Lewa & Rachel | I knew there was more [Beendet]

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Lewa
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Lewa am 22.10.2020 16:37

Lewa fühlte sich unwohl und nackt und dreckig. So fühlte sie sich schon immer, wenn sie ganz normal einkaufen ging - dann hatte sie immer das Gefühl, als würden alle Leute sie beobachten, ihr nachstarren, ganz genau wissen, was sie war und was sie tat und sie hasste dieses Gefühl der Durchscheinbarkeit. Eine der hunderttausend Sachen, die sie an ihrem Latop so vermisste. Wenn man in den Tiefen des Internets und Darknets unterwegs war, wusste niemand, wer du warst, wenn du nur gut genug deine Spuren zu verdecken wusstest. Und darin war sie schon immer recht raffiniert gewesen.
Scheiße.
Rachels Räuspern brachte Lewa zurück in die geradige Situation und sie schaute Rachel an, abwartend. Sie hasste es, dass sie jetzt wusste, was sie war. Sie hasste es einfach nur. Auf die Frage, die Rachel ihr stellte, stieß Lewa nur ein kurzes schnaubendes und verbittertes Lachen aus. "Weil es so ist.", antwortete sie nur. Warum sonst? Sie war eine verdammte Nutte. Eine Hure, eine Schlampe, eine Prostituierte, oder wenn man es ganz galant ausdrücken wollte, ein Freudenmädchen (obgleich sie den Begriff einfach nur hasste). Sie hasste alle diese Begriffe. Sie hasste dieses ganze Dasein, doch sie konnte nichts dagegen tun. Zumindest noch nicht.
Lewas Mundwinkel zuckten unwillig und sie schüttelte nur den Kopf. Sie glaubte Rachel nicht. Zu wissen, das jemand das hier tat, veränderte automatisch das Bild von einem, immer. Und derjenige würde es auch nie wieder vergessen. Das war vorbei.
Zögernd öffnete Lewa den Mund und kämpfte zeitgleich gegen die Tränen an, was ihr Gott sei Dank gelang. "Es war schön gewesen, mal für kurze Zeit jemanden zu kennen, der nicht weiß, was ich bin.", gestand sie. Konnte erneut die Verbitterung nicht aus ihrer Stimme streichen und wollte es auch gar nicht. Und dennoch waren es wahre Worte. Sie hatte den Nachmittag heute genossen. Das ungezwungene Eis essen mit Rachel.
Aber das war jetzt auch vorbei.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.10.2020 18:16.

Rachel
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Rachel am 28.10.2020 20:02

Weil es so ist? Das war keine richtige Aussage. Es war eine trotzige Antwort und ließ Rachel weiter über alles nachdenken. Was sie ihr geschrieben hatte, manche Dinge sah sie nun in einem ganz anderen Licht. Es ging ihr nicht gut mit dem, was sie tat. Sie war nicht stolz darauf (denn gab es durchaus Frauen, die gerne Sex für Geld hatten) und sie spürte einfach, dass da noch etwas war. Es steckte mehr dahinter und Rachel wollte wissen was es war. Konnte sie ihr helfen? Wahrscheinlich würde sie diese Hilfe nur ungern annehmen, aber das war ihr reichlich egal. ''Es gibt viele Prostituierte, die das alles gerne tun. Wahrscheinlich nicht unbedingt an einem Straßenstrich, sondern lieber bei sich Zuhause oder eben in irgendwelchen Hotels. Aber wenn wir ehrlich sind, ist das der älteste Beruf und im Grunde sagt das doch schon alles. Es ist in Ordnung zu tun, was du tust. Solange du es möchtest.'' Sie sagte den letzten Satz gezielt. Sie wollte die Reaktion sehen, würde sie ihre Vermutung bestätigen?
Es wäre wirklich keine schöne Information, wenn sie erfahren würde, dass Lewa aus irgendwelchen Gründen gezwungen war das hier alles zu tun. Klar, um Geld zu verdienen. Aber würde sie das nur deshalb tun? Wenn sie sich so dafür schämte? Sicher nicht. Nicht nur für Geld. Da musste einfach etwas sein, das sie Rachel nicht sagen wollte und so wie die Brünette nun einmal war, konnte sie nun nicht einfach wieder alles vergessen und so tun, als wären diese Vermutungen nicht da. ''Sieh das alles nicht so schwarz. Schließlich hatten wir heute einen schönen Nachmittag. Ich mag dich und das ändert diese neue Erkenntnis nicht.'' Schließlich hatte jeder seine Leichen im Keller. Mit einem Seufzen sah sie zu dem Vorhang, welchen Lewa zugezogen hatte und dann zu den blinkenden Lichtern. Sie kannte Lewa kaum, doch es erschien ihr hier alles nicht ihre Welt zu sein. Es passte nicht zu dem kleinen Computer-Nerd. Es war irgendwie falsch. ''Wieso tust du das hier, wenn du es so sehr verabscheust?''

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Lewa
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Lewa am 28.10.2020 20:55

Es gibt viele Prostituierte, die das gerne tun...
Der Satz hallte in ihrem Kopf nach, immer und immer wieder. Nur gerade noch so konnte sie ein Schnauben zurück halten. Ja. Womöglich gab es welche. Aber ganz gewiss nicht hier. Ihr Dad sammelte. Er sammelte Frauen, die am Ende waren - die nach Amerika geflohen waren oder auf der Straße waren oder einfach alles verloren hatten, keine Hoffnung hatten. Ihnen bat er eine ‚Chance‘ Indern er sie zu sich holte, sie mit charmanten Worten umschmeichelte und sie dazu brauchte, bei ihm zu bleiben. Doch waren sie erstmal in seinem Griff, kamen sie nicht mehr raus. Wenn man versuchte zu fliehen, fand ihr Patenonkel sie und brachte sie zurück. Und ihr Dad wurde gewalttätig. Ihm konnte man nicht entkommen. Er hatte Macht, viele Freunde in hohen Postitionen, die besten Anwälte... er wusste genau, was er tat und wie er die Mädchen hier halten konnte.
Sie selbst eingeschlossen.
Solange du es möchtest...
Lewa lächelte verbittert und wich Rachels Blick aus. Sie konnte, sie wollte sie nicht ansehen. Das hier...das hatte sie nie gewollt. Nie. Wie naiv sie als Teenagerin gewesen war, zu denken, der Job ihres Vaters würde sie nichts angehen...wie dumm.
Unwillkürlich musste Lewa lachen, als Rachel meinte, sie würde sie gern haben und dass der Nachmittag schön gewesen sei. Ja, das war er wirklich gewesen. Für kurze Zeit eine andere, fast vergessene Welt.
Und dann kam die Frage, mit der Lewa schon fast gerechnet hatte. Sie holte tief Luft. „Weil ich muss.“ Sie sah Rachels Gesichs und bemerkte, dass diese Antwort ihr nicht reichen würde. Lewa schloss die Augen, lehnte ihren Kopf gegen den Schrank hinter ihr und atmete.
Sollte sie? Sie konnte nicht... andererseits würde es gut tun, es mal jemandem zu sagen.
Ja, es würde verdammt gut tun, sich mal jemandem anzuvertrauen. Aber sie wollte keine Hilfe!
„Okay...okay...ich erzähls dir“, brachte Lewa heraus öffnete ihre Augen und blickte geradewegs und direkt Rachel an. Bestimmt. „Aber versprich mir, mir nicht helfen zu wollen oder sowas, ja? Ich krieg das hin. Ich hab einen Plan und ich krieg das hin.“ sie lächelte nicht. Sie meinte es ernst. Sie wollte niemanden hier mit reinziehen, sie wollte...sie wollte sich nur jemandem mitteilen...

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Rachel
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Rachel am 29.10.2020 17:21

Rachel kannte die Hintergründe von Lewas Handlungen nicht, sie wusste nicht, dass ihr Vater eigentlich nicht so toll war wie sie es ihr gesagt hatte, dass er sie dazu zwang hier zu sein, dass diese alle Frauen hier dazu zwang. Woher sollte sie das auch wissen? Darauf würde sicher niemand sofort kommen, außer er hatte etwas mit diesem Geschäft zu tun. Und das war bei Rachel nicht der Fall. Sie hatte mit dem Erotik-Geschäft nie etwas zu tun gehabt. Doch sie konnte sofort erkennen, dass Lewa noch immer nicht gerade begeistert von ihren Worten war. Sicher war das Thema einfach viel zu sensibel. ''Es tut mir leid, ich wollte dir nicht auf die Füße treten, Lewa. Ich weiß nicht viel von dir, auch nicht wieso du hier bist. Ich versuche es nur zu verstehen.''
Für einen Moment blickte sie zu Boden, selbst dieser sah wenig einladend aus. ''Ich bin kein Mensch, der seine Hilfe nicht anbietet, Lewa. Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, helfe ich gerne. Aber wenn du die Hilfe nicht möchtest, kann ich das nicht ändern. Also ... okay.'', nickte sie zu Lewas Worten und ließ ihren Blick wieder zu ihr wandern. Sie war eine wirklich schöne, junge Frau. Sie konnte sich schon denken, dass einige Leute sich zweimal nach ihr umdrehten. Aber das hier? Das war doch eindeutig ein Schock gewesen. Die Kleidung vom Nachmittag hatte ihr besser gefallen, es stand ihr besser als dieses Kleid, das praktisch ein Hauch von Nichts war. ''Es tut mir leid, dass du dich nun so schlecht fühlst. Das wollte ich wirklich nicht.'' Rachel war sich sicher, dass Lewa noch eine großartige Karriere vor sich haben würde - und das nicht als Prostituierte. Sie war so klug, sie war jung und zielstrebig. 

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Lewa
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Lewa am 29.10.2020 17:42

Lewa schüttelte den Kopf, als Rachel schon begann zu entschuldigen. "Nein. Ist schon okay", wehrte sie ab. Im Grunde genommen konnte Rachel nichts dafür. Es war eine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle gewesen, dass Rachel nun herausgefunden hatte, was Lewas tatsächlicher Beruf war. Und es war nur natürlich da dann nachforschen zu wollen - das würde sie selbst sehr wahrscheinlich ebenfalls tun. Es war halt...es war halt einfach nur beschissen.
Aber es war jetzt so. Und Rachel wollte sie verstehen. Und wenn Lewa ganz ehrlich war...sie wollte es einfach nur loswerden. Ein einziges Mal es sich von der Seele reden, ohne Angst haben zu müssen, dass ihr Dad von einem der anderen Mädchen davon erfuhr oder sonst was. Ja, verdammt, es würde gut tun, es einmal loszuwerden. Aber sie musste sicher gehen, dass Rachel nicht eingreifen würde. Das...das wollte sie nicht. Sie kam klar. Sie wollte es einfach nur einmal loswerden...
"Gut...danke", sagte Lewa und nickte - und als Rachel sich nun erneut entschuldigte, lächelte sie leicht. "Alles gut. Du bist nicht daran schuld." Es war nur scheiße, dass sie nun auch davon wusste, aber...sie war nicht daran schuld, dass es ihr beschissen ging. Das war ihr Dad, das war dieser ganze verdammte Ort, das was sie tat. Und das hatte sie jede verdammmte Nacht, also...alles im grünen Bereich. Oder roten. Wenn man die Doppeldeutigkeit wollte.
Lewa nickte mit dem Kopf und führte Rachel damit zu ihrem Bett, wo sie in Windeseile die Bettdecke gemacht hatte, damit es nicht ganz so schmuddelig wirkte wie es schien. Sie deutete auf dem Stuhl von ihrem kleinen Tisch am anderen Ende, wo sie sich vor ein paar Stunden die Haare geföhnt und geglättet hatte. "Du kannst dir den Stuhl nehmen, wenn du magst", bot Lewa an, während sie selbst sich in einer geschmeidigen Bewegung (die viele als sexy beschrieben hätten in ihrem Outfit, obwohl das gerade wirklich nicht ihre Absicht war), auf dem Bett niederließ, ihre im Augenblick glatten langen schwarzen Haare nach hinten auf ihren Rücken tuend, und setzte sich etwas bequmer in die Kissen.
Sie wartete, bis Rachel den Stuhl geholt und sich gesetzt hatte - währenddessen überlegte sie, wo sie am Besten anfing.
Sie entschied sich für die direkte Methode.
"Dieser Strich gehört meinem Dad. Also...meinem Zieh-Dad." Ihr Blick löste sich von dem unsichtbaren Punkt auf den sie zuvor gestarrt hatte und schaute nun zu Rachel. "Offiziell leitet er eine Busgesellschaft, inoffiziell gehören ihm all diese Wohnwagen, die er an die Mädchen 'vermietet'." Sie setzte das letzte Wort in Anführungszeichen. Es gab keinen schlechteren Begriff für das, was ihr Dad tat. "Ich fand es heraus, als ich ungefähr fünfzehn war, aber ich hab mir nichts groß dabei gedacht. Wollte es nicht viel weiter wissen. Er war mein Dad und ich hatte anderes im Kopf. Ans MIT zu kommen, zum Beispiel. Oder Codes zu schreiben um Fehler in Sicherheitssystemen von Firmen zu entdecken." Sie lächelte schwach, ihr Blick nun wieder ins Leere gerichtet. "Tja...ich machte meinen HighSchool-Abschluss mit 17 und wollte dann wie gesagt ans MIT, doch an meinem 18. Geburtstag ..." Sie schluckte. An den Tag zu denken tat nach wie vor weh. Als von einem aufs andere Mal ihr ganzes beschissenes Leben in die Tonne gekloppt wurde. "Mein Dad 'schenkte' mir zum Geburtstag diesen Wohnwagen hier - und nahm mir gleichzeitig alles was ich besaß. Mein Zimmer, meinen Laptop, meine Klamotten, alles. Er sagte mir, ich würde jetzt für ihn arbeiten." Lewa lächelte verbittert, schüttelte leicht den Kopf, starrte kurz auf den Boden und dann wieder zu Rachel. "Klar..ich hab versucht zu fliehen. Aber mein Patenonkel - der beste Freund meines Dads - ist Privatdetektiv. Er hat mich immer in kürzester Zeit gefunden. Ich hab verfickt kein Geld um wirklich weit zu kommen, also...naja. Er brachte mich jedes Mal wieder zurück und mein Dad...naja..." Wieder lächelte Lewa leicht. "sagen wir, er wird ganz gern handgreiflich." Das war er schon während ihrer Jugend hin und wieder geworden. Aber viel seltener, nicht so schlimm und nur, wenn sie richtige Scheiße gebaut hatte. Die Zeiten waren schon lange vorbei.
"Also...hab ich mich damit abgefunden. Ich bin hier, arbeite für ihn und steck mir immer ein bisschen Geld für mich selbst zur Seite - gerade so viel, dass es nicht auffällt. Und wenn ich genug gespart hab, hau ich hier ab und geh ans MIT. So der Plan."
Lewa spürte einen Kloß in ihrer Kehle entstehen, ignorierte ihn jedoch, zuckte mit den Schultern und lächelte Rachel unter dem Motto an 'Tja. So siehts aus'. In ihr brandeten die Wellen gegen ihre aufgebaute Mauer, doch das war gut so. Sie wollte keinen Nervenzusammenbruch - zumal sie gerade keinen Grund dazu hatte. Und selbst wenn...sie hasste es, schwach zu sein. Wenn, dann sorgte sie dafür, dass sie bei einem Zusammenbruch auch wirklich allein war.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.11.2020 13:10.

Rachel
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Rachel am 13.11.2020 13:40

Wirklich gut fühlte sich Rachel nun zwar nicht, doch widersprach sie dem ist schon okay nicht. Stattdessen sah sie zur ihren Händen, während sie überlegte wie sie nun am besten reagierte. Grundsätzlich war das alles wirklich nicht schlimm für Rachel. Natürlich hatte sie damit nicht gerechnet und bisher kannte sie (soweit sie wusste) auch niemanden, der sein Geld wie Lewa verdiente (wobei es ja scheinbar nicht mal ihr Geld war), doch hieß das noch lange nicht, dass Lewa deshalb ein schlechterer Mensch war. Im Gegenteil. Alles was sie bisher erzählt hatte sprach eher dafür, dass aus ihr echt mal etwas werden sollte und würde.
Schweigend folgte sie Lewa durch den Wohnwagen hin zu dem Bett, welches sie zugleich schon ordentlich machte. Kurz fiel ihr Blick auf den Stuhl. ''Danke.'', merkte sie an und zog den Stuhl ein wenig zu sich, um sich schließlich auf diesen zu setzen. Die Bewegungen von Lewa wirkten elegant, doch lag es nicht in Rachels Natur eine Frau (bis auf Tessa) derart anzusehen, dass sie es als wirklich sexy empfand. Sondern eher ästhetisch oder so. Und dann begann sie zu erzählen ... Wobei man ihr deutlich ansehen konnte, wie sie immer mehr von den Worten schockiert war. Und diese blauen Flecken. Sie ... verstand.
Zunächst einmal fragte sie sich, wie ein Vater (egal ob Ziehvater, Adoptivvater, leiblicher Vater oder Vaterfigur) so etwas tun und verlangen konnte?! Und dann ihr Onkel? Was war denn nur los mit ihrer 'Familie'? Erneut spürte sie eine gewisse Wut in sich aufkommen. Sie hasste solche Menschen. Menschen, die unschuldigen Leuten etwas antaten, was sie für immer prägte. Zumal es sich hier eindeutig um Zwangsprostitution handelte und das war absolut nicht in Ordnung! Abgefunden? Alles okay? Das sie nicht lachte! Wie in Gottes Namen sollte sie das denn nun hinnehmen?
Es dauerte eine Weile, bis Rachel sich aus ihren eigenen Gedanken um all diese Worte von Lewa wieder rausreißen konnte und sie die junge Frau ansah. ''Ich weiß ehrlich gesagt nicht ... was ich dazu sagen soll.'' Auf der einen Seite war den beiden klar, wie beschissen Lewas Lage war und wie gerne Rachel ihr irgendwie helfen würde, auf der anderen Seite wusste Rachel aber auch, dass das hier ein riesiges Ding war und selbst ein Amoklauf bei ihrem Vater Zuhause nicht viel anrichten würde. Scheiße. Rachel fühlte sich wirklich richtig scheiße. Aber wie musste es Lewa erst gehen? ''Ich würde dir wirklich gerne helfen ...'', merkte sie nur an, kämpfte dabei sogar gegen ein oder zwei Tränen an. 
''Und diese Hämatome? Die Stellen an denen sie sind sagen ja schon viel ... aber ...'' Gott, wie sollte sie das denn nun sagen? Wie sollte sie fragen ... ob sie das wirklich schafft? Wie sie das schaffte? Wie konnte sie so da sitzen und erzählen? Naja, der Mensch hielt viel aus aber  ... aber wie? ''Wie soll ich denn einfach fahren in dem wissen, was dir hier widerfährt? Wie soll ich das hinnehmen?'' Sie war schließlich kein Monster, das ihre Gefühle abstellen konnte und keine Sorgen um andere Menschen hatte. Im Gegenteil.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.11.2020 14:06.

Lewa
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Lewa am 13.11.2020 14:29

Während Lewa recht nüchtern erzählte, was genau es mit diesem Strich hier auf sich hatte und was genau sie hier tat, konnte sie beobachten, wie Rachels Gesichtsausdruck immer entstzer wurde, immer mehr Schock abzeichnete. Der Anblick reichte, um ihre innere Mauer sich noch ein wenig verstärken zu lassen. Ja, sie wusste, was sie hier erzählte. Aber es war nunmal, wie es war und sie hatte keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Und sie würde das schon hinkriegen. Bald müsste sie genügend Kohle zusammen gesaprt haben. Es würde schon alles funktionieren. Irgendwie.
Nachdem sie geendet hatten, herrschte erst einmal Stille. Lewa konnte ganz gedämpft die Motorengeräusche von draußen wahrnehmen. Verdammt, Rachel konnte auf alle Fäle nicht zu lange bleiben. Sonst würde es verdächtig werden. Sie müsste sogwieso ein wenig ihres Erapren dafür verwenden, ihrem Dad diese 'Arbeitszeit' hier, glaubwürdig erscheinen zu lassen. Er bekam wirklich alles immer mit. Aber es war okay. Es tat trotzdem gut, darüber zu sprechen.
Lewa lächelte nur leicht, als Rachel zunächst erst sagte, sie wisse nicht, was sie darauf sagen solle. Doch als sie dann die Hilfe ansprach, schüttelte Lewa bestimmt den Kopf. "Ich brauche keine Hilfe", erklärte sie. Und ja, ihr war bewusst, dass diese Worte völlig widersprüchlich zu ihrer vorigen Geschichte waren. Aber es war so! "Wie gesagt, ich krieg das hin und ich mach das schon. Keine Sorge", sie rang sich ein Lächeln ab. Ihr Dad durfte nur niemals ihr Erspartes finden. Denn dann wäre wirklich alles vorbei.
Dann wüsste sie wirklich nicht mehr weiter.
Lewa blickte hinunter auf ihren Körper. Auf ihrem rechten Arm prangte ein großen blau-lilanen unschönen Fleck, auf den Lewa unwillkürlich ihre Hand legte (und automatisch etwas zusammenzuckte, weil es einfach immer noch Schweine wehtat). Und überrascht bemerkte sie auch an ihrem linken Oberarm ein paar Flecken nebenbeinander, die ihr bisher nicht aufgefallen waren. Vielleicht die ersten Vorboten von dem Griff ihres Dads eben. Auch so konnte man das ein oder andere kleine Hämatom entdecken, die meisten aber gelb und schon fast verblasst, sie taten auch nicht (mehr) weh.
Lewa blickte wieder auf. Sie fühlte sich unwohl. "Das ist nichts.", wehrte sie dann ab, wich dabei allerdings Rachels Blick aus. "Das meiste ist einfach nur von irgendwelchen Freiern. Das passiert schon mal." Sie zuckte mit den Schultern. "Könnte sein, dass das hier von meinem Dad vorhin ist", sie deutete auf ihren Flecke an ihrem linken Oberarm. "Aber es ist nichts Wildes. Glaub mir, wenn er richtig sauer ist, sehe ich anders aus." Sie lächelte und schaute Rachel wieder in die Augen. Schläge auf den Kiefer waren das Schlimmste. Erst Recht in dem Job wie diesem. Da hatte sie sich schon oft genug mit Schmerzmitteln zugedröhnt, um irgendwie ihren Job dennoch machen zu können.
Lewa zuckte die Achseln, als Rachel sie fragte, wie sie das so einfach hinnehmen sollte. "Es ist okay. Ich mach das hier jetzt schon seit acht Jahren. Und bald sollte ich genug Kohle haben, also...du brauchst dir wirklich keinen Kopf zu machen. Ich krieg das hin."
Ja, sie wusste, dass sie sich wiederholte. Aber das tat sie ständig. Jeden Tag. Wiederholte es immer und immer wieder in ihrem Kopf: Ich krieg das hin. Ich krieg das hin. Ich krieg das hin. Wie ein Mantra. Sie musste daran glauben, es machte sie stark. Sie wollte glauben, dass es sie stark machte. Dass sie es wirklich hinbekam.
Ich krieg das hin.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.11.2020 14:41.

Rachel
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Rachel am 15.12.2020 16:10

Viele Menschen waren der Prostitution gegenüber negativ eingestellt. Alles was man davon hörte war aber auch nicht wirklich positiv und da Sex allein schon ein Tabu-Thema war, war nur umso schwerer mehr Verständnis für Menschen wie Lewa und ihren Beruf zu verbreiten. Rachel war jedoch intelligent genug um zu erkennen, dass hinter einem Beruf immer mehr steckte. Bei ihr selbst war es immerhin genau so. Sie war nicht ohne Grund eine Paläomikrobiologin. Wäre ihre Mutter nicht an Malaria gestorben, als sie selbst noch so jung gewesen war, dann wäre sie sicher einem anderen Beruf nachgegangen. Vielleicht wäre sie sogar eher Ärztin geworden, Chirurgin! Aber nein, sie war hier und Lewa hatte ebenso ihre Geschichte. Eine Geschichte, die nicht jeder hatte und gewiss nicht haben wollte.
''Aber wieso willst du dir das weiterhin antun?'' Für Rachel wäre es absolut kein Problem ihr zu helfen, pb nun finanziell oder eher als jemand, der ihr zuhörte, vielleicht auch Tipps gab (je nachdem um welches Thema es sich handelte). Ob sie nun das Geld weiterhin sammelte und sich das hier antat, oder ob sie sich Hilfe suchte und zur Not (wenn sie das wirklich unbedingt wollte) das Geld zurückzahlte. Für was sie sparte war da doch egal, oder nicht? Nun, so sah sie das. Aber Lewa scheinbar nicht und das war okay. Nicht jeder musste Rachels Meinung teilen (auch, wenn sie ihr diese nun gerne aufgezwungen hätte). 
Vor allem die Tatsache, dass ihr 'Vater' sie so zu behandeln schien, ihr das hier aufzwang, sie schlug und ihr psychischen Schaden zufügte, das war nicht okay. Alles andere als das. Scheiße ... das konnte sie wirklich nicht ignorieren. Wie sollte sie das können? Er tat das immerhin auch nicht nur Lewa an, sondern sicher allen Frauen, die hier 'arbeiteten'. ''Lewa, ich zweifle nicht daran, dass du das nicht schaffen kannst. Aber das hier ...'' Sie deutete um sich. ''Ist eine verdammt große Straftat und wenn ich das hier ignoriere, werde ich dir vielleicht einen Gefallen tun, aber nicht den anderen Frauen hier - denen es bestimmt nicht besser als dir geht.'' Sie meinte das keines Falls böse, im Gegenteil. Sie wollte solche Dinge nicht zulassen. Sie wollte nicht wegsehen. Sie konnte nicht.

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Lewa
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Lewa am 18.12.2020 15:27

Lewa wandte fast schon genervt den Blick ab. Verdammt, wie sollte sie das denn erklären?? Wie sollte sie es erklären, was für einen verdammten Druck es aufbaute, wenn man jahrelang an ein und demselben beschissenen Ort festgehalten wurde, wenn jeder Fluchtversuch mit härteren Prügeln bestraft wurde und bei jedem Versuch der Wille schmolz und die Angst stärker wurde? Wie sollte sie es erklären, dass die Angst irgendwann allumfassend war, jeden Winkel der Luft ausfülle? Fuck, ja! Sie wusste sie könnte zu den Bullen gehen. Aber ihr Vater hatte so verdammt viele Kontakte, er würde sich rauswinden können. Und er würde sie finden.
Und dann?
Scheiße, sie konnte das nicht. Sie konnte sich nicht Hilfe von außen holen. Es kostete sie alle Kraft, ihren Fluchtplan durchzuziehen, das Geld zu sparen, heimlich, verborgen vor ihrem Dad. Das barg schon genug Risiken. Wenn sie auch noch andere mit einbezog... nein. Und dazu kam noch ihr Stolz. sie wollte es alleine schaffen. Sie wollte beweisen, dass es ging. Sich selbst, vielleicht auch allen anderen, die in einer ähnlichen Situation waren, wollte ihnen zeigen, dass man sich verdammt nochmal draus befreien konnte.
Und wie sollte sie es nun erklären, ohne dabei absolut schwach zu wirken?
Sie hasste es, schwach zu sein.
Verzweifelt fuhr sich Lewa mit einer Hand durch ihre schwarzen Haare, kämpfte kurz innerlich mit sich selbst - hinter ihrer Mauer, selbstverständlich, versteckt von der Außenwelt - und blickte dann zu Rachel. "Ich will es mir nicht weiter antun. Es ist nur...fuck. Du weißt nicht wie es ist." Mehr konnte sie dazu nicht sagen. Wollte sie nicht sagen.
Wollte nicht sagen, was sie fühlte.
Wollte ihr nicht gestehen, was für beschissene Angst sie vor ihrem Dad hatte.
Und dann traf Rachel den Wunden Punkt. Die anderen Frauen hier...
"Das ist..." Lewa atmete durch und wandte ihren Blick endlich wieder Rachel zu. "Mein Dad macht das geschickt. Weißt du... Er sucht sich Frauen, die in Schwierigkeiten stecken, denen es schlecht geht. Er redet mit ihnen, wickelt sie um den Finger, nimmt sie für sich ein und gibt ihnen hier einen Job, gibt ihnen alles. Und nimmt ihnen zugleich alles. Manche kapieren es. Versuchen zu fliehen, er fängt sie ein, bestraft sie und dann spuren sie für gewöhnlich. Ich weiß, einige wollen auch weg... vielleicht sogar die meisten, aber... fuck, keine Ahnung." Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte, ohne sich selbst in die Opfer-Rolle zu stellen (denn das wollte sie verdammt nochmal nicht). "Er behandelt die anderen Mädchen anders als mich. Ich darf fast mein gesamtes verdientes Geld an ihn abgegeben. Bei den anderen sind es vielleicht 70% oder so. Es ist..."
Scheiße. Sie spürte, wie ihre Mauer Risse bekam. Wie ihre Augen anfingen zu glänzen. FUCK! Sie zwang sich, tief durchzuatmen, doch die Belegtheit konnte sie nicht aus ihrer Stimme streichen. "Scheiße, du hast ja recht. Aber mein Dad hat verdammt viele Kontakte und ist eine verdammt einnehmende Persönlichkeit. Irgendwie würde der sich rauswinden..." Sie schüttelte den Kopf. War kurz davor, ihre größte Angst auszusprechen...
...doch biss sich dann auf die Lippen und schwieg. Schwieg einfach nur. Scheiße...was tat sie hier nur?? Es wurde spät, Rachel sollte gehen und sie wieder arbeiten verdammt, bevor ihr Dad noch Verdacht schöpfen würde!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.12.2020 15:27.

Rachel
Gelöschter Benutzer

Re: Lewa & Rachel | I knew there was more

von Rachel am 26.12.2020 15:45

Lewas Vater war nicht der erste Mensch, der solche Dinge tat. Er war nicht der erste, böse, schlechte Vater, der seinem Kind schadete. Mehr als schadete. Und ja, sie kannte die Hintergründe nicht und natürlich würde sie (insofern sie sich zusammenreißen konnte) nicht einfach durch die Wand rennen. Das hier war eine wirklich wichtige Angelegenheit. Das Wohlergehen vieler Frauen wurde hier massiv gestört, missachtet und mit Füßen getreten. Das war nicht okay, es war einfach nicht okay. ''Nein, du hast Recht. Ich weiß es nicht und ich bin froh, es nicht zu wissen.'', entgegnete sie ehrlich, wahrscheinlich wäre sie an Lewas Stelle nicht anders. Dennoch konnte sie das nicht einfach ignorieren. Nicht jetzt, wo sie hier saß. In diesem Wohnwagen, umgeben von allem, was Lewa die ganze Nacht begleitete. Diese Arbeit ... Naja, wenn man es so nennen konnte. ''Es gibt viele Menschen die andere für sich ausnutzen. Irgendwie tut das jeder mal, so auf seine Weise. Aber das hier? Das ist nicht richtig und selbst, wenn er das geschickt macht. Irgendwann wird er auf die Fresse fliegen.'' Sie sagte das absichtlich so vulgär. ''Es gibt so viel Ungerechtigkeit, so viel Armut, Elend.'' Wenn sie doch nur sagen könnte, was schon alles fast passiert wäre. Was alles geheim gehalten wurde. Wenn sie nur sagen könnte, was sie wusste. Dann wäre das alles hier so egal, so gleichgültig. Dann würde das hier einfach keinen Sinn mehr machen. Dieses 'Geschäft'. ''Du kannst nicht wissen, wie lange du noch leben wirst, Lewa. Wann willst du anfangen dein Leben zu leben? Etwas Gutes zu tun? Für dich? Für andere?'' Sie versuchte irgendwie etwas aus ihr herauszubekommen, sie sollte über ihre Angst hinauswachsen. Denn vielleicht gab es bald kein Morgen mehr. ''Du bist so stark und du wirst das auch alleine schaffen. Aber für welchen Preis?'' Rachel erhob sich von ihrem Stuhl, sie wollte wirklich nicht alles noch komplizierter machen. Sie konnte sich denken, dass sie eigentlich gerade Geld verdienen sollte. Bei dem Gedanken lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. ''Lass mich wenigstens weiterhin ein Teil deines Lebens sein.''

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