsam im Horizont runter und das Wetter war eigentlich sehr angenehm. Nicht zu heiß aber auch nicht zu kalt. Passend eben für den Frühling. Und auch wenn das Wetter den Tag über spitze war, konnte Ryder das nicht genießen. Seit er heute Morgen aufgestanden war, wuselte er rum von A nach B und rüber zu C. Heute hatte er wirklich viele Botengänge zu erledigen. Man würde wohl denken, wieso er das nicht aufgab aber so einfach war das nicht. Als sein Opa und er in der Patsche waren und ertranken vor lauter Rechnungen, traf Ryder einen Mann, der auf ihn aufmerksam wurde, als er draußen vor einem Restaurant Gitarre spielte und sang. Nach einem kurzen Gespräch und langer Gedenkzeit hatte Ryder sich auf den Deal eingelassen und wurde von diesem Schlipsheini der Bote. Das dieser Schlipsträger wohl auch mit illegalen Machenschaften sein Geld verdiente, das wurde ihm dann leider erst später dran als er die ersten Botengänge tat. Für den Moment gab es kein Weg hinaus, denn so musste er seine Schulden bei ihm bezahlen. Und diese Schulden waren nicht gerade wenig. So war es sein Job Pakete und Nachrichten zu übermitteln und nebenher verdiente er noch sein Geld mit Straßenmusik, etwas was er wirklich liebte und konnte. Man verdiente dabei nicht gerade sehr gut aber es war wohl besser als gar nichts. Für einen Job in einem Café oder einem Supermarkt hatte er einfach keine Zeit wegen seinem Boten-job. So war er mit seiner Straßenmusik viel flexibler und konnte sich seine Zeit gut einteilen.
So wie nun auch. Ryder stand auf einem Gehweg in einer Straße, die gut besucht war. Es kamen einige Menschen vorbei. Auf dieser Straße war gefühlt alles. Eine Bar, Restaurants oder kleine Imbiss Lokale, ein Kino und ein paar Einkaufsgeschäften. Eigentlich perfekt.
Normalerweise spielte Ryder mit seiner Geige aber an diesen Tag war ihm einfach danach die Gitarre auch mal zu benutzen, bevor die noch in der Ecke verstaubt. Er packte sie aus dem Koffer, ließ den Koffer offen damit die Leute dort ihr Geld einwerfen konnten und hing sich die Gitarre über damit es einfacher war beim Spielen. Er schaute sich erst nochmal kurz um, atmete tief ein und aus und überlegte dabei was er spielen sollte.
Nur einen Moment später began er die Melodie von Summertime sadness von Lana del Rey zu spielen und kurz darauf setzte er auch seine Stimme ein.
Martha
Gelöschter Benutzer
Re: Night, Music and Vampire [Louise & Ryder]
von Martha am 01.08.2021 01:43Es war ein eigenartiger Tag für mich gewesen. Dabei war er eigentlich nicht anders gewesen als andere – so wie ich meine Tage immerzu verbrachte: In meiner abgedunkelten Wohnung, mit etwas Schlaf hier und da, ehe ich mich an Freizeitbeschäftigungen setzte und auf die Dunkelheit wartete. Unvorstellbar, noch länger als nur die sonnigen Stunden des Tages daheim eingesperrt zu sein. Doch zu sagen, ich ginge selbstverständlich meinen Hobbys nach, betrachtete mein Leben auf der anderen Seite allerdings auch zu idealistisch. Ich war mittlerweile beinahe hundert Jahre alt. Ich konnte nicht jeden Tag in den düsteren Räumen meines Apartments sitzen, fernsehen, lesen, schreiben, stricken, oder was auch immer. Mit den Jahren wurde einem ein solches Leben zu trist. Viel mehr versuchte ich mich immer wieder an neuen Dingen, wenn ich nicht gerade wieder meiner Wanderlust nachging. Denn trotz aller Düsternis meines vampirischen Daseins hatte ich zumindest an dieser Stelle meinen Freigeist nur wenig eingebüßt – ich hatte immer noch jederzeit Lust, neues zu sehen und zu erleben. Immer auf der Suche, eine gewisse Leere zu füllen, die sich seit meiner Verwandlung in mein Herz gefressen hatte...
Heute war diese Zeit für mich allerdings sehr unruhig gewesen. Ich hatte keine Ruhe gefunden und nicht geschlafen. Mein Bett war mir hier zu unbequem gewesen und hier zu weich – zu bequem. Ich hatte mich in den Laken gefangen gefühlt und war schlussendlich aus dem Bett gesprungen. Da war es gerade einmal um zwölf gewesen. Also noch mindestens sieben Stunden, ehe ich die Wohnung verlassen konnte.
Nachdenklich war ich auf und ab gegangen. Könnte es Durst sein?, hatte ich mich immer wieder gefragt. Doch ich hatte erst in der vergangenen Nacht etwas getrunken – und einmal abgesehen davon, ich war an den Kühlschrank getreten, sobald mir der Gedanke gekommen war, hatte ich doch immer etwas hier, wenn es wichtig war, schnell etwas zu mir zu nehmen. Denn in meinem Kühlschrank lagerte ich schon seit mindestens fünfzig Jahren – eine Strategie, die ich mir aus schlechter Erfahrung heraus angeeignet hatte – immer und dauerhaft einen gewissen Vorrat frisches Blut. Doch schon der Gedanke, mir einen Beutel zu nehmen, hatte mich abgestoßen – ich hatte nicht einmal die Muße gehabt, ihn zu berühren, geschweige denn, ihn aus dem Kühlschrank zu holen.
Und so hatte ich mich auf die Couch zurückgezogen. Aber die Bücher, die sich auf meinem Beistelltischchen angesammelt hatten, hatte ich nicht einmal angerührt. Das Regal hatte ich schon lange vollständig ausgelesen, deshalb kaufte ich regelmäßig neue Bücher bevor ich alte spendete, damit andere sie lesen konnten – ansonsten hätten sich mittlereile vermutlich einige Millionen von ihnen in meinem Apartment angesammelt und würden mir die Luft zum Atmen nehmen –, doch von den vielen, die ich mir in letzter Zeit zugelegt hatte, hatte ich noch nicht eins gelesen. Stattdessen saß ich nur da, die Beine an die Brust gezogen, mein Schlafanzug luftig und um mich wehend, die Haare leicht zerzaust, doch nichts, das sich nicht vollkommen selbstverständlich wieder allein legen würde.
Noch nie in meinem Leben hatte ich bisher nichts getan – und doch war es mittlerweile schon so oft vorgekommen, dass das einzige, das ich tun konnte, stummes Hocken und vor mich Hinsehen war. Nicht einmal die Menschen, die mich so faszinierten, konnten mich an dieser Stelle aus meiner Starre holen – deshalb blieb auch der Fernseher stumm.
Und so lang sich die Stunden schließlich zogen, so schnell waren sie bald darauf vorbei. Für mich bedeutete Zeit nichts – Stunden waren nur wenige Sandkörner in der Uhr, Jahre waren nur Momente, die vorbeizogen. Doch der Segen, den das Leben ohne Zeit darstellte, so sehr war es auch ein schwarzes Seil, das sich um die Kehle legen konnte – alles zog immerzu an einem vorbei. Während man selbst auf der Stelle trabte, drehte sich die Welt für alle anderen weiter – bis sie schließlich zum Stehen kam, meine eigene Welt jedoch noch immer in eisiger Stille vor sich hin schwebte. Ein Weg ohne Ende, ohne Ziel, war wertlos. Und doch stand ich jeden Abend auf, ging zum Morgen wieder ins Bett – und zwischendrin schlich ich durch eine seltsame Mischung aus banalem Alltag und monströsem Blutvergießen. Ich arbeitete, ich ging auf Partys, und dennoch endete beinahe jede Nacht mit dem nahenden Ende eines Menschen. Ich tötete selten, doch das Leben eines Menschen sollte sich für immer verändern, weil ich mich an seinem Blut gelabt hatte, um selbst weiter zu existieren...
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ein Blick auf die Uhr. Sieben.
Gut genug. Es war noch nicht ganz dunkel, doch es dämmerte. Das sollte reichen – die Sonne nicht stark genug, mir tatsächlich mehr etwas zu tun, die Schatten lang genug, um mich in ihnen zu verstecken, ohne dabei aufzufallen.
Und so schmiss ich mich in bequeme Kleidung. Heute brauchte ich das besonders – ich musste mich einfach unter Menschen mischen.
Deshalb stand ich einige Zeit später vor der Tür meines Wohnblocks und ging die Straße entlang. Menschen um mich herum...Ich konnte den Puls unter ihrer Haut spüren, das Herz in der Brust, und der Geruch. Oh, hier ging es mir nicht um das Essen, es war mehr, als betrachtete man aus einiger Ferne ein Buffet, zufrieden mit dem Festmahl, dem man so nahe war, das so reichlich und wundervoll gedeckt war. Doch man aß nicht, man ließ sich nur von dem Moment bereichern.
Es war warm, aber nicht heiß. Mein leichtes Oberteil bewegte sich in der Brise. Es lag sanft auf der Haut. Die Luft angenehm auf meinem eisigen Fleisch.
Kurz schloss ich meine Augen, ehe ich in eine Gasse abbog, in der es noch etwas dunkler war als auf der Hauptstraße. Schmal zog sich sie bis zu einem kleinen Markt, dessen Klänge und Geräusche von den engen Hauswänden weit getragen wurden. Und wenn mich nicht alles täuschte...schwang auch etwas Musik mit. Noch ein Grund, mich der freien Fläche zumindest in den Schatten zu nähern.
Bald darauf hatte ich mein Ziel erreicht – und stellte zu meiner positiven Überraschung fest, dass es sich um einen jungen Straßenmusiker handelte, der sich mit einer Gitarre auf den Gehweg gestellt hatte, um eine einnehmende Melodie zu spielen. Ich wusste, dass es sich dabei um ein modernes Stück handelte, doch es hatte etwas ungemein Melancholisches – und es nahm eine besondere Wendung, wenn man rustikale Klingen einer Gitarre dabei auf den Ohren hatte. Ich hatte einmal Klavier gespielt, für mein ganzes junges Leben – manchmal spielte ich noch immer – und bildete mir ein, ein Ohr dafür zu haben. Und so blieb ich mit einem sanften Lächeln bis er das Stück beendet hatte. „Das klingt wirklich sehr schön", erklärte ich dann, bevor ich mich nach vorn beugte, um etwas Geld in seinen Instrumentenkoffer zu werfen – um genau zu sein bekam er ganze fünf Dollar von mir. Geld war in einem unsterblichen Leben nichts wert – es zu haben, war nutzlos, es auszugeben nur ein momentaner Rausch, der schnell wieder abklang. Deshalb gab ich es lieber für diejenigen aus, die es eher brauchen konnten.
Und für einen winzigen Augenblick geriet meine Hand dabei in die Sonne – sie errötete und es brannte, doch ebenso schnell holte ich sie bereits wieder zu mir in den Schatten. Ich spürte wie fast noch im selben Moment die Heilung einsetzte – das Brennen, nur ein Bruchteil dessen, das mir die Sonne des hellerlichten Tages beigefügt hätte, verschwand sofort wieder, die Haut nahm eine normale Färbung an.
Ich ließ mir nichts anmerken. Immerhin wollte ich vielleicht auch gern noch mehr von ihm hören.
Ryder
Gelöschter Benutzer
Re: Night, Music and Vampire [Louise & Ryder]
von Ryder am 03.08.2021 22:14Ryder spielte auf der Straße, seit er eigentlich zu einem Opa in den Staaten kam. Nur wenige Jahre, vielleicht 3-4 Jahre war er nun hier und es gefiel ihm auch Recht gut. Der Hauptgrund warum er eigentlich hier war, das war wohl wegen den Geschehnissen in London und das er beinehae seine Freunde auf den Gewissen hatten durch seine eigene Schuld. Seine Eltern waren nicht gerade erfreut, genauso wie die Eltern seiner beiden Freunden. Seit dem hatte er mt seinen Freunden keinen Kontakt mehr gehabt und so schickten seine Eltern ihn weg zu seinem Großvater, der mittlerweile auch schon vor wenigen Monaten verstarb. Ryder hatte Glück, dass er sein Großvater die Miete an ihn weiter gegeben hatte aber anderseits auch Pech, da er auch die ganzen Rechnugen bzw Schulden am Hals hatte. Deswegen arbeitete er für den Schlipsträger. Das war nicht gerade das was er sich vorgestellt hatte aber anders ging es wohl nicht. Und auch wenn er mehr Freiheiten hätte und sich auch einen richrigen Job suchen wollte, wo er nicht so ein Stress hatte, so musste er da durch. Das war nun sein Leben geworden. Er hätte wohl was anderes machen können aber als er mit den Botengängen anfing war er 16 und er war noch in der Schule. Es war schwer etwas zu finden und er sah das als die einzige Möglichkeit. Und damit er etwas an den Tag machte, was ihm gefiel, schnappte er sich eben seine Gitarre oder seine Geige und spielte in der Öffentlichkeit. Es war wohl nicht gerade viel was er davon bekam aber es war besser als nichts und der Hauptgrund war, dass er etwas mit der Musik tat.
So wie auch an diesen Tag.
Normalerweilse war er wirklch der Geigetyp aber er mochte seine Gitarre auch sehr gerne. Das war eines der wenigen Dinge, die er von London mitgenommen hatte. Die Geige hatte er von seinem Großvater geschenkt bekommen und deswegen machte sie es noch wertvoller für ihn. Sein Grandpa hatte an ihn geglaubt und forderte ihn auch wie er konnte und darüber war er sehr dankbar gewesen.
Er stand dann an der Straße und singte ein Lied. Ein paar Leute blieben stehen, warfen ihn etwas Geld in seinen Koffer und dann gab es eben andere die einfach an ihm vorbei liefen. Er war nicht sauer deswegen, so waren die Leute eben und jeder konnte wohl machen was auch immer er wollte.
Als er endete bekam er leichten Beifall und eine blonde Frau näherte sich ihm und gab ihm einen Lob. "Vielen Dank."sagte er mit einem leichten dankbaren Lächeln. Besonders als sie ihm 5 Dollar in sein Koffer legte. Das war schon eines der großen Summen die er als Straßenmusiker bekam. Die meisten gaben eben das Kleingeld, was sie icht mehr brauchten und störten. Mal bekam er einen oder bis zu drei Dollar. Ab und zu bekam er von Kindern mehr,da sie ihre Eltern darum baten, worin Ryder echt dankbar bar.
Während sie das Geld in sein Koffer legte, meinte Ryder aber zu sehen wie ihre haut brannte. Es war nur für einen kurzen Moment ud Ryder konnte das gar nicht zuordnen ob er das auch wirklich gesehen hatte. War das wirklich passiert? Oder spielten seine Augen ihm einen Streich? Er wusste es nicht. Deswegen schwieg er darüber.
Einfach aufhören konnte er nicht, immerin kam er erst gerade an und da ein paar Leute da standen und wohl auf noch ein Lied wartete, wollte er auch weiter machen. Kurz überlegte er und als er sich entscieden hatte began er sachte an den Seiten der Gitarre zu zupfen ehe er auch schon wieder began zu singen.
Er mochte ruhige Lieder und Melodien zu spielen, da sie ihn sehr beruhigten und das Leben war genug mit Stress befüllt. Er verlor sich ganz in der Musik und hin und wieder hatte er für einen Moment die Augen geschlossen. Da war er in seine Musikbubble und da verbrachte er die Zeit bis er dann wieder das Lied ausklingen ließ.
Martha
Gelöschter Benutzer
Re: Night, Music and Vampire [Louise & Ryder]
von Martha am 04.09.2021 13:34Ich konnte mich nur schwer darin erinnern, wann ich das letzte Mal in einer solchen Situation gewesen war. Menschen auf der Straße, die Musik machten – als Straßenmusiker, um etwas Geld zu verdienen –, waren auch in dieser Zeit keine Seltenheit, doch...ihre Wirkung war doch eine vollkommen andere als noch vor fünfzig Jahren. Nicht nur hatte man sie früher nicht gern gesehen, gar vertrieben, auf der anderen Seite hatte man sie ganz anders wahrgenommen. Man war mit offeneren Augen durch die Welt gegangen – nicht abgelenkt von der eigenen Musik, die man auf den Ohren hatte, nicht gebannt von einem schillernden Bildschirm, den man sich vor das Gesicht hielt, die Finger darauf umherspringend, um diese Nachricht zu beantworten, hier etwas nachzuschlagen oder dort etwas zu posten.
Ich hatte auch ein Handy. Ich nahm mich dort nicht heraus, doch wer mich auf den Straßen genau beobachtete und sich nicht ablenken ließ – genau meine Haltung, meine Bewegung und das Wandern meiner Aufmerksamkeit ins Auge fasste –, der würde nach einer Weile zu dem seltsamen Entschluss kommen, dass dies alles nicht meinem augenscheinlichen Alter entsprach. Er würde keine Erklärung finden, würde sich womöglich nur wenige Momente damit auseinandersetzen bevor er es wieder beiseiteschob. Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen war nicht allzu groß. Dinge, die sie nicht interessierten, wurden sofort unwichtig, Dinge, die sie nicht verstanden, die sie wunderten, konnten sie zwar für einige Zeit in ihren Bann ziehen, doch es würde schnell etwas anderes wichtiger werden. Ein Nachteil der geringen Zeit, die man auf der Welt hatte; so ungern man es auch zugeben, geschweige denn es sich überhaupt bewusst machen konnte, aber Menschen saß ihre ablaufende Lebenszeit immerzu im Nacken. Alles, was ihnen nicht wichtig war, wurde schnell wieder gelöscht. Keine Zeit und kein Raum, um sich dennoch mit etwas zu befassen. Nur wenige waren in der Lage, sich ihre Zeit zu nehmen.
Dieser Umstand schien in den letzten Jahren nur noch immer deutlicher hervorzutreten. Die Menschen hatten sich ihr Leben zwar mit all der Technologie und all der Wissenschaft, Medizin und Lebensstrukturierung so leicht gemacht, doch die Zeit schien auch genau deshalb immer schneller abzulaufen, die Welt sich immer schneller und schneller zu drehen, ihr ganzes Leben in wahnwitziger Geschwindigkeit.
Und nicht zuletzt waren wir dabei auch schon wieder zurück bei diesem Musiker hier auf dem Gehweg. Fast niemand blieb stehen, sie gaben etwas Geld, lauschten einen Augenblick, doch die meisten verschwanden fast genauso schnell wieder wie sie herbeigekommen waren. Am Ende war ich es, die am längsten bei ihm verbrachte, das Lied bis zum Ende anhörte, etwas Geld in den Koffer legte und geduldig auf ein neues Lied wartete – und dieses Mal sang er sogar! Er hatte eine wundervolle Stimme...
Die Menschen waren schon immer unaufmerksam gewesen, eingenommen von ihren eigenen Fragen und Weltanschauungen, doch die Technologie hatte sie noch einmal mehr in ihren Bann gezogen und ihnen den Blick für ihre Welt genommen. Damals war Straßenmusik ein Ereignis gewesen – es wurde mitunter groß aufgezogen, es ging nicht direkt um Geld, sondern um Entertainment, wie man es heute nennen würde.
Vielleicht war auch genau das der Grund, aus dem die Menschen sich von meiner Art fernhielten. Wir mochten wie sie erscheinen, doch tief in sich drinnen erkannten sie, dass etwas mit uns nicht ganz richtig war – wir schienen wie stehen geblieben, die Zeit für uns offenbar bedeutungslos. Wir hetzten nicht, wir eilten nicht. Wir wandelten unter den Menschen, während sie umher rannten. Natürlich war das mehr eine Metapher – doch in Situationen wie diesen hier hatte es durchaus auch etwa wortwörtliches. Doch vielleicht würden die Menschen uns noch viel eher als etwas anderes als sie erkennen, wenn sie aufmerksamer wären und die Welt ein wenig mehr wie wir in Augenschein nehmen könnten – doch das war vermutlich unmöglich. Und es wurde mit jedem Jahr und jeder technischen Errungenschaft unmöglicher, dass sie uns wirklich erkennen könnten. Denn sie wussten so viel, doch erkannten gerade deshalb nicht einmal die Dinge, die sie direkt vor der Nase hatten.
Mit dem vorrückenden Schatten kam auch ich dem Musiker immer näher bis wir beide in eine abendliche Düsternis gehüllt waren und ich direkt an seinem Koffer meinen Platz gefunden hatte. Ich spürte die Wärme seines Körpers – er war auf eine andere Weise warm als es die Luft war. Er war saftig und frisch, lebendig, pulsierend. Anders als die trockene Sommerhitze, die eher betäubend und trocken war. Und ich hörte das feine Pochen seines Herzen. Es war wie ein versteckter Rhythmus in seiner Musik, den nur ich wahrnehmen konnte; die Atemzüge wie geheime Botschaften und Töne, die von Leben und Vergänglichkeit kündeten. Die Schläge seines Herzens wie feine Vibrationen in der Luft, ein Kribbeln und ein Prickeln auf der Haut.
Doch ich hatte keinen Hunger...mehr. Ich hatte viel mehr Interesse an ihm als Person, an seiner Musik und an seinem Leben, das ihn hierher gebracht hatte. Eine Neugier für das Menschliche, die mir schon immer ein ständiger Begleiter gewesen war – eine Neigung aus meinem eigenen vergangenen menschlichen Leben, die mich niemals verlassen hatte, wenn sie auch zeitweise etwas betäubt und versteckt erschien; wenn die Instinkte gesiegt hatten, der Hunger und die Lust, dann war ich jemand anderes und mein eigenes menschliches Dasein und alle seine Züge und Neigungen waren für einige Zeit vergessen.
Ich applaudierte wieder, als sein zweites Stück geendet hatte. Und wieder gab ich etwas Geld in seinen Koffer. Ich hatte genug und er hatte es sicher nötiger als ich, die es sich auf jede erdenkliche Weise besorgen konnte, nicht nur durch Arbeit.
„Du hast wirklich eine sehr schöne Stimme", erklärte ich und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Was führt dich auf die Straße?" Die Frage hatte ich jetzt schon einige Zeit im Kopf gehabt, war zwischen meinen Gedanken immer wieder auf- und dann wieder abgetaucht. Nicht weil ich mich scheute, sie zu stellen, sondern weil ich die Menschen nicht gern überfiel. Solcher Schmerzlosigkeit und Direktheit war unter ihnen ja eher verpönt, doch meine Art hatte ihre eigene Art, sich zu verständigen und miteinander umzugehen, wie ich auch erst hatte lernen müssen. Wir machten uns wenig aus Gefühlen, handelten eher taktisch als taktvoll. Wenn wir etwas wissen wollten, fragten wir direkt oder spielten andere aus. Ich spielte gern mit offenen Karten – denn manchmal war ein offen getragenes Schwert noch besser als ein Messer im Rücken, denn es zwang sein Gegenüber, bereits früh die eigenen Waffen zur Schau zu stellen, weil er schon einmal in Verteidigungshaltung gehen musste gegen das, was kommen mochte.
Ryder
Gelöschter Benutzer
Re: Night, Music and Vampire [Louise & Ryder]
von Ryder am 11.09.2021 21:08Zu der Musik hatte Ryder von klein auf eine Beziehung gehabt. Sie war da, wenn er sich einfach gefühlt hatte, wenn er Probleme hatte, Streit hatte oder wenn er einfach glücklich war. Als er noch jung war hatte er angefangen mit der Gitarre zu spielen und sang einfach darauf los, was gerade in seinem Herzen war und in seinen Gedanken. Natürlich hat das dann nicht so ganz mit der Melodie gepasst, als er klein war aber mittlerweile konnte er das gut.
Die Geige lernte er in seiner Teenie Zeit. Er ging jede Woche fließig in die Musikschule aber leider besaß er nie eine eigene bis er eben von Englang her kam und sein Großvater ihm seine eigene schenkte. Von da an war sie zu seinem Lieblingsinstrument geworden. Besonders als sein Großvater starb, fühlte er sich ihm nahe,wenn er darauf spielte. Es war einfach etwas anderes als die Gitarre aber eigentlich mochte er beide ziemlich gerne.
Ryder hatte das nächste Lied angefangen und war ziemlich schnell in seiner Bubble versunken. Man konnte es schwer beschreiben,wie er sich dann immer fühlte. Aber die passesten Wörter waren wohl:Leicht,sorgenlos...als könnte er alles schaffen. Und er fasste darin neuen Mut und Energie. Manchmal war es dann auch frustrieren,wenn er wieder zurück in die Realität kam und merkte, dass sich seine Probleme nicht gelöst hatten und er immernoch in der Scheiße steckte.
Nachdem er dann auch dieses Lied geendet hatte, bemerkte er wie die blonde Frau ihm weiteres Geld in den Koffer legte. "Danke,Miss. Das ist großzügig von Ihnen."sagte er höflich und lächelte leicht. Er nickte dann etwas und lächelte verlegen,als sie ihm ein Kompliment über seine Stimme machte. "Oh, vielen Dank!" das freut ihn wirklich.
Er zupfte dann einfach eine Melodie auf seiner Gitarre während er mit der blonden Frau redete. "Naja, mir so mein Geld verdienen." antwortete er ihr auf ihre Frage, was er eigentlich auf der Straße tat. Was ja auch der Wahreit entsprach. Da hatte er wohl kein Grund zu lügen.Er hätte wohl auch einfach in einem Café arbeiten können aber wenn er auch als Bote unterwegs war um die Schulden zu bezahlen,dann musste er flexibel sein und das war wohl das beste was er tun konnte. Er war mehr oder minder sein eigener Boss und konnte entscheiden wo und wann er singen und spielen würde.
"Und kommen Sie von hier?" fragte er sie. Bisher hatte er sie noch nicht gesehen und er spielte häufig an den selben Flecken und dabei sahe oft die selben Menschen. Deswegen fragte er einfach mal.
Martha
Gelöschter Benutzer
Re: Night, Music and Vampire [Louise & Ryder]
von Martha am 26.09.2021 14:47Ich wusste ehrlich nicht, warum es mir so viel gab, die Menschen auf ihren eigenen Bahnen zu beobachten und zu verfolgen. Waren es unerfüllte Wünsche und Ideen, weil man mich einst von diesem Weg gerissen und in den dunklen Wald geschleppt hatte, dazu verdammt, immer zwischen den Schatten der Bäume zu wandeln, die Pfade der Menschen zu hier und da zu kreuzen und dann wieder in der Dunkelheit zu verschwinden, während sie immerzu versuchten, weiter auf das Licht zuzuhalten – das Ende einer Wanderschaft, das ich nie sehen würde? Oder handelte es sich dabei lediglich um Vorlieben, die ich bereits als Mensch gehabt hatte und die nun immer mal wieder an die Oberfläche durchdrangen? Das beinahe kindische und naive Interesse an der Welt, die spielerische Erkundung des Lebens...die auf diesem Lebensweg mehr oder weniger perfide geworden war, so als blutrünstiges Biest, das nur überleben konnte, indem es anderen das Leben nahm.
Und ebenso faszinierend war, dem jungen Straßenmusiker dabei zuzusehen, wie er von einem Stück zum nächsten wechselte und dabei in seine eigene Welt abtauchte. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut – wenn man seiner Leidenschaft nachging und vollkommen in ihr eintauchte, unempfänglich für die Sorgen und das Leid der Welt...jedenfalls für einen Augenblick.
Nur nach und nach fiel mir dabei auf, dass ich gar nicht mehr allzu sehr seiner Musik lauschte, sondern fiel mehr die Züge seines Gesichtes betrachtet hatte – so entspannt und ausgelassen, und doch tief konzentriert. Dennoch besann ich mich wieder auf die Melodie, die er spielte – und für die ich ihn auch schlussendlich wieder etwas Geld da ließ. Ich sah keinen allzu großen Nutzen darin, in meiner Art von Leben viel Geld zu sparen – es kam immerzu nachgeflossen und ich hatte eine Ewigkeit; es sammelte sich also nach und nach an und wurde mir schnell zu viel. Materieller Besitz wurde einem schnell langweilig, wenn man ihn über die Jahre hinweg ewig und unverändert ertragen musste.
Leicht nickte ich und zupfte nachdenklich an meinem Fingernagel herum. „Das ist ehrlich gesagt sehr traurig", entgegnete ich und schenkte ihm ein verlegenes Lächeln. Dass man es in seinem Alter nötig hatte, sich auf der Straße das Geld durch das Spielen von Musik zu verdienen, war alles andere als schön – ganz gleich wie schön seine Musik und seine Stimme waren. „Wie kam es denn dazu?", fragte ich und wusste im selben Moment, wie dreist die Frage eigentlich war. Aber ich zog sie nicht zurück. Ich war interessiert an seinem Schicksal, sofern es dahinter natürlich eines gab, verstand sich. Vielleicht tat er es auch einfach nur aus Spaß an der Freude, weil er ansonsten einen Bürojob hatte und nicht viel nach draußen kam, seinem Geist nur wenig Freiheit gönnen konnte.
Schließlich zuckte ich mit den Schultern. „Im Grunde schon, doch ich bin entweder viel und überall unterwegs oder gar nicht." Ich lächelte noch einmal. „Heute wollte ich eigentlich nur etwas spazieren gehen – und wie der Zufall es so will, hatte ich dich spielen hören." Er hatte mich gesiezt, ich duzte ihn. Manchmal hatte ich die Anwandlung, alle um mich herum zu siezen – denn es gab fast keinen Raum, in dem ich nicht älteste war. Als Kind hatte man mir immer eingebläut, dass es eine Sache des Respekts vor dem Alter und der Autorität war, andere zu siezen auf die dies zutraf. Nun, ich war älter – der Respekt war so eine Sache – und geriet deshalb immer ins Duzen, auch wenn ich gesiezt wurde. Nicht selten war mir schon vorgeworfen worden, wie arrogant ich damit daherkam. Doch solche Gepflogenheiten gehörten ebenso zu den Dingen, die einem mit dem Alter im ewigen Leben lästig wurden.
Ryder
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