Felix' Wohnung

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Felix
Gelöschter Benutzer

Felix' Wohnung

von Felix am 13.09.2020 23:45




Hier, in der obersten Wohnung, wohnt Felix Li (geb. Dania Covault) mit seinem Sohn Maximilian Li.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.11.2022 16:26.

Dawn
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Dawn am 14.09.2020 00:33

Lange hatten die beiden einander nicht mehr gesehen. Viel zu lang. Dawn hatte ihren Bruder immer geliebt, vermisst und sich gefragt, wo er war. Sie hatte immer gewusst, dass er noch lebte, anders hätte sie das gespürt und oft war sie sich sicher gewesen zu merken, dass es ihm nicht gut ging. Die Verbindung der beiden war ungewöhnlich. Sie hatten etwas seltenes - ein unsichtbares Band, welches um die ganz Erde reichte. Doch hatte sie ihn nie finden können. Es war, als gäbte es ihn nicht mehr, als wäre er weg. Tot. Doch das konnte nicht sein. Das wusste sie. Und sie behielt recht. Vor wenigen Wochen hatte sie die Nachricht erhalten, dass sich etwas getan hatte. Dass Felix scheinbar wieder von den Toten auferstanden war, lebte. Gott sei Dank. Endlich ein Zeichen! Als Kinder hatten die beiden kaum einen Tag ohne den anderen ausgehalten und nun waren es bereits Jahre. Jahre!
Aber das war nun erst einmal alles egal, denn wusste sie nun wo er lebte, dass er einen Sohn hatte, dass er sie sehen wollte. Daher war sie auch nach Yorkton, Saskatchewan in Kanada gereist. In Rom lebte sie noch nicht lange, hatte sich noch nicht viel aufgebaut. All die Jahre zuvor hatte sie damit verbracht  allein zu sein, ohne die andere Hälfte ihrer selbst. Und oft war es so als könnte sie erleben nicht weiterführen ohne diese Hälfte gefunden zu haben. Es war ihr schwer gefallen ihre Vergangenheit zu akzeptieren und mit dem was sie getan hatte zu leben. Oft ertappte sie sich bei dem Gedanken  dass sie das Leben ihres Bruders gestohlen hatte und  das gestohlene Leben nun verschwendete.
Doch nun stand sie hier, vor dem Haus in welchem ihr Bruder lebte, blickte hinauf und vergaß für einen Augenblick all den Schmerz den sie die Jahre über hatte ertragen müssen. Sie fragte sich wie es ihm wohl ergangen war, was er erlebt hatte und wie er nun als Mann aussah. In ihren Erinnerungen war ja noch immer ihre Schwester. DieSchwestere,  welche mit ihrem Geschlecht nie zufrieden gewesen war Punkt es war gegen eine ganze Weile bis sie sich letztendlich trauter den Knopf der Klingel zu drücken. Schweigend und nachdenklich wartet dass sie auf eine Reaktion und da war sie. Seine Stimme. "Ich bin es, dawn. ", sprach sie fast schon schüchtern. Die Tür öffnete sich und eine Stimme verriet ihr wohin sie gehen musste ... so folgte sie der Anweisung und stand wenige Sekunden später schon an der Haustür ihres Bruders. Diese war geöffnet und er blickte sie an. ES war ein merkwürdiges Gefühl die nun wiederzusehen, doch sie wusste sofort dass er etwas schlimmes durchgemacht hatte. Sein Schmerz schien auf sie überzugehen doch wollte sie nicht direkt da mit ein Gespräch beginnen. also schenkte sie ihm ein Lächeln, sacht und vorsichtig. So trat sie an die Tür und blickte ihn für einen Augenblick nachdenklich an. "Hey..."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.09.2020 01:15.

Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Felix am 14.09.2020 08:25

Er schob sich eine Gabel voll mit Reis und Möhre in den Mund, kaute und schluckte.
Heute war sein freier Tag von der Arbeit und obwohl das bedeutete, dass er mehr Zeit für Max hatte, hasste er es. Bei der Arbeit war er konzentriert, betätigte sich körperlich konnte kaum darauf hören, was sein Körper ihm zu schrie. Jetzt jedoch - in der Ruhephase - war es anders. Seine linke Hand zitterte. Seine Brust schmerzte elendig, stechend, als würde jemand ihm immer mehr die Luft abschnüren. Das Schlucken fiel ihm schwer, aber es ging.
Es war schon wieder viel zu lange her, dass er eine Stimulanz genommen hatte. Er wusste genau wo sie lagen. Seine Hand zitterte stärker, seine Kehle schnürte sich zu.
Aber das durfte er nicht. Sein Blick wanderte zu Max' Kinderbett. Sein Sohn schlief gerade. Felix zwang sich einen weiteren Bissen Reis hinunter. Es war schon allzu oft, dass sich Ben - der Vermieter - um Max kümmern musste, wenn Felix lange arbeiten musste, oder wenn er... nun ja, die Stimulanzien...
Er bekämpfte den Kloß in seinem Hals mit einem weiteren Bissen.
Und da klingelte es. Für wenige Sekunden schien sein Herz einfach still zu stehen, komplett still...
...und dann begann es zu rasen. Er sprang auf. Wie wahrscheinlich war es, dass es die Aetherianer waren? Dass sie ihn gefunden hatten?? Max war aufgewacht und gab einige unverständliche Laute zu seinem Besten. Felix Handinnenflächen waren schweißnass. Kein Grund zur Panik, kein Grund zur Panik. Es konnte auch einfach Ben sein, der ihn über irgendwas in Kenntnis setzen wollte, oder? Ja. Ja, ganz bestimmt.
Er ging zur Tür und nahm den Sprecher in der Hand.
„Hallo?“, fragte er unsicher. Seine Stimme war durch das Testosteron tiefer geworden. Einerseits liebte er es - diese Veränderung, die er im Augenblick machte, der Bartwuchs, der Muskelaufbau, die tiefere Stimme. Aber...aber es beunruhigte ihn auch. Er gab sich dem Dämon in sich hin, das fühlte er und den Engeln würde das nicht gefallen - oft genug zweifelte Felix daran, ob er wirklich das Richtige tat.
Wieder blieb sein Herz stehen.
Dawn? Dawn??!
Er hatte seine Zwillingsschwester seit Ewigkeiten nicht gesehen. Ewigkeiten! Zuletzt in der Kindheit, als sie zehn Jahre alt waren, als sie ... nun. Er schluckte. Wie mochte es ihr wohl ergangen sein? Manchmal hatte er das Gefühl gehabt, dass es ihr schlecht ginge, manchmal war er sich sicher gewesen, sie würde Ähnliches durchmachen wie er. Anfangs hatte er dem Rat noch davon erzählt, doch es war jedes Mal Grund für einen neuen sofortigen Exorzismus. Er hatte gelernt zu schweigen und diese Empfindungen in ihm zu ignorieren, die er ohnehin nur immer seltener vernahm.
Er hatte dort kaum Zeit gehabt, an Dawn zu denken.
Und doch war sie jetzt hier. Hier. Bei ihm. Stand unten vor der Haustür. Wie hatte sie ihn nur gefunden?
Er fing sich wieder und betätigte den Summer. Gut möglich, dass es eine Falle war, aber er musste es einfach wissen, er musste.
Felix lauschte den lauter werdenden Schritten auf der Treppe. Dann sah er den Ansatz von Haaren, kurz danach ihr Gesicht und dann war sie da. Stand vor ihm. Schaute ihn an.
Sie war es. Sie hatte sich verändert natürlich, doch Felix erkannte sie sofort. Er sah es an den Augen, an ihrem Gesichtsausdruck, an dem Gefühl...
Glitzernde Tränen traten in seine Augen, eine unbeschriebene bodenlose Erleichterung ergriff ihn. Er hätte nie gedacht, sie nochmal wiederzusehen.
„Dawn...“, hauchte er, war schon bei ihr und schloss sie fest in die Arme. Sog ihren Duft ein. Erst jetzt, wo sie wieder beisammen waren, wurde ihm bewusst, wie sehr er sie vermisst hatte. Wie sehr er sie gebraucht hatte. Erinnerungen an ihre Kindheit kamen wieder. An schöne und lebenswerte Tage und Momente.
Bestimmt eine halbe Minute stand er einfach nur da und umarmte sie. Dann ließ er sie vorsichtig los, lächelte sie an, fuhr sich mit einem Finger über die Augen, bevor die entstandenen Tränen endgültig fallen konnten.
„Komm rein“ Er schloss die Tür.
Sie befanden sich bereits in einem der drei Zimmer seiner Wohnung. Dem größten. Direkt rechts stand ein runder Tisch mit seinem halb aufgegessenen Essen. Links hinten in der Ecke standen ein paar Küchentheken und ein Herd. Max‘ Bettchen stand vor diesen Theken an der Wand. Sein Junge hatte sich in eine sitzende Position gekämpft, klammerte sich an die Gitterstäbe und starrte mit großen neugierigen Augen zu ihrem Gast. Und direkt links war ein Sessel hinter dem in der Ecke seine Geige stand, ein Regal mit Büchern und CDs, einer Leselampe und einem DVD-Spieler. In dem Block rechts in diesem Raum befanden sich das kleine Bad mit Dusche und Klo und dahinter sein Schlafzimmer.
„Setz dich ruhig“, lächelte Felix. Ehrlich, breit. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich wirklich glücklich. Wirklich vollständig. Er deutete zum Tisch, nahm rasch das Essen und trug es in die Küche. Über die Schulter sah er wieder zu seiner Schwester. Es war unglaublich, dass sie hier war, einfach unglaublich. Sein Herz raste und hüpfte gleichermaßen.
„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Ich habe...Wasser.“ Er grinste leicht und holte zwei Gläser heraus. Er füllte sie und begab sich zu Dawn an den Tisch. „Wie hast du mich gefunden?“, fragte er sogleich. Er musste vorsichtig sein. Wenn sie ihn hatte finden können, dann könnten die Aetherianer auch auf seine Spur kommen, oder?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.09.2020 09:54.

Dawn
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Dawn am 22.09.2020 16:34

Voller Aufregung sprang ihr Herz auf und ab, hin und her und gab gar keine Ruhe mehr. All die Zeit hatte sie sich unvollständig gefühlt, als würde das Wichtigste in ihrem Leben einfach fehlen. Und so war es auch. Ihre Schwester, nun ihr Bruder war mehr als nur das, mehr als nur ihr Zwilling. Er war mit ihr auf eine unerklärliche Art und Weise verbunden. Auch wenn über die Jahre das Band immer schwächer wurde, so war es nie gänzlich verschwunden. Irgendwie waren sie immer verbunden und nun konnte sie ihn endlich sehen. Endlich. Sein Leben, sein neues Ich. Gott, es war so viel passiert ... Sie wollte alles wissen. Ihn neu kennenlernen. Für ihn da sein. Eine Familie sein. Schweigend, mit Tränen in den Augen umschloss sie seinen Körper mit ihren Armen. Sie seufzte zufrieden und wollte ihre Arme am liebsten auch gar nicht mehr von ihm lösen. Die Aufregung hatte sich in Glück gewandelt. ''Es ist so schön dich zu sehen ...'', sprach sie ruhig, nachdem die beiden die Umarmung wieder gelöst hatten und sah ihm dabei in die Augen. Sofort folgte sie ihm in die Wohnung, sah sich dort natürlich sofort interessiert um - solange bis sie zwei Kinderaugen begutachteten und sie jegliche Fassung verlor. Wie süß! Sofort schockverliebt trat sie an das kleine Bettchen, war dennoch vorsichtig, so wollte sie nicht gleich vollkommen verstörende Erinnerungen hinterlassen. ''Er sieht aus wie du, unfassbar! Wie wir.'' Sofort sah sie die Kinderbilder von den beiden vor sich. Natürlich sahen beide nun nicht mehr so aus und durch die Veränderung von Felix sahen beide nun mehr wie normale Geschwister aus, aber das war vollkommen egal. ''Wasser klingt gut, danke dir.'', nickte sie und schüttelte die Hand des kleinen Mannes mit einem Finger, welcher das wohl zu lustig fand. Dann jedoch setzte sie sich zu Felix. ''Ich habe schon lange versucht dich zu finden. Sehr lange. Aber erst vor kurzem gab es kleine Lebenszeichen und ich bin dem einfach nachgegangen. Ich denke es war mehr Glück als alles andere. Wenigstens einmal.'' Kurz legte sie eine Hand auf seine. ''Es ist einfach so viel passiert. Alles was ich möchte ist mit euch beiden eine Familie sein.'' Dafür würde sie wortwörtlich alles tun.

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Felix am 22.09.2020 19:01

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, seine Zwillingsschwester wieder zu haben. Unbeschreiblich, unaussprechlich. Es war, als wären sie zwei Teile, die gewaltsam auseinandergerissen wurden, zwei Teile, die einander brauchten, die nun wieder zusammengesetzt wurden, zwei Teile, die endlich wieder eins waren. Endlich.
Er hatte sich seit Ewigkeiten, seit ihrer Kindheit, nicht mehr so ganz gefühlt, so vollständig.
Jetzt erst wurde ihm bewusst, wie sehr er sie vermisst hatte. Wie sehr er sie gebraucht hatte.
"Ja", stimmte Felix zu, seine Stimme kaum mehr als ein belegtes Hauchen. Er lächelte glücklich, strahlend, sah, dass auch bei ihr Tränen der Freude in ihren Augen glitzerten. Es musste so viel geschehen sein. So unaussprechlich viel. Er wusste, dass sie gelitten haben mustte. Manchmal hatte er es gefühlt. Wenn er dazu in der Lage war.
Aber alles der Reihe nach.
Während Felix rasch sein Essen wegräumte, konnte er aus den Augenwinkeln sehen, wie Dawn sofort auf Max zu ging. Dawn! Unglaubich, es war einfach unglaublich, Dawn war hier!! Mit einem glücklichen Lächeln beobachtete er, wie Max sofort Dawns finger umklammerte und sie aus seinen großen süßen Augen ansah. Die blonden Härchen auf seinem Kopf standen ihm wie ein Irokesen zu Berge. Er gab einen Laut von sich, der klang wie "Ba-Ba!" und schaute sie an. "Ja", stimmte Felix ihr zu und sah seinen Sohn ebenfalls lächelnd an. "Ja, er ist mein..." Seine Brust schnürte sich zu,d och ein  anderes Wort wollte ihm nicht einfallen und es war das höchste Kompliment, welches er seinem Sohn geben konnte. "...mein Engel. Er heißt Max."
Um sich von dem einengenden Gefühl in seiner Brust abzulenken, fragte er seine Schwester nach etwas zu trinken. "Klar gerne", antwortete er und machte ihr und sich selbst ein Glas Wasser. Mit beiden ging er hinüber zum Tisch und sie setzten sich. Er reichte ihr das eine. Die wichtigste Frage musste er zuerst stellen: wie um der Engel willen se ihng efunden hatte. Er hatte Angst, dass wenn ihr es gelang, es den Aetherianern auch gelingen würden, und dann waren weder er noch sein Sohn sicher. Sie würden einen Exorzismus an Max durchführen, womöglich sogar mehrere. Um ihnen von den Unreinheiten der Welt - und ihm selbst - die er hier in der realen Welt ausgesetzt war, zu befreien. Felix kannte die Schmerzen bei einem Exorzismus, er kannte sie nur zu gut, viel zu gut und... das konnte, das würde er nichtzulassen. Er würde Max mit seinem Leben beschützen.
Dawns Antwort auf seine Frage war nicht sehr aussagekräftig, aber dennoch beruhigte sie ihn. Er lächelte, nickte und trank einen Schluck Wasser. Gedankenverloren nickte er mit dem Kopf. Sie musste verrückt vor Sorgen gewesen sein. Er konnte sich vorstellen, wie lange sie nach ihmg esucht hatte und dass sie nicht das geringste hatte herausfinden können. Die Aetherianer waren in ihrer Burg komplett von der Außenwelt abgeschottet.
"Ja, ich kann mir vorstellen, dass du nichts von mir gefunden hast." Ein kurzes Lächeln zuckte über sein Gesicht, dann sah er zu seiner Schwester. Gott, es war immer noch unglaublich, dass sie hier war. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an. "Es tut mir wirklich leid, dass ich nichts hab von mir hören lassen. Das Waisenhaus in das ich kam, war streng katholisch und...naja." Er katzte sich kurz in unter seinem blonden Dutt. "...jedenfalls wurde ich da irgendwann abgeholt und zu einer alten Burg im Wald gefahren. Eine Sekte, zu der ich ein Teil wurde. Ich bin erst vor ungefähr einem halben Jahr - nach Max' Geburt - von dort abgehauen."
Er lächelte Dawn warm an. Wollte sie nicht beunruhigen. Er streckte eine Hand aus, um sie auf die ihre zu legen. "Tut mir leid, dass ich mich nicht schon früher gemeldet habe." In der Sekte war es natürlich unmöglich gewesen, doch nach seiner Flucht, seit er hier war... irgendein Lebenszeichen hätte er ihr doch geben sollen, oder? Auch wenn er nicht wusste, wo er damit hätte anfangen sollen, aber dennoch fühlte er sich schuldig. Dawn hatte sich solche Mühen gemacht ihn zu finden und er hatte ihr kein bisschen dabei geholfen..

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Dawn
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Dawn am 25.09.2020 16:54

Augenblicklich hatte Dawn die kleine Familie, ihre kleine Familie, ins Herz geschlossen und würde keinen der beiden je wieder hinauslassen. Es war wie ein Blitzschlag, wie eine Erkenntnis. Das war Felix' Sohn. Dawn war seine Tante. Ja, sie würde diesen kleinen Jungen lieben wie ihr eigenes Kind. Wie Tyler. Das konnte sie schon jetzt wissen und niemals könnte sie diese aufkommenden Gefühle abwenden. Dazu war es zu spät. Es war bereits um sie geschehen und voller Glück beobachtete sie Max dabei, wie dieser ihre Geste auf kindliche Art annahm. ''Oh nein, ich würde dich gerne fressen!'', sprach sie grinsend zu dem kleinen Mann und strahlte dabei weit über ihre Ohren. ''Ja, er ist wirklich ein kleiner Engel.'', bestätigte Dawn die Worte von Felix noch bevor dieser mit dem Wasser der beiden wieder zurück war. ''Max, gefällt mir. Und ... Felix ist auch eine schöne Wahl.''
Ein wenig wehmütig dachte sie einen Moment darüber nach, dass sie ihn nie wieder Daina nennen würde. Sie war nicht mehr da, ihre Schwester war weg, tot. Dafür hatte sie einen Bruder. Es fehlte nichts, dennoch war es anders. Im guten Sinn. Dennoch anders, befremdlich, neu. Doch es sollte etwas Gutes sein. Nein, es war etwas Gutes. ''Hey. Mach dir keine Vorwürfe. Wir haben beide ...'' Sie brach kurz ab. Sie konnte nicht sagen, dass beide Fehler gemacht hatten. Denn waren das alles Fehler? ''Ich weiß nicht, wir haben beide Entscheidungen getroffen, Dinge durchgemacht. Ich weiß, dass es dir nicht gut ging. Lange Zeit. Ich habe es irgendwie gewusst, aber ich konnte dich nicht finden. Nicht einmal mit dieser Verbindung. Das einzige was nun noch zählt ist das hier und jetzt, oder? Wir sind hier. Es ist alles okay. Ich werde dir helfen, wenn du Hilfe brauchst.'' Niemals wieder wollte sie von ihrem Bruder getrennt sein, ganz gleich was das für sie bedeuten würde. Egal was sie dafür tun musste. Sie war bereit. ''Und eins ist sicher. Ohne euch gehe ich nirgendwo mehr hin.'' Ihre Hand legte sie auf den Arm ihres Bruders, ein warmes Lächeln zierte ihr Gesicht. Kleine Tränen bahnten sich an, doch sie konnte sie unterschlucken. Sie war glücklich, aber auch traurig. ''Möchtest du über die Jahre reden?''

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Felix am 25.09.2020 18:56

Mit einem breiten glücklichen Lächeln beobachtete Felix die Interaktion zwischen seiner Schwester und seinem Sohn - der mit seinen sieben Monaten natürlich noch absolut nichts verstand von dem, was passierte. Trotz dieser wundervollen Wiedervereinigung, war sein Herz schwer. Wenn Dawn nur wüsste, was für eine tiefe Bedeutung das Wort Engel für ihn ahtte. Generell die Engel.
In der Theorie wusste Felix, dass ihm die Sekte,die Aetherianer, alles andere als gut getan hatte. Ind er Theorie wusste er, dass es nur eine von vielen Sekten war, deren Lehren weitestgehend an den Haaren herbeigezogen waren und dennoch... dennoch viel es ihm so unendlich schwer diesen Glauben abzulegen, mit dem er aufgewachsen war. Er glaubte an die Engel udn er glaubte an vieles von dem, was man ihm gelehrt hatte. Immer weider säte es die ZWeifel in ihm, an das, was er hier tat und er bekämpfte sie. Es war nur...bei den Engeln, was es nur so verdammt schwer! Und er betete, dass die Engel ihn verstehen und ihm verzeihen mögten...
Aber er ließ sich nichts anmerken und lächelte bei den Worten seiner Schwester. "Danke", sagte er ehrlich, als sie seine Namensauswahl lobte. "Ich...ich weiß, dass es ungewohnt sein muss, nicht mehr Daina zu sagen, aber... aber es geht mir besser so." Er nickte, um sich selbst zu bestätigen. Oft genug hatte er noc Zweifel, wegen seiner Umwandlung. WEil es gegen den Willen der Engel sprach, die ihn so geschaffen ahtten, wie er war. Immer wieder lag er wach in seinem Bett und fragte sich, ob die Eatherianer, ob die Engel, nicht Recht hatten. Ob er nicht einfach lernen sollte, so zu leben, wie er war. Mit seinem Geschlecht so zufrieden zus ein, wie er geboren war.
Aber... verdammt es ging nicht, es ging einfach nicht.
Sie setzten sich an den Tisch, tranken einen Schuck Wasser und begannen ihr Gespräch. Nach all den Jahren, ihr allererstes Geschwistergespräch wieder. So viel war geschehen, so viel hatte sich verändert. Sie beide waren älter geworden und sie beide wohl vom Leben gezeichnet. Auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen, nicht wahr? Weil man sie geternnt hatte.
Felix lächelte schwach und blickte auf die Maserung seines Tisches. Seine erste eigene Entscheidung war es gewesen, Max zu nehmen und zu flüstern. Er hatte nicht in dieses Waisenhaus gewollt. Er hatte auch nicht in diese Sekte gewollt, aber wie eine Schachfigur auf einem Spielbrett hatte man ihn hin und her bewegt und er .... er hatte stets nur versucht das zu tun, was man ihm verlangte. Es hatte weh getan. Körerloch und seelisch hatte jeder Tag geschmerzt, selbst, als er sich irgendwann daran gewöhnt hatte, den Glauben für sich angenommen hatte, unwiderruflich, wie das Tattoo der Aetherianer in seinem Nacken bewies - ein Dreieck mit Heiligenschein. Doch Max hatte er nicht an diese Sektenmitglieder opfern können. Der Preis war zu hoch gewesen.
Und obwohl ihn diese seine Entscheidung immer wieder einholte und alles, was er seitdem getan hatte ihn zweifeln ließ, so...so war er in Großem und Ganzem doch zufrieden damit. Er bereute nur tatsächlich, nciht an Dawn gedacht zu haben...sich nicht bei ihr gemeldet zu haben, wo sie ihn doch so lange gesucht hatte.
Liecht nickend und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen blickte Felix wieder auf. "Ja", stimmte er zu." Das jetzt und hier zählt." Er drückte ihre Hand. Blickte ihr in die Augen. Einen winzigen moment zögerte er, doch es war seine Schwester, die hier vor ihm saß. Also sprach er es aus. "Ich hab auch gespürt, dass es dir oft nicht gut ging. Ich bin...ich bin unendlich froh, dass wir wieder zusammen sind." Er lächelte sie an. Ehrlich.
Er hätte sich nie erträumen lassen, seine Schwester mal einmal wieder zu haben.
Wieder nickte er. "Danke." Himmel, sie konnten Hilfe gebrauchen. Geld verdiente er mittlerweile immerhin, aber wenn die Aetherianer sie finden sollten... was, wenn sie nicht rechtzeitig davon erfuhren? Was, wenn sie nicht rechtzeitig fliehen könnten?
Er wüsste wirklich nicht, was er dann tun würde..
Er lächelte glücklich und drückte erneut leicht ihre Hand. Ja, jetzt waren sie zusammen. Sie drei. Und Dawn würde für Max die Mutter sein, die er selbst für ihn nicht sein konnte. Tante...Mutter... es war doch gleich, nicht wahr? Sie waren eine Familie.
Und dann fragte sie ihn nach den Jahren. Felix wandte den Blick ab. ließ ihn ziellos durch die Wohnung schweifen, atmete tief durch. Einmal. Zweimal. Nochmal. Er presste leich die Lippen zusammen, ehe er sich über sie leckte.
Nein. Er wollte nicht darüber reden. Die Erinnerungen waren immer noch so frisch. Und die Sekte war noch immer so viel bei ihm, so fest in ihn verankert, obwohl er von dort fort war, dass es ihm immer noch Angst machte. Sehr häufig. Sein rechter Arm auf dem Tisch begann zu zittern und rasch nahm er ihn hinunter, um ihn unter dem Tisch zu verstecken. Sofort waren seine Gedanken bei den Stimulanzien. Den klenen bunten Pillen in seiner Küchenschublade.
Oh, bei den Engeln, bitte nicht jetzt!
Er säuperte sich leicth und blickte wieder zu Dawn. Er wollte es nicht erzählen. Aber sie war seine Schwester. Und sie sollte es wissen. Sie waren verbunden, waren es schon immer gewesen. Er wollte keine Geheimnisse vor ihr haben. Sie waren eins, bereits im Mutterleib gewesen.
Mutter...
Er veruschte die Gedanken an ihre Mutter, welche Dawn für ihn erschossen hatte zu verdrängen und sich wieder aufs Wesentliche zu konzentrieren.
"Ich...kam dorthin, weil sie sagten, ich sei von einem Dämon besessen. Weil ich...weil ich mich als Mann fühlte", begann er endlich stockend. Er räsuperte sich leicht in der Hoffnung, seine eng geschnürte Kehle ein wenig zu lockern. Er würde nicht zu weit ins Detail gehen. Nur...nur das Grobe. Das Notwendige erzählen. "Wir glauben dort..." Er biss sich kurz heftig auf die Zunge und setzte nochmal neu an. "Man glaubt dort daran, dass alle Engel gemeinsam das Göttliche bilden und dass... dass Sex den Frieden der Engel verbreitet." Er lächelte schwach. Er hatte es gehasst, mit Fremden, mit Leuten, die er nicht kannte, zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu werden.
Jeden Tag.
"Ich sollte von dem Dämon befreit werden...indem ich von den Engeln auserwählt werde. Deswegen wurde ich täglich zum Sex gezwungen. Ich musste...viele, viele Exorzismen über mich entgehen lassen." Ungewollt begann sein Herz zu rasen. Automatisch schienen bestimmte Stellen seines Körper zu brennen. Darauf würde nicht näher eingehen. Nein. Auf keinen Fall. "Geigenmusik ist die Sprache der Engel, deshalb lehrte man mich Geige spielen, um ihnen näher zu sein." Er nickte zu der Geige, die in der einen Ecke stand und lächelte dabei leicht. Das war das Einzige dort drinnen, was ihn wirklich am Leben gehalten ahtte. Was er wirklichg eliebt hatte.
Seine Geige.
"Und einmal die Woche - jeden Montag - musste ich eine Stimulanz nehmen. Eine...kleine Pille, die mich auf die Ebene der Engel hebt. Es ist..." Felix suchte nach den richtigen Worten, fand keine und schüttelte den Kopf, ehe er seinen Blick wieder Dawn zuwandte. "...unbeschreiblich. Aber die beiden Tage runterkommen sind eine einzige Qual." Er würde nicht sagen, dass er noch Stimulanzien hier hatte. Seine rechte, immer noch leicht zitternde Hand, war schweißnass und er verspürte ein tiefes Stechen in der Brust bei jedem einzelnen Atemzug. Nein, er würde ihr nicht sagen, dass er noch welche da hatte. Warum auch? Er wollte clean bleiben, oder nicht? Ja. Es hätte keinen Sinn die zu beunruhigen. Nein. Es war alles gut.
Er öffnete den Mund, um weiter zu erzählen.
"Ich war...oft schwanger. Sehr oft schwanger. Aber durch die Stimulanzien und die Tortur sind die Kinder stets im ersten oder zweiten Monat schon abgestorben. Immer. Bis auf Max." Er lächelte kurz zu seinem Sohn, welcher gerade drei Finger in seinen Mund gesteckt hatte und sich offensichtlich darum bemühte, auch noch den vierten hinein zu stecken. "Ich...weiß wirklich nicht, wie er überleben konnte. Wie ich ihn lebend gebären konnte, aber er war. Ein auserwähltes Kind."
Er räusperte sich leicht und wandte sich wieder Dawn zu. "Aber ich bin von einem Dämon besessen, deswegen waren sich die Aetherianer unsicher, ob nicht ein Teil von meinem dämonischen Wesen auch auf das auserwählte, das heilige Kind übergegangen sein könnte. Sie...sie wollten einen Exorzismus an ihm durchführen, zur Sicherheit. Und ihn danach im Heiligtum großziehen, abseits der Welt, damit er später seinen Platz bei den Engeln einnehmen könnte. Rein und unverdorben. Ich...ich konnte nicht zulassen, dass sie den Exorzismus an ihm durchführen. Ich...ich konnte nicht zulassen, dass sie ihm wehtun.
Also...also hab ich ihn genommen in der Nacht und bin geflohen." Er zuckte mit den Schultern. Jetzt war er fast am Ende. "Ich bin die meiste Zeit zu Fuß. Manchmal bin ich schwarz gefahren mit dem Zug oder bin getrampt. Einfach weg. Naja. Bis ich hier war."
Er lächelte schwach, lächelte Dawn an. Stille kehrte ein. Er ballte seine zitternde, scheißnasse Hand zur Faust und presste seine Beine gegen sie. Das schien ansatzweise zu helfen. Nervös wartete er.

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Dawn
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Dawn am 30.09.2020 18:04

Aktuell war es Dawn unmöglich in den Kopf von Felix zu blicken. Die beiden konnten früher Gedanken zwar teilen, sich unterhalten, doch war das bereits viele Jahre her und vielleicht gab es diese Bindung auch gar nicht mehr. Zumal es ohnehin nicht einfach so ging. Keiner der beiden konnte einfach in den Kopf des anderen klettern und die Gedanken wie die Seiten eines Buches lesen. Und das war auch gut so. So wusste Dawn auch jetzt noch tief in ihrem Herzen, dass sie immer ehrlich zu ihm sein konnte, genau so wie er es zu ihr sein konnte. Egal was war, was sein würde, die beiden konnten einander vertrauen, auch jetzt noch. Das wusste sie einfach. ''Mach dir darüber keine Gedanken.'', schüttelte sie den Kopf zu der Aussage zu seinem Namen. Natürlich kannte sie ihn als Daina, doch wusste sie schon als Kind dass er lieber ein Junge wäre. Er hatte es ihr anvertraut, da waren sie noch ganz klein und sie war der Meinung, diese Tatsache bereits vorher schon gewusst zu haben. Sie hatte es einfach gewusst. ''Du bist du, egal welchen Namen du trägst und wenn dir Felix gefällt, dann werde ich dich Felix nennen. Außerdem wusste ich die ganze Zeit, dass du mein Bruder im Körper einer Frau bist. So neu ist der Gedanke demnach gar nicht.''
Für Dawn gab es nicht allzu viele Menschen, die ihr wirklich wichtig waren. Doch Felix würde immer, wirklich immer dazugehören. Ganz gleich wie oft sie sich sehen würden, egal was passiert war und egal, was noch passieren würde. Es war einfach egal. Verdammt egal. Er war ein Teil von ihr. Für immer. Wie sonst hätte sie seinen Schmerz fühlen können, obgleich diese sicher nicht ansatzweise der Wahrheit entsprachen. Sicher waren sie schlimmer, viel schlimmer gewesen. Doch das war kein schöner Gedanke. So oft hatte sie ins Leere gestarrt, über ihn nachgedacht. Versucht irgendwie eine Bindung zu ihm aufzubauen. Doch es war nichts geschehen. Keine Antwort. Nur der Schmerz, die Trauer, wie ein leises Flüstern war es immer da. Erinnerte in jedem ruhigen Moment daran, dass Felix leidete. Und sie ... sie konnte nichts tun. Nichts. Selbst jetzt quälten ihn die Erinnerungen an das, was alles passiert war. Wollte sie es denn wirklich wissen? Konnte sie damit umgehen? Zu wissen, wie sehr er gelitten hatte? Sie unterdrückte ein Seufzen, eigentlich unterdrückte sie sich gerade alles. Sie wusste nicht was es gerade war, doch hätte sie wohl einfach so, ohne dass er etwas gesagt hat, geweint. Oh ja, einfach nur geweint. Aber nein, er ... er wollte reden. Er wollte gehört werden. Das war jetzt nicht der Zeitpunkt dazu. Nein, sie musste stark sein. Stark für ihn. Das merkte sie. So, wie sie einfach immer alles merkte. So, wie sie einfach immer wusste, wie es in ihm aussah. Sie brauchte ihn nur ansehen. Verdammt.
Und dann begann er zu sprechen. Erzählte, wie er zu einer Sekte kam, wieso er dort bleiben musste und war dort geschah. Man sah ihr ihre Schockierung an. Ihr war alles an Farbe im Gesicht abhanden gekommen. Es war, als wären ihre Gedanken weg. Als wäre da nur ein großes, schwarzes Nichts umhüllt von seinen Worten. Worte, die sich wie kleine Nadeln immer wieder durch ihr Herz bohrten. Der Sex, zudem er gezwungen wurde - daran hatte sie tatsächlich schon gedacht, als sie von seinem Sohn erfuhr -, diese scheinbaren Drogen, die er nehmen sollte, die Lügen, die man ihm erzählt hatte. All die Jahre. So viele Jahre. Tote ... Babys. Ihr Baby war auch tot. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie schluckte es wieder hinunter. Sie musste diese Gedanken zur Seite schieben. Die Stille nach seinen Worten war erdrückend. Ihr war warm und doch gleichzeitig kalt. Ihr Blick wanderte von Felix zu Max und wieder zurück. Es dauerte sicher einige Minuten, bis sie ihre Hand auf seine Fäuste legte. Er war so angespannt, nervös, voller Schmerz. Er litt. Das würde jeder sehen, doch sie spürte es einfach auf eine andere Weise. ''Ich wünschte ich könnte deine Wunden mit meinen Worten heilen. Nichts was ich sagen könnte, würde je helfen.'' Ihre Stimme war ruhig, man hörte, wie sie ihre Tränen dabei unterdrückte. Wie ein Kloß in ihrem Hals kratzte. 
Sie erhob sich wieder, sie musste einfach aufstehen. Sitzend bekam sie kaum Luft, alles schien gerade Druck auf sie auszuüben. Es fühlte sich an, als wäre die Luft um sie herum keine Luft mehr, sonder ein Gefängnis. So lief sie einige Schritte im Raum auf und ab. Sie musste das erst einmal verstehen. Verarbeiten. Dieses Wissen ... einfach zu wissen, was er erlebt hatte. Sie fand keine Worte. Nein, es war unglaublich. Schrecklich. Widerlich. Krank. Abartig. Unmenschlich. Alles doppelt und noch viel mehr. ''Ich werde alles tun, damit es dir wieder gut geht. Ich werde dir, nein, ich werde euch beiden helfen, dass euer Leben toll wird. Jetzt sind diese dunklen Jahre vorbei. Jetzt kommen die guten Zeiten.'', meinte sie schließlich entschlossen, setzte sich wieder zu ihrem Bruder und lächelte sanft. Sie wollte aus tiefstem Herzen helfen. Sie wollte ihn wieder glücklich machen. Egal wie. Sie würde es schaffen. 

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Felix
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Felix am 30.09.2020 21:44

Unwillkürlich musste Felix lächeln.
Jetzt erst, da seine Schwester wieder bei ihm war, er ihre Stimme hörte und ihre wunderbar warme und so verständnisvolle Art ihn wie eine warme Decke umfing, merkte er, wie sehr er sie tatsächlich all die Jahre vermisste hatte. Und ihre Worte waren Balsam für seine Seele. In den letzten 18 Jahren hatte man ihn stets dafür verachtet, dass er mit seinem Geschlecht nicht klarkam. Obwohl... Verachtung war nicht das richtige Wort. Sie hatten es nicht verstanden. Sie hatten es ihm austreiben wollen. Sie hatten ihn verändern wollen.
Und hier war Dawn, seine Schwester. Stellte sich hin und sagte, wie wenig es ihr ausmache. Dass sie für ihn da war. Er spürte es in ihren Worten, in ihrer Stimmung. Früher, als Kinder, was es für ihn selbstverständlich gewesen, dass seine Schwester ihn versetand. Doch jetzt...jetzt war es etwas wirklich Besonderes. Etwas fast schon Einmaliges.
Dankbarer könnte er nicht sein.
Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch und nun.... Nun. Jetzt hieß es, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen, nicht wahr? Was alles passiert war. Felix nahm es Dawn nicht im geringsten übel, dass sie nachfragte. Er konnte es verstehen. Das konnte er wirklich. Und sie sollte es wissen. Schließlich war sie seine Schwester. Sie hatte es verdient, es zu wissen. Und so sprang er über seine verbarrikadierende Mauer, öffnete die Tür und erzählte.
Es fiel..es fiel ihm schwer, darüber zu reden. Sehr schwer. Es war noch alles so frisch. Es war noch nicht verheilt. Die Zweifel waren noch immer überall in ihm, der Glaube war noch überall in ihm, obwohl er versuchte ihm abzuschwören, aber...das war wirklich leichter gesagt als getan. Und Dawns Reaktion tat...es tat weh, es mit anzusehen. Ihren geschockten, mitleidigen Blick zu sehen, wie die Farbe aus ihrem Gesicht schwand.
Fast hätte er aufgehört. Er wollte es ihr ersparen. Aber...andererseits sollte sie es wissen. Sie war doch seine Schwester, nicht wahr? Seine Zwillingsschwester. Und so erzählte er weiter.
Und schließlich...schließlich war er am Ende angelangt.
Bang blickte er auf zu Dawn. Auf ihre Reaktion. Eine kleine Weile lang, passierte nichts und Felix hörte nichts als das Rasen seines pochenden Herzens in seinen Ohren. Mit aller erdenklicher Kraft presste er seine Beine gegen seine Faust, um das Zittern zu unterdrücken, die Entzugserscheinungen dieser verdammten Stimulanzien... und dann waren da sanfte, weiche Hände. Dawns Hände.
Er entspannte sich minimal. Seine Hand zitterte noch immer. Nicht mehr so stark, aber dennoch. Er atmete tief durch. Und dann sprach sie.
Ihre Stimme brach. Also sie brach fast, aber er konnte es dennoch hören. Wie sie kämpfte. Engel, wie er diesen Kampf kannte! Wie oft er ihn durchlebt hatte. Vielleicht hätte er es doch nicht erzählen sollen. Einfach schweigen sollen. Ihr diesen Schmerz, diesen Schmerz, den er jetzt in ihren Augen sah, ersparen sollen. Verdammt, was war er nur für ein Bruder? Er kam doch klar mit dem Allem, oder nicht? Es würde dauern, natürlich, aber im Grunde genommen kam er klar.
"Hey, es ist...es ist okay", sagte er endlich. Seine angespannten Fäuste lösten sich, seine Finger verschlangen sich mit den ihren. Er lächelte sie leicht an. "Es ist alles okay. Ich krieg das schon hin und die Zeit wird helfen." Er gab sich alle Mühe. Wirklich jede nur erdenkliche Mühe.
Ihre Finger lösten sich von den seinen. Sie stand auf. Einen Moment lang beobachtete Felix sie, wie sie auf und ab ging, doch... er konnte nicht. Auch er stand auf, folgte ihr. "Hey...", murmelte er und schloss sie fest in seine Arme, drückte sie an sich, umklammerte sie. "Ich bin fort von da. Es ist alles in Ordnung. Es ist ja vorbei."
Doch das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Er wusste es. Sein Herz schrie es ihm zu, die Zweifel brüllten es ihm in die Ohren. Solange die Stimulanzien dort in dieser Küchenschublade lagen und solange der Zettel darunter mit der Adresse, die Ilian ihm gegeben hatte, noch da waren... so lange würde es nie vorbei sein.
Nicht gänzlich.
Und doch konnte er sich davon nicht trennen. Er...er konnte nicht.
Sanft löste er sich wieder von Dawn, lächelte sie leicht und hoffentlich so beruhigend wie möglich an, ehe er sich wieder setzte. Und Dawn kam gleich darauf wieder, setzte sich auch wieder. Ihre Worte...taten unendlich gut. Er wollte ihr glauben. So sehr. Das Schlimmste waren diese Zweifel in ihm. Sie verboten es ihm, es zu genießen, von dort fort zu sein. Flüsterten ihm ständig und immerzu ein, zurück zu müssen. Es nochmal versuchen zu müssen, richtig versuchen zu müssen. Vielleicht würden die Engel ja doch noch auf ihn hören, vielleicht...
Mühsam schob er die Gedanken fort. Er dürfte sich das nicht einreden. Er dürfte nicht. Alles fühlte sich falsch an, wie ein schlechter Kloß in seinem Magen. Verdammt, wie er diese Zweifel hasste. Er atmete tief durch.
Dann sah er wieder auf. "Danke", sagte er. Sanft und endlos ehrlich. "Ich bin sicher, wir schaffen das. Zusammen."
Dankenswerterweise hatte das Zittern seiner Hand wieder etwas nachgelassen und er legte sie auf die Dawns auf den Tisch. Zumindest das stimmte. Max und er... sie waren nicht alleine.
Nicht mehr.
Felix zögerte. Er wusste nicht genau, wie er es ansprechen sollte. Er hatte gespürt, dass es auch Dawn nicht gut ergangen war. Das hieß... mit der Zeit hatte er es immer weniger mitbekommen. Vielleicht weil er selbst so sehr durch die Stimulanzien und den Sex und die Exorzismen und überhaupt allem so eingenommen gewesen war. Doch er wusste...er wusste, dass auch sie es schwer gehabt haben musste. Er schluckte und öffnete den Mund.
"Und wie...wie waren deine Jahre?"
Sein Daumen strich sanft über die weiche Haut ihrer Hand. Er blickte in ihre Augen. "Wenn du es nicht erzählen willst, ist das okay, du musst nicht", fügte er rasch hinzu. Er hatte es sich besonders als Kind, nachdem sie getrennt worden waren, so oft vorgestellt, wie schrecklich sie sich fühlen musste - und es auch hatte. Sie hatte immerhin ihre Mutter ermordet... natürlich nicht ohne Grund! Und er machte ihr auch wirklich keinen Vorfall, aber... aber dennoch. Die Schuldgefühle, welche sie zerfressen haben mussten... die auch er sich gegeben hatte, aber sicher deutlich weniger als sie... es musste furchtbar gewesen sein, nicht wahr?
Nein, er würde es ihr nicht übel nehmen, wenn sie nicht darüber reden wollte. Nicht damals, auch alles was gewesen war, es war sicher nicht leicht gewesen, er... er würde es wirklich verstehen können.

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Dawn
Gelöschter Benutzer

Re: Felix' Wohnung

von Dawn am 05.10.2020 15:44

Für Dawn hatte es noch nie einen Grund gegeben, ihren Bruder zu verurteilen. Selbst als Kind, als sie selbst das alles noch nicht so gut verstanden hatte, was die Art wie er mit seinem Geschlecht umging und die Tatsache, dass er keine Frau, kein Mädchen sein wollte, war das alles vollkommen okay für sie gewesen. Die beiden waren nie normal gewesen. Ihr Leben war schon immer anders verlaufen als man es kannte, wollte ... als es sein sollte. Aber so war das eben. Änder konnte man das alles nicht mehr und keine Sekunde wollte Dawn Felix ändern. Nein. Er war toll so wie er war. Ihr Bruder. Ihre Schwester. Ihr Zwilling. Alles was er sein wollte. Da gab es kein wen oder aber. Und sie spürte seine Dankbarkeit, wie gut ihm diese Worte taten und allein deshalb würde sie ihm das nur zu gerne immer wieder sagen. Jeden Tag. Immer wenn er es brauchte. Immer, wenn er zweifeln würde.
''Okay? Nein, nichts davon ist okay. Es ist nicht okay, was man dir angetan hat und du darfst das auch nie so sehen. Niemand hat so etwas vedient. Niemand hat das Recht, einem anderen so etwas anzutun. Egal an was er glaubt. Glaube ist etwas Gutes, es soll heilen, schützen, helfen. Aber nicht das. So nicht. Das ist nicht richtig.'' Sie wusste gar nicht, was sie fühlte oder fühlen sollte. Es tat weh, verdammt weh. Es zerriss ihr Herz in millionen kleine Fetzen. ''Und sie ... lassen dich einfach so gehen? Sie werden dich nicht suchen?'' Es wäre schrecklich, wenn er nun dauerhaft in Angst davor leben musste. Doch Dawn würde helfen - irgendwie. Egal wie. Sie würde den beiden helfen, das war klar. Doch sollte sie versuchen sich nicht zu sehr aufzuregen ... zu sehr hinein zu steigen ... Es würde jetzt ohnehin nichts bringen. Es würde nicht helfen. Er würde nur ein schlechtes Gewissen bekommen und das wollte sie gewiss nicht! Deshalb ließ sie alles ein wenig ankommen, schweigte. Bis zu seiner Frage.
Perplex richtete sie ihren Blick wieder zu Felix. Wie es ihr ergangen war? ''Es war bei weitem nicht so wie bei dir, Felix.'', meinte sie schließlich mit einem schwachen lächeln. Sie wollte ihm nichts von den Drogen erzählen. Sie hatte sie freiwillig genommen, sich süchtig gemacht und ihren Körper fast zerstört. Sie hatte ihr Baby getötet. Es war ihre Schuld gewesen. Nein. Das wollte sie ihm nicht erzählen. Er sollte nicht wissen, dass sie erneut ein Leben auf dem Gewissen hatte. ''Mit ging es psychisch nicht so gut, es hat mich lange verfolgt. Das ... mit Mum. Aber als ich nach Rom kam und ich dort ein neues Leben anfangen konnte ... wurde auch alles besser.'' Zu ihren Worten nickte sie unterstützend. ''Ich bin in einer kleinen Band, arbeite bei der Feuerwehr, Harper ist auch noch an meiner Seite. Es ist alles okay. Besonders jetzt, wo du wieder da bist.''

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