Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

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Claire
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Claire am 06.10.2020 19:33

Praktisch schon immer hatte Claire ein unglaubliches Einfühlungsvermögen, sodass sie manchmal glaubte, die Gefühle anderer tatsächlich wahrnehmen zu können. Sie konnte diese Unsicherheit und die Angst förmlich in ihrem Nacken spüren, doch vernahm sie das nicht als etwas schlechtes. Nein. Sie nutzte es um die Gefühle zu beruhigen, um die Angst zu nehmen, um etwas gutes zu tun. Sie wollte Felix die Angst nehmen. Denn vor Claire brauchte man diese nicht zu haben. So nickte sie nur zu den erstaunten Worte der Dankbarkeit und lächelte beruhigend. 
Natürlich kam auch ihr die Frage, wie sich Felix wohl fühlte. Als Mutter, wenn er doch scheinbar ein Mann war. Innerlich. Schwierig. Gott, es musste so schwierig sein. Aber das würde sie nicht fragen, sie würde es schon merken und vor allem - konnte sie es sich ein wenig vorstellen. Den Schmerz, die Zerrissenheit. Grauenvoll. Wie konnte man einen Menschen wie ihn nur ansatzweise verstoßen. Sie litten alle schon genug mit ihrem Körper. ''Dann hat sich Max ein gemütliches Bettchen verdient.'', nickte sie mit einem sanften Lächeln. ''Ich ... werde schnell alles holen und dann können wir gerne etwas essen. Überleg doch schon einmal was du dir wünschst.'' Claire schlüpfte in ihre Hausschuhe, um nicht mit Socken hinunter in den Keller rennen musste. ''Du musst nichts wieder gut machen. Ich helfe gerne.'' Und mit diesen Worten war sie schon wieder aus der Tür verschwunden.
Im Keller dauerte es nicht lang, bis sie das Bett in Schutzfolie eingepackt fand und es schnell nach oben trug. Es war nicht schwer, nur unhandlich, weshalb sie auf dem Weg ein oder zwei Dinge mit sich riss und dabei auf ukrainisch fluchte. ''Durne lizhko!*'', murmelte sie als sie die Wohnungstür wieder hereinkam und das Bett hinter sich herschob. ''Ich hab's gefunden!'' Das Bett stellte sie an einer Wand im Wohnzimmer ab und grinste stolz zu den beiden Gästen. 

*dummes Bett

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Felix am 06.10.2020 22:57

"Vielen vielen Dank", sagte Felix nochmals, als Claire nicht nur betonte, jetzt eben schnell das Bettchen zu holen, sondern auch danach noch Essen zuzubereiten. Felix hatte...ganz ehrlich keine Ahnung, was er essen wollte. Es aß nun schon so lange einfach nur das, was er fand, dass er es nicht mehr gewohnt war, eine wirkliche Auswahl zu haben. Natürlich wäre etwas warmes, eine richtige Mahlzeit wunderbar...doch er bereitete Claire wirklichs chon mehr als genug Umstände und erw ollte es nicht auf die Spitze treiben. Nein. Ein Brot oder so etwas würde schon genügen. Und morgen früh würde mit Max auch schon weiterziehen. VIelliecht würde er gegen Arbeit eine Mitfahrgelegenheit auf irgendeinem Boot finden. Oder ein Obdachlosenheim oder etwas, wo er vorübergehend mit Max unterkommen konnte. Irgendetwas, bis er sich wieder etwas aufbauen konnte - und er betete inständig, dass die Aetheriander ihn nicht finden würden..
"Großartig! Warte ich helfe!" Im Handumdrehen wollte Felix zu ihr gehen, doch da hatte die junge Frau es bereits aufgestellt. "Vielen Dank", sagte er nochmal, gab seinem jungen einen liebevolle Kuss auf die Stirn, ehe er ihn vorsichtig in das Bettchen legte. Bei dem Anblick umfing ihn ein wunderbar warmes, freudiges kribbelndes Gefühl. So sollte ein Kind aussehen. So sollte es sein.
Wenigstens eine normale Nacht konnte er seinem Sohn so ermöglichen.
Die Augen von Max schlossen sich rasch müde, ein breites Gähnen öffnete seinen kleinen Mund und brachte Felix zum Lächeln. Er selbst wollte auch nur zu gerne die Augen schließen, die Belastung seiner Beine und Füße beenden, doch nun war der Hunger da. "Ein...ein Brötchen würde mir schon reichen oder...irgendwas. Irgendwas, was da ist. Ich möchte wirklich nicht noch mehr Umstände als ohnehin schon machen oder etwas wegessen oder sonst was."
Er meinte seine Worte ehrlich. Er war unendlich dankbar für die Hilfe, doch er wollte auch nicht mehr als nötiig zur Last fallen. Wie gesagt. Am nächsten Tag würde er schon wieder gern. Er würde schon irgendwas für sie zwei finden.
Irgendwie.

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Claire
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Claire am 11.10.2020 17:50

Sie konnte sich schon denken, dass es ihm unangenehm sein würde wirklich zu sagen, was sein Magen gerade wirklich wollte. Für sie war es einfach das schönste überhaupt einem anderen Menschen zu helfen, weshalb ihr selbst eine Stunde kochen nichts ausmachen würde (wobei es für ihn sicher besser wäre, wenn er nicht noch so lange warten musste). Sie entschied sich schließlich von sich aus für diese Hilfe, man hatte sie nicht überredet. Sie wollte das! Sie wollte helfen. Und das tat sie nun auch. Mehr als gerne. ''Alles gut! Alles bestens! Ich hab's!'', nickte sie stolz wie ein König und stemmte selbstbewusst (was sie nicht unbedingt war) ihre Hände in die Hüften. Ja, helfen tat ihr gut. Helfen war genau das, was sie gerne tat. ''Du brauchst dich wirklich nicht so oft bedanken. Ich möchte euch helfen und die Tatsache, dass ich es irgendwie auch kann, reicht vollkommen aus.'' Mit einem warmen Lächeln legte sie kurz eine Hand auf seinen Oberarm.
Ihr nächster Weg führte sie in ihr Schlafzimmer, wo sie für die beiden noch etwas zum zudecken und Kissen schnappte und alles ins Wohnzimmer brachte. Dabei lief ihr Yelva über den Weg und half ihr dabei die Sachen auf die Couch und zu dem kleinen Max zu legen. ''So dürfte es sich gut schlafen. Ich habe vielleicht auch noch ein paar Sachen hier, die dir passen könnten. Gemütliche, Gechlechtsneutral. Dann kannst du mir das was du hast für in die Wäsche geben.'' Während Claire sprach war sie schon in der Küche angekommen und nahm erst einmal etwas zu trinken aus dem Schrank, genau so wie Gläser. ''Hast du dir überlegt, was du essen möchtest?'' Eine kleine Glückswelle überkam sie und damit auch die etwas hippelige Art von Claire, die sie gerne zu verstecken veruschte. Fast schon zitternd nahm sie die Teller aus dem Hängeschrank und stellte alles ordentlich auf den Esstisch.

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Felix am 11.10.2020 20:02

Diese warme Freundlichkeit, die ihm wie eine einzige riesige Wand entgegenschlug, war ungewohnt, raubte ihm schier den Atem, drohte ihn zu erschlagen. Er war es nicht gewohnt, nicht im Mindesten gewohnt. Sie wusste, was er war, sie wusste, dass er mit seinem Geschlecht nicht zufrieden war, dass er sich anders fühlte als er war, und dennoch half sie ihm. Nein, es war viel mehr als nur helfen... sie hatte ihn bei sich aufgenommen, sie akzeptierte ihn!
Seit seiner Kindheit... seit seiner Schwester Dawn und seit Harper, war ihm das nicht mehr passiert. Er wusste...er wusste schlichtweg nicht damit umzugehen. Mit dieser Freundlichkeit und Wärme und Selbstverständlichkeit, mit der sie ihm half. Und von der eine leise böse Stimme in ihm flüsterte - die Stimme, welche zu den Aetherianern gehörte und die, wenn er ehrlich war, gar nicht mal so leise war - dass er sie nicht verdient hatte, da er ein Dämon war. Ein verdammter Dämon, der sie bloß mit seiner Anwesenheit hier in Gefahr brachte.
Felix verscheuchte mühsam diese Gedanken und lächelte Claire an. Ihre Hand auf seinem Arm war zart, eine fast schon liebevolle Geste und das nächste 'Danke' lag ihm bereits auf der Zunge, als ihm das Paradoxon daran auffiel. Mühsam schluckte er es hinunter, lächelte und nickte. "Es ist...nur schwierig, es anzunehmen", erklärte er ehrlich, da er ihre so lieben Worte auch nicht einfach ohne ein Danke stehen lassen konnte. Es würde sich falsch anfühlen. "Ich bin es...ich bin es nicht gewohnt, dass man mir hilft." Er lächelte schwach in dem Wissen, wie traurig es sich anhörte und blickte hinab auf Max in dem Bettchen, das Claire geholt hatte, während diese in ein anderes Zimmer verschwand. Sein ganzer Stolz. Für den er alles getan hatte und auch in Zukunft alles tun würde. Nur seinetwegen war er von dort weggerannt, hatte die Strapazen in Kauf genommen, hatte alles aufgegeben, was er gekannt und was er - trotz der Exorzismen und Folter und Vergewaltigungen - jahrelang als sein Zuhause bezeichnet hatte, wo nach wie vor sein Glauben hing. Ohne Max wäre er noch immer da, aber...nein. es hatte kein Sinn darüber nachzudenken. Er war jetzt hier, hier mit Max und das war gut so. Niemals im Leben hätte er Max dort aufwachsen lassen können.
Niemals.
Claire tauchte wieder auf, dieses Mal mit Kleidungsstücken. Und als sie dann auch noch das Wort 'geschlechtsneutral' in den Mund nahm, machte sein Herz einen gewaltigen Satz. "Danke", sagte er mit all der Dankbarkeit, die er empfand. Er wollte ihr so gerne danken, richtig danken, wollte ihr zeigen was ihr empfang, wollte ihr die Last, die er ihr hier gerade aufbürdete, irgendwie abnehmen...doch er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das anstellen sollte, wie er das tun sollte... "Wenn ich...wenn ich irgendwie helfen kann - egal wie - dann lass es mich bitte wissen", bat er. Er fühlte sich fast schon schlecht, und die kleine böse stimme in ihm feuerte dieses Gefühl neben all den restlichen Zweifeln nur weiter an.
Doch er musste sie ignorieren, dürfte sie nicht zulassen.
Er folgte ihr in die Küche und kurzerhand zog er eine Schublade auf, hatte Glück, da er Besteck fand und holte dieses heraus, um es auf den Tisch neben die Teller zu legen. So kam er sich wenigstens nicht ganz so nutzlos vor.
"Ich...wie gesagt, ein Brot reicht schon. Wirklich." Er lächelte schwach, fast schon beschämt. Er wollte irh wirklich nicht mehr als nötig zur Last fallen und sich morgen wieder auf den Weg...tja, auf den Weg wer weiß wohin machen. Für heute war er einfach nur erleichtert, dass sein Sohn und er einen warmen, gemütlichen Platz gefunden hatten, für eine Nacht ein Dach über den Kopf hatten, was in den letzten Wochen alles andere als selbstverständlich für sie geworden war...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.10.2020 20:04.

Claire
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Claire am 14.10.2020 20:10

Für Claire gab es nichts selbstverständlicheres als einen Menschen so zu akzeptieren wie er war. Mit allen Fehler, Tics und Traumen. Selbst ihren Vater hatte sie immer genommen wie er war, egal wie er zu ihr gewesen war. Egal wie viel Alkohol er getrunken hatte, egal wie laut er sie angeschrien hatte. Egal wie viel Angst sie vor seiner Gewalt hatte. Er war eben so und das hatte sie akzeptiert. Felix war dahingehend viel, viel einfacher anzunehmen als der, der er war. So viel einfacher. Aber sie wusste, dass nicht viele Menschen das so sahen, dass er mit Sicherheit sehr viel Leid erfahren hatte und das alles gar nicht so einfach glauben konnte. Aber das war okay. Gerne würde sie ihm diese Gewissheit immer und immer wieder geben - egal wie. Sie schenkte Menschen gerne so viel Glück wie sie konnte, half wo auch immer es möglich war. Zur helfen tat ihr gut. Es heilte ihre Wunden und auch die der anderen.
''Ich ... weiß. Ich weiß wie grausam die Welt sein kann und das sicher mit Abstand nicht so sehr wie du das tust. Und es ist nicht einfach jemandem einfach so zu vertrauen. Es geht vielen Menschen so. Aber ich tue das hier wirklich gern. Ich könnte gar nicht anders handeln als wie ich es jetzt tue. Das ist alles für mich kein Umstand, es macht mir nichts aus. Ihr stört mich nicht im geringsten.'', sprach sie erneut mit warmer, liebevoller Stimme und schenkte ihm dabei ein ehrliches Lächeln. Alles was sie wollte war, ihm zu helfen, ihn wenigstens ein wenig das Leben zu erleichtern. Etwas für ihn zu tun. ''Du kannst dich hier wirklich wohlfühlen. Du kannst essen, trinken, hier schlafen, duschen. Es ist vollkommen in Ordnung.'' Das war es wirklich. Zu hundert Prozent.
''Ein Brot? Von Broten hast du doch sicher genug, oder nicht?'', entgegnete Claire während sie eine Packung Nudeln in den Händen hielt und diese schüttelte. ''Ich liebe Nudeln. Vollkornnudeln. Ich kann dazu eine Tomatensoße machen. Aus frischen Tomaten. Gesund und lecker, wenn du möchtest.'' Sie wusste immerhin nicht ob er zu den wenigen, seltsamen Menschen gehörte die keine Nudeln wollten. ''Und lange wird es auch nicht dauern. So würde sich das kochen ja ohnehin lohnen.'' Wahrscheinlich redete sie ihm das Essen doch ein wenig ein, aber mit einer fast schon mütterlichen Fürsorge. ''Oh und ... du musst auch nicht Morgen sofort wieder gehen. Natürlich kannst du das, wenn du das möchtest. Aber du musst nicht. Es ist kalt. Es wird Winter. Vielleicht solltest du das Angebot annehmen. Wir finden sicher etwas für euch.''

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.10.2020 20:11.

Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Felix am 14.10.2020 21:20

Felix wusste nicht im Geringsten, was er darauf erwidern sollte. Er fühlte sich komplett erschlagen, hilflos und überfordert. Überfordert mit der ganzen Situation, aber anders, als es in der Sekte gewesen war...ganz anders. Positiv anders, auch wenn er es nicht einordnen konnte, auch wenn er wirklich nicht im Geringsten damit umgehen konnte. Seine Lippen öffneten sich leicht, ohne dass er wusste, was er dazu bloß sagen könnte. Und dann - nach einer Weile, die sich für ihn wie eine Ewigkeit anfühlte - fand er seine Stimme endlich wieder: "Was du tust, das ist...nicht selbstverständlich." Zumindest für ihn war es nicht selbstverständlich. Und ziemlich sicher auch hier draußen nicht, obwohl er in dieser Welt zugegebenermaßen bisher kaum Zeit verbracht hatte. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es großartig anders sein sollte. Das Waisenhaus, in dem er damals als zehnjähriger für kurze Zeit untergekommen war, war ihm noch sehr lebhaft im Kopf. "Und deshalb möchte ich dir danken. In meinem Namen und im Namen von Max." Sein Sohn hatte eine warme ruhige Nacht unbedingt gebraucht. Ganz dringend. Und wenn er ehrlich war, dann...hatte er das selbst ebenfalls gebraucht.
Er wusste nicht, ob er ihre Angebote wirklich annehmen konnte. Schlafen für diese Nacht war in Ordnung. Und ein wenig zu essen...es war eine Überwindung, aber hatte so fürchterlichen Hunger... Aber er wollte nicht duschen oder ihre Gastfreundschaft anderweitig mehr als nötig ausnutzen. So jemand war er nicht. Er wollte niemandem zur Last fallen. Und auch wenn es für sie keine Last war...für ihn fühlte es sich so an.
Womöglich, weil er gewissermaßen bereits sein ganzes Leben nichts weiter als eine Last war...
Er vertrieb die Gedanken und den bitteren Geschmack, der dabei in seine Kehle kam und versuchte sich zu konzentrieren. Immerhin hatte Claire ihn gefragt, was er essen wollte.
Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich hab mir in den letzten Wochen immer verschiedenes zusammengesucht. Ich bin nicht wählerisch." Wenn er sich etwas Geld erbetteln konnte, hatte er sich natürlich durchaus auch Brote gekauft. Oder mal einen Müsliriegel oder Donut, wenn es besonders gut lief (Max war dabei eine Hilfe). Doch oft genug hatte er auch einfach in Mülleimern gewühlt, etwas von Sträuchern oder Bäumen gepflückt und naja...hatte halt einfach versucht durchzukommen.
Als Claire bereits die Nudeln in der Hand hatte und von der Tomatensoße zu schwärmen begann, konnte Felix nicht verleugnen, dass ihm begann, das Wasser im Mund zusammenzulaufen. Sein Magen knurrte willig. Er war so erschöpft, so am Ende mit seinen Kräften und so hungrig. "Ja...ja, in Ordnung", stimmte er dann mit schwacher Stimme zu. "Aber lass mich dir bitte helfen. Ich kann die Tomaten schneiden." Er wollte sie wirklich nicht alles alleine machen lassen. Sie tat so schon viel zu viel für einen völlig Fremden...
Als sie den morgigen Tag ansprach, wandte Felix wie ertappt den Blick ab. Er konnte darauf nicht antworten. Das Angebot ehrte sie und sicher wäre es für seinen Sohn das Beste, als wenn sie weiter auf der Flucht wären... sie waren ganz im Osten Amerikas, aus dem Westen waren sie losgereist...aber war es wirklich weit genug weg? Sollte er sich nicht vielleicht doch lieber nach einem Schiff umsehen? Aber er hatte kein Geld...und sollte man ihn als schwarzen Passagier entlarven, würde man ihm sicher seinen Sohn nehmen...
Sein Herz fiel tief, tief in die Tiefe. Nein, das konnte er nicht zulassen. Er würde sich einen Ort suchen müssen, wo er bleiben konnte, einen kleinen Job, um etwas Geld zu verdienen und sobald er genügend zusammengespart hatte, würde er mit seinem Sohn auf ein Schiff steigen und fort reisen. Ja.
Aber er wollte Claire und ihrer wundervollen Tochter wirklich nicht länger als nötig zur Last fallen. "Ich...Danke", brachte er heraus und hob vorsichtig den Blick. "Aber ich....ich werd morgen schauen, ob wir nicht...ob wir nicht irgendetwas finden." Irgendein Obdachlosenheim oder ähnliches würde es doch gewiss geben...
...oder?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.10.2020 15:28.

Claire
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Claire am 27.10.2020 13:40

Es war ein unglaubliches Gefühl Felix und Max helfen zu können, ihnen ein Bett, etwas Essen und Wärme zu schenken. Ihr Herz könnte es niemals ertragen jemadem nicht zu helfen, wenn er in Not war. Das ging einfach nicht. Allein der Gedanke daran, dass er scheinbar so unglaublich selten auf jemand wirklich nettes getroffen war schmerzte. Seine Reaktion. Ihm fehlten die Worte. Es war so befremdlich für ihn, so unglaublich und dabei war das für Claire alles andere als ein Umstand. Mit einem liebevollen Lächeln trat sie daher an ihre neue Bekanntschaft heran und schlang vorsichtig ihre Arme um ihn. Es war ihr egal, in welchem Körper Felix steckte. Er wollte Felix sein, ein Mann und das war er daher auch. ''Du brauchst dich wirklich nicht zu bedanken. Ich mache das gerne, ich möchte dir helfen und zeigen, dass die Welt nur halb so schlimm ist, wie es dir an schlimmen Tagen erscheint.''
Sie hoffte wirklich, dass es ihm ein wenig Freude schenkte, dass sie nicht zu weit gegangen war und dass er sich nun nicht noch unwohler fühlte. Ihre unglaublich gutmütige Art erschien vielen Menschen fast schon merkwürdig und dessen war sie sich auch bewusst. Ändern würde sie sich dennoch nicht. Nicht mehr. ''Dann lass uns ein paar leckere Nudeln mit Soße machen und wenn du wirklich Morgen schon wieder aufbrechen möchtest, mache ich etwas mehr und du nimmst dir etwas mit. Für euch beide. Auch wenn es mir wirklich lieber wäre, ihr würdet einfach hier bleiben, bis ihr etwas habt.''
Mittlerweile hatte sie sich wieder von ihm gelöst und stand vor ihrem Herd. Dort stellte sie den Topf für die Nudeln auf und nickte schließlich zu seinem Angebot. ''Gerne. Ich meine, du musst mir nicht helfen. Aber du kannst es gerne tun.'' Ihr war icht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Max und Felix schon so bald wieder abreisen wollten. Ein Obdachlosenheim war nichts für Kinder und konnte er auch wirklich Probleme bekommen, wenn er keinen festen Wohnsitz hatte. Vielleicht konnte sie ihn noch überzeugen, doch vorerst wollte sie einfach dafür sorgen, dass er gesättigt war. ''Ich kann dir übrigens auch ganz viel Käse anbieten! Für auf die Nudeln.'' 

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Felix am 27.10.2020 15:44

Einen Augenblick lang stand Felix wie erstarrt da, während sein Kopf versuche zu realisieren, was hier gerade geschah. Die Fremde - Claire - die so voller Liebe ihn mit zu ihrem Zuhause genommen, ihn Felix nennen wollte und Max sogar ein Kinderbett geholt hatte, umarmte ihn. Sie umarmte ihn, obwohl er völlig fertig aussah und fürchterlich stank (schließlich war er seit unzähligen Wochen schon unterwegs und hatte maximal in einem Fluss vielleicht baden können) und doch tat sie es und nach einem Moment der völligen Perplexität nahm Felix es an, legte nun seinerseits die Arme um sie und hielt die Umarmung für ein oder zwei Sekunden lang. Es war ein...es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Ein Gefühl...ja, ein Gefühl der Akzeptanz.
Ein Gefühl, von dem er schon fast vergessen hatte, wie es sich anfühlte.
Und fast noch unglaublicher als die Umarmung selbst, waren ihre Worte dazu. Unwillkürlich musste er schwach lächeln und obgleich er sich der Paradoxität der ganzen Sache bewusst war, konnte er nicht anders, als es trotzdem zu sagen: "Danke." Eine Sekunde später stieß er ein kurzes schwaches Lachen aus. Er war wirklich schlecht darin, sich nicht zu entschuldigen, nicht wahr? Doch Claires Worte brachen ihm zu nachdenken. Wenn er ehrlich war...er wusste wirklich nicht, mit dem Leben etwas anzufangen. Er wusste ja noch nicht einmal, was Leben war, er konnte nocht nichmal entscheiden, was schlimm war und was nicht. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er in einer Sekte gelebt und...ja, vieles war dort schlimm gewesen und dach hatte er sich dort Zuhause gefühlt, hatte es ihm...naja ein Leben gegeben. Er konnte die Tage auf der Flucht nicht als übermäßig schlimm oder nicht schlimm ansehen, weil... nun... es fehlte ihm einfach ein Vergleich. Er lebte schon so lange dort...seine Kindheit war in so weite Ferne gerückt... Und er war doch durchgekommen, oder nicht? Rückblickend. Durch jeden Tag. Das war doch...gut, oder?
Verwirrt schüttelte Felix leicht den Kopf und versuchte den Gedankenkreis los zu werden. Ob schlimm oder nicht schlimm vermochte er nicht zu beurteilen, aber er wusste, wie ein Leben - ein normales Leben - eigentlich auszusehen hatte (ungefähr zumindest wusste er es) und sein Ziel war es, das für seinen Sohn zu erreichen. Danach...danach konnte er sich um alles andere kümmern.
Kurz darauf hatte Claire auch schon entschieden, dass es Nudeln zu essen geben sollte und obgleich Felix müde und erschöpft war, seine Füße bei jedem einzelnen Schritt schrien und seine Muskeln protestieren, wollte er wirklich nicht auch noch hierbei Claire alles alleine machen lassen. Sie tat so schon weit mehr als genug.
Er fand ein Brettchen, die Tomaten im Kühlschrank und ein scharfes Messer und stellte sich neben Claire in die Küche an der Theke, wo er begann die Tomaten zu schneiden. Bei den Aetherianern hatte er manchmal - an den guten Tagen - auch in der Küche geholfen. Wie auch viele andere Jungen und Mädchen (diese allerdings viel öfter als er, schließlich war er "vom Dämon besessen" und hatte somit stets eine Sonderbehandlung erfahren). Er schnitt den Strunk heraus und die Tomaten in Stücke.
Unwillkürlich musste Felix leicht lächelnd, als Claire ihm ganz viel Käse anbot. "Klingt gut", sagte er jedoch nur darauf. Doch es klang wirklich gut. Er spürte, dass sein Körper nur noch nach Energie schrie. Er war auf der Flucht fürchterlich abgemagert von der täglichen Anstrengung und der täglichen viel zu geringen Energiezufuhr. Dabei war er noch nie wirklich dick gewesen.
Aber heute...heute würde er zumindest ein wenig Kraft wieder tanken können und morgen würde er schauen, wie es weitergehen könnte...
Während die Nudeln kochten setzten sich Claire und er gemeinsam an den Esstisch. Felix' Augen brannten vor Erschöpfung und Müdigkeit, seine Lider waren schwer, doch er rieb sich einfach über seine Augen und unterdrückte das Gähnen, dass sich hochdrücken wollte. Essen und schlafen. Das war alles, was er in diesem Augenblick noch wollte...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.11.2020 18:55.

Claire
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Claire am 14.11.2020 01:47

Sie spürte die Blockade, welche Felix erstarren ließ. Er stand wie ein Stein dort, doch nach und nach nahm er die Umarmung an, was sie wirklich freute. Es war ein schönes Gefühl eine Umarmung zu bekommen. Eine echte, keine gezwungene. Es war schön, einem anderen Menschen etwas Gutes zu tun, aus tiefstem Herzen. Einfach nur, um jemandem Trost, Hoffnung oder Freude zu schenken. Sie nahm ihn, wie er war. Genau so und nicht anders. Vielleicht war sie die erste Person, aber sicher nicht die Letzte. Das wusste sie einfach. ''Alles gut. Hauptsache dir geht es gut gut. Hauptsache du fühlst dich halbwegs gut.'' Noch immer hatte sie ein ehrliches Lächeln auf ihren Lippen. Es war ihr egal, wie sehr er nach der Straße roch, auf welcher er gelebt hatte. Es war ihr egal, wie er hieß, woher er kam, wie er aussah oder was seine Geschichte war. Jeder Mensch hatte irgendwo Liebe verdient, Zuneigung, Freundschaft, Vertrauen und Glück. ''Egal was auch immer passiert sein mochte. Jeder hat es verdient glücklich zu werden. Jeder hat es verdient er selbst zu sein, sein Leben so zu leben, wie er es wollte. Auch du und das wirst du auch. Irgendwann ... wird alles gut sein.'' Das glaubte sie wirklich. Es musste so sein. Wieso sonst waren die Menschen auf dieser Erde? Nur zum Leiden? Nein. Es gab immer auch schöne Zeiten, es musste so sein. Sonst wäre ein Leben nicht lebenswert, oder doch?
Während Felix die Tomaten schnitt, bereitete sie den Rest vor. Zum Glück handelte es sich um kein schweres Rezept, weshalb die beiden auch relativ schnell fertig waren und sich an den Tisch setzen konnten. Sie wusste, dass er etwas schlimmes erlebt hatte. Wahrscheinlich nicht nur eine Sache und es war schwer, sich zu öffnen. Daher wollte sie ihm etwas von sich erzählen, von ihrem Leben und dem, was sie geprägt hatte. ''Weißt du, ich hatte als Kind schreckliche Angst vor meinem Vater. Ich bin ihm so gut es mir möglich war aus dem Weg gegangen, habe nur gesprochen, wenn ich es musste. Ich hatte solche Angst, etwas falsches zu tun, dass ich täglich Bauchschmerzen hatte, wenn ich von der Schule nach Hause kam. Er hat meiner Mutter und mir sehr oft wehgetan, er war ständig wütend, überfordert. Aber nun bin ich hier, habe eine Tochter und habe es zum größten Teil geschafft, diese Angst hinter mir zu lassen.'' Natürlich war das nur ein kleiner Bruchteil, den sie schon halbwegs verarbeitet hatte, dennoch wollte sie ihm zeigen, dass sie ihm vertraute und dass sie ehrlich mit ihm umging. Er sollte sich nicht wie ein Außenseiter fühlen.

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Claire & Felix ~ Beginning Of a Patchwork-Family | Triggerwarnung

von Felix am 15.11.2020 10:42

Felix lächelte leicht. Er wusste wirklich nicht, was er dazu sagen sollte. Die Umarmung war überraschend gekommen, unerwartet, aber sie...hatte sich gut angefühlt. Ebenso, wie ihre Worte gut getan hatten. Und jetzt noch das. Hauptsache dir geht es gut. Hauptsache du fühlst dich halbwegs gut. Er...wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht. Für den moment war er einfach nur erleichtert, für eine Nacht ein Dach über den Kopf zu haben, seinem Sohn wegenigstens eine warme Nacht schenken zu können- Und die Aussich auf Essen würde seinem Körper ebenfalls wirklich gut tun. Er hatte fast seine ganze Kraft erschöpft und musste unbedingt ein wenig Energie tanken, eh er schauen würde, wie es amnächsten Tag weitergehen könnte.
Claires Worte hallten in seinem Kopf ein wenig nach. Das Leben so zu leben, wie er es wollte. "Danke", sagte er (schon wieder, allerdings völlig unbewusst) und blickte zu seinem Sohn, der bereits völlig erschöpft wieder eingeschlafen war. Er konnte es ihm wirklich nicht verdenken. "Ich will nur...ich will nur ihm ein halbwegs normales Leben ermöglichen." Er schaute wieder zu Claire und lächelte unsicher. Das war wahrlich das einzige, was er zu einhundert Prozent wusste, wo er sichw irklich sicher war. Ja, er wollte seinem Sohn ein halbwegs normales Leben ermöglichen. Nur deshalb war er überhaupt aus der Sekte geflohen, nur deshalb hatte er diese ganze Flucht auf sich genommen, nur deshalb war er nun hier. Er hatte keine Ahnung, was ihm noch alles bevorstehen würde, er wusste nur: ein normales Leben gab es ind er Sekte nicht. Erst recht nicht für ein auserwähltes Kind von einem Dämon-Besessenen. Nein. Er es war richtig, dass er von dort geflohen war.
Womöglich sogar die einzige richtige Entscheidung.
Dankbar nahm er Claires Angebot fürs Essen an - und etwas widerwilliger auch das Angebot für die Nudeln, wobei er es sich selbstverständlich nicht nehmen ließ, zu helfen. Er mochte es nicht, andere für ihn arbeiten zu lassen. Zumal er Claire wirklich schon mehr als genug aufbürdete.
Es war schnell vorbereitet und jetzt mussten sie nur noch auf die Nudeln warten. Selbst beim einfachen am Tisch sitzen wollten Felix' brennende Augen am liebsten einfach nur zufallen. Er war so endlos müde, einfach nur so am Ende mit seinen Kräften...
Doch Claires Stimme riss ihn aus seinen dämmernden Gedanken und er blickte zu ihr, um ihr auch wirklich Aufmerksamkeit schenken zu können. Während sie erzählte bahnte sich ein mitleidvoller Ausdruck in sein Gesicht. Es hörte sich schrecklich an. Angst vor seinem eigenen Vater haben zu müssen. In seinem Magen rumorte es ungemütlich. Er dachte an seine Mum. An das, was damals - vir gefühlten hundert Jahren - geschehen war.
Verdammt, er konnte es wohl besser nachempfinden, als sie ahnte. Das war nicht schön.
"Du bist eine starke Frau", sagte er und lächelte sie leicht und ehrlich an. Er meinte es so. Stille hüllte sie wieder ein. Er haderte mit sich. Er wusste nicht, ob er etwas sagen sollte oder nicht. War sich unsicher. Er öffnete die Lippen, haderte nochmal einen Moment lang, ehe er dann sagte: "Als Kind hatte ich...hatte ich vor meiner Mum auch Angst." Er schenkte claire ein kurzes flüchtiges Lächeln. Es sollte nur andeuten, dass er es ansatzweise womöglich verstand.
Natürlich hatte er sich nicht immer vor seiner Mum gefürchtet. Erst, als sie ein wenig älter geworden waren. Ihnen die Anspannung und Paranoia und Hitzköpfigkeit ihrer Mum aufgefallen war.
Als sie eine Waffe auf ihn gerichtet hatte...
Er hörte wieder das Geräusch des Messers in Fleisch. Den Aufprall des Körpers auf dem Boden. Mit geschlossenen Augen schüttelte Felix den Kopf. Wollte die Erinnerungen loswerden. Gott, er hatte seit Jahren nicht daran gedacht. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
Tief atmete er durch und öffnete die Augen mühsam wieder, die laut protestierten. Oh mann, er war gerade einfach nru noch am Ende..

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