Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting... [Zwangscut]

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Martha
Gelöschter Benutzer

Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting... [Zwangscut]

von Martha am 09.02.2022 01:11

Jennifer &' Martha

Nachdem Martha vor Kurzem ihre Mutter zu Grabe hatte tragen müssen, fällt es ihr sehr schwer, wieder zurück in ihr normales Leben zu finden - ihr Glaube ist erschüttert, nicht nur vom Tod, der ihr wieder einmal so nahegekommen war, ohne dass es einen Grund dafür gegeben hatte, sondern auch von vielen anderen Dingen, die mittlerweile in ihrem Leben drunter und drüber gehen; von verrückten Alpträumen über Halluzinationen bis zu Veränderungen, die sie selbst immer mehr und mehr an ihrer Person feststellen muss...
Doch sie muss bald feststellen, dass sie nicht die einzige mit Problemen ist - und ihre seltsamen Erscheinungen sie schneller in Schwierigkeiten bringen können, als sie es für möglich gehalten hatte - wenn sie dabei nicht ein sehr besonderes Mädchen treffen würde, das aus ihrem so schönem Leben gerissen und an den Abgrund gestellt worden war...




Es war mittlerweile etwas mehr als acht Stunden her, dass Adriana und ich am Flughafen angekommen und ins Hotel eingecheckt hatten, doch ich kam nicht aus dem Bett – ich hatte mich etwas hingelegt, weil ich auf dem Flug kein Auge zubekommen hatte, konnte mich aber nicht dazu aufraffen, wieder aufzustehen. Ich fühlte mich ausgelaugt und erschöpft, wie gerädert. Was man von Adriana allerdings nicht behaupten konnte – sie hatte sich nur kurz auf einen Sessel geworfen und den Fernseher eingeschaltet. Die weich-runde Aussprache von amerikanischem Englisch hatte etwas beruhigendes, wenn mein Kopf nicht die ganze Zeit versuchen würde, sich darauf einen Reim zu machen, worum es in den Nachrichten überhaupt ging. Adriana hatte sich derweilen eine Dose Cola geöffnet und sich ansonsten eingerichtet – immerhin verbrachten wir hier die nächsten zwei Wochen, da konnte man sich gern ausbreiten, hatte sie vor sich hin gemurmelt. Auch ihre kleine Artemis-Statuette hatte sie neben ihrem Bett platziert – diese Figur ließ sie niemals zurück, sie sagte, sie wäre zentraler Bestandteil ihres Hexenwerks, auch wenn sie mir ansonsten nichts genaueres unter die Nase hielt; sie wusste, dass sie mir damit alles andere als einen Gefallen tat, da wir in diesem Punkt sehr unterschiedlicher Ansicht über die Welt waren. Aber wir waren seid klein auf befreundet gewesen – und das hatte sich gehalten, auch durch den Glauben hatte sich daran nicht geändert...
Mit einem Seufzen drehte ich mich bald auf die andere Seite und öffnete langsam die Augen. Aus dem Fernseher dudelte irgendein Werbe-Jingle. Ich war allein und wanderte deshalb, mir die Augen reibend, etwas irritiert durch das kleine Zimmer, bis ich einen Zettel auf dem Tisch fand. Adriana hatte mir nur geschrieben, dass sie mich nicht hatte wecken, sondern mich meinen Jetlag ausschlafen hatte lassen wollen, während sie einmal auf Einkaufstour gegangen war. „Hm", machte ich und legte denn Zettel auf den hellen Holztisch zurück, ehe ich mich auf die Couch setzte und den Fernseher anstarrte, ohne wirklich zu sehen, was darin eigentlich gezeigt wurde. Ich war seit dem Tod meiner Mamá nur selten einmal allein mit mir gewesen, was allerdings nicht verhindert hatte, dass ich mich allein und einsam fühlte. Adriana war immer an meiner Seite gewesen – und die hatte auch den Vorschlag gemacht, diesen Urlaub einzulegen. Zusammengelegt verdienten wir nicht schlecht – sie arbeitete in der Pathologie und ich auf Station im selben Krankenhaus. Und doch saß ich nun hier, in einem Hotel irgendwo in Los Angeles und wusste nichts mit mir anzufangen...
Mit meinem Finger spielte ich dabei mit meinen Haaren. Ich wurde nicht schlau daraus. Ich hatte gern einmal hier her gewollt – und Adriana hatte mir diesen Wunsch erfüllen wollen, doch...auch hier ging es mir nicht besser; natürlich nicht! Was hatte ich auch erwartet? Dass eine Reise einmal um die Welt mein Leben verändern konnte und auf einmal alles wieder gut war? Es änderte nichts daran, dass ich allein war – so nahe ich mit meiner einzigen Freundin auch Zeit verbrachte. Und es sorgte auch nicht dafür, dass ich mich erfüllter fühlte und weniger leer und überholt. Mit einem tiefen Durchatmen traf ich schließlich die Entscheidung, mir einen Tee aufzusetzen; für den Fall hatte Adriana immer ein Beutelchen dabei, denn sie konnte nicht ohne ihre Tees, wenn sie meditieren oder nachdenken wollte. Ein Beutel würde nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, nahm ich an, also ließ ich ihn in eine Tasse fallen, während das Wasser im Wasserkocher blubberte.
Kurz darauf kehrte ich auf die Couch zurück und schon nach wenigen Schlucken bemerkte ich, dass ich mich zumindest etwas beruhigen konnte – sogar so sehr, dass mir nach einer Weile – zumindest für einen Moment – die Augen zufielen...Doch ich bekam auch so nicht meine gewünschte Auszeit – schon kurze Zeit später tauchten wieder die gleichen Bilder auf...
Blut auf dem Boden und an den Wänden, Hand- und Fußspuren überall, dreckverschmiert war alles, wenn es nicht gerade blutig war. Einen Augenblick später wandelte sich alles schon wieder...Ich sah leere Straßen und sie alle waren in den Dunst der untergehenden Sonne getaucht, Rauch war hier und dort zu sehen, es roch verkohlt und streng faulig, verwesend wenn nicht sogar. Autos brannten und am Himmel, da stand der Mond in mehrere Teile gespalten, einige weiter weg gedriftet als andere...
Schwer atmend schreckte ich auf. Ich kannte diese Bilder schon, auch wenn ich sie seitdem ich sie das erste Mal im Alter von 12 Jahren gesehen hatte niemals mit jemandem geteilt hatte, nichts gesagt und verraten hatte. Nur Bilder, tief in Kisten unter meinem Bett, zeugten heute davon, die ich in Trance und Traum gezeichnet hatte.
Vor Schweiß klebten mir die Haare auf der Stirn und ich musste aufstehen und einige Schritte gehen. Mein Herz hämmerte mir wie wild in der Brust und der Puls rauschte mir noch immer in den Ohren. Ich bemühte mich, wieder ordentlich zu atmen, der Druck zu groß auf meiner Brust. Deshalb riss ich nun ein Fenster auf und hing mich halb hinaus, um etwas durchatmen zu können. Wieder waren da diese Bauchschmerzen und dieses Dröhnen in meinem Kopf. Leicht stöhnte ich und kniff die Augen zusammen, während der Lärm der Stadt in das Hotelzimmer fluteten – hupende Autos, rauschender Verkehr und Sirenen, Vögel, der Wind...
Ich zwang mich dazu, gleichmäßig zu atmen und die Luft dabei immer für einen Moment zu halten.
Und dann hatte ich es: Ich musste hier raus und ich musste etwas tun, mir die Beine vertreten und am besten die Stadt ein wenig erkunden. Ich kannte mich zwar nicht aus und es gefiel mir gar nicht, allein auf die Suche nach irgendetwas zu gehen. Aber...ich musste einfach etwas tun und sehen.
Und so hatte ich kurz darauf etwas Ordentliches angezogen – eine etwas engere Jeans und ein dunkelblaues Top, das weiter über meine Hüften hing und kurze Ärmel hatte. Noch eine Handtasche, die Haare vernünftig gelegt, dann verließ ich das Zimmer, nachdem ich es abgeschlossen hatte. Ich fuhr mit dem Aufzug nach unten und fand mich bald darauf auf der Straße wieder. Es war warm, aber nicht unangenehm – ein schöner Herbsttag. Und kein Wetter, das mir unbekannt wäre – da Klima war von Spanien also nicht allzu weit entfernt. Und ich ging meines Weges. Auf den Straßen wurde Englisch gesprochen und sie waren so voll. Letzteres kannte ich zwar von daheim, aber ich war noch nie im Ausland gewesen – diesen Menschen fühlte ich mich nicht zugehörig. Jedes Wort, das sie vollkommen natürlich verstanden, musste in meinem Kopf erst einmal übersetzt werden. Und so lasse ich mich von kaum etwas beeindrucken, so interessiert ich es auch betrachtete – ich ging an den Ständen mit Bekleidung und anderem Schnickschnack vorbei, auch wenn ich immer wieder mal über die Schulter zurücksah, und auch vom klassischen Essen wie Hot Dogs und Burger ließ ich mich nicht allzu sehr beeindrucken. Stattdessen wanderte ich weiter, gar nicht sicher, welches Ziel ich damit eigentlich verfolgte – ich hatte weder in Ziel im Kopf noch eine Idee, in welche Richtung ich überhaupt ging. Und so fand ich mich bald außerhalb der Touristenattraktionen und den Mittelpunkten der Öffentlichkeit wieder, sondern in einer Nachbarschaft, die auf einmal sehr gewöhnlich wirkte, wenn man zuvor an diesen bunten Orten gewesen war. Doch wenn ich ehrlich war, dann fühlte ich mich hier sehr viel wohler – hier waren die Menschen eher normal, gingen ihrem Alltag nach und lebten ihr Leben; es ging nicht darum, jemanden zu beeindrucken oder ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. So setzte ich meinen Weg immer weiter fort und betrachtete diese Stadt am Ende der Welt, die man sonst so ganz anders kannte, aber hier auf einmal sehr normal und bodenständig erschien; beinahe so, als hätte ich meine Heimat gar nicht verlassen, wenn nicht gerade jemand Englisch sprach. Ein leichtes Lächeln breitete sich bei dem Gedanken auf meinem Gesicht aus – und ich fühlte mich schon nicht mehr ganz so fehl am Platz. Und ich atmete tief durch, warf einen Blick auf die Uhr, und stellte fest, dass ich vielleicht doch wieder gehen sollte. Es war spät geworden und die Sonne...Ich wandte mich um und sah die Straße herunter und blieb wie angewurzelt stehen...Dieses Licht und diese Häuser...hatte ich nicht...? Ich schluckte und blieb wie angewurzelt stehen. Etwas knisterte an meinem Ohr und ich hatte ein Hauchen im Nacken – es brachte mich zum zusammenzucken und ich drehte den Kopf hastig zur Seite, doch ich konnte niemanden sehen, nur meinen wachsenden Schatten am Boden und...einen zweiten Schatten, der eine gehörnte Krone zu tragen schien und dessen oberes Ende direkt durch die Einfahrt eines leer stehenden mehrstöckigen Gebäudes schnitt und sich direkt auf der Haustür abbildete. „Oh Heiliger!", flüsterte ich und umklammerte das Kreuz um meinen Hals. Ich wusste sehr wohl, dass es rein vom Prinzip nichts gegen solche Einbildungen und auch andere Erscheinungen tun konnte, aber es gab mir ein besseres Gefühl, ich kam mir sicherer vor. Und ich versuchte, meinen Atem zu kontrollieren; nicht übertreiben, ruhig bleiben. Das war alles nur in meinem Kopf, nicht real. Und doch zuckte ich heftig zusammen, denn die Stimme ging mir durch Mark und Bein. Es handelte sich dabei wie immer nur um ein Hauchen, ein Flüstern in einer Sprache, die ich nicht verstand, jedenfalls nicht bewusst, doch die etwas in mir auslöste – ich erschauerte und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Doch so schnell der Schatten gekommen war, so schnell verschwand er – und ich starrte noch immer auf die Hauswand, an der er sich eben noch abgezeichnet hatte.
Zwischen meinen Fingern das Kreuz drehend hatte ich mich kurz darauf in Bewegung gesetzt, ohne dass ich es willentlich veranlasst hatte – und die Richtung, in die das ganze ging, gefiel mir gar nicht. Doch je näher ich trat, umso lauter und deutlicher wurde das Flüstern in meinem Ohr – und mich hatte die irrationale Hoffnung gepackt, sie vielleicht endlich einmal zu verstehen, wenn ich nur ein bisschen...Zitternd hatte ich die Tür erreicht und zögerte, ehe ich dem Knauf in die Hand nahm und ihn drehte – doch es tat sich nichts...vielleicht hatte ich es auch nur falsch gemacht, ich kannte mich mit Türknäufen nicht aus, das war doch so ein amerikanisches Ding. Doch auch der zweite Versuch änderte nichts und so trat ich einen Schritt zurück. Niemand schien hier zu wohnen – wo war ich hier überhaupt gelandet? Und auch die Fenster waren dicht. Ich runzelte die Stirn und das Wispern in meinen Ohren wurde scharf und bitter – ich zuckte zusammen. „Aber..." Doch ich konnte nicht mehr sagen...Hatte ich da nicht gerade...ein Geräusch gehört? „Hallo?", fragte ich und kniff die Augen nachdenklich zusammen, drehte mein Ohr in Richtung Tür...Doch kein Geräusch war zu hören. Und getrieben vom Rauschen auf meinen Ohren und meinem verkrampften Bauch begann ich, das Haus zu umkreisen und eventuell einen anderen Einstieg zu finden – und sie da...in der Glastür zur Terrasse fehlte etwas vom Glas und ich konnte...ich konnte... Ich quetschte mich durch einen schmalen Spalt und fand mich im Dunkeln wieder. Bitte...bitte keine verrückten Mörder, das war alles schon verrückt genug. Und dich trieb mich das Flüstern weiter und immer weiter – wie eine dunkle Hand, die mich an der Schulter drückte und nötigte, immer weiterzugehen.
Ich keuchte und umklammerte nun wieder das Kreuz. Oh bitte, ich wollte hier nicht aufgrund von dämonischen Halluzinationen sterben! Doch ich war getrieben und ich wollte immer weiter – glaubte ich jedenfalls, ich wusste, dass ich es nicht wollte, doch irgendwie...wollte ich es auch. Und so stieg ich die Treppe hinauf, die Stufen knarzten im spärlichen Licht, das in diese düstere Ecke drang. Doch dann...Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich hatte noch etwas anderes gehört! „Hallo?", hauchte ich und hätte mich im nächsten Moment dafür ohrfeigen können. Wie dumm konnte man eigentlich sein?! Doch da! Eine Gestalt im Schatten – ich schreckte zurück und verlor den Halt, rutschte von der Treppenstufe ab und fiel rücklings die Treppe herunter...Nur ein Gedanken im Kopf: Ich würde hier ganz sicher draufgehen!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.12.2022 18:13.

Jennifer
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Jennifer am 21.02.2022 15:01

Die Türen waren geschlossen und die Vorhänge zugezogen. So wie immer. Jennifer hockte in ihrer Ecke. Sie weinte nicht. Die Tränen waren ebreits seit langem versiegt. Die Augen und Wangen trocken, nur der brennende schmerz auf ihrem Rücken. Er hatte sie malw ieder geschlagen. Sie angeschrien. Weil sie etwas falsch geamcht hatte. Etwas großes, das war ihr bewusst. Sie hatte die Scheibe eingeschlagen. Eigentlich hatte sie nur Ptzen sollen, ganz normal ihre Aufgaben als seine Haussklavin, doch hatte sich ihre Kette in einem unbedachten moment an der großen Stehlampe verfangen und diese gegen das harte Glas der Terrassentür fallen lassen und den einen Strang in tausende kleine Teile zersplittert.
Er war ausgerastet. Er. Ihr Meister. Ajuan. Allein an seinen Namen zu denken ließ sie zittern und ihren Rücke noch stärer brennen, wo er sie mal wieder ständig, immer und immer und immer wieder mit der harten Peitschte betraft hatte. Es fühlte sich an als würde ihr Rückgrat nur mehr aus blutigen Fetzen bestehen - und vermutlich war das auch so. Noch immer zitterte sie. Der Stumpf ihres linken kleinen Zeigefingers pochte schmerzhaft. Noch immer hatte sie oft diese Phantomschmerzen, obgleich es nun schon Monate her sein musste, dass er ihr diesen abgeschnitten hatte. Monate? Oder waren es doch Wochen. Jennifer schlang die Arme um ihre Beine und drückte die Knie in ihre Augenhöhlen, verschaffte sich so vollständige Dunkelheit und neuerliche stechende ziehende Schmerzenquer durch ihre Rückenregion. Ihr Rücken brannte so fürchterlich. Würde sie jemald wieder auf dem Rücken liegen können, ohne vor Qualen zu schreien? Jennifer bezqeifelte es. Und sie wusste auch schon, was am Abend kommen würde. Er hatte es angedroht. Er würde sie mit in den Keller nehmen. Den Schallgeschützten und hinter einem Bücherregal versteckten Keller, wo niemand sie hören konnte. Niemant konnte dort ihre qualvollen, unmenschlichen Schreie hören, niemand bemerkte wie ihr Blut langsam und dickflüssig in den Abfluss lief, ihre Tränen, ihr Wimmern und Schluchzen. Alles mögliche tat er dort unten. unvorstellbare Dinge. Und er hatte ihr bereits angedroht was sie erwarten würde, wenn ihr heute auch nur der kleinste Fehltritt unterlief. Er würde sie dort hinunter geleiten und den Kasten komplett mit Salz befüllen. Sie würde nackt sein. Und sich auf den Rücken legen. Auf ihren zerfetzen, blutüberlaufenen zerstörten Rücken, dass sich die Salzkörner in die Wunden einbrennen könnnten und...
Ihr Kiefer verkrampfte sich. Mit schmalen zitternden Händen fuhr sich Jennifer über die Wangen, wo keinerlei Tränenspuren zu finden waren. Die kamen nur noch, wenn er sie folterte. Tief atmete sie durch. Ajuan war unterwegs um das Fenster austauschen zu lassen und sich zu informieren. Sie sollte das Essen kochen. Sie sollet anfangen.
Mit zittrigen Knien welceh sich anfühlten wie Wackelpudding und wo es sie wunderte, dass diese sie überhaupt tragen konnten, richtete sie sich mühsam auf. Ihr Rücken explodierte bei dieser Bewegung, in ihrem Schädel klingelte es und die Kette um ihren hals klirrte. Sie lag ganz eng, bei jedem Atemzug konnte sie das Metall spüren, wenn sie sich nur darauf konzentrierte. Mittlerweile trug sie dieses Halsband jedoch schon so lange, dass sie es nicht einmal mehr bemerkte. Es hatte die Kette um einen Eisenring in der Wand geschlungen. In jedem Raum gab es einen solchen Eisenring. Um sie festzuhalten an einem Ort. Damit sie nicht floh.
Anfangs hatte sie es dennoch versucht.
Und seitdem hatte sie nur noch neun Zehen. Und einen Zahn weniger.
Sie war nicht nochmal so dumm.
Sie schluckte, spürte erneut das schwere Metall um den Hals dabei und begann Töpfe herauszukramen. Das Kochbuch mit dem Rezept lag bereits aufgeschlagen da. Sie hasste ihr Leben als Sklavin. Es wäre schon anstrengend gewesen, alles tun zu müssen, was jemand von ihr verlangte. Doch nicht nur seine Haus- & Putzfrau und seine Köchin zu sein, sondern auch noch sein Sex-Spielzeug, sein Folter-Opfer, das war einfach...
Gerade als sie einen Löffel Butter in die Pfanne klopfte, hörte sie plötzlich ein Knarren. Sie kannte das nur zu gut. Wenn er sie ans Bett festkettete und unten noch für wer weiß was perverse Dinge holte, ehe er zu ihr kam. So oft hatte sie die knarrenden Stufen gehört, wenn er sich dann näherte, wenn das unabwendbare Grauen langsam näher rückte....
Ihr Herz raste, mit aufgerissenen Augen starrte sie zur Tür. War er etwa schon wieder zurück? Aber er war doch noch nicht lange fort. Nicht lange genug, um... Die Angst in ihr wuchs, als sie an ihren Armen Rücken dachte, an die Schmerzen die sie erwarten würde, wenn das essen nicht fertig war, sobald er kam. Rasch wandte sie sich wieder der Pfanne zu, machte dann Herd mit einem Pipen an und griff nach einem Ei, doch ehe sie es aufschlagen konnte ertönte ein ohrenbetäubender Krach. Jen zuckte heftig zusammen und biss sich automatisch fest auf die zunge um nicht laut zu schreien (Ajuan hasste es, wenn sie schrie - zumindest hier oben) und wirbelt eherum. Eine stöhnende Gestalt konnte sie im Halbdunkel, welches von den Vorhängen und der Abendzeit verursacht wurde, ausmachen. Jen zögerte, schluckte. Rasch schlug die die Eier in die Pfanne, wo die Butter bereits begonnen hatte zu brutzeln, ehe sie sich dann rasch der Küchentür näherte um zu sehen, wer dort anscheinend die Treppe hinuntergestürzt war. Als sie erkannte, dass es nicht er war, wäre sie am liebsten zu der jungen Frau gestürzt, wäre sicher gegangen dass bei ihr alles in Ordnung war und hätte sie fort geschickt. Doch die Kette am Hals spannte, verursachte mal wieder gefühlt fast einen halben Genickbruch und bewirkte, dass sie knapp vor dem Durchgang stehen bleiben musste. Sie hockte sich hin, schaute sich rasch um, doch von ihrem 'Meister' keine Spur. "Hallo? Hallo?? Alles okay??", wispherte sie leise. Ihr Herz raste schnell. Im Hintergrund brutzelte es. Sie musste unbedingt aufpassen dass nichts anbrannte und nichts wabbeliges mehr übrig war. Und den Schinken und Speck musste sie auch noch machen, den Käse schmelzen! Dennoch blieb sie in ihrer gehockten Stellung und bewegte sich sonst nicht. "Wer sind Sie? Was tun Sie hier??", fügte sie in ebenso leisem Wispern hinzu. Wenn er sie hier entdeckte... Jen drehte sich der Magen um. Sie wollte nicht daran danken, was er dann tun könnte... sie wollte es nicht wissen, Gott, sie wollte es nicht herausfinden...!! Bitte bitte bitte bitte nicht....!!

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Martha
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Martha am 20.03.2022 22:01

Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, der Moment, in dem ich das Gleichgewicht verlor und rücklings die Treppe herunterstürzte, die ich erst so mühsam erklommen hatte. Vor Augen hatte ich immer noch die schattenhafte Erscheinung, die überhaupt erst dazu geführt hatte. Ich konnte beim besten Willen nicht einschätzen, was mir da geschehen war - doch in der Dunkelheit konnte ich wohl alles gesehen haben. Immerhin war es hier drinnen so düster wie am späten Abend - auch wenn vor den Tüten doch gar nicht so sehr Nacht war. Und noch immer fragte ich mich, was mich überhaupt geritten hatte, hier her zu kommen. Das Flüstern in meinen Ohren war verschwunden - stattdessen hörte ich mich selbst fallen und sah mir dabei zu, als wäre ich eine dritte Person, die von oben auf mich herabsah. Die Zeit war scheinbar stehen geblieben, als ich mich überschlug und über die unebenen Stufen rutschte. Ich spüre nicht einmal die Aufschläge, bis...
Mit einem gewaltigen Rumps hatte ich den Fuß der Treppe erreicht und auf einmal hatten jemand die Zeit wieder voranschreiten lassen. Ich fand mich in meinem Körper wieder und die Glieder schmerzten mir. Ich stöhnte und kauerte nicht zusammen, wusste nicht, welches Körperteil, ich mir zuerst halten sollte. Ich biss die Zähne zusammen - das konnte doch wirklich nicht wahrsein! Ich stieß die Luft immer wieder heftig aus und versuchte damit zu verhindern, nicht laut loszuschreien, nicht hier, nicht jetzt - der Sturz an sich war schon schlimm genug.
Doch das sollte wohl leider nicht das schlimmste sein...Ich hielt die Luft an, als ich sie feine weibliche Stimme durch die Düsternis hörte. Ich wusste nicht, was ich genau damit bezweckte, doch ich stellte mich einfach tot. Ich versuche, den Atem anzuhalten, doch die Stellen, an denen ich aufgeschlagen war, brannten und meine Glieder schmerzten. Ich versuchte, so still wie möglich zu liegen, doch ich hielt es nicht lange durch - ich musste leicht hin und her rollen, ich musste mich bewegen, um den Schmerz zu überdecken. Und ich stieß scharf die Luft durch die Zähne aus. So ließ es sich wohl nicht mehr leugnen, dass hier eine fremde Person in ihrem Haus lag - und so eben in ihrer Tollpatschigkeit die Treppe hinuntergestürzt war.
Nach einer Weile, die sich unendlich in die Länge zu ziehen schien, drehte ich mich schließlich auf leicht auf die Seite. Und warf einen Blick ins Dunkel. Eine Gestalt war am oberen Ende der Treppe aufgetaucht - und hinter ihr war ein Lichtschein. Sie wirkte recht jung, aber heruntergekommen, doch im Grunde konnte ich sie nicht richtig erkennen und wusste nicht, mit wem ich es zu tun hatte. Doch immerhin konnte ich aufatmen - sie wirkte nicht sehr bedrohlich...eher im Gegenteil.
„Ich weiß nicht", erwiderte ich wahrheitsgemäß. Ich wusste nicht, ob bei mir alles okay war - ich wusste nicht mal, ob ich aufstehen könnte, wenn ich es nun versuchen würde. Und so blieb ich erst einmal liegen und sah dabei die Treppe nach oben zu ihr hoch. Und auch auf ihre folgenden Fragen konnte ich ihr keine direkten Antworten geben. Ich überging die Frage nach meiner Person und antwortete stattdessen wieder: „Ich...weiß es nicht. Ich habe das Haus gesehen und bin...einfach reingegangen..." Okay, wenn ich jetzt wirklich einmal darüber nachdachte - und dazu war ich in diesem Moment wohl sehr gezwungen - hielt ich mich sogar für noch blöder als nicht sowieso schon. Es aber nun laut auszusprechen... Ich schüttelte den Kopf. „Warum...", begann ich dann schließlich, doch ich unterbrach mich, während ich mich nun doch darin versuchte, mich aufzustemmen und wieder auf die Beine zu kommen - zunächst einmal in die Hocke. Das klappte schon mal ganz gut, aber ich würde morgen überall blaue Flecken haben und die drückten jetzt schon. „Wohnen Sie hier?", fragte ich dann machte ein etwas irritiertes Gesicht, als ich mich noch einmal umsah. „Wieso...sieht es hier so aus...?" Meine Worten waren dabei kein schlechtes Englisch, aber man konnte deutlich den spanischen Akzent heraushören. Mittlerweile hatte ich es auf die Beine geschafft und stand am Fuße der Treppe und blickte in den Schatten zu dem hellen Gesicht umrahmt bin hellen Haaren.
Ich wusste nicht, ob das eine gute Idee war, aber ich setzte wieder meinen Fuß auf die Treppe und machte mich daran, sie nach oben zu steigen. Dieses Mal allerdings sehr viel vorsichtiger, achtete dabei allerdings sehr auf das Mädchen am oberen Absatz. Und je näher ich ihr kam, umso seltsamer war ihr Erscheinungsbild; es war nicht so, dass schlecht aussah oder so, doch etwas war sehr seltsam und sie wirkte auf ihre jungen Jahre schon sehr...verbraucht...Ich runzelte die Stirn und als ich endlich oben angekommen war und sie richtig sehen konnte, wusste ich, was eigenartig war...Sie hatte trug Metall um ihren Hals - wie ein gusseisernes Halsband und daran befestigt war...eine Kette! Ich wich einen Schritt zurück. „Was ist...was ist hier los.", fragte ich schockiert und deutete mit einer Hand vage auf die Kette. „Geht es Ihnen gut?" Ich hatte das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, doch ich wusste nicht, was das genau sein sollte. Und so stand ich da und betrachtete sie verwirrt und irritiert.

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Jennifer
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Jennifer am 22.03.2022 13:51

Jennifer hockte an der Treppe und blickte nach unten. Hinter der Gestalt am Boden, die sich langsam regte, sah sie die offene Tür zu der eigentlichen großen Küche, wo sie normalerweise kochte. Aber heute war sie in der winzigen Küche oben, die eigentlich mehr einem Abstellraum als irgendetwas anderem glich. Jennifer konnte nur mutmaßen, warum er sie dieses eine Mal hier oben festgekettet hatte. Und jede einzelne dieser Mutmaßungen ließen ihr kalte Schauer über die Arme fahren. Er würde sie auf die brutalsten Arten und Weisen vergewaltigen, bevor er sie hinunter in dem Keller zum Salz schleifen wurde. Ja, sie wusste es. Und vermutlich wollte er es begründen mit ihrer schlechten Kochkunst. Also, eigentlich kochte Jennifer alles andere als schlecht - in ihrem früheren Leben war jeder der bei ihr essen kam immer sehr zufrieden gewesen - doch dieser Herd hier war alt und unberechenbar. Es war schwierig hier etwas nach dem Geschmack von ihm hinzubekommen. Wer ein Haar in der Suppe finden wollte, der fand es auch. Dennoch konnte Jennifer ihren schmerzenden Körper nicht dazu zwingen, sich wieder aufzurichten und zum kleinen knackenden Gasherd zurückzukehren. Stattdessen hockte sie da - die Kette ließ sie gerade so aus der Tür raus und zum Treppenabsatz kommen - und beobachtete, wie die junge Frau nun endlich stand. Ihr Herz hämmerte vor Angst. Sie durfte nicht hier sein. Sie dufte nicht hier sein!!! Er durfte sie nicht sehen, sie musste weg, ganz weit weg!!
"Du musst gehen!" Ihre Stimme war viel schäwcher als beabsichtigt, aber doch voller ehrlicher Eindringlichkeit, durchsetzt mider Angst, welche sie fühlte. "Bitte...", whisiperte sie, obwohl ihr klar war, dass ihre Worte im Knarzen der Stufen nun untergingen. "Bitte, du musst gehen, du musst gehen, dreh um, geh...."
Aber das Mädchen kam immer näher. Unter aller Anstrengung die sie bei dem flammend brennenden Rücken aufbringen konnte stand auch Jennifer endlich wieder auf und stolperte wieder zurück. Lauschte, wie die letzten Stufen genmmen wurden. Ihr Blick ging auf die Pfanne auf dem Gasherd, auf das Spiegelei. Angst durchzuckte sie, dennoch griff sie nun nach dem Pfannenwender um das durchsichtige Glibber darauf zu verteilen. Es dürfte unten nicht anbrennen und oben nicht mehr glibberig sein. Und sie musste doch noch den Käse und die Nudeln machen...! Das entsetzen lähmte sie, als ihr bewusst wurde, dass sie das alles niemals rechtzeitig schaffen würde, dass sie die Eier so oder so als letztes hätte machen sollen, erst recht jetzt mit dieser ungeplanten Störung. Für einen winzigen Moment schloss sie die Augen, als die Erkenntnis bis in ihr Tiefstes inneres durchsickerte, in jede Faser ihres Körpers.
Die Schmerzen... würden die Hölle selbst werden.
Kurioserweise ließ sie das ruhiger werden und mit plötzlichem, fast schon gleichgültigem Entsetzen stellte Jennifer fest, dass sie sich gerade endgültig mit ihrem Schicksal abgefunden hatte. Sie...
... Sie hatte sich einfach damit abgefunden.
Die Worte der Stimme der Fremden ließ Jennifer wieder die Augen öffnen. Sie hatte eine zitternde Hand ausgestreckt. Ihre Blick sprach von Schock, von Entsetzen. Jennifer wollte nicht wissen, wie sie wohl gerade aussehen musste. Vor allem ihr rücken, der noch immer bei jeder Bewegung eine einzige Qual war, insbesondere wann immer der Stoff ihres Shirts (sicher am Rücken schon lange blutdrucktränkt) an den aufgerissenen Hautfetzen hängen und und den tiefen Wunden kleben blieb.
Jennifers Mundwinkel zuckten schwach. "Mir gehts großartig.", flüsterte sie. Pure Ironie. Sie warf einen Blick zur Pfanne. Sie hatte verkackt. Das Ei würde ihm nicht gefallen. Dennoch zog sie es von dem winzigen Herd mit nur einer Platte hinunter und stellte es auf die fast noch kleinere Anrichte daneben. "Du solltest gehen.", whisperte Jen. Sie konnte nicht lauter sprechen. Er würde sie sonst hören, egal wo er war. "Solange du noch kannst." Sie holte den Topf raus und bückte sich zu dem Schlauch, der aus der Wand ragte. Ein Waschbecken gab es hier oben nicht. Dabei zischte sie ungewollt auf, als ihr Rücken erneut in Flammen aufging. Dann öffnete sie anhand der kleinen Schraube die Wassersperre und sofort plätscherte das Wasser aus dem Schlauch direkt hinein in den Topf. Sie sehnte sich nach der richtigen und modernen Küche unten. Dort hätte sie die Aufgabe vielleicht noch bewältigen können, aber hier. Es war eine Aufgabe, nur gestellt zum Scheitern. Nicht mehr und nicht weniger. Nichtsdestotrotz machte Jennifer weiter, stellte den Topf mit angestrengtem und schmerzverzerrtem Gesicht auf die Flamme des Gasherdes. Jetzt musste sie warten bis das Wasser kochte. ds Ei würde bis Dahin kalt gewesen. Sie war so dumm gewesen. Wenn die Nudeln fertig waren, würde sie die soße machen und bis die Soße fertig war, wären die Nudeln schon wieder kalt, vom Ei ganz zu schweigen. Es würde eine Katastrophe werden. Eine einzige Katastrophe und sie würde die entsprechende Strafe tragen müssen...
Sie wagte es nicht, die Fremde anzusehen, hoffte, betete einfach, dass sie verschwunden sein möge. Bitte lass sie verschwunden sein...

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Martha
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Martha am 18.04.2022 14:40

Ihre Stimme war leise und schwach, doch sie trug sich durch das Dämmerlicht die Treppe nach unten zu mir. Und auch wenn ich sie so sehr deutlich hörte, die Worte verstand, so entzog sich ihre Bedeutung meinem Bewusstsein. Ich wusste, was sie für sich bedeuteten und hießen, doch der Zusammenhang des Satzes wollte mir an dieser Stelle noch nicht einkommen – noch nicht. Was dieses Haus für mich bereithalten sollte, konnte ich in diesem Moment noch nicht begreifen...und ich wusste nicht, ob ich es jemals können würde. Ich wusste nur, dass ich immer weitergehen wollte, auch wenn sich der viel größere Teil von mir dem eigentlich verweigerte. Doch dieser eine Teil in mir, diese kleine feine Stimme, die ich schon immer in den dunkelsten Stunden gehört hatte, die mir die schaurigsten Ideen und das düsterste Wissen eingehaucht hatte, verlangte, dass ich weiterging...immer weiter die knarzende Treppe hinauf, tiefer in dieses Haus, aus dem die Dunkelheit zu mir sprach...ein Wispern und ein Hauchen, ein furchtbares Flüstern, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten...das schauerliche Flüstern des Todes, das mich bereits als Kind immer verfolgt hatte...und die Stimmen, für die meine Mutter mich immer bestraft hatte – ich sollte mich kreuzigen, ich war in mein Zimmer gesperrt worden, sie hatte mich in Weihwasser gebadet (als ich noch ein kleines Mädchen gewesen war). Doch sie hatte den „Teufel" nie aus mir herausbekommen – und mich dafür büßen lassen. Bei dem Gedanken brannten die Narben auf meinen Armen, wo sie mich mit dem Stock einmal so geschlagen hatte, dass ich geblutet hatte...Von meinem Rücken wollte ich gar nicht anfangen. Ich hätte das zweite Gesicht, hatte sie immer behauptet, und man müsste mir dieses widerliche Zeugs austreiben.
Ich schluckte und nahm die letzte Stufe schließlich mit einem beherzteren Satz, als könnte ich so die Gedanken an meinem Vergangenheit, die ich zumeist hinter der Bibel in meinem verschlossenen Zimmer verbracht hatte, hinter mir lassen, sie die Treppe zurückfallen lassen, damit sie mich nicht mehr belästigten. Das klappte allerdings selbstverständlich nicht so leicht – doch der Anblick, der sich mir hier oben bot, tat sein eigenes, um all die scheußlichen Gedanken an mein eigenes Leben aus meinem Kopf zu vertreiben...und sie gegen ganz neue zu ersetzen...
Mit geweiteten Augen blieb ich abrupt stehen, als ich sie sah, das Mädchen, das die Treppe nach unten zu mir gesprochen hatte, mich darum gebeten hatte, einfach wieder zu gehen...Sie hatte ein Halsband aus Metall um den Hals und war damit an einer Kette an der Wand befestigt, wie ich annahm, denn die Kette stand leicht unter Spannung und zog sich in die Küche hinter ihr zurück, aus der Geruch nach Ei in der Pfanne drang. Mir wäre das Wasser im Mund zusammengelaufen, denn es roch so gut, wäre da nicht ihr durchgeblutetes Shirt gewesen, auf dem sich deutliche Verletzungen auf ihrem Rücken abzeichneten. Doch ich blieb standhaft, wich nicht zurück. Nichts, was ich nicht bereits gelesen oder gehört hatte – meine Religion war voll solch grausiger Dinge...nicht zuletzt durch die selbst herbeigeführt, wenn ich nur an das Mittelalter dachte. Was mich daran allerdings aufstoßen ließ, war die Tatsache, es nun wirklich zu sehen...heute, in unserer Zeit. Ich schluckte und wandte mich leicht ab, brauchte einige Zeit, um wieder zu ihr zu sehen. Ihre Worte, eindeutig sarkastischer Natur, regten nichts in mir – also die Abscheu. Doch ich konnte mich abwenden, ich konnte nicht gehen...ich musste bleiben. Die Stimmen befahlen es mir. Sie drangen aus jeder Wand, aus der Schwärze der Schatten überall um uns herum, sie zogen mich näher zu ihr. Und so wagte ich es, ich trat näher an die Küche heran, in die sie sich zurückgezogen hatte. Ich hielt den Atem an, der Geruch nach Blut hing schwer in der Luft – metallisch und stark kroch er einem in die Nase und ließ einen würgen. Um sie herum tanzten die Schatten; eine düstere Schwere lag auf ihr. Ich hatte es schon oft gesehen. Die Last des Lebens, wie sie schwer auf den Menschen lag – besonders solchen, die schwer gesündigt hatten...oder die Opfer schwerer Härten geworden waren. Ich schmeckte die Bitterkeit förmlich in der Luft. Dieser Ort war dunkel und böse. Und derjenige, der seine Schatten an ihr hinterlassen hatte, die nun an ihr nagten und ihr das Leben aussaugten, war abscheulicher als alles, was ich bisher erlebt hatte. Früh hatte ich gelernt, den Mund zu halten – die Menschen wurden nicht gern mit ihrer Dunkelheit konfrontiert...nicht einmal, wenn sie dieses Wissen retten konnte. Meine Mutter selbst war verfolgt gewesen von all ihren Sünden, doch als strenge Christin hatte sie sich für absolut rein gehalten...und mich bestraft, wann immer ich mich ihr anvertraut hatte.
Zögerlich streckte ich eine Hand aus, als ich ihr nähergetreten war. Ich wollte sie berühren, ihr Nähe schenken, doch noch ehe ich sie erreichen konnte...Die Schatten brannten auf meiner Haut und auch wenn ich nichts erkennen konnte, hatten sie sich mir tief eingebrannt – und meine Hand zuckte zurück. Ich schmeckte Vergewaltigung und Prügel, spürte Scham und Schmach, Wut und brennende, alles verzehrende Angst, konnte den Schmerz riechen, das Verderben. Und mir wurde schlecht von all diesen Eindrücken, dass ich einige Schritte zurückwich. Meine Finger hatten nur Zentimeter von ihrem Rücken entfernt geschwebt und schon so viel hatte sich mir eingefressen. Etwas Furchtbares ging in diesem Haus vor und ich wusste nicht, ob ich noch mehr erfahren wollte oder ob ich es – ihrer Bitte nachkommend – verlassen sollte. Doch...ich konnte sie nicht hier lassen...nicht so!
Und so überwand ich mich schließlich, nachdem ich mich geräuspert hatte, meine Stimme wiedergefunden hatte. „Was ist das für ein Ort? Wer bist du und was ist dir geschehen?" Meine Stimme war eindringlich und deutlich, auch wenn ich mich gar nicht so fühlte – doch um standfest zu bleiben, ballte ich meine Hände zu Fäusten neben meinem Körper...das half. Ich sah sie an, meine Miene beruhigend und bittend, aber dennoch standhaft, sie zu einer Aussage drängend.

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Jennifer
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Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Jennifer am 25.04.2022 08:46

Noch immer betete Jennifer schnell und schweigend, dass die fremde Person verschwunden sein möge. vielleicht hatte sie es sich ja sogar alles nur eingebildet? Und die Andere war gar nicht da, sondern einfach nur eine Halluzination? Eine Halluzination geboren aus Angst, geboren aus Schmerzen und Einsamkeit? Obgleich sie selten wirklich einsam war. Er war oft bei ihr. Aber er war wirklich nicht die Gesellschaft, die man sich wünschte..
Unbedacht hob Jen die Augen als sie noch die Nudeln neben den Topf stellte, wo das Wasser erst noch anfangen musste zu kochen. Und ihr Blick traf direkt den der Fremden, die bedeutend näher getreten war. Näher als gut für sie wäre. Jen zuckte unwillkürlich vor Schreck ein wenig zusammen, trat einen Schritt zurück und berührte mit ihrem zerfetzten Rücken die Wand.
Ein Schrei zerbrach die Stille. Erst nach einigen Herzschlägen wurde Jen bewusst, dass es ihr eigener Schrei gewesen war. Und dass sie jetzt, im Gegensatz zu vorher, auf dem Boden kauerte, die Augen geschlossen, leise wimmernd, heftig und schwer atmend. Sie schluckte, Schweißperlen standen ihr auf der Stirn während sie sich nun feste auf die Zunge biss um die Schmerzen zu unterdrücken, sie zu ignorieren. Das war doch nichts gewesen. Nichts. Nichts.
Sie hatte schon so viel Schlimmeres erfahren.
Mit diesem verbissenen Gedanken kämpfte sich Jen erneut zurück in eine stehende Position, wieder sah sie auf die Fremde. Und als diese sprach, als diese ihre Fragen stellte schlug die Erkenntnis sie plötzlich wie eine Ladung eiskalten Wassers ins Gesicht. Es war als würde sie nach unendlichen Zeiten unter Wasser endlich mit dem Kopf die Meeresoberfläche durchbrechen und nach Luft schnappen. Wunderbar kühle, Hoffnung-machende Luft.
Vorsichtig trat Jen auf die Fremde zu, ganz wenig nur, und ihre Stimme so leise, dass man es kaum als Flüstern bezeichnen konnte, dabei dennoch schnell und eindringlich. "Mein Name ist Jennifer Georgina Buckley, ich komme aus Colorado aus den USA und war Forensikerin beim LAPD. Ich... wurde entführt und verkauft. Ich weiß nicht mehr wann. Das hier ist sein Haus." Die Angst kehrte zurück. Die heiße unerträgliche Angst vor seiner Rückkehr. "Bitte... er wird bald zurück sein und er darf dich nicht sehen.. Bitte..." Es war nicht mehr als ein Wispern.
Das kurze winzige Hoffnungsgefühl wurde von der aufsteigenden Verzweiflung wieder unterdrückt. Ruckartig wandte Jen sich ab, kämpfte mehr oder minder erfolgreich gegen die Tränen und schüttete die Nudeln in das noch nicht gänzlich aber doch schon dampfende Wasser. Es war schmerzhaft gewesen zu sagen wer sie einst gewesen war. An ihr verlorenes Leben zu denken. Es war vorbei. Es würde nie mehr so sein, es war...
...vorbei.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.06.2022 21:52.

Martha
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Martha am 28.05.2022 14:03

Mit vorsichtigen und unsicheren Schritten war ich schließlich näher getreten, hatte die Treppe endlich hinter mich gebracht - ohne einen weiteren Unfall zu bauen. Die Düsternis kroch aus allen Ecken, hockte in den Schatten und schlich sich langsam in meine Ohren. Der Puls rauschte und mein Atmen war schwer; mit jedem Atemzug zog ich die schwer Luft nach abgetragener Kleidung, alter Einrichtung, Schimmel und...eben Essen in mich auf. Eine schauerliche Mischung, die mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Und mit einer Gänsehaut trat ich näher an die Küche. Diese ganze Szenerie jagte mir furchtbare Angst ein - auch wenn ich nicht genau den Finger drauf halten konnte, was hier eigentlich so verkehrt und schlimm war. Es war ein verlassenes Haus und hier gab es ein Mädchen in leicht zerschlissener Kleidung, die das Abendessen kochte. Doch...ich wusste es ziemlich genau: Es war auf jeden Fall dieses seltsame Bild, das sich mit hier bot! Aber ich blieb standhaft und wich nicht zurück, so schwer es auch war. Nein, etwas hielt mich genau hier. So sehr sich jede Muskelfaser meines Körpers schrie, ich sollte mich in Bewegung setzen und schnell das Weite suchen, hatte ich wieder diese Stimme im Ohr, die mir all das Dunkel an diesem Ort zeigte...und es behielt mich hier. Tatsächlich trat ich sogar noch einen Schritt näher...Eine Idee, die ich zuvor erst einmal hätte durchdenken sollen - denn es hatte schlimme Folgen...
Sie schrie auf und dieser ging mir durch Mark und Bein. Ein Schauer durchfuhr mich und ich zuckte zusammen. Die Schatten, die sie eben noch umtanzt hatten und die mich eben noch verbrannt hatten, wichen für einen Augenblick - hielten Abstand und rauschten in einem grausamen Zug durch die Küche, und verfehlten mich nur um Haaresbreite. Doch spürte die eisige Kälte des Verlorenseins und die sengende Hitze von Angst und Verzweiflung nur wenige Zentimeter von der Haut meiner Arme - und meinem Gesicht! - entfernt.
Als dann Stille einkehrte, war sie noch viel schmerzhafter als es der Schrei gewesen war...Sie breitete sich schnell wie eine dicke Wand in der Küche aus und drohte, mich zu ersticken. Sie drückte auf den Ohren und schnürte mir die Kehle zu. Nichts außer ihrem schweren Atem und Wimmern und meinem entsetzten Keuchen war zu hören - das brutzelnde Essen in weite Ferne gerückt.
Es brauchte einen Moment, doch nach einer gefühlten Ewigkeit, fand ich meine Sprache wieder - mittlerweile war sie wieder auf die Beine gekommen, in der Zeit war ich unfähig gewesen, ihr dabei zu helfen, ich hatte mich nicht rühren können. Und so schluckte ich und räusperte mich - und stellte endlich die Fragen, die mir schon die ganze Zeit durch den Kopf kreisten wie die Aasgeier und die ich bisher weder hatte vertreiben noch nach draußen dringen lassen hatte können. Und sie antwortete tatsächlich...
Doch was ich da hörte, ließ mir nur entsetzt dem Mund offen stehen und bereitete mir heftige Bauchschmerzen. Sollte es denn möglich sein? Sollte es so etwas geben? Ich hatte von Menschenhandel gehört...und ich wusste, was Menschen anderen Menschen antun konnten - ich dachte da an meine eigenen Narben und dir endlosen Nächte voller Geschrei und endlosen Zeilen, das Untertauchen in Weihwasser, um „der unsäglichen und schändlichen Tochter den Teufel irgendwann noch auszutreiben". Ich schluckte wieder und wandte mich einen Augenblick ab, starrte in eine Ecke der Küche, sah sie nicht mehr direkt an, als die Erinnerungen in mir aufstiegen wir die entsetzlichen Fluten des schwarzen Ozeans, den ich überquert hatte, um so weit wie möglich weg von all diesen Dingen zu kommen...Doch solche Dinge holten einen wohl immer eifert ein...Und nun, da ich wieder in dir Schwärze sank, wurde die Stimme, die sonst nur ein feines Flüstern in meinen Ohren war, immer lauter, wurde ohrenbetäubend. Ich konnte meine eigenen Gedanken nicht mehr hören und die Welt war in schwarz-rotes Licht gehüllt. Schreckliche Fratzen in jeder Ecke, Stimmen aus den Schatten, die Entsetzliches schrien, jammerten und quengelten. Gequält und gepiesackt von den schwarzen Schatten aus den Nischen. Ich wollte schreien, doch mein Mund blieb versiegelt - und ich wie angewurzelt stehen. Ich hatte noch immer eine Hand gehoben, im Versuch ihr zu helfen, auch wenn der Gedanken nach wie vor sinnlos war. Und meine Finger waren schwarz geworden, meine Arme aufgerissen, blasse und blutig, mit Teer geschwärzt. Meine Kehle wurde mit eng - ich hatte keine Luft mehr zum atmen. Ich wollte nur noch weg, verschwinden und das alles hinter mir lassen - doch wie lange hatte ich schon versucht, davor davonzulaufen...und nie hatte es etwas gebracht. Und durch all den Krach drangen ihre Worte nur langsam zu mir durch. „...er darf dich nicht sehen...bitte...". Ich zwang mich, von meinem geschundenen und toten Arm aufzusehen und sie wieder ins Auge zu fassen. Schwarze Schatten schwebten an jeder Seite von ihr. Sie zogen an ihren Haaren, rissen ihr die Haut auf, traten ihr in die Beine und fuhren mit schwarzen Krallen über ihrem Rücken und über jeden Zentimeter ihrer entblößten Haut - dick und schwarz quoll das Blut hervor und mit wurde schlecht. Doch ich wollte standhaft bleiben und zwang mich dazu, sie anzusehen. Ein gequälter Geist in mitten von düsteren Monstern in endloser Schwärze. Eine einst strahlende junge Seele mit einem strahlenderen Leben, hinuntergestoßen in den Abgrund. Schwarze Tränenspuren auf dem Gesicht und Augen so müde, als hätten sie bereits in Leben für Jahrmillionen geführt.
Und ich schluckte, biss die Zähne zusammen. Und auf einmal war ich wieder in der abendlichen kühlen Düsternis des Hauses. Vor mir mit ein Mädchen in alten Klamotten, mit einer geschmiedeten Kette an der Wand festgemacht - geschaffen, um sie an der Flucht zu hindern. Ich war wieder zurück! Die Stimme wieder ein leises Flüstern im Hintergrund. Und ich öffnete den Mund:
„Was kann ich tun, um dir zu helfen, Jennifer?"

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Jennifer
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Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Jennifer am 02.06.2022 22:07

Jens Augen waren geweitet - hoffnungsvoll geweitet, zum ersten Mal seit einer Zeit von der sie nicht wusste wie lange sie schon vergangen war. Diese Frau - warum auch immer sie hier war, warum auch immer sie das Haus betreten udn die Treppe hinaufgekommen war - sie war endlich eine Chance. Eine Chance die Welt da draußen wissen zu lassen, dass sie hier war, dass sie Hilfe brauchte!!! Doch dann geschah etwas, mit dem Jen nicht gerechnet hatte - was ihre Hoffnungen so schnell zerstörte, wie sie gekommen war: ein Schleier schob sich vor die Augen ihrer Retterin. Der Blick driftete ab, ohne dass eine Antwort gekommen war. Sie war weg, in einer anderen, noch so viel grausameren Welt. Jen erkannte diese Anzeichen. Sie hatte sie nur selten gesehen da sie beim LAPD nur als Forensikerin hinter den Kulissen arbeitete, aber dennoch hatte sie das ein oder andere mal mit traumatisierten Zeugen zusammengearbeitet. Und dies war der Ausdruck, wenn man in grausame vergangene erinnerungen eintauchte. Wenn man einen Flashback erlitt.
Jen trat wieder einen Schritt zurück. Die Verzweiflung wollte sie erträngen, zerrte an ihren Gliedmaßen, an ihrer Kleidung. Sie würde auch mal so aussehen. Sie wusste es. Sollte sie jemals hier herauskommen (und die eben noch brennende Hoffnung war schon wieder bis auf ein leichtes Fünkchen abgeflaut), dann würde sie auch genau diesesn Blick tragen. Doch noch war sie in der Hölle selbst gefangen. Sie brauchte nicht in Gedanken zurückzukehren. Sie war noch hier. Ihr war nach Lachen und Weinen zugleich zumute. Sie konnte nicht mehr. Sie wollte einfach nicht mehr.
Mit tauben Fingern wollte sie sich gerade wieder dem Essen zuwenden um sicher zu gehen, dass die Nudeln nicht zu weich werden würden (natürlich waren sie gerade noch viel zu hart), da schien die Fremde aus dem Flashback zu erwachen. Jen zuckte heftig zusammen, als sie die Stimme hörte, ihr Herz begann autoamtisch zu rasen - doch es war nicht er, es war nur sie.. nur die Fremde die nicht hier sein durfte!!!
Jennifer schluckte schwer. "Geh!!", whisperte sie. Eindringlich. Flehend. "Geh! Verschwinde von hier und melde dem LAPD, dass ich..." Doch in diesem Augenblick hörte sie das Zuschlagen der Tür, dicht gefolgt von schweren Schritten.
"Bin wieder Zuhause, Vögelchen!!", schallte seine Stimme durch das Haus. Sie konnte sein Gesicht nahezu vor sich schweben sehen, während er das sagte. "Ich hoffe doch, das gute Essen ist fertig, hmmm?" Schon an seiner Stimmlage wusste sie, dass er nicht damit rechnete. Wie auch? Er hatte sie ja extra hier oben kochen lassen, eine unschaffbare Aufgabe mit dem was er wollte und dem was sie zur Verfügung hatte.
Sie atmete nicht mehr. Der Eisenring um ihren Hals schien immer enger zu werden, ihr nach und nach die Luft abzuschnüren. Nur der Tatsache, dass dies hier schon lange Alltag für sie war verhinderte, dass sich ihre Blase entleerte als sie hörte, wie er die Treppe erreichte.
Geh!!!, formte Jen stumm mit den Lippen, die Augen vor Entsetzen geweitet. Er dürfte hier sie nicht finden, er dürfte sie hier nicht finden, er durfte sie auf keinen Fall hier finden....!!

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Martha
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Martha am 19.09.2022 01:19

Ich tat mich schwer damit, diese Bilder abzuschütteln – selbst nachdem sie geendet hatten, der Strom, der Film vor meinem inneren Auge erstorben war. Doch sie flimmerten noch vor meinem inneren Auge und hatten sich tief in meine Netzhäute gebrannt. All diese Dunkelheit, die Schwärze, das Böse um mich herum. Ich war mit Erzählungen, von Geschichten, Flüchen aufgewachsen...meine Mutter war eine strenge Christin gewesen, doch...all dieses Elend. Mir war schlecht, mein Magen hatte sich mir umgedreht und auf einmal schlug mir das Herz bis zum Hals. Und auch wenn sie noch da war, diese Neugier, diese...Angespanntheit, diese Erregung, auf die Dinge, die hier warten mögen, die allesamt noch tief in mir glühten, bereit, jederzeit wieder ein Feuer zu entzünden, so sehr hatte die Panik nun von mir Besitz ergriffen, denn ich hatte es gesehen, ich hatte es gespürt, die Schwärze, die hier hauste, und die sich tief in das Herz des Mädchens gesetzt hatte, das hier angekettet war; so tief, dass es sie beinahe vollkommen ausgebrannt hatte, wenig war übrig von dem Mädchen, das sie einmal gewesen hatte...denn auch das hatte ich gesehen und gefühlt. Und ich hatte sie beinahe angefasst – meine Finger waren dabei schwarz geworden, das Fleisch an meinem Arm aufgerissen und blutig vom heißen schwarzen Teer einer Seele, der hier hauste, der aus den Wänden quoll und aus allen Ritzen sickerte.
Ich stieß einmal heiß auf, doch ich konnte ein Erbrechen unterdrücken, starrte sie an und...sprach das die Worte, die vermutlich ebenso meine eigene Verdammnis herbeiführen konnten. Auf der anderen Seite, allerdings, hatte meine Mutter immer gesagt, dass ich bereits verloren sei, was sie auch versucht hätte. So oder so...Meine Nackenhaare waren aufgestellt, in gleichsam ängstlicher Erwartung. Ich wusste, dass etwas schlimmes geschehen würde, doch...nur wann und wem? Doch jeder weitere Gedanken an das Thema erübrigte sich...Ich hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und schwere Schritte traten in den Flur, dicht gefolgt vom Rufen eines wiedergekehrten Gatten. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter.
Ich sah ihr in das panische Gesicht. Immer wieder versuchte sie mir klarzumachen, dass ich verschwinden sollte, doch nun sah ich meine Felle wegschwimmen – ich kannte keine Ausflüchte in dem düsteren Haus. Er war unten...in der Nähe der Treppe – wie sollte ich da unbemerkt verschwinden. Die einzige Antwort, die sich mir mit erschreckender Eindringlichkeit aufschob lautete: Es gab keinen Ausweg. Ich konnte mich nur verstecken und auf das beste hoffen. Wenn meine Mutter mich jetzt sehen könnte – wie würde sie es nur herumschreien, dass mir das alles recht geschah für meine verdorbene Seele, für mein ohnehin verlorenes Leben.
Ich begann am ganzen Körper zu zittern, während ich sie immer noch anstarrte und sie starrte vorerst zurück, mit einem Auge immer beim Essen. Bisher hatte ich es kaum bemerkt, doch die Deutlichkeit, die Umsichtigkeit, mit denen sie dieses Essen bedacht hatte, ,ließen sehr tief blicken. Es gab für mich nur eines zu tun, als ich die Schritte des Mannes näherkommen hörte: Ich musste mich verstecken. Mit aller Kraft riss ich mich deshalb zusammen und löste mich schwerfällig aus meiner panischen Starre. Mein Blick fiel instinktiv auf das kleine Badezimmer – soweit ich es als solches in der Düsternis ausmachen konnte. Ein Ort, an dem ich mich schon so oft versteckt hatte – wie oft ich die Tür hinter mir abgeschlossen hatte, mich panisch in der Badewanne verkrochen hatte, während meine brausende und tosende Mutter die Tür beinahe mit bloßen Händen einzureißen drohte. Bei der Erinnerung allein bekam ich schon wieder eine Gänsehaut und ich musste mich zwingen, die Tür hinter mir zu schließen und mich schnell in eine Ecke zu kauern, deutlich darauf bedacht, keinerlei Geräusche zu verursachen; Jahre der Schande und der Schinderei, des Auslachens und Ärgerns durch Klassenkameraden hatten hier ihr gutes...ich konnte vollkommen unbemerkt an die entlegensten Orte gelangen, war so leise wie eine Kirchenmaus, unauffällig, unscheinbar. Niemand bemerkte mich so schnell...Doch nun konnte dieses Talent überlebenswichtig werden.
Ich legte mir eine Hand über Mund und Nase und versuchte, so leise zu atmen, dass ich beinahe gar nicht mehr tat. Ich lauschte auf jedes Geräusch vor der Tür – und in der Dunkelheit des Badezimmers wirkte alles, was sich dort abspielte, noch viel grusliger, als es das nicht sowieso schon war. Ich musste panische Seuzer zurückhalten, die sich in meinen Atem schleichen wollte. Und ich musste den Drang unterdrücken, einfach loszuschreien. Wie hatte ich nur so blind sein können?! Und wieso waren mir meine Augen erst jetzt wieder einmal geöffnet worden...wie schon so manchmal, aus dem Nichts, wenn ich am wenigsten damit rechnete...und es erst recht nicht brauchen konnte? Ich kniff die Augen zusammen, noch immer ganz leise wimmernd. Bitte, bitte; ich wollte nicht sterben, ich durfte nicht sterben...Wenn das alles nur ein schrecklicher Alptraum war, so wollte ich nun aufwachen! Bitte. Bitte!

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Jennifer
Gelöschter Benutzer

Re: Jennifer &' Martha: Quite a different kind of meeting...

von Jennifer am 19.09.2022 13:45

Die Zeit zog sich elendig in die Länge. Als würde man einer Bombe beim Ticken zu schauen und einfach nur untätig auf die Explosion warten. Es gab kein Zurück mehr, es gab nichts was man tun konnte, man konnte sie nicht mehr entschärfen, man konnte nur noch stumm flüsternd vor sich hin beten, dass sie doch bitte doch nicht hochgehen möge, dass sie doch bitte bitte doch nicht hochmögen würde...
Aber immerhin bewegte sich die Fremde. Jen hörte das Knarzen der Treppenstufen, als er die erste betrat, als sich die Frau vor ihr - deren Namen Jen in der allgemeinen Panik wieder vergessen hatte (hatte sie ihn ihr überhaupt genannt? Sie erinnerte sich nicht daran!) - endlich in Bewegung setzte und sich leise huschend, wie ein Schatten in dem anliegenden Badezimmer verschanzte. Jen schluckte schwer. Der altbekannte Kloß in ihrem Hals wurde größer und größer. Er mochte es nicht, wenn sie sprach. Außer er befahl es. Sie war seine stumme demütige Dienerin. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie musste sich dazu zwingen sich wieder dem Herd zuzuwenden. Die Nudeln bräuchten nicht mehr lange, das harte Spiegelei mit den braunen Rändern war kalt, die Sauce, in welcher Jennifer schnell noch zu rühren versuchte, schien ein wenig am Boden festzuhaften und zu kleben.
Knarrrrzz.... Jen schloss die Augen. Dieses Geräusch kannte sie. Es war die letzte Stufe. Er war oben. Sie konnte es hören. An seinen Schritten. An seinem Schnaufen. Und auch an seinem Geruch nach kaltem Tabak, schalem Bier und zu starkem Aftershave. Und dann an dem Atem, welchen sie in ihrem Nacken fühlte auf ihren schlimmen zerfetzten Rückenwunden und eine kalte Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. Bald würde sie ohnmächtig werden. Bald würde sie nicht mehr können, bald würde ihr Körper zusammenklappen. WIe oft sie das schon gedacht hatte - und wie selten es tatsächlich eingetreten war. Der Körper war zäher als man meinte und er hielt mehr aus als er sollte.
Ajuan schnalzte mit der Zunge. "Na na na... das sieht ja gar nicht gut aus, meine Liebe", raunte er und packte mit kräfter Hand ihr  Kinn um sie zu zwingen ihn anzusehen. Sie tat es. Alles andere würde es nur noch viel schlimmer machen. "Wozu habe ich eine Küchenmagd, die nicht richtig kochen kann, hm?" Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Das grausame Grinsen. Das Grinsen, das Schmerzen ankündigte. Fürchterliche Schmerzen. Er stieß auf und Jen konnte an seinem Atem riechen, dass er bereits auswärts gegessen haben musste. Die Sauce brutzelte leise vor sich hin. Sie musste umgerühr werden. Doch Jen sagte nichts. Jen tat nichts.
"Du musst lernen, mir zu gehorchen. Du musst lernen mir das zu geben, was ich will, okay?" Seine Finger strichen ihr eine blonde Haarsträhne hinter ein Ohr. Ihr Rücken pochte und schmerzte. Sie nickte, noch immer stumm, wagte es jedoch kaum in dieses Gesciht zu sehen, welches sie in ihrem Lebtag nie mehr vergessen würde.
Für einen winzigen Moment schien der Mann besänftigt. Dann jedoch hatte er ihre Hand gepackt, den Topf Nudeln umgestoßen, sodass heißes Nudelwasser auf ihren Arm, ihren Brauch und ihre teilweise aufgerissene Seite spritzten und presste ihre Hand hinein in die klein züngelnden, blauem Flammen des alten Gasherdes.
Jennifer schrie. Ihr schrei gleich dem eines Tieres, hoch, kratzig, qualvoll. Er zog sich in die Länge, ihr Körper warf sich nach unten, mit aller Kraft, um die Hand irgendwie diesen Schmerzen zu entziehen, doch er war stärker, er hielt sie fest, er ließ sie nicht los. Immer schlimmer wurde es, immer schlimmer, bis Jennifer austrat, sich immer und immer wieder einfach nur wegwarf weg weg weg...
Und dann ließ er sie los, ihr Kopf schlug heftig gegen den Boden und sofort spürte sie auch dort Blut. Ihre Hand pochte und schmerzte. Wimmernd lag sie auf dem kalten Boden, zwischen herausgeklatschten Nudeln und Wasser, unfähig sich zu bewegen. Er nahm sich die kleine Pfanne mit dem Ei und hockte sich dann kurz neben sie, um sanft über ihre Wange zu streichen. Tränenspuren glitzerten entlang ihrer Nase und sie umklammerte die Hand, welche sich nicht mehr im Entferntesten wie eine Hand anfühlte. "Sei so gut und sei wenigstens eine gute Putzfrau und mach sauber, ja?", bat er sie. "Dann darfst du auch etwas essen und danach wirst du zu mir kommen. Verstanden?" Als sie nicht antwortete schlug er ihr mit der flachen Hanf auf den in blutigen Fetzen hängenden Rücken. "Ob du mich verstanden hast??!!"
"Jaa.... jaaa..." Es war kein Weinen, es war ein Jaulen, ein Heulen welches aus ihren Lippen drang. Doch es befriedigte ihn offenbar. Er stand auf, um sich wieder auf den Weg die Treppe hinunter zu machen. Und Jen lag da... einfach nur da... und weinte. Weinte und wünschte sich nichts sehnlicher als...
... einfach nur zu sterben..

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